Hätte ich Silverkeep direkt besuchen wollen hätte ich mich von Nergal direkt in das feindlich gesinnte Dorf bringen lassen, es war so immer noch extrem gefährlich zum Helfen her zu kommen, dich das hatte mich nie aufgehalten. Nun aber plante ich ja Faqir zu besuchen, der mir gesagt hatte ich müsste nur in die nähe des Dorfes kommen um ihn zu verständigen. Aus den Schatten eines Felsens hervor sprang nun also Nergal auf dessen Rücken ich saß, Morbus auf dem Arm, der nun allerdings rasch abhob. Ich lächelte still unter meiner Maske und glitt von Nergal herab, dem ich kurz auf dem Hals klopfte, ehe dieser davon trabte. Ich fühlte weiterhin die Erschöpfung stark an mir nagen, die Geistige war es, die mich so besonders quälte. Ich hing in Gedanken noch der Seele nach, die ich heute in mir hatte aufnehmen müssen. Dieses arme Mädchen. Ich war mir eigentlich sicher gewesen unbemerkt angekommen zu sein, ich war nicht in Sichtweite des Tores gewesen, ich hatte keine Wache in meiner Nähe bemerkt, und doch durchbrannte plötzlich ein gellender Schmerz meinen Körper, als ein Pfeil sich in meinen Rücken bohrte. Er schlug zwischen Wirbelsäule und Schulterblatt ein, die unerwartete Wucht riss meine Schulter vor und mich seitlich zu Boden, wo ich auch mit einem dumpfen Geräusch aufkam. Ein schrilles Klingeln erüllte meine Ohren und im ersten Moment spürte ich nichts als brennenden Schmerz. "Ha! Ava, ich habe ihn erwischt! Wir werden leben wie die Könige!" Eine Frauenstimme, das war deutlich, auch wenn ich kaum in der Lage war das in diesem Moment wirklich wahrzunehmen. Was aber sogar ich deutlich mitbekam, weil ich es direkt spüren konnte, war das bebende Donnern, das die Erde erschütterte, dicht gefolgt von einem ohrenbetäubendem Wiehern, das wuterfüllt die Luft zerriss. Nergal war zurück gekommen und war mehr als nur aufgebracht darüber was er vorgefunden hatte. Das schwarze Einhorn war mir gegenüber sehr beschützerisch und treu, er hasste alles was mir schaden konnte und nun war er wirklich wütend. Man wünschte es niemanden von einem wütenden schwarzen Einhorn gehasst zu werden. Nergal fletschte seine Reißzähne und donnerte noch einmal seine silbernen Hufe auf den Boden, dann stürzte er los. Ich hörte nur das Schreien der Frauen, bis es abrupt und mit einem reißenden Geräusch endete. Ich spürte wie warmes Blut den Boden um mich herum bedeckte, doch es konnte nicht das meiner beiden Angreifer sein, sie waren zu weit weg gewesen, es war mein eigenes, welches mir immer mehr und mehr meiner Lebensenergie aussaugte. Schwach bewegte ich eine Hand und schaffte es eben noch so sie auf mein Zauberbuch zu legen, ehe ich fast völlig ohne jeden Ton ein paar wenige Worte wisperte. Meine Hand glühte auf und notdürftig schloss sich die Wunde an meinem Rücken um den Pfeilschaft herum, jedenfalls genug, dass ich in den nächsten Minuten nicht verbluten würde.

Ein schwaches Zucken durchlief meinen Körper, als ich instinktiv der Hand ausweichen wollte, die sich warm auf meinen Rücken legte, doch ich hatte nicht die Kraft weit zu kommen, in Panik zu versinken war mir gerade auch nicht gegeben, das Adrenalin schoss nur so durch meinen verletzten Körper und während alles um mich herum verwischt schien war mein Verstand doch geschärft. Faqir. Ich erkannte ihn hauptsächlich an der Stimme, meine Sicht war eingeschränkt, nicht nur durch die Maske, die auf meinem Gesicht genug verrutscht war um mir die Augen zu verdecken und das atmen zu erschweren. M-Maske. Dumpf klang das einzelne Wort unter meiner Schnabelmaske hervor, unter der ich sonst problemlos atmen konnte, doch nicht so schief wie sie gerade war. Sie musste runter, aber ich hatte nicht den Atem dazu das auszuformulieren, denn er ging in kurzen Stößen. Ich hustete und wusste schon bevor ich anfing, dass ich es bereuen würde. Wie aufs Stichwort begann meine eben noch notdürftig geschlossene Wunde wieder zu bluten, zum einen wegen dem Husten, zum anderen aber auch, weil der Schaft des Pfeils irgendwo anstieß und meine Schmerzen genug erweiterte, dass ich einen Schmerzenslaut von mir gab, was Der Doktor sonst nie tat. Sch-Schaft. Abbrechen.

