<- Kampfplatz

Ohne Rücksicht hatte ich Diego hierher geschleppt, klar, ich war schnell und effizient vorgegangen, aber auch ohne wirkliche Vorsicht darauf, dass mein bester Freund verletzt war, er würde es schon überleben, er war schließlich ein Mann. Ich lud ihn auf einem der Betten ab, wo auch sofort eine ältere Heilerin zu uns geeilt kam. "Was habt ihr denn jetzt schon wieder angestellt?", fragte sie mit strengem Blick, bevor sie nur den Kopf schüttelte und sich Diego ansah, "Mal wieder einen Kampf angefangen?"

Den ruppigen Umgang zwischen uns waren wir beide mehr als nur gewohnt, ich beschwerte mich auch mit keinem Wort, ich war immerhin auch ein Mann, herumheulen war etwas für Frauen und Weicheier. So kamen wir auch mehr oder weniger gut im Krankenflügel an, die ältere Heilerin, die sich meiner annehmen wollte, kannten wir schon zur genüge, so wie aber eigentlich fast alle Heiler, die hier tätig waren, wir waren oft zu Gast. Ich versuchte mich, kaum war ich auf dem Bett gelandet und nach hinten umgekippt, wieder aufzurichten, doch sie drückte mich schon zurück. Ich wurde herausgefordert. Ob das nun so dringlich der Wahrheit entsprach war eine ganz andere Geschichte und ich würde nicht einmal in meinem eignen Kopf genauer darauf eingehen. Ich mochte Heiler die mit Magie arbeiteten, also so ziemlich alle, nicht besonders, aber mich gegen sie aufzulehnen brachte nur Ärger ein und sie waren ja leider sehr effektiv, das musste man ihnen lassen. So wie es nun auch bewiesen wurde, denn die Heilerin machte sich sogleich an die Arbeit und begann damit meine beiden Wunden zu heilen.

Entspannt lehnte ich mich an die Wand neben dem Bett, auf dem Diego nach hinten gekippt war, ich kümmerte mich nicht mehr groß um ihn, die Heilerin sollte das jetzt machen, sie begann auch schon seine Wunden zu heilen und ich grinste nur etwas schadenfroh. Die Blondine hat dich ganz schön erwischt, hm?, stellte ich grinsend fest, einfach nur um Diego zu ärgern, ich verarbeitete noch immer etwas, dass das offenbar der Sohn von dem besten Lehrer überhaupt war, immerhin, sie waren sich ja wohl nicht wirklich ähnlich, oder?

Und ich hab sein Puppengesicht zerkratzt. Etwas beleidigt ließ ich die Heilerin ihre Arbeit machen und verschränkte die Arme vor der Brust, selbst wenn es weh tat. Hast du gesehen wie wütend er dann geworden ist? Erbärmlich, das ist vermutlich sein einziges Kapital. Und, dass sein Daddy ihn immer wieder retten kommt. dass mein Lieblingslehrer ausgerechnet Aureliens Vater war wurmte mich immer noch. Unser Professor war so männlich und stark, Aurelien war so feminin und tuntig, das war doch eine reine Schande.

Fuck ja, was für eine Schwuchtel., schnaubte ich und lachte, auch wenn ich insgeheim doch fand, dass sein Gesicht eigentlich sogar ziemlich hübsch gewesen war, wie das von einem Mädchen... aber natürlich war er kein Mädchen, also war er auch nicht hübsch und fertig aus. Die Heilerin strafte mich mit einem bösen Blick, aber ich zuckte nur reuelos mit den Schultern.

<- Kampfplatz

Eigentlich muss er das, glaube ich., meinte ich grinsend zu Oheň und zuckte dann nur mit den Schultern, es war ja keine große Sache, wenn sie das vergessen hatte, ich mochte meinen Namen vor allem unter meinen Klassenkameraden allerdings sowieso nicht, Aurelien war viel zu altmodisch, was auch immer sich meine Eltern da gedacht hatten, Ari hingegen war ja wohl viel cooler. Heh, danke., bedankte ich mich dann noch grinsend und ging, meine Hände in meinen Hosentaschen, zielsicher in Richtung Krankenflügel, wo ich auch gleich die Tür öffnete, Diego wurde offenbar gerade behandelt. Der Schnitt an meiner Wange war noch sichtbar, aber zumindest die Wunde war geschlossen. Hey, sorry für die Störung, Dude, aber ich muss dich etwas fragen. Ich grinste ihn breit an und stellte mich zu seinem Bett, als wäre zuvor nichts zwischen uns passiert.

