Zum Glück nicht. Etwas verlegen grinste ich amüsiert, ich konnte mir schon ein bisschen denken, was sie sich dachte, aber ich war einfach zu neugierig und zugegeben auch einfach ein bisschen verzweifelt gewesen. Außerdem war das Licht wirklich interessant gewesen und im Endeffekt hatte es sich dann doch ziemlich gelohnt. Jedenfalls ist mir irgendwann aufgefallen, dass dieses blaue Licht so... lebendig wirkte. Also habe ich versucht mich mit ihm zu unterhalten., erzählte ich weiter und man bemerkte, wie meine Augen beinahe ein wenig vor lauter Begeisterung zu leuchten begannen, Bis... es mir schließlich geantwortet hat, ich bin also tatsächlich an ein echtes Irrlicht geraten. Wir haben uns unterhalten, es erklärte mir, dass es mich in die Irre führen wollte, um mich von seinem Zuhause wegzulocken und schließlich... hat es eine menschliche Gestalt angenommen.

Etwas erleichtert, das er sich nicht getan hatte lächelte ich. Mein Lächeln wurde zu einem schmunzeln und ich schüttelte doch leicht den Kopf. Aurelien war sicher der einzige den ich kannte der versuchen würde mit einem Irrlicht zu reden. So hörte sich das Wesen zumindest von seiner Beschreibung an. Womit ich dann nicht rechnete, war das es antwortete und ich blickte ihn noch erstaunter an als er erzählte wie es eine menschliche Gestalt annahm. “Das Irrlicht hat eine menschliche Gestalt angenommen? Du scherzt doch oder?“ Halb Begeistert und noch halb im Unglauben suchte ich das Gesicht meines Bruders nach irgendeinem Anzeichen dafür ab. Aber da war nichts außer Begeisterung in seinen Augen.

Natürlich konnte ich Aurelia bestens verstehen, die Geschichte klang auch wirklich unglaublich, ich hatte es ja selber noch nie erlebt gehabt, aber ich hatte sie schließlich auch mit eigenen Augen gesehen. Oh nein, es war genau so! Plötzlich stand sie vor mir, sie war... wirklich hübsch, ein Stück größer als ich, dunkler Teint, lange braune Haare und rötliche Bemalungen, wie ein Wesen aus einer anderen Welt und trotzdem so menschlich., beschrieb ich sie mit einem sanften Lächeln, nur weil ich nur an Männern interessiert war, bedeutete das ja nicht, dass ich nicht durchaus ihre Schönheit loben konnte, von der sie durchaus mehr als genug hatte. Sie stellte sich mir als Oheň vor und half mir aus dem Moor wieder hinaus. Am Ende des Tages, als wir endlich am Rand des Moores angekommen sind, hat sie mir diese Kette geschenkt. Ich wollte sie eigentlich vor kurzem wieder besuchen, aber es kam etwas dazwischen.

Wie er sie beschrieben bekam ich doch gut Lust Oheň zu zeichnen. Sie klang wirklich schön. Und auch nett. Aufmerksam hörte ich zu wie er den Rest der Geschichte erzählte und lachte leise. „Das schaffst auch nur du. Egal wo du hingehst freundest du dich mit Wesen jeder Art an.“ Eine Qualität die ich an ihm sehr schätzte. So wurden Feste oft angenehmer und die Geschichten die er von seinen Ausflügen erzählten waren immer spannend. „ Was ist denn dazwischen gekommen? Wenn du schon auf dem Weg zu ihr warst.“ fragte ich dann, wieder neugieriger.

Etwas verlegen nickte ich und stimmte dann in ihr Lachen ein, denn sie hatte durchaus recht, ich freundete mich sehr gerne mit allen möglichen Wesen an, manche auch sehr ungewöhnlich, so wie das Seemonster. Apropos Seemonster, ich hatte noch gar nicht von Osiris erzählt, aber da war jetzt die beste Zeit dazu. Nun, eigentlich hatte ich sie gerade getroffen, aber plötzlich kam jemand zu ihr, der sie dringend sprechen wollte., sagte ich und sah etwas unschlüssig drein, Wenn ich ehrlich bin, weiß ich selber nicht so ganz, wer er war, aber es wirkte wie ein Gespräch, das die beiden lieber alleine führen wollten. Damit hatten Aurelia und ich schließlich mehr als genug Erfahrungen, am Hofe wurde zwar nicht immer direkt gesagt, wenn ein Gespräch zum Beispiel nur unter vier Augen geführt werden wollte, aber man bemerkte es einfach an der Stimmung oder an der Körpersprache alleine schon. Aber ich war so müde, ich konnte den Weg zurück fast nicht mehr ertragen, also hat mich ein Zentaur zurückgebracht, den ich vorher kennengelernt habe und er war auch ein Freund von Oheň. Kannst du das fassen, ein echter Zentaur! Man bemerkte sofort, wie ich nur noch mehr ins schwärmen gerat. Er ist wirklich unglaublich. Er heißt Osiris, er ist offenbar der Hüter des Waldes und er war so unglaublich nett, er hat mich sogar auf seinem Rücken getragen. Die letzten Tage... es ist so viel passiert, ich konnte es kaum abwarten, dir alles zu erzählen.

