Ich lächelte und folgte Einar in die Hütte hinein, ehe ich die Türe hinter uns anlehnte, damit nicht zu viel Wärme und auch wenig Geräusche nur nach draußen drangen, aber doch etwas frische Luft hereindringen konnte. Einen Sud gegen die Frühjahrsgrippe. Ich sah kurz in den Topf hinein und nickte dann zufrieden, ehe ich mich Einar gegenüber auf die andere Holzbank setzte.

Praktisch, du fleißiger alter Knabe., meinte ich grinsend und stellte die Flasche Met der la Péninsule Dansante erst einmal vor uns ab, während ich es mir gemütlich machte, was nicht gerade schwer war, ich hatte immerhin lange auf Schlachtfeldern zugebracht und gegen diese war eigentlich absolut alles bequem. Gibt es eigentlich Neuigkeiten aus der Abtei? Irgendwelche interessanten neue Brüder oder Schwestern?

Man muss immer vorbereitet sein. Ich zwinkerte Einar zu und schürte die Kohlen einen Moment, auch um über seine Frage nachzudenken. Bruder Oswin kennst du denke ich noch nicht, er ist mein neuer Helfer, ein guter Junge, zuerst war er unglaublich ungeschickt, aber er hat sich gemausert. Oh und du erinnerst sich an Hugh Beringar und seine Frau Aline? Sie haben jetzt einen Sohn, den kleinen Giles.

Wenn ich eine Sache liebte, dann waren das Geschichten, nicht nur, weil ich sie selber gerne erzählte, sondern weil ich sie auch gerne erzählt bekam, es war einfach interessant zu wissen, was so vor sich ging, nicht viel belastete mich wirklich auf Dauer, aber ich hoffte immer sehr mich mit anderen mitfreuen zu können. Na, man kann immerhin nichts für seine Schwachstellen. Aber er hört sich nach einem ordentlichen Burschen an., meinte ich und lachte leise, bevor ich erstaunt nickte, Wirklich? Sieh einer an. Wie alt ist er und wie geht es ihnen mit dem Kind?

Du hast recht und er war immer sehr bemüht, aber leider war er anfangs nicht sehr geschickt. Jetzt kann ich ihn die Arbeit hier gut und gerne für ein paar Stunden überlassen ohne mich sorgen zu müssen. Ich nahm immer wieder junge Brüder unter meine Fittiche. Ich brauchte im fortschreitenden Alter doch immer mehr Hilfe und es schadete nie noch mehr Kräuterkundige Brüder im Orden zu haben. Ich lächelte und nickte, alles mit einem gewissen Stolz im Blick, den ich einfach nicht los wurde. Allerdings. Giles ist kürzlich zwei Jahre alt geworden. Ich wurde übrigens zu seinem Paten ernannt. Es geht ihnen allen aber sonst sehr gut. Hugh ist immer noch stehts sehr beschäftigt, aber er schaut immer wieder vorbei, vor allem mit Problemen, oder ich gehe zu ihm.

Das tut dir sicher gut., meinte ich ruhig grinsend, ich war auch schon eher ein älterer Herr, Zwerge alterten ja schneller äußerlich, die meisten zumindest, und auch wenn ich noch hoffentlich einige schöne Jahrzehnte vor mir hatte, einige Jahrhunderte eher, ich wollte nämlich unbedingt 500 Jahre alt werden, als Kompromiss würde ich allerdings auch 469 akzeptieren. Meine Augen funkelten begeistert auf, als ich von dem Kind hörte und grinste dann. Du bist der Pate? Er könnte sich keinen besseren wünschen, alter Freund., sagte ich vollkommen ehrlich und nickte dann zur Flasche zwischen uns, Das ist doch definitiv etwas, auf das man anstoßen muss. Ich lachte gut gelaunt, Becher fehlen uns noch, ansonsten waren wir startklar.

Nennst du mich etwa gerade alt? Ich warf Einar einen gespielten Blick zu, als hätte er mich gerade schwer beleidigt, doch grinste dann wieder und zog endlich doch auch zwei Becher aus einem Regal, denn ich wollte diesen wunderbaren Met nun dich auch endlich probieren. Richtig, stoßen wir auf meine Patenschaft und das gute im Leben an.

Nicht nur alt, steinalt sogar., erwiderte ich grinsend und lachte dann gut gelaunt, während ich uns gleich die zwei Becher mit dem feinen Met befüllte, Er ist von der la Péninsule Dansante und anscheinend eine der feinsten Flaschen, die es auf dieser Welt gibt. Ich hob einen Becher feierlich und roch zuerst kurz daran, bevor ich ihn zum Prost anhob. Auf dich, mein Freund, auf unsere Freundschaft, auf deine Patenschaft und die vielen schönen Seiten des Lebens!

