cf: Der Basar

Mit schwingenden Hüften und einer goldverzierten Laute auf dem Rücken, etwas passenderes für solche Gesellschaft, war ich zum Palast aufgebrochen, noch in einen Mantel gehüllt, denn ich wollte Seth's Gesichtsausdruck sehen, wenn ich ihm erst enthüllte, was ich darunter trug. Am Einlass stellte ich mich prompt als der angeheuerte Viscount de Lettenhove und Seth als meinen Leibwächter fest, etwas das uns auch sofort den Einlass gewährte, ich war immerhin nicht dumm. Jetzt hieß es nur ein wenig die Fassade wahren, im geeigneten Moment zwischen der betrunkenen Menge verschwinden und dann die Steuergelder stehlen, während alle hier schön feierten. Das wird ein Spaß., meinte ich grinsend zu Seth, als eine Sklavin zu uns kam, um unsere Sachen abzunehmen, falls wir etwas abzugeben hatten, und das hatte ich, etwas dramatischer als nötig entblößte ich mich also indem ich meinen Mantel aufriss und ihr mit einem frechen Zwinkern überreichte, während ich mich einmal streckte, als wüsste ich nicht genau, was ich da tat.

Ich hatte ein unglaublich schlechtes Gefühl bei unserer Aktion, aber zugegeben, das hatte ich sehr häufig, das war nun nichts neues. Meine Miene war versteinert, seit wir uns dem Palast genähert hatten, ich in meiner neuen Lederrüstung und Baz in seiner Kleidung, die er mir immer noch nicht hatte zeigen wollen. Ich schwieg eisern, während Baz uns vorstellte und uns Zutritt zum Ball verschaffte. Ich blieb dicht an seiner Seite, zum Teil, weil es der Job meiner Deckpersona war, zum Teil, weil ich wahnsinnig nervös war und mich nur die nähe meines Seelenverwandten noch beruhigte. Ich bemühte mich nicht auf die Sklavin zu reagieren, ich hatte ja auch nichts abzugeben, aber Baz hatte einen kleinen Aufttitt geplant und präsentierte mir nun sein neuestes Outfit. Weißer und schwarzer Stoff, etwas Leder und eine freiliegende Brust, die einfach nur Blicke auf sich ziehen konnte. Ohne Zweifel hätte ich den Anblick mehr genossen, wenn wir über all anders gewesen wären, aber ich musterte meinen Ehemann doch einige Momente lang mit wesentlich weniger versteinertem Gesicht, sondern viel mehr begeherenden Blicken, ehe ich mich wieder erinnerte wo ich war und mein Gesicht erneut verschloss. Ich hab ein schlechtes Gefühl bei der Sache.

Mit einem charmanten Lächeln sah ich zu meinem Seelenverwandten, Seth wirkte schon wieder so unglaublich besorgt, auch wenn er sich trotzdem meinem Anblick nicht sofort entziehen konnte, was für mich schon mehr als tausend Worte sprach. Ich tat kurz so, als würde ich ihm seinen Kragen richten, um ihm ins Ohr raunen zu können, Also, wenn du die Lederuniform noch einmal für mich trägst, trage ich das auch gerne noch einmal wenn wir als reiche Männer zurück am sicheren Schiff sind. Ich zwinkerte ihm zu. Ach, komm Seth, es wird spaßig, wir werden uns schon mausern. Denk nur an das ganze Gold. Meine Augen glitzerten begeistert, während ich den nächsten Adeligen zuzwinkerte, die sich sofort kühle Umluft zuwedelte. Madame, noch nie habe ich eine schönere Frau gesehen. Nun begann auch die Begrüßungszeremonie, nichts spannendes, es wurden nur die Gäste empfangen und ein paar der treuen Freunde genannt, bis schließlich der Barde der Stunde, in dem Fall ich, angekündigt wurde und ich mich dramatisch verbeugte, während ich hier und da einer hübschen Dame oder einem hübschen Herren zuzwinkerte, es war immerhin nur meine Arbeit, die Frauen könnten mir natürlich nicht egaler sein, die Männer aber eigentlich auch, keiner kam für mich an Seth heran. Es wurden noch ein paar Worte gesprochen, es war bald an der Zeit Musik zu spielen, etwas auf das ich mich trotz der Umstände sehr freute.

