Ich nahm erneut die Schöpfkelle in die Hand und goss dann den Tee von Undertaker etwas auf, dadurch, dass er noch kühlen Tee in seiner Tasse hatte, würde es wohl eine so ziemlich perfekte Trinkwärme ergeben, bei mir tat ich dann dasselbe. Ich nahm ebenfalls einen Schluck von meinem Tee, bevor ich ihn wieder abstellte und die Hände erhob, Ich habe so viel von mir erzählt, möchtest du mir etwas von deinem Leben erzählen?

Der Tee war dieses mal wesentlich weniger heiß, aber ich trank ihn genauso wie den vorherigen auch, ohne jegliche Vorsicht, aber ich genoss ihn sehr, ich mochte diesen Geschmack, vielleicht auch einfach nur, weil Cecil ihn angemischt hatte. Seine Frage überraschte mich etwas und ich legte den Kopf schief, während ich antwortete. Was möchtest du denn wissen?

Ich weiß nur sehr wenig über dein Leben vor dem hier, außer das du offenbar viel gereist bist und andere Shinigami gekannt hast., beantwortete ich seine Frage und zuckte dann mit den Schultern, bevor ich eine einladende große Geste mit meinen Armen machte, Aber ich möchte dich nicht drängen etwas zu erzählen, was du nicht erzählen möchtest.

Vielleicht wäre es kein Schaden einmal davon zu erzählen.Ich kann es ja einmal versuchen. Aber es war immer noch ein schweres Thema, egal wie viele Jahre bereits vergangen waren. Die Shinigami die ich kannte gehörten zu meiner Familie, meine Mutter und meine Schwester. Wie du dir durch meine Wortwahl ausmalen kannst sind sie beide tot. Es tat weh das zu deuten, dabei lag es schon so weit in der Vergangenheit, aber vermutlich hatte ich nie ganz losgelassen, das Skelett meiner Mutter und meine Death Scythe waren deutliche Zeugen davon.

Vorsichtig nickte ich, das mit der Mutter... nun, nachdem Skelett in seinem Haus war ihr Tod wohl weniger verwunderlich, aber trotzdem sah ich sehr betroffen aus, ich wusste nicht, wie lange es her war, aber es musste trotzdem nicht einfach gewesen sein. Mein Beileid., deutete ich und legte eine Hand auf mein Herz, während ich ihn direkt ansah, Das muss sehr schwer für dich gewesen sein.

Ich wäre ihnen damals beinahe gefolgt, aber ich habe knapp überlebt, ein reisender Heiler hat mir das Leben gerettet, von ihm habe ich einen Großteil meines Handwerks gelernt. Ich bemerkte, wie meine langen Hände etwas zu zittern begannen, obwohl ich keine genaueren Details nannte. Ich war mehr verwundert über diese Reaktion, allerdings ergab es wohl durchaus Sinn, ich hatte diese Sache immer noch nicht verarbeitet, auch nach so vielen Jahren nicht.

Ich bin froh, dass dein Pfad diese Wendung gemacht hat, aber es muss schwer gewesen sein ohne deine Familie. Mit großen Augen betrachtete ich Undertaker und bemerkte, wie seine Hände zu zittern begannen, während er deutete, es war das erste, was mir auffiel, während ich dem reisenden Heiler dankte, dass er ihn gerettet hatte. Heiler verrichteten wahrlich das Werk der Mutter Natur, ansonsten hätten sich Undertaker und ich nie kennengelernt. Ich wusste dennoch, dass es Undertaker unangenehm sein musste, darüber zu sprechen, so wie er sich gerade verhielt, ich beschloss also, ihm diese Last etwas zu erleichtern. Komm, folge mir. Stumm stand ich auf, während ich Undertaker meine beiden Hände hinhielt, ich konnte ihn nicht wirklich aufziehen, dazu war ich viel zu schwach und er zu groß, aber es ging mir um die symbolische Geste dahinter, ihm meine Hand zu reichen.