Ich atmete abgehakt, aber doch nun sehr viel freier ein, als Faqir mir die Maske vom Gesicht nahm und bemühte mich darum weiterhin so ruhig zu bleiben, wie ich es getan hätte, wenn ich nur der Arzt wäre, nicht auch noch gleichzeitig der Patient. Ohne es wirklich zu bemerken lehnte ich meinen Kopf gegen Faqirs Brust, ihn selbst zu halten war zu anstrengend. Ich konnte Faqir nun auch wieder klarer hören, was vielleicht auch an meinen nun wieder etwas geklärterten Sinnen lag, da ich wieder richtig Luft bekam. Er klang regelrecht sanft, als er mir gut zuredete, was tatsächlich half, dass ich mich etwas ruhiger fühlte, auch wenn ich wusste, dass das schlimmste noch vor mir lag. Etwa das abbrechen des Pfeilschaftes, was Faqir nun in Angriff nahm. Ein deutlich schmerzerfülltes Geräusch entkam mir, doch dann war der Schaft abgebrochen und zog immerhin nicht noch weiter an meiner Wunde. Ich schloss ein paar Momente die Augen um so ruhig zu atmen wie möglich und mich zu sammeln, ehe ich sie wieder öffnete und zu Faqir hochsah. Ich muss mich aufsetzen. Halt mich fest. Ich musste eine Hand über meine Verletzung halten um sie sinnvoll zu verschließen, vorerst würde ich die Pfeilspitze drinnen lassen müssen, bis ich die Kraft für eine volle Heilung hatte, was durch meinen hohen Blutverlust jetzt nicht gegeben war, doch dafür musste ich sitzen, damit ich heran kam, etwas was ich ohne Hilfe nicht schaffen konnte.

Faqir hatte nicht vor mich im Stich zu lassen, das war es auch, was sich aus seinen Worten herausfiltern konnte. Das war überaus beruhigend und beruhigt sein war äußerst hilfreich gerade, denn wenn ich in Panik geriet, dann konnte ich genauso gut einfach aufgeben und sterben. Ich biss hart die Zähne zusammen, während ich mich in eine aufrechtere Position hochkämpfte, was ich nur dank Faqirs stützenden Händen schaffte. Mir schwindelte sofort, doch ich konnte dank dem Dschinn nicht wieder umkippen, also schloss ich einige wenige Momente wieder die Augen und atmete durch, um mich erneut zu sammeln, aber ich hatte nicht besonders viel zeit, also bewegte ich schon wieder die Arme. Eine Hand legte ich auf mein Zauberbuch, dessen Seiten eine deutlich rötliche Farbe angenommen hatte, und die andere verdrehte ich mit dem Arm so, dass meine Finger über dem abgebrochenen Schaft schwebten, was genug an der Wunde zog, dass ich beinahe das Bewusstsein verlor, doch ich hielt mich mit aller Kraft an der Realität fest. Ich wollte nicht sterben, nicht so und nicht hier, ich hatte noch so viel zu tun und so vielen zu helfen. ich konnte und wollte jetzt noch nicht sterben. Endlich schaffte ich es wieder mich zu konzentrieren und flüsterte, so leise, dass ich es selbst kaum hörte, die nötigen Worte, um meine Magie zu wirken. Meine Hände begannen zu glühen, es war wesentlich schwächer als es sein sollte, aber es würde gehen müssen. Ich schloss die Augen wieder um mich rein auf den Fluss meiner Magie zu konzentrieren, die nach und nach wieder die Haut und Muskeln um den Teil des Pfeils herum, der noch in mir steckte, heilte und soweit schloss wie es eben ging. Ein Fremdkörper in dem meinen war alles andere als gut, aber für den Moment musste es reichen.

Schließlich hörte das Glühen auf und ich sackte wieder in mich zusammen, gegen Faqirs warmen Körper, der mich aufrecht hielt. Ich atmete schwer, aber mit weniger Schmerzen als zuvor, erleichterter auch, da ich mich nicht mehr in unmittelbarer Lebensgefahr befand. Ich nahm mir noch ein paar Momente um mich wieder zu sammeln, doch dann musste es auch schon weiter gehen, denn ich konnte hier nicht bleiben, jedenfalls nicht lange genug um mich wieder genug zu fangen, dass ich den Rest der Heilung vornehmen konnte. Ich schlug die Augen auf und sah zu Faqir hoch. Ich begann nun wieder sehr viel deutlicher meine Umgebung zu spüren und damit auch die Stellen an denen der Dschinn mich berührte, doch ich war weiterhin ruhig, Faqir hatte mir bis jetzt nichts getan, ich konnte also darauf bauen, dass er es in den nächsten Minuten auch nicht tun würde. Wäre es möglich, dass du mir nun doch den Vault of Shadows zeigst? Es klingt als wäre das der ideale Ort für den Moment. Meine Stimme war leise und immer noch deutlich schwächer als gewöhnlich, aber sie war ruhig und freundlich, auch auf meinem nun nur noch bleicheren Gesicht zeigte sich schon wieder ein müdes Lächeln.

Ein Hauch Unsicherheit huschte über mein Gesicht und ich brauchte einige Momente zu lange, ehe ich dann doch meine Antwort gab, angefangen bei einem leichten Nicken. In Ordnung. Ich drehte leicht den Kopf, als ich ein Schnauben hörte, Nergal war sie ganze Zeit in unserer nähe geblieben, seine silbernen Hufe hatten rötlich-braune Flecken und er war wohl recht viel auf und ab gelaufen, denn der Sand um uns herum war ziemlich aufgewühlt. Alles in Ordnung Nergal. Wieder ein Schnauben, aber der Einhornhengst wirkte nun wesentlich ruhiger und senkte einen Moment seinen Kopf.

Ich nickte beinahe etwas abwesend und hielt die Augen offen, während Faqir mich hochhob und begann davon zu tragen. Ich lächelte trotzdem warm, als ich sah, wie er Nergal etwas zu Fressen gab, was dieser nach kurzem Schnuppern dann auch annahm. Es schien ihm sehr zu schmecken, was immer es gewesen war. Er folgte uns auf dem Fuße, auch wenn er dafür direkt durch die Sonne musste, was er, wie ich wusste, nicht gerne tat.
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