Ich mochte es nicht gerne an die erste Zeit hier im Palast zu denken, als ich noch gar niemanden gekannt hatte und alles unvertraut und unheimlich gewirkt hatte, ganz anders als jetzt wo ich nicht nur viele Leute kannte, sondern ja auch Gozuki an meiner Seite hatte. Endlich wieder jemand der auf mich aufpasste und der mich nicht alleine lassen würde, das hatte er mir immerhin versprochen. Oh, das war gleich nach dem Bau von... Ich unterbrach mich und hustete ein paar Mal, überrascht von der Heftigkeit einer Erinnerung, die mich überrollte, die von Königin Masako, die mir deutlich machte, dass ich niemals jemandem von dem Gefängnis erzählen durfte, welches sie hatte anlegen lassen. Von... von... irgendeinem Gebäude. Man hörte deutlich wie unsicher meine Stimme geworden war, ich log eigentlich nie und auch wenn ich hier nicht direkt log, sondern die Wahrheit nur umschrieb fühlte ich mich unwohl dabei.

Zuerst war es mir nicht aufgefallen, vermutlich auch deshalb, weil ich so sehr an den Fakten bzw. Erinnerungen von Padpa interessiert war. Als die kleine Beraterin dann aber anfing zu husten und sich ihre Stimmlage ganz offensichtlich ins Unsichere verlagerte, erkannte ich, dass ich nicht weiter fragen sollte. Was der genaue Grund für Padpas Unsicherheit war, spielte dabei eine untergeordnete Rolle; Informationen auf Kosten von Padpas Wohlbefinden würde ich nicht einfordern. Deshalb beugte ich mich rasch zu ihr herunter, klopfte ihr leicht auf den Rücken und sprach entschuldigend: "Verzeih, ich habe wohl etwas zu viel von dir verlangt. Aber trotzdem danke, dass du mir ein wenig erzählt hast."

Ich sah etwas verwirrt vor mich hin, doch blickte dann wieder zu Gozuki hoch, ein erleichtertes Lächeln auf meinem Gesicht, denn er fragte nicht weiter nach, was mich überaus erleichterte. Alles gut, ixh hab nur lange nicht mehr daran gedacht, weißt du? Es scheint mir so lange her zu sein, seit ich aus der Erde kam.

Ich glaubte zwar nicht wirklich, dass Padpas Husten und kleiner Schwächeanfall "nur" daran lag, dass sie schon lange nicht mehr darüber nachgedacht hatte, aber weiter darauf eingehen erschien mir nicht ratsam. Deshalb lächelte ich nur leicht und nickte. "Das glaube ich gerne; aber seitdem ich dein Leibwächter geworden bin, vergeht die Zeit doch bestimmt viel schneller und angenehmer, nicht wahr?" In "Beantwortung" auf meine eigene Frage lachte ich kurz auf, ehe ich mich wieder gerade hinstellte und weiter ging.

Ich nickte heftig noch ehe ich tatsächlich antwortete und bekam wieder mein Hoppsen zurück, während ich erneut neben Gozuki her ging. Absolut, es ist viel schöner mit dir hier, so viel aufregender. Ich war nicht mehr so viel alleine und das freute mich ungemein, ich war nur sehr ungerne alleine.

"Na, dass freut mich." Fast schon "stolz" lächelnd fuhr ich Padpa kurz durchs Haar und verschränkte dann meine Arme hinter dem Kopf. "Zuerst dachte ich, dass mich hier dass genaue Gegenteil von meinem bisherigen Leben erwarten würde: Langeweile. Oder zumindest keine Abenteuer und "gefährliche" Situationen." Jetzt lächelte ich noch breiter. "Aber da habe ich mich offensichtlich gehörig getäuscht; mit dir erlebt man immer was spannendes und neues." Auch wenn ich nun nicht mehr über die Vergangenheit der kleinen Beraterin erfahren konnte, wollte ich die uns verbleibende Zeit bis zum Essen nutzen, noch ein wenig zu plaudern.

Ha! Da hast du aber wirklich falsch gedacht. Ich begann fröhlich zu kichern, denn langweilig war es mit uns beiden zusammen sicherlich niemals, dafür sorgte ich im Zweifelsfall ja auch gerne persönlich indem ich einfach mal den Palast verließ, weil ich Lust darauf hatte. Und zusammen können wir alles überwinden, oder?

Dass sich Padpa freute, freute auch mich. Auf ihre Frage hin nickte ich zuversichtlich. "Aber sicher." Allerdings kamen mir nur wenige Sekunden später ein paar Zweifel an dieser Zustimmung: Denn wenn ich an die Königin und ihre Macht dachte, geriet meine Entschlossenheit ein wenig ins Wanken. "Aber warum sollte die Königin ein....Hürde für uns sein?" Ich schüttelte innerlich den Kopf; solche Gedanken waren momentan fehl am Platz. Obgleich ich sie für die Zukunft im Hinterkopf behielt. "Was denkst du: Wird die Hauptspeiße heute Fleisch oder Fisch sein?" fragte ich, um mich davon abzulenken und hob die kleine Beraterin mit einem sanften Schwung auf meine Schultern.

