Wir entkamen mit Leichtigkeit durch die engen Gassen der Stadt und schon bald waren alle etwaigen Verfolger abgehängt und hinter uns zurück gelassen. Zufrieden führte ich uns zurück auf eine der gut beleuchteten Hauptstraßen und bemerkte, dass ich inmer wieder stolperte und dann bedenklich schwankte. Offenbar war mir das Bier durch die frische Luft nur noch mehr zu Kopfe gestiegen. Ich hasste es, dass ich nicht so viel vertrug wie ich es tun sollte, aber das hatte ich noch nie gekonnt, egal wie viel und wie oft ich auch trank.

<- Hafenkneipe "Bitte zu Fisch!"

Durch die engen Gassen war es zwar schwierig zu navigieren, aber das übernahm glücklicherweise Diego, während ich hier und da ein paar Händler aus dem Weg stieß. Endlich waren wir die restlichen Wachen losgeworden und wieder zurück zur Hauptstraße gekommen. Entspannt lachte ich auf, so eine Barschlägerei hatte doch etwas sehr belebendes. Das war nötig., grinste ich und sah zu meinem Waffenbruder, der allerdings bedenklich schwankte. Das passierte öfters, aber ich war selber ein wenig zu angetrunken, um ihn deswegen zu verspotten, also trat ich einfach an ihm heran und schlang ihm einen Arm um die Schultern, grob natürlich, wie es sich für einen Mann gehörte. Lass dir helfen, Bruder.

Mein betrunkenes Selbst bekam bald Hilfe von Gorn, der mich mit einem seiner muskulösen Arme unterstützte, damit ich nicht hinfiel. Wärme breitete sich durch meine Schulterpartie in meinem ganzen Körper aus und ich lachte selbst auf, laut und dröhnend, wie ein Mann eben, ehe ich mit meiner Hand auf Gorns breiten Rücken klopfte und mich ganz männlich an ihm abstützte. Gehen wir heim, Bruder. "Heim" bedeutete für uns ein geteiltes Zimmer im Gildenhaus, mehr hatten wir nicht, kein eigenes Haus, keine eigene Wohnung, nur dieses kleine Zimmer.

Wir schwankten beide ein wenig, aber durch mein größeres Gewicht und meine höhere Alkoholtoleranz schafften wir es dann doch das große Gildenhaus anzusteuern, das sich eigentlich ganz in der Nähe befand, auch am Hafen liegend. Ein richtiges Zuhause hatten wir nie wirklich gekannt, aber wer brauchte so etwas denn schon? Was für ein Abend. Die Schlägerei war dringend notwendig gewesen., sagte ich lachend und schüttelte Diego leicht, für meine Verhältnisse jedenfalls, Die Blumenkrone darfst aber du machen, Bruder.

Es war viel zu ruhig. In der Hafenkneipe war es nie ruhig, aber das war ja jetzt nicht wichtig, ich brauchte einfach immer action in meinem Leben. Du wirst so scheiße damit aussehen. Ich lachte und haute Gorn mit der Hand über den Kopf.

Unsere Freunde hatten wir einfach dort zurückgelassen, in der Hafenkneipe, aber daran verschwendete ich keinerlei Gedanken, immerhin waren sie es nicht nur gewöhnt von uns, sie konnten sich ja auch wohl um sich selber kümmern, oder? Den Schlag auf den Kopf spürte ich fast gar nicht, während ich gröhlend lachte. Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen, als dieses fette Muttersöhnchen aufgestanden ist. Der Mann war eigentlich riesig und sehr muskulös gewesen, aber das waren unwichtige Details. Über die tatsächlich Blumenkrone freute ich mich aber deutlich weniger, ich seufzte schwer. Scheiß Weiberkram.

Halt die Fresse, der das Weib hatte eher Angst vor mir! Ich streckte die Hand hoch und krallte meine langen Finger in Gorns Haare, um seinen Kopf mit einem Ruck zurück zu ziehen. Es war völlig normal seinen freunden Schmerzen zuzufügen, wenn sie einen beleidigten, so funktionierte Freundschaft nun einmal. Passt doch gut zu dir.