Meine Qualen, die auch beinhalteten, dass ich den Kampf gegen Aurelien nicht gewinnen hatte können, wurden noch um ein vielfaches verstärkt, als eben dieser junge Mann in den Krankenflügel trat, aber nicht um sein armes Gesichtchen zu verpflegen, sondern um mich noch mehr zu nerven. Ich funkelte wütend zu ihm hoch, blieb aber liegen wo ich war, den denn Zorn der Heilerin wollte ich mir nun doch nicht noch mehr zu ziehen. Was willst du, Tunte?

"Oh gut zu wissen", antwortete ich ehrlich und folgte ihm schließlich weiter. Ari wusste bereits genau, wo er lang musste, was ich wirklich cool fand, ich selbst hätte mich vollkommen verlaufen. Als er sich für das Kompliment bedankte, lächelte ich ihn an, trat dann kurz nach ihm ein, hörte auch, wie er gleich zur Sache kam. Diego wurde gerade behandelt, und oh Wunder, Freundlichkeit würde wohl immer ein Fremdwort für ihn bleiben. Jedoch hielt ich mich raus, einfach im Hintergrund. Das mit dem Club ging mich immerhin nicht groß was an.

Sofort verschränkte ich meine Arme vor mir, als die anderen beiden den Krankenflügel betraten, aber ich sagte nichts dazu, sondern lehnte einfach weiter ruhig an der Wand, jederzeit bereit Diego Verstärkung zu geben, oder ihm in den Rücken zu fallen, wenn ich mal ganz ehrlich war. Trotzdem, ich sagte noch gar nichts, um einfach zu beobachten, wie sich die Situation entwickelte und zugegeben, ein bisschen mutig fand ich das Blondchen und seine Freundin schon, dass sie gleich nachgelaufen kamen.

Oh, wie kreativ., grinste ich Diego nur locker an, wenn er meinte, dass er irgendwie homophob sein musste, oder was auch immer das war, vielleicht ja auch nur Kritik an sich selbst, aber ich ließ mich davon schon lange nicht mehr irritieren, ich wusste was ich war und was nicht. Mal im Ernst, ich würde mich genre eurem Club anschließen., sagte ich dann, tatsächlich im vollkommen neutralen Ton, mit einem leichten Lächeln, Dem Gentlemen’s Club. Du bist doch der Clubleiter oder?

Wie ein braver Hund war da auch das Mädchen, das schon zuvor bei Aurelien gewesen war, gerade, dass sie nicht hechelte und nach Streicheleinheiten bettelte, wie sie an ihm klebte. Ich wollte Aurelien schon wieder beleidigen, als er sein Anliegen vortrug, denn ich musste ihn erst einmal entgeistert ansehen und mich ruckartig aufsetzen, was mir einen Schlag auf den Hinterkopf von der Heilerin einhandelte, den ich zugegebenermaßen verdient hatte, ich hätte sie damit fast umgeworfen und ich behinderte sie in ihrer Arbeit, trotzdem blieb ich sitzen, das schlimmste an den Wunden hatte sich sowieso schon geschlossen, der Rest wurde nun verbunden. Du willst zum Fick was? Du? In meinem Club?

Es machte mir wirklich Mühe, mich nicht einzumischen, als Ari schließlich sein Anliegen vortrug. Er blieb vollkommen neutral und ruhig dabei, ließ sich nicht irritieren. Das hier war seine Sache, und ich bezweifelte, dass es irgendwie half, wenn ich mich einmischte. Mit verschränkten Armen lehnte ich mich gegen die Wand und wartete einfach ab. Sonderlich begeistert war Diego ja schonmal nicht, was mich leicht schmunzeln ließ.

Und ich bin sein Stellvertreter., merkte ich sofort an, als hätte er damit meine Autorität untergraben, weil er nur mit Diego sprach, theoretisch hatte ich ja auch Mitspracherecht, auch wenn ich eigentlich eh immer Diego zustimmte, aber das tat hier nichts zur Sache. Ich kratzte mich am Hinterkopf, ich war mir ziemlich sicher, man musste einen Schüler aufnehmen, solange er alle Voraussetzungen hatte, sonst würde das Ärger geben, aber ich sagte nichts dergleichen, sondern sah weiterhin zwischen Diego und Aurelien auf und ab.

Ja klar, ihr habt viele coole Aktivitäten, finde ich, ich erfülle auch die Voraussetzungen., sagte ich unbeirrt, auch wenn ich mit der Reaktion von Diego durchaus gerechnet hatte, es war ja jetzt keine Kunst ihn einzuschätzen, so wie er auftrat. Typisch toxische Maskulinität, wie ich fand, ihm würde mein Club vielleicht auch ganz gut tun. Ich lächelte wieder etwas breiter, während ich kurz dankbar zu Oheň sah und dann nachdem ich zu Gorn genickt hatte, wieder zu Diego. Es sei denn natürlich, du hast Angst, ich könnte dich noch einmal herausfordern?