cf: Die Straßen Thalbergs

Wir begaben uns fernab von den Straßen, an den Rand von Thalberg, auf einen hölzernen überdachten Steg hinauf, bis nur mehr das Wasserplätschern zu hören war und sonst vollkommene Ruhe um uns herum entstand. Ich blieb schließlich stehen und musterte Maik genau, besorgt auf seine Reaktionen bedacht, ich wusste einfach nicht, wie ich mich verhalten sollte, seitdem ich die Wache getötet hatte. Dieser widerlicher Bastard mit seinen noch widerlicheren Worten, er hatte nichts anderes verdient gehabt und seine Belohnung für die Hölle auf Ewigkeiten sein, das sah ich so aus vollkommener Überzeugung. Andere zu beschützen mochte mir vielleicht liegen, eigentlich nur die anderen Bewohner meiner Ruinen, aber sie zu beruhigen oder ihnen zu helfen? Maik?, sprach ich ihn erneut vorsichtig an, Soll ich... gehen? Bisher bewegte ich mich noch nicht. Ich war mir nicht sicher, was er wollte, aber er konnte wohl kaum mich in der Nähe haben wollen, oder?

Knapp nickte ich, denn ich wollte in seinem Zustand lieber nichts gegen seinen Willen tun, ich verstand langsam auch, warum Maik so reagiert hatte, wie er eben reagiert hatte. Besser als so manch anderer und doch war es für mich bei Maik eine vollkommen andere Sache. Ich hatte es akzeptiert, dass ich als Dschinn keine Wahl hatte, aber Maik war ein freies Wesen, sollte er zumindest sein. Er hatte es verdient zu sterben., sprach ich also mein Urteil aus und schüttelte den Kopf, als er sich entschuldigte, denn ich nahm keine Entschuldigung an, ich hatte ihn aus freien Stücken umgebracht und Maik so auch aus freien Stücken verteidigt. Ich sah ihn etwas unsicher von der Seite an, aber ich wusste nicht, wann ich es sonst sagen sollte, aber seit meiner Audienz bei der Königin war mir einiges klarer geworden und ich hielt nichts von Unehrlichkeit. Die Königin sucht dich nicht nur als ein Magier. Es war eine Feststellung, aber auch eine indirekte Frage.

Für mich gab es dort auch gar nichts zu diskutieren, ein Ehrenmord war für mich kein Mord, sondern eine Gnade, so war es schon immer gewesen, doch die zweite Aussage von Maik bestätigte all meine Vermutungen, auch wenn ich bereits kaum noch an ihr gezweifelt hatte. Es änderte für mich natürlich nicht, wer er war, er war dennoch ein Heiler, eine zu freundliche Person für sein eigenes Wohl, mit breitem Lächeln und noch größerem Herzen. Es ändert nichts. Nicht für mich. Wir können nichts für unsere Familie. Für Maik änderte es natürlich eine ganze Menge in seinem Leben, er musste es nicht einfach haben, wenn man den Gerüchten glaubte, wie die Königin mit ihren Bastarden umging. Trotzdem wusste ich nur zu gut, dass man sich seine Familie leider nicht aussuchen konnte. Ich sah nachdenklich aufs Wasser. Vertrau mir, das weiß ich.

Ein humorloses Lachen kam über meine Lippen, während ich nur nickte, mein Leben wohl genauso wie das von Maik. Er immer auf der Flucht, ich für immer als Dschinn hier gebunden. Vielleicht würde sein Leben wenigstens irgendwann ein Ende oder etwas Ruhe finden, vielleicht konnte er auch einfach in ein anderes Land gehen, für mich gab es vor meinem Schicksal kein Entkommen. Ich sprach nichts mehr, ich wusste auch gar nicht was, woher auch?

Vollkommen verwirrt sah ich zu Maik, meine Augenbrauen fest zusammengezogen, ein strenger Ausdruck zierte mein Gesicht, aber wenn man eine gute Kenntnis von anderen besaß, konnte man darin vielleicht sogar sich eine leichte Sorge spiegeln sehen, während ich sein Lächeln betrachtete, als wäre es das seltsamste und ungewöhnlichste, was ich jemals gesehen hatte. Ich beantwortete seine Frage nicht, stattdessen stellte ich ihm meine eigene, Wie schaffst du das? Ich wartete einige Momente, während ich überlegte, wie ich das alles erklären sollte, und dabei nachdenklich auf das Wasser hinausstarrte. Es dauerte eine Weile, bis die richtigen Worte zu mir kamen, aber ich wollte es zumindest versuchen, denn ich verstand Maik einfach nicht, seine Art war mir vollkommen fremd. Du setzt ein tapferes Gesicht auf und lächelst. Nach allem was passiert ist, was passieren hätte können.

Mein Blick wurde beinahe ehrfürchtig, während ich Maik musterte, es war mir vollkommen unbegreiflich, wie er so sein konnte, er schien sich so sicher seiner selbst, egal ob es nun gespielt war oder nicht, auch wenn ich an ersterem inzwischen immer mehr zweifelte, so sehr es mir auch missfiel. Ich musste wohl wirklich das vollkommene Gegenteil darstellen, ich verstand mich oft selber nicht, weshalb ich mich dann ganz einfach zurückzog, es war einfacher so und ich konnte mir nicht vorstellen damit jemals so viel schneller und gewandter zu werden. Trotzdem, es irritierte mich beinahe etwas, das Maik gleich wieder über andere sprach, als wäre sein Leben nur für andere, aber konnte es wirklich so sein. Kennst du den Vault of Shadows?, fragte ich also, ich war nicht besonders gut darin Überleitungen zu finden, also fragte ich einfach direkt, auch wenn es mir etwas unangenehm war, weshalb ich nicht zu Maik persönlich sah. Ich bezweifelte eher, dass er die Ruine kannte, sie war schwer aufzufinden, aber ich wollte trotzdem fragen.

In meinem Kopf ergab es auch tatsächlich Sinn. Die Ruinen waren mein Gebiet, kaum jemand wäre so dumm mich dort herauszufordern oder anzugreifen, selbst die Königin nicht, auch wenn ich Maik ehrlich nicht versuchte so einzuschätzen, es war nur meine Erfahrung, die gezeigt hatte, man konnte nie vorsichtig genug sein. Trotzdem, ich hatte nicht anders gewusst, wie ich ihm vorschlagen hätte können sich auch etwas Zeit für sich selber zu nehmen, ohne etwas für andere tun zu müssen, wie er es zu mir gesagt hatte, also versuchte ich es auf diesem Weg. Eine sehr alte Ruine und ein besonderer Ort., erklärte ich knapp und musterte Maik dann kurz, Wenn du sie sehen möchtest, so reise nach Silverkeep. Du musst die Stadt nicht betreten. Ich werde dich dort finden. Silverkeep war extrem magiefeindlich, das wusste wohl jeder, der jemals im Königreich Elsweyr gelebt hatte, aber meine Gebiete waren das nicht, oder eher sie waren anders, immerhin unterstanden sie vorrangig mir. Ich hatte mich bereits abgewandt, aber ich sah noch einmal kurz über meine Schulter. Solange kein Wunsch deine Lippen verlässt, ist mein Schwert dein. Mit diesem Versprechen verschwand ich, natürlich würde ich Maik nicht einfach begleiten und überall beschützen können, aber ich würde, wenn ich in seiner Nähe war, sicherlich keine dieser ehrlosen Wachen an ihn heranlassen, solange er mir noch nicht bewiesen hatte, dass er in Wahrheit doch das Gegenteil war, für das er sich ausgab.

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