Nachdem ich endlich den nervigen Zwerg losgeworden war, hatte ich mich Bettfertig gemacht und hingelegt.

Da ich aufgrund der Ergebnisse der vergangenen Nacht unter Alpträumen gelitten hatte, war meine Laune nicht besonders gut, als ich wieder aufstand. Wenigstens hatte ich den heutigen Tag frei und ich hatte einen Termin um einen meiner Dolche, Dawn, reparieren zu lassen, er war mittlerweile etwas zu stumpf geworden und das gefiel mir natürlich auch nicht. Ich zog mich also an und machte mich auf den Weg.
(Aerilon/Schmiede von Aerilon)

Ich folgte Aurelien in den Raum, wo ich zunächst eine Öllampe entzündete und dann die Tür hinter uns schloss. Der Raum war weder besonders groß, noch besonders ordentlich, meine Sachen lagen wild durcheinander, auf dem Bett lag Einars Mantel, auf und in dem ich sicherlich nicht die letzten Nächte verbracht hatte. Sicherlich nicht. Willst du dich ausruhen? Das Bett gehört ganz dir. Es war für mich überaus ungewohnt so zuvorkommend zu sein, aber Aurelien tat mir wirklich leid, ich konnte mir in etwa vorstellen wie er sich fühlte und wenn ich ganz ehrlich war hätte ich mir früher auch jemanden gewünscht, der sich um mich scherte.

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Wie ein kleines Häufchen Elend, hatte ich einfach nur auf der Stelle gestanden, während Wega die Öllampe entzündet hatte, bevor ich vorsichtig nickte, und dann als erstes meinen Mantel abstreifte. Ich legte ihn einfach auf der Truhe vor dem Bett ab, bevor ich auch meine hochgeschnürten Stiefel abstreifte und mich dann an die Wand beim Bett lehnte und meine Beine anzog, die ich fest umklammerte. Ich wollte mich so klein wie möglich machen, aber es schien einfach nicht so recht zu klappen. Ich legte meinen Kopf schließlich mit der Stirn auf meine Beine, um mein Gesicht zu verstecken. Danke., kam es schließlich leise von mir, Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll. Es tut mir leid dich jetzt auch noch zu belasten.

Ich ließ mich auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch nieder und überschlug die Beine, während ich einen Srm lässig über die Lehne baumeln ließ. Aurelien war nach wie vor ein Häufchen Elend, aber ich wusste nicht wie ich das ändern sollte. Jaja, mach dir jetzt keinen Kopf darum, sieh es als Tausch an, ich hab dir geholfen und dafür konnte ich die Welt von diesen Hurensöhnen befreien.

Vorsichtig sah ich zu Wega, kurz suchte ich ihn mit meinem Blick, aber er saß nun auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch und ich sah ihn aus wässrigen Augen an, allerdings nicht in seine Augen, das wäre mir gerade einfach zu viel. Ich zog stattdessen meine Beine noch näher an mich heran, als könnte ich sie, wenn ich sie noch näher zog, irgendwie in mir verschwinden lassen und dadurch mich als gesamte Person. Sie... sie wollten mich, weil ich der Prinz bin., sagte ich schließlich leise, während mir die Tränen in den Augenwinkeln brannten, aber ich versuchte sie hinunterzuschlucken, Vielleicht aus Rache, vielleicht einfach für die Macht.

Perverse Arschlöcher waren das. Hör mir mal zu, fang bloß nicht an die Schuld bei dir zu suchen, ich weiß, dass man dazu tendiert, aber egal was du bist, egal was deine Familie getan hat, das ist kein verdammter Grund für so eine Aktion, es gibt nämlich keinen validen Grund für sowas. Ich blieb ruhig als ich das sagte, doch man hörte das Gefühl das für mich dahinter steckte, man konnte bemerken wie dringend ich Aurelien meine Worte klar machen wollte, wie sehr ich mir wünschte, dass er sie in sich aufnahm, selbst wenn er sie jetzt, noch im Schock und kurz nach diesem Erlebnis, sie nur schwer umsetzen konnte.

Etwas abwesend starrte ich vor mich hin, ich realisierte erst jetzt, dass es vermutlich genau das war, was ich gemacht hätte, was ich auch noch immer irgendwie machte, aber ich nickte, ich würde es wirklich versuchen. Ich atmete fest durch, während ich schwieg, bevor ich ganz leise fragte, Warum... fühle ich mich dann so dreckig?

Weil das ganz normal ist. Ich strich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und musterte Aurelien mit einem leisen Seufzen. Ich war vermutlich eine der am wenigsten für so eine Sache geeigneten Personen, die es in dieser Stadt gab. Ich kann dir nicht versprechen, dass es bald weggeht, vielleicht tut es das auch nie, aber es wird leichter werden, du brauchst nur Zeit. Viel Zeit.

