Da ich aufgrund meiner chronischen Lungen Krankheit von Sport und Anstrengung absehen musste, aber diese frische, saubere Luft hier oben mir gut tat, machte ich jeden Tag einen Spaziergang auf den Pfaden, immerzu nahe der Stadt, um nicht zu weit zu gehen. So konnte ich trotz allem meinen Körper ein wenig in Form halten und dafür sorgen, dass ich genügend Bewegung bekam.
Tief atmete ich durch und blieb kurz stehen. Der verräterische Hustenreiz, der sich bereits beim Atmen auftat, sagte mir, ich sollte es etwas langsamer angehen, weshalb ich stehen blieb, um eine Pause zu machen. Dabei wurde ich allerdings auf ein leises Fiepen aufmerksam, das mich noch einmal tief durchatmen ließ. Ich verfolgte das Geräusch, es klang wie ein Tier in Not, und da musste ich einfach helfen. Aufmerksam näherte ich mich, immer wenn ich das Tier Fiepen hören konnte. Der Schnee knirschte unter meinen Stiefeln und es war das einzige Geräusch, das diese winterliche Stille hier durchbrach. Sanft fielen Schneeflocken zu Boden, Wolken M Horizont kündigten aber bereits einen Schneesturm an. Ich musste mich beeilen, wenn ich dem Tier helfen wollte, und sie oder ihn finden.

Ich war heute als Fuchs außerhalb der Stadt unterwegs. Es hatte mich auf den Südpfad gezogen wo ich ausgelassen herungetolt war. Ich war durch den Schnee gesprungen, hatte mich darin gewälzt und hatte aus Spaß kleine Tiere gejagt. Dabei war ich aber unaufmerksam geworden und bin direkt in eine durch Schnee verdeckte Felsspalte gefallen. Beim Sturz hatte ich mir das linke Hinterbein an der Außenseite aufgerissen. Es tat ziemlich doll weh und ich kam auch nicht an den Rand der Spalte um mich rauszuziehen. Ich fiepte und jaulte etwas in der schwachen Hoffnung das vielleicht jemand in der Nähe sein könnte der mich hörte. Ich sollte wohl auch Glück haben denn schon bald hörte ich Schritte im Schnee. Hoffentlich kein größeres Raubtier.

Schon bald erreichte ich eine Felsspalte, die noch ein wenig vom Schnee verdeckt war. Von dort kam das Fiepen, das konnte ich gleich hören. Leicht hustet ich, doch ich würde mich erst um das Tier kümmern. Aufmerksam sah ich in diese kleine Felsspalte, ein Fuchs, so weiß wie Schnee, lag darin. Er hatte sich wohl das linke Hinterbeine aufgerissen. Vorsichtig streckte ich meine Hände in seine Richtung, in die Felsspalte hinein. "Alles wird gut. Ich bin Heiler, weißt du? Ich hole doch da raus und werde deine Wunde versorgen, okay?", redete ich sanft auf den Fuchs ein.

Ich machte mich etwas kleiner als die Schritte noch näher kamen und versuchte herauszufinden wer oder was sich mir da näherte. Das musste ich aber gar nicht denn schon bald tauchte ein Gesicht über der Felsspalte auf. Ein Gesicht das ich als das des Heilers aus Thalberg erkannte. Ich hatte bisher noch nichts mit ihm zu tun da ich mich meist selbst verarztete wenn ich mich verletzte, waren es meist auch nur Kleinigkeiten, aber ich hatte ihn ein paar Mal auf der Straße gesehen. Er sprach mit mir und meinte das er sich um meine Wunde kümmern würde. Ich wehrte mich nicht als er seine Hände in meine Richtung streckte, schnupperte nur aus Reflex einmal an ihnen und streckte mich ihm dann so gut es eben ging entgegen.

Ruhig hielt ich inne, als er an meinen Händen schnüffelte, damit er sich kurz an mich gewöhnen konnte. Erst dann hob ich ihn, möglichst ohne ihm weh zu tun, aus der Felsspalte heraus und legte ihn vor mir ab. Einen Moment musste ich mich weg drehen, nachdem ich das getan hatte, und musste stark Husten, dabei hielt ich mir den Ellenbogen vor. Komm schon Kyle. Der Fuchs ist wichtiger. Soll ich ihn mit zu mir nehmen oder mit meiner Magie heilen? Der Transport wäre viel zu anstrengend für mich.

Als er mich vor sich ablegte streckte ich mich zu meinem Bein und schleckte etwas über die Wunde. Aber als er sich wegdrehte und ich ihn Husten hörte hob ich den Kopf, legte diesen schief und sah ihn fragend an. Wenn er erkältet ist was macht er dann hier draußen? Sollte er dann nicht lieber Zuhause sein? Ich stand auf und humpelte näher zu ihm um ihm anzustupsen.

Schon bald wurde ich von ihm angestupst und ich lächelte leicht gequält zurück. Noch war es aber nicht so schlimm, dass ich die Konstruktion brauchte, die mein Vater extra hatte anfertigen lassen. "Mir geht's gut. Meine Lungen sind nicht so toll, weißt du? Du hast es gerade schlechter, du solltest auf dich aufpassen." Ich holte ein paar Utensilien aus der Tasche, die für einen notdürftigen Verband reichen würden. "Ich möchte deine Wunde erstmal verbinden. Bei mir daheim kann ich die dann besser versorgen, okay?", sprach ich ruhig weiter und deutete auf meine mitgeführten Utensilien. Als Heiler war ich immer im Dienst und bereit, zu handeln.