Du brauchst gerade zu reden. Ich warf Einar einen unernsten, strafenden Blick zu und schnupperte dann verzückt an dem feinen Tropfen in meinem Becher, ehe ich ihn ebenfalls erhob. Und auch auf dich, alter Freund.

Oh, vertrau mir, ich hab wieder einige neue Geschichten für dich., meinte ich und wackelte mit den buschigen Augenbrauen, bevor ich meinen Becher etwas gegen den von Cadfael stieß und mir dann auch gleich einen großen Schluck Met genehmigte, der wirklich wunderbar war, voll und rund im Geschmack, eine leicht süße Note, aber herb, einfach fantastisch. Hmmm., machte ich genießerisch und schloss kurz die Augen, Vielleicht ist das wirklich der beste Met der Welt. Er führt auf jeden Fall in Versuchung.

Und ich möchte jede einzelne davon hören. Ich schwenkte den Met etwas und kostete dann auch davon. Mit einem zarten Brennen lief mir der edle Tropfen die Kehle hinab und eins war mir klar, das war die Sünde desfinitiv wert. Ich finde es jedenfalls noch nicht in mir das hier zu bereuen.

Ich allerdings auch nicht., meinte ich grinsend und begann dann in bunten Details zu erzählen, zuerst meine Begegnung mit Wega in Madam Madma's magischer Menagerie, das Erntedankfest mit dem Bogenschießwettbewerb gegen den Hüter des Waldes Osiris persönlich, dann meine Tochter und wie sie sich in der Zwergenschmiede von Thalberg machte, von meinem Abenteuer inklusive der Vermählung der beiden Soulmates Captain Seth der Call of Duty und sein erster Maat Benedictus "Baz" Marauder inklusive der wunderbaren Feier der Liebe, meine Wiederbegegnung mit Rio im Hafen, dann meine Rückkehr nach Aerilon und meinen überraschenden Kampf gemeinsam mit Wega und dem Kronprinz höchstpersönlich gegen einige Orks, bei dem ich in letzter Sekunde noch rechtzeitig gekommen war, sowie Wega's ungewöhnlicher Freundschaft mit dem wirklich herausragend, freundlichen jungen Mann, der aber dennoch etwas melancholisch auf mich gewirkt hatte. Die Flasche wurde leerer und leerer, während ich alle meine neuesten Geschichten auspackte.

Ich war überrascht, aber auch amüsiert zu hören, dass Einar auch am Erntedankfest gewesen war. Ich stellte Fragen zu den beiden Soulmates, die er vermählt hatte, zu Rios und Narissas Befinden und zu diesem Dunkelelfen namens Wega, der immer wieder vorkam. Die Flasche neigte sich dem Ende zu und ich war schon gut bedient, aber ich hatte meinen Spaß und die Zeit völlig vergessen. Zwischendurch war Bruder Oswin herein gekommen, um sich um das Gebräu am Kohlefeuer zu kümmern. Er hatte sich kurz zu uns gesetzt um zu lauschen und war dann wieder gegangen. Du erwähnst Wega ziemlich häufig, er hat es dir wirklich angetan, was?

Beinahe etwas perplex sah ich zu ihm und überlegte dann kurz. Hm, du kennst mich, ich bin ein einfacher Mann, ich bin glücklich so, wie ich gerade lebe., meinte ich nachdenklich, bevor ich mit den Schultern zuckte, Aber vielleicht hast du recht, ich denke schon oft an ihn. Aber nach Elora... ich weiß nicht. Elora war immerhin meine einzige feste Partnerin gewesen, natürlich war sie schon länger verstorben, aber ich hatte keinen einzigen festen Partner mehr gehabt seitdem, zum einen weil es nicht unbedingt in meiner Natur lag, ich lebte mich da sehr gerne aus, aber auch zum anderen, weil ich es nicht gewollt hatte. Niemand hatte mich jemals so interessiert wie Elora damals.

Das kann man nicht kontrollieren, alter Freund. Ich lehnte gemütlich an der Wand hinter mir, meinen fast leeren Becher locker in der Hand. Aber das weißt du ja. Wega bietet dir eine Herausforderung, vielleicht lässt die Faszination wieder mach, aber wenn nicht... Ich ließ den Satz unbeendet und trank meinen Becher leer.