Ich lächelte noch immer, doch als er grob an meinen doch wieder ziemlich langen Haaren zog, ließ ich ein tiefes, leises Stöhngeräusch hören, es schmerzte, aber dann auch teilweise nicht, denn das löste noch ein ganz anderes Gefühl in mir aus, dass ich lieber gar nicht so genau definieren wollte, denn etwas regte sich, dass mit Mariam nie so ganz klappen hatte wollen. Heh, ja genau, passt doch eher zu dir... Bruder., sagte ich etwas gepresst, während ich lieber mal meine Schritte beschleunigte, ich musste diese Gedanken loswerden und mit Diego an meiner Seite, war das etwas schwierig. Scheiß Gespräch über diesen Weiberkram.

Das Geräusch das von Gorn kam brachte mein Blut dazu sich viel schneller durch seine Bahnem zu bewegen und ich biss mir einen Moment auf die Unterlippe, bis ich es bemerkte und sofort unterließ. Ach ja, du Schlappschwanz? Als wir nun aber schneller wurden stolperte ich natürlich wieder und musste mich leider an Gorns Brust abstützen. An diesen stahlharten Brustmuskeln, die sich unter meinen Fingern so warm und wohl definiert anfühlten. Scheiße, nimm dich zusammen!

Diego taumelte etwas, kein Wunder nach dem ganzen Bier in der kurzen Zeit und ich stütze ihn nun an der Taille, anstatt um die Schultern, natürlich nur, weil es so schneller voranging. Natürlich lachte ich nur extra laut, um meine eigene Unsicherheit zu überspielen. Lern mal zu laufen, Mädel. Wir hatten das Gildenhaus allerdings zum Glück fast erreicht, denn seine Beleidigung für mich war gerade wirklich die vollkommen falsche Bezeichnung, aber je schneller wir unsere verfluchte Herberge erreichten, desto besser, ich brauchte dringend Ablenkung von diesen Dingen.

-> Großes Gildenhaus

Kannst du nicht mal einen Waffebruder mit tragen? Bist du überhaupt ein Mann? Gorns Arm stützte mich nun an der Taille, was ein unfallen alleine unmöglich machte, aber meine Konzentration einzig auf diesen Punkt lenkte. Der Königin sei Dank erreichten wir nun aber bald das Gildenhaus.
(Großes Gildenhaus)

