Mein schelmischer Ausdruck hatte sich zu einem entschlosseneren gewandelt als wir den Feldern näher kamen. Es war natürlich allles nur Spaß und Spiel, aber konzenrieren wo ich hinritt musste ich mich trotzdem, vor allem im Galopp. Dennoch erreichte ich die Felder und hielt Orion an. Ich drehte mich um und grinste Raschel entgegen, die nur ein kleines Stückchen hinterm mir war. „Herrlich so schnelle Pferde nicht?“

Meine Augen sprühten nahezu funken, während ich Stratos langsamer werden ließ und schließlich neben Aurelia hielt. Wie wahr! Damit glitt ich aus dem Sattel und tätschelte liebevoll den Hals meines Wallachs, ehe ich ihm das Zaumzeug abnahm, damit er besser fressen und sich frei bewegen konnte. Dann trat ich zu Orion und hielt Aurelia meine Hand hin, um ihr aus dem Sattel zu helfen. Sollen wir Blumenkronen machen? kicherte ich dabei warm.

Ich lachte leise und strich ein paar mal Orion über den Hals bevor ich mit Raschels Hilfe abstieg. “Blumenkronen? Kindlich, aber sehr gerne.“ erwiderte ich mit einem Lächeln während ich Orion das Zaumzeug abnahm. Er schüttelte den Kopf wie um sich kurz von dem Leder zu befreien und trat dann ein paar Schritte von uns weg um nach einer Stelle zum grasen und ausruhen zu suchen. „Wobei es auch egal ist ob nun kindlich oder nicht.“ es war ja niemand außer uns hier.

Ich senkte ein wenig verunsichert den Blick, als Aurelia meinte dass mein Vorschlag kindlich sein. Kurz kämpfte ich mit mir - immerhin hatte ich nie viel von meiner Kindheit gehabt, geschweige Freunde. Rasch jedoch lächelte ich wieder, um mir nicht anmerken zu lassen dass mich diese Worte verletzt hatten. Stratos derweil folgte Orion und graste friedlich neben diesem. Vielleicht finden wir ja auch ein paar Blumen, welche wir meinem Vater mitbringen können,für den Geburtstag meiner Brüder! Damit tänzelte ich zu einigen Blumen und strich liebevoll über diese.

Es war nicht meine Absicht gewesen Raschel zu verletzten, eher war ich nur seit Jahren nicht mehr auf die Idee gekommen Blumenkronen zu flechten. In meinem Kopf war es eben etwas was Kinder gerne taten. Was nicht hieß das Erwachsene das nicht tun könnten. Ob ich das überhaupt noch konnte? “Gute Idee. Er wird sich sicher freuen.“ stimmte ich ihrer Überlegung zu und folgte dann zu einigen Blumen. An einer Stelle andder eine Vielzahl bunter und verschiedener Blumen blühten hielt ich an und sah zu Raschel. „Wollen wir uns hier hin setzten? Hier sind genug Blüten für mehr als zwi Blumenkronen und einen Strauß.“ schlug ich vor.

Ich hob den Blick, da dieser eine Weile nahezu von den Blumen gefesselt war, und lächelte dann. Gute Idee! Damit trat ich rasch zu Stratos, welcher leise wieherte während ich aus der Satteltasche eine ordentlich gefaltete Decke holte. Diese breitete ich auf dem gezeigten Fleck aus - schließlich wollte ich nicht dass unsere Kleider schmutzig wurden. Bitte setzt euch Aurelia. ich bot der Prinzessin meine Hand an, um ihr dabei zu helfen sich gemütlich auf der Decke nieder zu lassen.

Ich hätte mich wahrscheinlich auch einfach so ins Gras gesetzt, aber Raschel war vorbereitet und breitete eine Decke aus.“Danke euch.“ meinte ich mit einem Nicken und setzte mich hin. Die beine zu einer Seite angewinkelt, auch wenn man das unter dem Stoff meines Kleides kaum sah, der sich zu einer Seite hin über meine Beine ausgebreitet hatte. Hilfe benötigte ich dabei eigentlich nicht. Dann klopfte ich auf den Platz neben mir und lächelte zu der Halb-Elfe hoch. Sobald sie ebenfalls saß beugte ich mich zu den Blumen und pflückte ein paar damit ich mit der Krone beginnen konnte.

Ich ließ mich neben Aurelia nieder, wobei es mir egal war, dass mein Kleid dermassen verrutschte dass die Unterschenkel frei lagen. Ich begann summend ein paar Blumen zu schmücken. Ich bin froh..nein glücklich, dass ihr mit gekommen seid. Lächelte ich nach einer Weile Aurelia an. Seit wir uns wieder begegnet waren und unsere Freundschaft stärker denn je geworden war, genoss ich jeden Moment, welchen ich mit der Prinzessin verbringen konnte. Wohl auch weil es manchmal doch recht anstrengend wurde, nicht wieder in alte Alltags-Muster zurück zu fallen und mich wie eine Bedienstete zu verhalten.

