<- Thalberg » Der Versammlungsplatz

Wie war der Kampf gegen das Prinzchen?, fragte ich schließlich mit einem spöttischen, dreckigen Grinsen, ich konnte mir schon sehr gut vorstellen, wie es gelaufen war, der Kleine war noch ganz grün hinter den Ohren und dazu auch noch deutlich schmäler, das musste nicht unbedingt ein Nachteil sein, aber das war ja wohl wenn dann etwas für Frauen, oder noch schlimmer, einen von diesen Magiern, die sich auch einbildeten, manchmal zum Schwert greifen zu müssen. Allesamt auf Pferden unterwegs ritten wir den Ostpfad hinunter, wir mussten hier immer etwas langsamer reiten, wegen dem vielen Eis.

Unsere Gruppe ritt den eisigen, schneeigen Pfad entlang, den wir auch gekommen waren, um endlich wieder zurück Nachhause zu kommen. Sunrise setzte seine Hufte geschickt und umsichtig und ich strich ihm hier und da lobend über den Hals. Unsere Freunde unterhielten sich hier und da auch, oder hingen ihren Gedanken nach, es war noch ein weiter Weg vor uns. Einfach, der kleine Hanswurst hatte doch keine Ahnung wie ein richtiger Ritter kämpft. Er hat sich zurück treiben lassen wie ein verängstigtes Schaf und konnte sich am Ende nicht anders helfen als seine widerliche Magie zur Hilfe zu rufen.

Er beherrscht Magie? Und ich dachte schon, schlimmer kann dieses "Königreich" nicht verkommen. Dröhnend lachte ich, sehr zufrieden mit der Erzählung von Diego. Im Hurenhaus wäre er vielleicht doch besser aufgehoben, wie seine Mutter und seine Schwester, die Mischbrut allesamt., redete ich schön brav das nach, was auch meistens in der Hafenkneipe über die Königsfamilie von Illaemor gesagt wurde, ohne groß darüber nachzudenken, es war immerhin auch die allgemeine Meinung um uns herum. Unsere Freunde reagierten entweder mit leichter Zustimmung oder hörten auch nicht zu, es war immerhin ein weiter Weg, Fred und Kostas zum Beispiel waren offenbar in ein sehr tiefgreifendes Gespräch verwickelt.

Das tun die doch alle und verlassen tun sie sich auch nur darauf, mit diesen weichen Armen war es ein Wunder, dass er das Schwert überhaupt heben konnte. Ich stimmte auch in Gorns lautes Lächeln ein, besonders, als er die Königsfamilie so beleidigte. Blutsverräter, das sind sie. Ich hasste diese besonders, diese Mischwesen, dass ich selbst eines war wollte ich gar nicht erst hören, ich wollte ja nicht einmal daran denken. Ich war ein völlig normaler Mensch, das war alles was ich war.

Dreckige Mischblüter. Gut gelaunt lachte ich nur und pflichtete ihm bei, die meisten unserer Freunde ebenfalls, oder sie ignorierten uns oder waren anderweitig beschäftigt, aber so war es meistens, wir waren durchaus eine große Gruppe, aber mit unserer ganz eigenen Dynamik. Ich freue mich bereits wieder auf Elsweyr, Bruder, dieses ewige Schneegestöber und dieser Waffenfrieden sind einfach nur anstrengend. Eines Tages wird diese eigensinnige Stadt sowieso auch zu Elsweyr gehören, ewig können sie sich nicht hinter den Magielutschern verstecken., sagte ich schließlich zu Diego, aber ich freute mich auch vor allem auf Elsweyr, weil ich dann endlich von diesem verdammten Gaul steigen konnte, ich mochte mein Pferd, aber das reiten war einfach nicht meines.

Zurück in die trockene Wüste. Kein Wunder, dass hier alle solche Weicheier sind, die sind völlig aufgedunsen von all dem Wasser um sie herum. Ich grinste bei dieser Vorstellung breit und machte es mir hübsch auf Sunrise bequem, ich liebte es zu reiten, es war die beste Art vorwärts zu kommen wie ich fand. Wenn wir zur tat schreiten werden sie sowieso keine Chance gegen uns haben. Magie, pah! Wir walzen die einfach nieder.