Ich lächelte als er mit ins Lachen einstieg. Ohne ihn hätte ich mich wohl längst selbst in Moor aufgemacht, allerdings wäre ich dann eher ertrunken als Freunde zu finden.
Langsam nickte ich als er erzählte das er von jemandem unterbrochen wurde dessen Gespräch wichtiger war. Waren waren wir doch oft genug, auch als Kinder, einfach aus dem Raum geschickt worden wenn etwas der Art passierte. “Ein Zentaur, bemerkenswert.“ murmelte ich. „Du musst mich unbedingt mal auf einen deiner kleinen Ausflüge mitnehmen.“ bat ich. Ein Zentaur und ein Irrlicht? Nicht nur waren die Zeichenmöglichkeiten so unglaublich, ich wollte gerne auch einmal die Leute treffen mit denen sich Aurelien außerhalb des Schlosses umgab. Sie klangen alle so freundlich.
Ich lächelte warm als er noch mehr ins schwärmen geriet, ob wegen der Wesen oder etwas anderem konnte ich nicht ganz sagen. “ Du bist auf einem Zentauren geritten?“ fragte ich interessiert nach. Unglaublich. Sein letzter Satz brachte mich zum schmunzeln. „Ich liebe es wenn du mit von deinen Ausflügen erzählst.“ erwiderte ich.

Wenn ich ganz ehrlich war, dann begeisterte es mich sehr meine Zwillingsschwester auf meine Abenteuer mitzunehmen, noch mehr, ihr Osiris vorzustellen, ich war mir sehr sicher, dass er sie genauso sehr mögen würde, wie er auch mich mochte. Aber natürlich, wenn ich wieder einmal die Gelegenheit dazu habe, ich denke, du würdest Osiris sehr mögen. Oheň auch, sie ist nur etwas misstrauisch Fremden gegenüber., erklärte ich, denn Oheň hatte nun einmal viele schlechte Erfahrungen gemacht, natürlich würde sie verstehen, dass Aurelia meine Schwester war, aber sie war trotzdem oft etwas zögerlich und ich konnte es ihr kaum übel nehmen, Osiris dagegen wirkte wirklich sehr aufgeschlossen. Nur ganz kurz, aber es war ein wirklich besonderes Gefühl. Ich glaube nicht, dass er sonst gerne Wesen auf sich reiten lässt., erzählte ich etwas nachdenklich, wenn ich an seine Reaktion dachte und lächelte dann glücklich, Danke und ich kann es kaum erwarten, zu sehen, was für Bilder du von ihnen malen würdest. Denn wenn ich meine Schwester kannte, dann dachte sie schon von Anfang an daran, wie sie den Zentauren oder auch das Irrlicht zeichnen konnte.

„Großartig.“ ich strahlte geradezu vor Vorfreude und tippelte etwas auf der Stelle weil ich sonst das Gefühl hatte ich würde platzen. Endlich mal wieder etwas mit Aurelien unternehmen was nicht im Schloss war. Und neue Wesen kennenlernen. „Ich freu mich schon darauf die beiden kennen zu lernen.“ Das Oheň zu anfang etwas misstrauisch sein könnte, konnte ich verstehen. Nicht jeder war gleich gestimmt. Wieder schmunzelte ich als mein Zwillingsbruder glücklich lächelte. „Das glaub ich dir“ Und das Osiris wohl nicht gerne andere auf sich reiten ließ war ebenfalls verständlich. Inzwischen hatte ich aufgehört mit dem Tippeln, konnte aber doch nicht ganz ruhig stehen. „Ich bin auch schon gespannt darauf.“ gab ich, doch etwas verlegen, zu. Hatte er meine eigentlichen Gedanken auf den Punkt gebracht. Allerdings freute ich mich nicht nur auf die Möglcihkeit Osiris und Oheň zu zeichnen, sondern auch etwas mit Aurelien zu unternehmen.

Am liebsten war ich sowieso immer aus dem Schloss, es gab einfach so viel spannendes zu erkunden, was mich daran erinnerte, dass ich auch noch vorhatte hier etwas in Aerilon zu erkunden, besonders jetzt, wo unsere Eltern und wahrscheinlich auch die meisten Wachen für das große Erntedankfest abgerückt waren. Aber zuerst einmal ließ ich mich einfach nur die bloße Freude spüren, etwas mit Aurelia zu planen, wenn wir auch noch keinen genauen Termin hatten, Oheň war sicherlich noch mit ihrem besonderen Besuch beschäftigt und Osiris würde ich auch nicht direkt wiedersehen, da war ich mir recht sicher, so freute ich mich doch schon auf die Zukunft. Es wird sicher aufregend., sagte ich mit breitem Lächeln und breitete dann meine Arme aus, um Aurelia eine Umarmung anzubieten, Ich kann es kaum abwarten mit dir etwas außerhalb dieser Mauern zu unternehmen.