Wenn wir unverletzt zurück aufs Schiff kommen, dann ja. Auch wenn ich Baz nur zu gerne wieder in dieser Kleidung gesehen hätte, völlig entspannt und am besten, wenn wir zusammen alleine waren, nur wir zwei. Trotzdem beruhigte mich Baz' nähe wieder sehr, seine Hände an meinem Kragen, seine Stimme in meinem Ohr. Ich grummelte noch etwas leise vor mich hin, hatte dann aber anderes zu tun, ich war immerhin Baz' Leibwächter und das hatte ich nicht vor nur zu spielen. Ich wollte und würde meinen Seelenverwandten mit allem verteidigen was ich hatte, egal was auch passierte. Nach der Begrüßung und der Vorstellung begann das Fest, Musik wurde verlangt, die Leute wollten tanzen. Sie mischten sich nun so schnell, dass ich den Überblick über sie verlor auch wenn ein Name, der zuvor gennannt worden war, Alarmglocken bei mir schrillen ließ, doch ich wusste nicht wieso, es fiel mir einfach nicht ein. Ich stand dicht hinter Baz und sah ernst und stoisch drein.

Werden wir doch, besonders mit so einem Leibwächter an meiner Seite., meinte ich und zwinkerte Seth fröhlich zu, während sich die Gäste nun langsam im Raum verteilten, ein Mann, der mir beinahe zu nahe gekommen wäre, machte prompt einige Schritte zurück, als er Seth sah, den Leibwächter-Blick hatte er also definitiv drauf. Ich lachte übermütig und schnappte mir meine Laute, bevor ich auch schon gleich begann Musik zu spielen, alles lief wunderbar, ich zog sofort die gesamte Aufmerksamkeit des Publikums auf mich und ich zwinkerte fröhlich den hübschesten Personen im Raum zu, hielt lange Augenkontakt mit wichtigen Persönlichkeiten, und unterhielt den ganzen Raum so gut, dass nachdem zweiten Lied bereits fast alle mitklatschten und mitsangen, die kleine Kapelle, die allgemeine Tanzmusik sonst spielte, stimmte sogar auch mit ein. Auch mit der Laute war ich überaus geschickt und gewandt, es galt nur mehr abzuwarten, bis die Gäste erst einmal unterhalten waren, um mich dann mit Seth schnell davonzustehlen, bevor wir sie um die letzte Lieferung Steuergelder erleichterten.

In der Zwischenzeit hatte sich eine junge Sklavin, dieselbe, die zuvor mir auch meinen Mantel abgenommen hatte, Seth genähert, ein Tablett in der Hand, den Kopf gesenkt. "Wollt Ihr etwas trinken?", fragte sie völlig eingeschüchtert, während sie ihm einen Kelch präsentierte.

Baz wusste wie man eine Menge verzauberte, das hatte mich immer schon beeindruckt, ohne Mühe zog er die gesamte Aufmerksamkeit auf sich und behielt sie auch bei sich. Ich ließ hin und wieder den Blick über die Menge schweifen und hielt alleine mit meinem Blick schon Personen davon ab sich dem Barden zu sehr zu nähern. Die Stimmung war schnell sehr gut, die Menge hatte ihren Spaß und nur hin und wieder musste ich Personen explizit böse anstarren. Damit war ich auch noch beschäftigt, als mir die Sklavin von zuvor mir plötzlich einen Kelch anbot. Ich war zu angestrengt und zu konzentriert um mir darüber wirklich Gedanken zu machen und nahm das Getränk mit einem dankendem Nicken an. Ein kühler Schluck würde bestimmt gut tun, mir war auch ziemlich heiß, in dem großen Saal war es schnell stickig geworden, etwas, was schlechte Erinnerungen aufbrachte, noch ein Grund dafür, dass ich den Inhalt des Kelchs recht schnell austrank. Ich stellte ihn wieder ab und setzte meine Arbeit fort, als mir etwas schummrig wurde, schob ich es auf die schlechte Luft hier. Wir würden ja nicht ewig bleiben, wir hatten ja noch zu tun, sobald wir uns weg schleichen konnten.

