Der Diener öffnete mir die Tür zur Ratskammer in der bereits die Königin und ihre treue Schar für den Moment. Ich lächelte strahlend als ich eintrat, die Hände vor der Brust verschränkt, ich hatte keine Angst vor dieser Sitzung, oder allgemein jemals vor einer. Ich trat vor die Königin und machte einen formvollendeten Knicks. Meine Königin. "Padparadscha. Wie kam es zu Gozukis Versagen?" Es war vorauszusehen gewesen, dass sie mich danach fragen würde, jedenfalls für jeden normalen Geist. Nachdem sie Gozuki schon bestraft hatte wollte sie dem Grund nun auf die Schliche kommen. Gozuki hatte mich gerade erst auf dem Basar wieder gefunden, ich war ihm davon gelaufen um spazieren zu gehen. Er begleitete mich auf meinem weiteren Weg, doch dann attackierten uns unerwartet zwei Männer. Einer schrie "Nieder mit der Königin!" und griff mich mit einem Dolch an. Gozuki wurde von dem anderen festgehalten, doch konnte sich in windeseile befreien, um zu verhindern, dass ich mit dem Dolch durchstoßen wurde, eine große Aufregung war das. Ich lächelte als wäre nichts schlimmes passiert, der schnell heilende Schnitt an meiner Wange spannte nur wenig und war kaum noch zu sehen. Die Königin sann nur kurz über meine Worte nach, nickte knapp und machte eine kleine Handbewegung, auf welche hin ich mich auf meinen Platz als Beraterin stellte und sie den heutigen Rat eröffnete.

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Das ich nicht hier sein durfte, hielt mich genauso wenig auf wie die Mauern des Palastes selbst, denn ich drang einfach durch sie hindurch, ein Wesen wie einen Dschinn aufzuhalten war in meiner nicht körperlichen Form fast unmöglich, es sei denn man verfügte über sehr mächtige Magie und zumindest offiziell, verfügte niemand im Palast über irgendwelche Magie. Ich war allerdings sogar halbwegs formell gekleidet, eine meiner uralten Kleidungen aus älteren Tagen, wobei es natürlich nicht tatsächlich die von damals war, wie alles an mir, war es nicht viel mehr als eine Illusion, die real wurde, sobald ich mit meiner Finger schnippte. Erst direkt vor der Tür materialisierte ich mich wieder und trat eben diese dramatisch auf, die beiden Türhälften krachten zur Seite und ich hatte die perfekte Sicht auf die Königin und ihre Berater. Seid gegrüßt, ehrenwerte Königin., grüßte ich knapp und ging auf sie zu, bevor ich eine elegante Verbeugung machte, Wir hatten noch nicht die Ehre, aber ich hätte einige Forderungen. Als Wächter der Ruinen selbstverständlich. Dann erstarrte ich allerdings, denn im nächsten Moment fiel mir etwas auf, das ich nicht erwartet hatte. Dieses Gesicht... ich hatte es bereits einmal gesehen. An Maik. War Maik... nein, oder? Ich vergaß völlig weiterzusprechen, während ich stehenblieb.

Die Türen flogen auf und die Königin war einige Momente fast sprachlos darüber, dass es jemand tatsächlich gewagt hatte so rüde herein zu platzen. Es war genug Zeit für den dunkelhäutigen Mann mit den goldenen Augen um seine Identität preiszugeben und zu erklären was los war. und für mich um die Vergangenheit vor mir aufblitzen zu sehen. Ich stieß einen erschrockenen Schrei aus und machte einen Satz zurück, als sich ein kurzes Schweigen ausbreitete, da der Wächter der Wüste nun die Königin anstarrte, als hätte sie was in ihrem makellosen Gesicht. Aaaah! Ein wütender Dschinn wird hereinstürmen und jemanden in der Königin erkennen! Die Königin sah mich strafend an, aber sie war an meine späten Vorhersagen ja gewohnt und schlug daraus nun ihr Kapital. "Leider ist deine Art schrecklich schwer auszurotten." Sie winkte mit einer Hand die Wachen zur Seite, die bereit waren auf Faqir loszugehen, völlig zwecklos, wie sich herausgestellt hätte, doch zum Glück taten sie es ja doch nicht, sondern traten zurück, wie ihnen befohlen worden war. "Du darfst vorerst weiter leben, weil es mich interessiert wen du in mir zu erkennen glaubst." Im Gesicht der Königin regte sich nichts weiter, sie wirkte auch nicht angespannt oder irgendetwas, aber wenn sie etwas interessierte, dann selten aus einem für andere guten Grund.