Am liebsten würde ich auch öfters die Welt erkunden, aber war es zum einen doch etwas anderes alleine nach draußen zu gehen und zum anderen hatte ich eine wesentliche härtere Zeit mich mit anderen anzufreunden. Himmel, Raschel war bis jetzt eine der wenigen die ich Freunde nennen konnte. Zudem kam noch das ich oft zu tun hatte. Durch meine Ausbildung oder was anderes es auch zu tun gab. Doch das ich nun wieder etwas mit meinem Bruder unternehmen konnte ließ mich vor Vorfreude doch fast wieder hibbelig werden. “Ich kann es kaum erwarten.“ erwiderte ich lächelnd und nahm die Angebotene Umarmung an. “Was hast du heute eigentlich noch vor?“ fragte ich, noch in der Umarmung.

Vielleicht waren die beiden ja sogar am Erntedankfest, ich konnte es mir zwar nur schwierig vorstellen, immerhin waren beide richtige, naturverbundene Freigeister, aber vielleicht war der Ursprung des Festes genug um die beiden zu begeistern, oder auch nur einen, alleine der Gedanke machte mich noch neugieriger dorthin zu gehen. Ich schloss Aurelia in meine Arme und drückte sie an mich, es tat gut meine Schwester wieder einmal in meinen Armen zu halten, vor dem Hof war das meist viel zu inoffiziell, um sich zu begrüßen. Ich weiß es noch nicht, vielleicht gehe ich in die Stadt oder etwas in den Wald, aber ich glaube, später möchte ich unbedingt zum Bogenschießenwettbewerb, ich möchte unbedingt sehen, wer diesen gewinnt., meinte ich nachdenklich, ich wusste es ja wirklich selber noch nicht, Und selbst?

Ich lächelte glücklich als Aurelien mich an sich drückte. Allzu oft passierte das ja leider nicht. „Hmm klingt interessant.“ Ich löste mich von meinem Bruderum ihm ins Gesicht zu sehen. „Aber pass auf dich auf ja?“ erwiderte ich und machte ein etwas übertrieben ernstes Gesicht. Ich meinte die Worte, aber wenn wir schon alleine waren was war falsch daran etwas herumzualbern. Auf die Frage wurde mein Gesicht etwas nachdenklich. „Hmm, vielleicht geh ich noch etwas trainieren. Und… ich weiß es noch nicht aber viesehen wir uns später in Knifes Edge beim Fest.“ Ein Bogenschießenwettbewerb klang doch spannend.

Aurelia löste die Umarmung wieder und ich tat dasselbe, quasi spiegelgleich, bevor ich in ihr wirklich sehr, sehr ernstes Gesicht sah und sofort lachen musste, denn auch wenn ich wusste, dass sie natürlich auch wirklich wollte, dass ich auf mich aufpassen sollte, so war ihr Gesicht natürlich für den Anlass viel zu übertrieben ernst. Ich setzte also mein bestes schockiertes Gesicht auf und legte mir dramatisch eine Hand auf die Brust. Wie tragisch, dabei wollte ich mich absichtlich in Gefahr begeben, aber ach, meine Pläne verfließen wieder einmal im Wasser., seufzte ich theatralisch und lachte dann wieder, bevor ich nickte, das klang nach einem guten Plan, Wenn, werde ich dich sicherlich finden. Glaubst du unsere neue Leibwächterin wird ebenfalls zum Fest kommen?

Aureliens ebenfalls übertriebene Antwort brachte mich zum lachen. Es war schön mit ihm herumzualbern, auch etwas was für den Hof viel zu informell war und leider viel zu selten passierte. “Wir finden uns sicher.“ stimmte ich zu. „Valentina sah wie eine viel beschäftigte Frau aus. Ich denke dass die Chancen nicht gerade sonnig stehen.“ überlegte ich laut. „Aber wer weiß, vielleicht irre ich mich auch.“ Menschen lesen, war keine meiner Stärken aber ich hatte doch ein recht gutes Auge für Körpersprache dank meines Zeichnens.

Begeistert lächelte ich, es freute mich immer, wenn ich Aurelia zum lachen bringen konnte, denn natürlich liebte ich meine Schwester über alles. Ich wusste auch, dass ihr große gesellschaftliche Anlässe nicht so gefielen, aber ich war mir sicher, auch am Erntedankfest ließ sich ein Plätzchen finden, das nicht vollkommen überfüllt war. Außerdem hatte ich sie natürlich gerne bei mir, aber das musste ich ihr nicht groß sagen, das wusste sie. Ich nickte also, sie hatte vermutlich recht. Ich kann sie nicht direkt einschätzen., sagte ich schließlich nachdenklich und lächelte dann, Aber wir werden sie schon kennenlernen. Das würde wir wohl sowieso, aber ich würde es auch aktiv versuchen, immerhin schien sie ja doch sehr interessant, aus einem anderen Land, mit besonderen Fähigkeiten. Nun, wir sehen uns bald. Viel Glück und Erfolg beim Training. Das wusste ich, dass sie das zwar sowieso haben würde, aber ich wollte ganz klar ausdrücken, wie stolz ich auf sie und ihre Ausbildung war.