Ich schätze das war es. Ich vermisse sie immernoch. Ich war überrascht, als Cecil aufstand, scheinbar wollte er mir etwad zeigen, doch beinahe fassungslos war meine Reaktion darauf, dass er mir seine Hände reichte. Nicht nur war das eine Berührung zwischen uns, sie bekam durch Cecils Taubheit auch ein großes Maß an Intimität, immerhin waren seine Hände seine beste Möglichkeit in Worten zu kommunizieren. Ich nahm sie aber natürlich trotzdem an, während ich von selbst aufstand. Ich ließ Cecils schmale Hände aus meinen gleiten, als ich stand, um ihm nicht das Gefühl zu geben ich würde ihm den Mund verbieten, oder ihn festhalten.

Ich auch. Natürlich vermisste ich meine Familie noch, keine Frage, dazu gehörte auch nicht nur meine leibliche Familie, aber gerade konnte ich nicht mehr antworten, denn ich hielt nun Undertaker's Hände in meinen. Es setzte großes Vertrauen voraus, das ich allerdings langsam wirklich in Undertaker gewonnen hatte. Ich lächelte ihn sanft an, als er rücksichtsvoll meine Hände gleich wieder aus seinen gleiten ließ und nickte ihm dann zu, bevor ich ihm bedeutete, mir zu folgen, Trembles hoppelte mit etwas Abstand uns hinterher. Er würde schon noch verstehen, warum ich ihn ausgerechnet an diesen Ort mitnahm.

geht zu: Thalberg » Der Friedhof

Ich zog meine eigenen Hände zurück in meine langen Ärmel und folgte Cecil nun auch schweigend, Ciel sprang uns nach und kletterte dann an meinem langen Mantel hoch, um auf meiner Schulter mitgetragen zu werden. Ich wusste erst gar nicht wohin wir gingen, erst nach und nach wurde mir die Umgebung bewusst, die Geräusche, die nicht besonders laut waren, gemessen an dem Ort verständlich, aber auch die Schatten und Konturen die ich sehen konnte, sie alle waren mir sehr, sehr vertraut.
(Thalberg/Der Friedhof)

cf: Undertaker's Laden

Gerade hatte ich es noch nachhause geschafft, wackelig auf den eigenen Hufen, die lange Zeit in der ich nur gesessen war, ohne Schlaf, ohne Essen, ohne Trinken, hatte mir nicht sonderlich gut bekommen, aber ich hatte es mir natürlich nicht anmerken lassen. Zuhause ließ ich mich nun allerdings auf mein kleines Lager fallen, wo ich mich nur noch einkringelte und sofort tief und fest eingeschlafen war, vor lauter Erschöpfung. Trembles kuschelte sich an mich und ich schlief sicherlich durch den nächsten Tag einfach hindurch.

Am nächsten Tag stand ich dafür allerdings früh auf und versorgte mich erst einmal ausführlich mit Trinken und Essen, es war nicht so einfach, denn mir war sehr schwindelig, aber ich hatte schon einiges an Erfahrung mit meiner Schwäche. Dann machte ich mich allerdings auch schon auf, Trembles an meiner Seite, zu Ranya, ich schuldete ihr immerhin noch eine Entschuldigung.

tbc: Ranyas vier Wände

cf: Thalberg » Der Marktplatz

Erleichtert von dem Gespräch mit Ranya waren ich und Trembles wieder nachhause zurückgekehrt, wo ich wieder gemerkt hatte, wie müde ich doch noch war, und mich erst einmal wieder hingelegt hatte. Am Nachmittag hatte ich dann ein kleines Ritual für unsere Mutter Natur vorbereitet. Es war nichts großes, zu mehr war ich auch irgendwie nicht in der Lage, bevor ich mir überlegt hatte, was ich für Ranya am nächsten Tag mitnehmen könnte als kleines Geschenk. Ich entschied mich dazu eine Blumenkrone für sie zu flechten.

Am nächsten Tag brach ich dann pünktlich zu ihr auf, denn natürlich wollte ich sie nicht warten lassen.

tbc: Ranyas vier Wände