Eine der Berater stieß plötzlich einen erschrockenen Schrei aus und ich sah sie halb verwirrt, halb irritiert an, als ich bemerkte, dass sie offenbar die Zukunft... die Vergangenheit... die vergangene Zukunft prophezeite? Ich hob nur eine Augenbraue und schüttelte dann den Kopf, auch wenn es doch irgendwie ein wenig lustig war, besonders wenn man den Blick der Königin beachtete. Das war sie also, mehr als tausendsechshundert Jahre jünger als ich, quasi noch grün hinter den Ohren. Mein Blick und auch der Rest von mir blieb allerdings vollkommen verschlossen, ich ließ mich weder von Königin noch von den Wachen irritieren, nicht, weil ich nicht glaubte, dass sie durchaus Möglichkeiten hatte mich durchaus auszulöschen, sondern eher, weil ich keinerlei Schwäche zeigen wollte oder würde. Ich bezweifle, dass es wichtig für meine Forderungen ist., beharrte ich vollkommen stur auf meinen Punkten, während ich die Arme verschränkte, In tausendsiebenhundert Jahren sieht man einige Leute. Gesichter sind nur Gesichter.

"Deine Forderungen interessieren mich nicht." Nun gut, immerhin war unsere Königin in mancher Hinsicht sehr, sehr ehrlich, was der Dschinn wollte war ihr relativ egal, jedenfalls im Vergleich dazu zu erfahren wer ihr offenbar so ähnlich sah. Ich hatte mich mittlerweile wieder beruhigt und beobachtete aufmerksam und interessiert das Geschehen.

Wirklich? Ich schnaubte nur, wenn sie wollte, konnten wir es auch auf die schwierige Art angehen, natürlich, es würde dauern, aber ich würde mir schon etwas überlegen. Mein Blick glitt zu der Beraterin, die sich inzwischen offenbar wieder beruhig hatte, sie wirkte beinahe unpassend für diesen Ort. Ich verschränkte also meine Arme voreinander, Forderungen keine, aber ein Handel vielleicht, für beide Seiten lukrativ. Ein Handel dann.

"Nun schön, jetzt sprichst du meine Sprache. Mach deinen Vorschlag." Ein Handel kam bei der Königin immer gut, schließlich wollte sie ja auch etwas von der ganzen Sache haben, nur zu geben war etwas, was sie keinesfalls tun würde. Während das Gespräch lief verschränkte ich wie so oft die Hände vor der Brust und legt dann etwas den Kopf schief um den Dschinn mit leicht geöffneten Lippen zu beobachten. Er war wirklich mutig, hier einfach aufzutauchen, ohne Audienz, und dann auch noch so frech mit der Königin zu reden, das bewundere ich gerade sehr.

Es kommt immer wieder einmal dazu, dass Eure Soldaten in meinen Ruinen Unruhe stiften oder sogar meine Bewohner dort angreifen. Eine sehr dumme Idee, natürlich suchten sie nach Magie jeder Art, aber meine Ruinen waren ein geschützter Ort, dem niemand ungestraft Schaden zufügen sollte und auch nicht alle meine Bewohner waren ungefährlich. Ganz im Gegenteil. Leider sind sie oft... verschwunden, aber sie waren nicht abzuhalten. Ob und wie sie nun verschwunden waren, tat hier nichts zur Sache, ich hatte schon tausende Wesen getötet in meinem Leben, aber ich versuchte es dennoch eigentlich zu vermeiden. Auch wenn es manchmal nicht zu vermeiden war. Ein wenig... Freiraum für meine Ruinen und dafür Schutz für Eure Soldaten von einem der Wächter. Quid pro quo.