Ich strahlte glücklich und quietschte dann vor Vergnügen, als ich den Boden unter den Füßen verlor und stattdessen auf Gozukis Schultern zu sitzen kam. Giggelnd schlang ich meine Arme um seinen Kopf und hielt mich daran fest, während ich die Welt nun von viel weiter oben betrachten konnte. Ganz sicher Fleisch! Fisch ist eklig.

Padpas großes Strahlen im Gesicht, sowie ihr vergnügtes Quietschen, wärmten mit das Herz. "Es sollte mehr Padpas auf dieser Welt geben..." Gleichzeitig mit diesem Gedanken kam mir auch wieder in den Sinn, dass jemand wie sie eigentlich nicht für unsere Königin arbeiten sollte. Immerhin ist letztere einfach so....ganz anders, so viel kühler und berechnender. Aber darüber hatte ich mir als Leibwächter eigentlich keine Gedanken zu machen. Und dennoch tat ich es. "Was? Fisch ist doch nicht eklig." erwiderte ich überrascht und zugleich von meiner Meinung überzeugt, als die kleine Beraterin auf meine Frage antwortete. "Klar, wenn er nicht gut zubereitet ist, kann er schon mal eklig sein. Aber ich habe früher öfters guten, manchmal sogar sehr guten Fisch gegessen."

Oh doch, das ist er. Ich verzog das Gesicht und streckte die Zunge mit einem "Bäh!" heraus. Der ist so schleimig und glitschig. Außer wenn er im Wasser ist. Ich mag Fische im Wasser viel, viel lieber. Ich mochte den Geschmack nach Meer wirklich nicht besonders, allerdings stützte sich meine Abneigung in diesem Falle noch auf was ganz anderes. Das letzte Mal als ich Fisch gegessen hab, war der total scharf gewürzt, richtig eklig.

"Aber nein, überhaupt nicht." Ich schüttelte in leichter Entrüstung den Kopf. "Ich habe bisher praktisch gar keinen glitschigen Fisch gegessen, bei mir war der meistens schön gebraten und vor allem die extra knusprigen Stücke eines Fisches schmecken mir besonders gut." Bei diesen Worten musste ich auch gleich an meinen letzten verzehrten Fisch dieser Art denken, weshalb mir schon das Wasser im Mund zusammenlief. Als Padpa dann noch ergänzte, ihr letzter verspeister Fisch sei sehr würzig gewesen, lachte ich leicht auf. "Haha, würzig ist für dich gleich eklig? Also für mich wäre dass einfach nur...scharf, aber nicht eklig. Aber wenn dass so ist..." Ich hob die kleine Beraterin kurz von meinen Schultern, damit ich sie ansehen konnte. "...sollte ich mal ein Gespräch mit dem Chefkoch führen, damit der uns einen wirklichen guten Fisch zubereitet. Denn ich versichere dir, Padpa, du verpasst was, wenn du noch kein gute Erfahrung mit Fisch hattest."

Ich mag kein scharfes Essen. Ich war nicht dazu geneigt mich von Gozukis auch noch so fein gewählten Worten überzeugen zu lassen und hing fast schon schmollend in seinen Armen, als er mich vor sich hielt, die Unterlippe vorgeschoben und die Nase kraus gezogen. Scharfes Essen tut doch nur weh. Außerdem willst du doch nur meine Portion haben, wenn es mir nicht schmeckt. Jetzt allerdings musste ich doch wieder etwas kichern und grinste meinen Leibwächter schellmisch an.

Die Sturrheit, so betrachtete ich jedenfalls Padpas Verhalten, war für mich einfach unverständlich, aber ich wollte nicht, dass die Situation noch "eskalierte", weshalb ich einfach nur resignierend seufzte, ehe ich die kleine Beraterin wieder auf meine Schultern setzte. "Gut, ist notiert: Padpa mag mein scharfes Essen." Dann grinste ich zu ihr hoch und fügte hinzu: "Och, damit könntest du sogar recht haben: Also, wenn dir heute oder irgendwann mal deine Portion nicht schmeckt, gib mir sie einfach."

Ich streckte Gozuki noch schnell frech die Zunge heraus, ehe ich wieder auf seinen Schultern landete, wo ich mich erneut an seinem Kopf festhielt. Ich wusste es. Ich hab dich ganz klar durchschaut. Ich kicherte immer noch leise vor mich hin und legte mein Kinn dann auf den Haaransatz meines Leibwächters. Wenigstens wird das Essen so aber nicht verschwendet.