Ich hatte genug Blumen in meinem Schoß und fing vorsichtig an diese zusammen zu flechten. Wie sich herausstellte war es doch etwas schwieriger als ich in Erinnerung hatte. Als Raschel wieder sprach sah ich zu ihr und lächelte warm. “Ich bin jedes mal froh wenn ihr mich auf solche Ausflüge einladet.“ erwiderte ich. Ohne sie wäre ich wahrscheinlich sehr viel weniger so frei draußen. Und schon vor Jahren hatte ich gemerkt das mir ohne sie wohl ein großer Teil in meinem Leben fehlen würde. „Und ich bin glücklich das Ihr meine Freundin seid.“ fügte ich dann hinzu da ich das Gefühl hatte es müsse einfach mal Gesagt werden.

Eine zarte Röte schlich sich auf meine Wangen, als Aurelia sagte, dass sie glücklich sei mich als Freundin zu haben. Ohne dass es eine bewusste Handlung gewesen wäre, ergriff ich mit beiden Händen Aurelias linke Hand und drückte diese leicht. So sehr ich auch dagegen ankämpfte, konnte ich nicht verhindern dass sich Tränen in meinen Augen sammelte. Ich bin auch sehr glücklich euch als Freundin zu haben, Aurelia! Meine Stimme bekam einen leicht brüchigen Ton, bevor ich mir bewusst wurde, was ich da eigentlich tat. Als hätte ich mich verbrannt ließ ich Aurelias Hand los und blickte zur Seite. Verzeiht..

Ich war etwas überrascht als Raschel plötzlich meine Hand ergriff und ich sah sie dementsprechend mit einem überraschten Blick an. Ich konnte nicht verhindern das sie sich so schnell zurück zog und schüttelte dann nur den Kopf. „Bitte, Raschel, entschuldigt euch nicht wenn ihr nichts falsch gemacht habt.“ In einem offiziellen Umfeld, was für mich so ziemlich jedes war in dem ich nicht alleine oder nur mit Vertrauten war, Konnte man ihre Handlung vielleicht für unangemessen ansehen. Hier jedoch, auf einer Wiese mit Blumen mitten in der Natur war es das nicht. Und auch sonst hätte ich es ihr nicht krum genommen. “Ihr habt nichts falsch gemacht, und eure Gefühle und Freude frei zu zeigen ist in keinem Fall schlecht. Vor allem nicht wenn niemand da ist der euch verurteilt.“ fügte ich hinzu und zog mein Taschentuch hervor und tupfte ihr damit sachte die Tränen vonn den Wangen.

Ich hielt meinen Blick gesenkt, selbst als Aurelia mir die Tränen von den Wangen tupfte Ich..es ist nur..ich darf..nein..durfte nie anderen zeigen wie ich empfinde, als ich noch bei meiner Mutter lebte. begann ich dann stockend und hob schließlich den Blick. Ich möchte euch auf keinen Fall irgendwelche Umstände machen! Ich mochte für den Moment wie ein zerbrechliches Kind wirken, welches von jemanden ausgeschimpft worden war.

Ich sah sie mitleidig an als sie erzählte wie ihre Mutter sie behandelt hatte. Von dem was ich über ihre Vergangenheit wusste, sei es vom Grafen oder von ihr selbst, war ihr Leben anfangs alles andere als schön gewesen. Ich selbst konnte mir solch ein dasein nicht vorstellen, aber schrecklich hörte es sich allemal an. „Ihr macht mir keine Umstände, glaubt mir das.“ versicherte ich und reichte ihr dann das Taschentuch. „Und eure Mutter ist nicht hier, also könnt ihr frei zeigen was ihr fühlt.“ Sie sollte nicht das Gefühl haben sich verstellen zu müssen denn dies kannte ich selbst gut genug.

Dankbar nahm ich das Taschentuch an und strich mir damit ein wenig über die Augen. Ich hasste es so zerbrechlich zu sein. Ich wollte doch stark sein! Doch sobald die Erinnerungen an meine Mutter hoch kamen schien es als ob ich wieder das kleine Kind wurde, welches in einer Ecke des Zimmers stand, während die Herrin des Hauses wild herum schrie. Ich schüttelte rasch den Kopf und setzte ein Lächeln auf, ehe ich begann aus den Blumen, welche ich gesammelt hatte, eine Blumenkrone zu binden. Für mich war es scheinbar leichter - wohl auch weil ich ja mit meinen Brüdern öfter welche gebunden hatte. Ab und an hob ich die Krone in Richtung Sonne um sie zu begutachten.