Weiterhin rührte sich im Gesicht der Königin kaum etwas, während sie Faqir aber doch aufmerksam zuhörte. Eigentlich war es ihr egal was mit ihren Soldaten passierte, solange sie nur weiterhin noch genug davon zur Verfügung hatte, allerdings interessiert sie sein Angebot am Ende doch, denn sie warja nicht dumm, Schutz vor einem der Wächter war kostbar, denn diese waren äußerst mächtig und konnten große Störungen in ihren Plänen verursachen. "Wie viel Freiraum stellst du dir da vor, Wächter?"

Keine Justiz von Euren Soldaten in meinen Ruinen., rückte ich sehr direkt mit der Sprache heraus, ich war niemand, der um den heißen Brei herumredete, ich benötigte etwas, Freiraum nämlich, und alles andere war vollkommen irrelevant. Die Soldaten konnten draußen gerne jeden jagen, der sich dort aufhielt, das war die Aufgabe des Wächters der Wüste, nicht von mir, aber in meinen Ruinen trug ich die Verantwortung für die Sicherheit. Keine Durchsuchungen oder Angriffe in meinen Ruinen, das war mein einziger Wunsch, was außerhalb von diesen passierte, lag nicht in meiner Hand. Mein Blick wanderte kurz zu ihrer leicht sonderbaren Beraterin, die mich anstarrte, sie war einfach zu... fluffig, um hier zu sein, doch dann wieder direkt zur Königin.

"Auf die Gefahr hin, dass du Flüchtige beherbergst?" Flüchtige, die die Königin natürlich ausmerzen wollte, jeden einzelnen von ihnen, um sie in ihr Gefängnis zu stecken, von dem natürlich kaum jemand außerhalb dieses Raumes wusste. Ich fing den Blick von Faqir auf und strahlte ihn einen Moment einfach nur an, ich mochte ihn, er zeigte Standfestigkeit. Und ich mochte einfach seine Stimme.

Nun strahlte sie mich auch noch glücklich an, ich hatte wirklich keine Ahnung, wie ausgerechnet so jemand hier gelandet war, denn sie wirkte vollkommen fehl am Platze, aber es irritierte mich gar nicht so sehr, wie der Rest der Leute hier, sie wirkte wenigstens nicht ganz so anstrengend. Ich sah allerdings wieder ernst zur Königin, mein Blick düster, aber aufmerksam. Ich kümmere mich nicht um sie., sagte ich mit vollkommener Ehrlichkeit, auch wenn ich kurz an Maik denken musste, wie er Karima geholfen hatte, Ich kümmere mich um meine Bewohner, keine Fremden. Außerdem, wie viele glaubt Ihr, können in den Ruinen lange überleben? Die Ruinen waren schließlich keine sicheren Orte, die meisten Fremden, wenn sie denn so klug waren, verschwanden schnell wieder oder kamen um. Beides Ausgänge, die der Königin zusprechen sollten, außerhalb meiner Ruinen konnten sie gerne mit ihnen machen, was sie wollten.

Die Königin sann einen Moment lang nach, dann zuckte sie mit den Schultern und nickte. "Gut, bis auf weiteres sollst du deinen Willen haben. Doch bekomme ich zu hören, dass du doch Flüchtige versteckt, so wird diese Ruhe nicht weiter gelten." Damit war die Entscheidung für sie gefallen, Faqir wollt so lange Ruhe haben, wie er den Feinden der Königin keinen Unterschlupf bot, was er ja scheinbar nicht vor hatte.

Nun, damit konnte ich zufrieden sein, gerade in tausendsiebenhundert Jahren war doch nichts für die Dauer und wenn sie mir jetzt meinen Willen gewährte, dann war das gleich gut, wie wenn sie ihn so gewährt hätte, jeder konnte sich schließlich immer umentscheiden, dass er seinen Teil doch nicht einhalten wollte. Ich kannte die Bedeutung von freiem Willen inzwischen nur zu gut. Meinen Dank, verehrte Königin., sagte ich also und machte eine formelle Verbeugung, makellos, immerhin war sie mir noch vor meiner Zeit als Dschinn eingeprägt und anerzogen worden.