Nach seiner Erklärung war ich nur noch mehr der Meinung das er sich lieber zu Hause ausruhen sollte, das es chronisch war wusste ich ja nicht sondern ging von einer Erkältung oder ähnlichem aus. Ich fiepte als er meinte das ich besser aufpassen sollte und schüttelte den Kopf ehe ich anklagend in Richtung Felsspalte sah. Klar ich könnte auch reden aber ich sprach als Fuchs eher weniger, besonders wenn ich die Leute mit denen ich zu tun hatte kaum bis gar nicht kannte. Seine Utensilien sah ich mir an und setzte mich dann das verletzte Bein in seine Richtung streckend.

Er fiepte leise und ich tätschelte vorsichtig seinen Kopf. "Mir geht's gut, wirklich", antwortete ich dann. So wie er anklagend zur Felsspalte sah, konnte ich mir denken, was passiert war. "Du bist in die Felsspalte gefallen und hast dich dort verletzt", stellte ich ruhig fest, "Das kriegen wir hin, keine Sorge. Das wird schon. Ich werde deine Wunden gut versorgen und dich pflegen, bis du wieder fit bist."
Als er dann sein Bein streckte und ich so guten Zugang hatte, um den provisorischen Verband anzulegen, konnte ich fast meinen, er sei mehr als nur ein Fuchs. Der Verband war schnell gemacht. " Kannst du laufen? Ich wohne aktuell im Haus des Bürgermeisters, dort kannst du unterkommen und ich verbinde die Wunde richtig, wenn du möchtest."

Ich nickte als er feststellte was passiert war und knurrte einmal die Spalte an bevor ich ihm dabei zu sah wie er den Verband anlegte. Auf seine Frage hin ob ich laufen könnte stand ich auf und humpelte probeweise ein paar Schritte vor und zurück. Schnell war zwar was anderes aber ich würde wohl mit ihm Schritt halten können. Daher sah ich ihn an und wedelte mit dem Schwanz ganz als ob ich sagen wollte " von mir aus können wir los". Es hieß zwar das ich mit zu ihm musste aber das würde ich schon schaffen und wenn er fertig war konnte ich ja irgendwann wieder gehen.

Es war schon irgendwie niedlich, wie er nickte, als könne er mich wirklich verstehen, und dann die Spalte anknurrte, so als würde er dieser die Meinung geigen. Ich war ja schon länger der Überzeugung gewesen, dass Tiere bessere Gefährten waren, als Menschen, und klüger, als wir dachten, aber das hatte ich nun wirklich noch nie erlebt. "Kannst du mich wirklich so richtig verstehen? Alles was ich sage?", fragte ich schließlich, das war wirklich unglaublich. Mittlerweile hatte der weiße Fuchs ausgetestet, ob er laufen konnte, und wedelte kurz darauf mit seinem Schweif, so als wolle er mir sagen, dass wir los konnten. Das war wirklich... wow. Langsam setzte ich mich in Bewegung. "Weißt du, ich hätte dich auch gerne getragen, aber das macht mein Körper leider nicht mit."

Ich sah ihn nach seiner Frage einen Moment lang still an bevor ich nickte und leise jaulte als wolle ich sagen "klar was denkst du denn". Ich humpelte neben ihm her als er sich in Bewegung setzte, sah immer wieder kurz zu ihm auf während er sprach. Das er mich nicht fragen konnte verstand ich wenn es ihm nicht gut ging. Das war ja klar das er sich dann schonen musste. Ich humpelte und hüpfte also neben ihm etwas durch den Schnee. Manchmal wenn ich etwas roch blieb ich auch kurz stehen und steckte die Schnauze in den Schnee aber holte dann immer relativ schnell wieder zu ihm auf.

Kurz sah ich ihn mit großen Augen an, nachdem er genickt hatte und als Antwort ein leises Jaulen von sich gegeben hatte. Dabei humpelte er neben mir her. Leicht schmunzelnd beobachtete ich immer wieder, wie er stehen blieb um kurz zu schnüffeln oder die Schnauze in den Schnee zu stecken. Er war einfach süß. Geduldig wartete ich dann immer wieder, es machte mir nichts aus. Ich war eher froh über das langsame Tempo, das wir hatten, denn das strengte mich nicht so sehr an. Wir näherten uns schon bald Thalberg. "Kennst du das Haus des Bürgermeisters? Dort wohne ich, da müssen wir hin. Geht es noch, schaffst du das?", fragte ich dann besorgt nach.

Bei seiner Frage hätte ich gerade wieder die Nase in Schnee und hob diese dann wieder an, musste erstmal den Schnee von ihr schütteln der drauf lag. Aber dann nickte ich leicht. Wer kannte das Haus des Bürgermeisters denn auch nicht. Klar als normales Tier würde ich es nicht kennen aber als Einwohner von Thalberg kannte ich es natürlich. Als Zeichen das ich das schaffen würde humpelte ich ein Stück vor und sah ihn auffordernd an.