Alle verkrüppelt, wenn du mich fragst., meinte ich nur abwertend und lachte dann leise über die Vorstellung, immerhin das hatte ich, um mich zu amüsieren, verweichlicht waren wir nämlich nicht, niemand in Elsweyr war das und wenn doch, dann überlebte man nicht so lange, wenn man nicht jemanden hatte, der einen beschützte. Diese teuflische Kraft kann nichts gegen unsere Körperkraft!, stimmte ich leidenschaftlich sofort zu.

Ich warf lachend den Kopf in den Nacken und konnte Gorn nur zustimmen, alle Magier waren doch in Wahrheit Krüppel, auf die eine oder andere Weise. Ganz und gar nichts, ein Schlag gegen einen Magier und der ist doch sowieso am Ende und winselt um Gnade.

So wie Milten früher., meinte ich nur und lachte spöttisch, ob es nun stimmte oder nicht, bevor mir auffiel, dass wir ihn eigentlich schon lange nicht mehr gesehen hatten. Natürlich, wir waren nur Kinder gewesen und sowieso lieber unter uns geblieben, aber er war schließlich durch den Meister ebenfalls hier gelandet, nur hatten wir nie wirklich nachverfolgt, was mit ihm passiert war.

Das größte Weichei von allen. Allerdings dachte ich doch immer mal wieder an den blonden Jungen von damals, auch er war hierher nach Elsweyr gekommen, aber wir hatten ihn seit Jahren nicht mehr gesehen, ich fragte mich einen Moment sogar ob er wohl tot war, ein Magier in Elsweyr hatte sonst ja nicht so viel Auswahlmöglichkeit, es sei denn natürlich er wäre der Königin irgendwie nützlich gewesen.

Auch ich dachte immer wieder an ihn, eigentlich hatte ich ihn gar nicht so ungerne gemocht, aber im Waisenhaus war so etwas schnell untergegangen und die Abneigung gegen Magie war damals schon zu groß gewesen. Generell hatten aber nur Diego und ich meistens Zeit miteinander verbracht. Was meinst du, wo er heute ist?, fragte ich schließlich einfach Diego und musterte ihn fragend. Der Junge hatte immer ein Überlebenstalent gehabt, ob nun durch Glück oder Taktik, er war im Waisenhaus jedenfalls nicht untergegangen.

Gorn sprach das an woran ich eben auch gedacht hatte, wir kannten uns so lange, dass wir wohl doch beide oft an das selbe dachten. Ich richtete mich automatisch etwas mehr auf, ich konnte nicht anders, als mich etwas mehr auf das Gespräch zu konzentrieren, auch wenn ich nicht wusste wieso, ich und Milten waren uns nicht besonders Grün gewesen, mehr vielleicht als die anderen Kinder im Waisenhaus, aber da er ein Magier war, hatte es da keine guten Voraussetzungen gegeben. Wenn er auch nur einen Funken Intelligenz in diesem blonden Schädel hatte hat er sich der Königin nützlich gemacht.

Zwar lachte ich etwas schadenfreudig, aber trotzdem kam es nicht ganz so rüber wie sonst, es wirkte beinahe eher nachdenklich, eigentlich interessierte es mich sehr wohl wie es Milten ergangen war, er und Mariam hatten noch am ehesten zu uns Kontakt gehabt im Waisenhaus, aber nachher war es sich natürlich erlaufen. Ich hatte zwar immer Diego gehabt, aber trotzdem hatten mich die Schicksale der beiden schon gekümmert, auch wenn ich das nie laut zugeben würde. Wer weiß., sagte ich also und zuckte mit den Schultern, bevor ich mich wieder ganz auf diesen verfluchten ewigen Reitweg konzentrierte, auf den ich jetzt schon gar keine Lust mehr hatte. Aber wir würden wohl noch eine ganze Weile unterwegs sein, also versuchte ich es mir nicht zu sehr anmerken zu lassen, auch wenn man mein gelangweiltes Gesicht definitiv erkennen konnte.

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Es wurde noch ein langer Ritt, genug Zeit um weiter zu reden, oder zu schweigen und vor allem lange genug um seinen eigenen Gedanken und Erinnerungen nachzuhängen, Erinnerungen an viel schlimmere Zeiten, Schmerzen und Demütigungen, Trauma und Furcht. Dinge über die ich niemals zu sprechen gedachte, ein echter Mann wurde doch von so etwas auch nicht beeinflusst. Niemals. Man kam einfach darüber hinweg, so einfach war das.
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