Wirklich? Nun sah ich Wega doch direkt an, man konnte richtig sehen, wie mir ein Stein vom Herzen fiel, als er sagte, dass das vollkommen normal war, ich kannte natürlich niemandem, dem so etwas passiert war, oder eher niemanden, der darüber offen sprach, aber ich war so froh, zu hören, dass es normal war, auch dass ich Zeit brauchte, ich fühlte mich so oft, als müsste ich alles können oder alles überstehen können, einfach nur wegen meinem Titel. Mir brannten zwar noch immer die Tränen in den Augen, aber ich atmete endlich einmal fest ein. Oh, ich bin so froh, dass du das sagst. Es fühlte sich so falsch an... Ich habe nur gedacht- danke. Ich war Wega wirklich, wirklich dankbar, er war für mich eine wundervolle Person.

Ich nickte zustimmend, jedenfalls ging ich von der Wahrheit meiner Worte aus, denn so waren meine Erfahrungen mit dem Thema. Ich musterte Aurelien, froh darüber, dass er mich jetzt wenigstens direkt ansah. Ist klar, dass du das denkst, aber glaub mir einfach mal, ja? Das ist normal, lass dir von keinem was anderes einreden, es war auch nicht deine Schuld, das entschuldigt nämlich deine Angreifer und da gibt es nichts was das entschuldigen könnte.

Wega wirkte so selbstbewusst, so bestimmt, aber ich hatte auch einen starken Gerechtigkeitssinn und ich wusste, dass er theoretisch recht hatte, nur fiel es mir irgendwie trotzdem schwer diese Gedanken zu verhindern. Es fühlte sich falsch an, aber eigentlich... war ich sehr froh, dass sie tot waren, ich konnte es nicht erklären, ich hasste Tod und Mord, aber alleine die kleine, winzige Erleichterung, dass sie nie wieder so etwas tun könnten, war wenigstens ein kleines Lichtblick. Ich nickte also, während ich meine Beine wieder etwas enger an mich heranzog und meine Arme fester um diese schlang, aber ich behielt meinen Blick auf Wega, es tat eigentlich ganz gut, ihn anzusehen, er war für mich ein bisschen wie ein Fels in der Brandung. Ich schwieg eine Weile, bevor ich leise fragte, Ist es... auch normal sich so schwach zu fühlen?

Ich zögerte kaum merklich, ehe ich antwortete, Schwäche war nicht eben ein Thema über das ich gerne sprach, immerhin hieß es in dieser Welt fressen oder gefressen werden und Schwäche zu zeigen konnte über Leben und Tod entscheiden. Ist es. Man fühlt sich machtlos, oder? Auch wenn die Situation schon vorbei ist. Davon wie man sich währenddessen fühlte musste man Aurelien ja wohl kaum erzählen, das Gefühl, dass einem völlig die Kontrolle entzogen wurde, dass andere vollkommen über den eigenen Körper entscheiden konnten, dass sie ihn benutzen konnten wie sie es für passend hielten. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, doch ich behielt meine recht entspannte Position bei.

Erleichtert atmete ich aus und nickte, denn genauso fühlte es sich an, ich fühlte mich so schwach und wehrlos, auch wenn ich inzwischen nicht einmal mehr unter dem Einfluss von diesen seltsamen Substanzen war, sondern hier, in Sicherheit, aber trotzdem fühlte ich mich vollkommen ausgeliefert, als hätte dieser fremde Mann noch immer seine Hände auf mir. Ich starrte ganz intensiv nun wieder auf meine Knie, als könnten sie mir irgendetwas verraten, das es alles andere nicht konnte, aber in Wahrheit war ich mir nicht einmal sicher, ob ich gerade etwas dachte oder wo ich war, es fühlte sich immer wieder so an, als wäre ich gar nicht in meinem eigenen Körper, es war wirklich seltsam, eigentlich beängstigend, aber ich hatte keine Energie, um mich diese Gefühle fühlen zu lassen.

Okay, Kleiner! Ich klatschte in die Hände um Aurelien wieder aus seiner Trance aufzuwecken, denn ich hatte das Gefühl ihn in seinen Gedanken versinken zu lassen war nicht gut. Das vernünftigste wäre für ihn vermutlich nun sich auszuruhen, aber ich bezweifelte, dass er das jetzt schaffen würde, also musste eine andere Ablenkung her. Hör auf in deinen Gedanken zu versinken, uuuh... erzähl mir was von dir. Irgendwas.