Selbst wenn ich für die Menge hier im Raum sang, so war mir nur die Meinung einer einzigen Person wichtig, Seth, ich fing seinen Blick auch hin und wieder auf, während er nicht gerade arme Schlucker böse anstarrte, die sich sofort seinem giftigen Blick beugten, sondern zu mir sah, und ich lächelte ihn liebevoll an, bevor ich mich wieder meiner Kunst widmete. Gerade hatte ich mein letztes Lied beendet, als sich plötzlich eine ganze Horde an Damen auf mich stürzte. Das große Riad? Oh nein, meine Damen, ich befürchte meine Präsenz wird noch immer hier gebraucht., wehrte ich charmant ab, während ich hier und da spaßeshalber einen Tanz versprach, ein Versprechen, das ich nicht einzuhalten plante, während die Horde Damen mich regelrecht umringte und kaum abließ, erst nach und nach, aber ich kam zurecht. Typisch adelige Weiber.

Zwischen Baz und mich kam schließlich eine Gruppe von Frauen, die ihn anhimmelten und ihn ganz dringend mit sich mitnehmen wollten. Eigentlich sollten diese Frauen keine Gefahr sein, sie waren Adelige, die waren selten dazu in der Lage jemandem so schnell etwas anzutun, wenn sie keine Handlanger hatten, doch ich wollte nichts riskieren und immerhin war Baz mein seelenverwandter. Ich war keins ehr eifersüchtiger Mensch, ich vertraute Baz und seiner Treue, aber ich mochte es nicht wie sie ihn begafften wie ein Stück Fleisch. Als ich allerdings einen Schritt vor machte um etwas zu unternehmen, fühlte ich plötzlich wie die Welt schwankte, meine Augen weiteten sich, als meine Beine unter mir nachgaben, doch als ich gerade ein Geräusch machen wollte um Baz' Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, wurde mir eine Hand auf den Mund gepresst, die jedes Geräusch erstickte. "Mein lieber Seth Capulet, Ihr kommt jetzt mit uns, Ihr Herr Vater wird sich so freuen, dass Ihr endlich gefunden wurdet. Kein Mucks, oder Euer Freund sieht den nächsten Tag nicht mehr." Wenn mich schon nicht mein verwirrter Geist, der immer mehr und mehr benebelt wurde, und mein schwächer werdender Körper davon abhielten mich zu wehren, dann tat das die Drohung die ausgesprochen wurde erst Recht, denn ich war nicht fähig mich daran zu erinnern, dass Baz sehr wohl auf sich selbst aufpassen konnte und, dass er auch noch mich und die Crew hatte um ihn zu beschützen. So wurde ich einfach von zwei kräftigen Personen fortgeschleift und verlor langsam das Bewusstsein. Als letztes sah ich noch kurz Baz' rotes Haar auf der anderen Seite des Saales aufblitzen, ehe ich hinausgezerrt wurde und das Bewusstsein völlig verlor. Baz...

(Die Straßen von Khisfire)

Endlich löste sich die Masse an Frauen und somit auch die leider nicht sehr interessanten Busen wieder von mir, allerdings bemerkte ich sofort, dass etwas falsch war. Ich fühlte beinahe schon einen dumpfen Schmerz in meiner Wange, zumindest kam es mir so vor, vielleicht bildete ich es mir auch nur ein, aber etwas war definitiv falsch. Ich sah mich um und konnte Seth nirgendswo mehr erkennen. Verfluchte Scheiße. Ich drehte mir meine Laute einfach auf den Rücken, die Steuergelder mussten sich wohl leider hinten anstellen, aber ich hatte noch die Hoffnung, dass er einfach zu einem anderen Teil der Feier gegangen war. Komm schon, Seth, wo bist du?

tbc: Großes Riad