Ich bekam nicht viel davon mit was mit mir geschah, hin und wieder blitzte mein Bewusstsein auf, aber was ich in diesen Momenten wahrnehmen konnte waren Hände, die mich herum zerrten, meine Füße, die über den Boden schliffen und eine grausige Angst, von der ich in diesen kleinen Momemten einfach nicht ausmachen konnte woher sie kam. Das änderte sich allerdings schnell wieder, als ich endlich wieder ganz aufwachte, mein Kopf brummte noch schlimmer als nach meiner Hochzeit mit Baz, doch als ich an ihn fassen wollte, fand ich vor, dass ich es nicht konnte. Ich konnte meine Arme nicht bewegen, meine Beine auch nicht, wie ich entsetzt feststellte, als ich es versuchte. Ein Stöhnen unterdrückend öffnete ich die Augen zu schmalen Schlitzen, denn selbst das bisschen Licht, das nur zu mir drang war schon zu viel für mich. Ich sah mich in dem kleinen Raum um, in dem erschreckend mehr Leute waren, als hier wirklich Platz hatten. Wir waren vier Personen, zwei Männer und eine Frau, einer der Männer hielt eine Hand auf mich gerichtet, es brauchte nicht viel Intteligenz um zu verstehen, dass er mich, zu den Fesseln, die in meine Arme und Beine schnitten, mit Magie an Ort und Stelle hielten, er war nicht eben ärmlich gekleidet, aber ganz entschieden unter dem zweiten Mann und der Frau, die nich da waren, denn ihre Kleidung sprach mehr als nur deutlich von Adel. Und ich kannte die beiden, wie mir nun klar wurde, auch wenn es sehr, sehr lange her war. Scheiße. Meine sofortige Annahme, die mir nur noch mehr Kopfschmerzen bereitete, stellte sich als sehr wahr heraus, als die Frau, Lady Baltimore, sich vor mich hin hockte, wie vor ein kleines Kind, ich saß nämlich an die nächste Wand gelehnt da, offenbar in einem Hinterzimmer in irgendeiner reuren Herberge, wenn man den leisen Stimmen vertrauen konnte, die von draußen herein drangen. "Oh Seth, wir haben uns so lange nicht gesehen, das letzte Mal warst du noch so klein." Sie deutete die Größe eines durchschnittlichen Halblings an, es war wirklich lange her, aber so klein war ich auch wieder nicht gewesen. "Weißt du wie besorgt wir alle waren, als du und deine Schwester verschwunden wart? Seither sucht euer Vater fieberhaft nach euch, er wird so froh sein wenigstens dich wieder zu sehen." Das war eine Lüge und wir alle wussten es, wieder zurück gebracht zu werden war etwas, was ich nicht überleben würde, wegen der einen oder der anderen Sache. Ihr glaubt nicht wirklich, dass ihr mich einfach mitnehmen könnt, oder? "Aber das tun wir doch schon." Nun war es der Mann der sprach, Lord Baltimore, seine Schwester erhob sich währenddessen mit zuckersüßem Lächeln und stellte sich wieder neben ihn. "In wenigen Minuten läuft unser Schiff aus, Nikita hier wird uns helfen dich dort hin zu bringen. Dich zu wehren ist zwecklos, seinem Zauber wirst du nicht entkommen, außerdem erinnerst du sich doch sicher noch was dir zuvor gesagt wurde? Ein falscher Mucks und dein... "erster Maat" wird es nicht überleben." Er lachte leise, als er Baz' Rang nannte, als würde er uns nicht ernst nehmen. Mein Herz zog sich weiter zusammen. Baz in Gefahr war das Letzte was ich wollte, aber ich konnte nicht zurück. Nie wieder. Ich würde es nicht überleben, entweder würde mein Vater mich erledigen, oder ich würde gezwungen sein mich wieder in die Gesellschaft einzugliedern, beides Dinge die für mich am Ende den Tod bedeuteten.

cf: Majestätischer Palast » Großes Riad

Überall hatte ich mich durchgefragt, Seth konnte froh sein, dass nicht ich derjenige gewesen war, der entführt wurde offenbar, denn nur durch mein soziales Talent und eventuell ein paar Bedrohungen kam ich schließlich auf eine Fährte von Adeligen, die offenbar jemanden in eine kleine Herberge geschleift hatten. Das musste wohl richtig sein, also fragte ich mich bei der Herberge direkt beim Wirt durch, bis ich schließlich den Tipp für ein kleines Hinterzimmer. Vor dieser Tür stand ich nun und lauschte den Stimmen. Moment, Vater? Ich trat einfach ohne zu zögern die Tür ein, meinen Rapier bereits gezogen, während ich der ersten Person, die mir in den Weg kam, in diesem Fall eine Frau, ins Gesicht kickte und sah, wie Seth festgehalten wurde, was mich zwar erleichterte, immerhin lebte er noch, aber zugleich in große Wut versetzte, denn niemand vergriff sich einfach an meinem Seelenverwandten. Sag mal, du pfiffiger Pisser!, fuhr ich ihn an und die anderen beiden Männer mit meiner Illusionen ablenkte, Du hättest mir nicht mal früher sagen können, dass du auch ein adeliger Bastard bist? Ich schnitt durch die Männer hindurch, voller Wut und Kraft, ich spürte gar nicht, wie ich zuerst dem ersten das Schwert in die Brust, voller Wut, dass sie sich an Seth vergriffen hatten, Adel hin oder her, es war immer noch mein Seth, auch wenn wir definitiv zu sprechen hatten. Das das mich auch zu einem adeligen Hurensohn macht? Wie diese frivolen Untermenschen hier? Ich deutete mit meinem Rapier im Raum herum, während ich ohne zu zögern einige Schritte nach vorne trat zu meinem Seelenverwandten und dann mit einem geschickten Stoß die Hände des Magiers durchtrennte, die Seth gerade in ihrem Zauber hielten. Kurz zögerte ich, bevor ich den Kopf schüttelte. Ach, weißt du was, alleine dafür, dass du meinen Seelenverwandten gegen seinen Willen festgehalten hast, verdienst du es auch zu sterben. Ich trat ihn also einfach zu Boden und durchtrennte ihm dort seine Kehle, bevor ich angewidert einen Schritt zurückmachte, ich wollte meine Kleidung nicht auch noch dreckig machen, meine Schuhe sahen nach dem hier sicher schon schlimm genug aus.

"So ein Verhalten von einem solch hochadeligen Jungen... wirklich eine Schande, nicht war, liebe Schwester?" "Wie recht du doch hast, jegliche Strafe wird noch zu leicht dafür sein, was er seinen Eltern angetan hat." "Dabei warst du doch ein solch folgsamer Junge, jegliche Prügel hast du einfach weggesteckt." "An manchen Tagen konntest du kaum dein Besteck halten, so sagte man." "Und dann gehst du dahin und wirst ein Pirat? Das ist deines Ranges nicht würdig." Die beiden Geschwister redeten mal so als wäre ich nicht da und dann wieder direkt mit mir, sie staubten Erinnerungen ab, die mir nicht gefielen, aber lieber wären mir diese Themen gewesen als die auf die sie schließlich zu sprechen kamen. "Bruderherz, mir ist eben eine hervorragende Strafe eingefallen, ich möchte sie unbedingt vorschlagen, wenn wir wieder zurück sind." "Und was wäre das?" "Diese ganze widerliche Bande an dreckigen Piraten einfangen und... nun, sie hinrichten wäre langweilig, sie versklaven hingegen ein großer Spaß." "Das gefällt mir sehr gut, und der Este Maat? Er hat doch eine besondere Strafe verdient, nicht?" "Sorge dich nicht, daran habe ich gedacht, ein persönlicher Sklave wird es Seth gleich erleichtern sich wieder einzufinden." Nein! Jetzt konnte ich doch nicht mehr schweigen, ich begann mich wieder gegen die unsichtbaren Fesseln zu stemmen, alleine der Gedanke daran, dass Baz versklavt werden könnte brachte mich fast um den Verstand, die anderen Black Ops Piraten sollte natürlich auch nicht dieses Schicksal ereilen, aber sie waren viele und sie hatten das Schiff, als ich Baz zuletzt gesehen hatte war er völlig alleine gewesen. Lord Baltimore machte ein angewidertes Gesicht, doch da platzte auch schon eben jeder Mann herein, über den eben geredet worden war. Kurz starrte ich meinen Seelenverwandten mit geweiteten Augen und ungläubigen Blick an, wandte dann aber den Blick ab, als er begann mich, vermutlich völlig zurecht, zu beschimpfen. Ich hörte also nur wie er die anderen drei Personen im Raum einen nach dem anderen niederstreckte, Blut spritzte auf mich, ich hörte Körper fallen, und immer noch nicht sah ich wieder zu Baz auf. Mein Blick hatte sich verdunkelt, das sonst doch eher helle grau-blau meiner Augen war zu abgebrochenen Schiefer abgestumpft. Der Zauber, der mich hielt hatte sich gelöst und ich sackte etwas zurück gegen die and, doch begann nicht wieder gegen meine Fesseln zu kämpfen, ich saß nur da und ließ die Beschimpfungen über mich ergehen. Genau das was Baz da sagte war ich nämlich, ein widerlicher Adeliger, nicht mehr oder besser als die Toten, die nun vor mir lagen. Ich hatte es nie jemandem gesagt, weder meiner alten Crew noch der neuen oder Baz. Niemand hatte es gewusst und so hätte es auch bleiben sollen, ich hatte nicht einmal daran gedacht, was unsere Heirat deshalb aus Baz machen würde. Selbstsüchtiger Lügner.