Mit vor der Brust verschränkten Händen und leichten, in dem Lärm um mich herum völlig unhörbaren Schritten, trippelte ich praktisch zwischen den vielen Ständen umher und sah mich mit staunendem Blick um. Vor einer kleinen Weile war ich von meinem Balkon gehopst und war spazieren gegangen, einfach quer durch die Stadt, bis ich hier am Basar gelandet war. Dass ich bisher mit niemandem zusammengestoßen war, lag einzig daran, dass die Leute mich bis jetzt immer rechtzeitig bemerkt hatten und durch meine Kleidung eher etwas verwirrt Platz gemacht hatten, zumindest jene, die mich nicht kannten. Es gab einige Standbesitzer hier, die mich bereits einige Male gesehen hatten, ein Teil davon war sogar freundlich. Wie der ältere Herr mit sonnenverbrannter Haut, der mich gerade aus dem Weg eines Wagens zog, der mich fast überfahren hätte. Ich sah zu ihm hoch und strahlte. Ich werde von einem netten Händler gerettet werden, wie wunderbar.

Ich rannte, keuchte und war wütend. Wieso musste die Beraterin der Königin auch mal wieder sich in den Kopf gesetzt haben, auf eigene Faust die Hauptstadt zu erkunden?? Und dabei hatte ich gehofft, dieser Leibwächter Job würde weder alzu lange dauern, noch würde er schwierig sein. "Eine Gem, mit "rückwärtsgewandter" Zukunftssicht..was sollte da schon schiefgehen?" Das hatte ich mir zumindest damals gedacht. Inzwischen war ich seit einem halben Jahr ihr Leibwächter und ich konnte nun glasklar sagen: Einiges.
Zum Glück fand ich Padparadscha oder einfach nur Padpa, wie ich sie nannte, da mir ihr echter Name einfach zu lange war, recht schnell. Scheinbar hatte ein Händler sie gerade vor einem Wagen gerettet.
Mit einer hastigen Verbeugung bedankte ich mich bei ihm und wandte mich dann an die Beraterin der Königin. "Padpa! Was fällt dir ein, einfach so abzuhauen, hmh? Immerhin ist es mein Job, auf dich aufzupassen! Wie soll ich dass denn bitteschön tun, wenn du mir nicht mal Bescheid gibst, wenn du den Palast verlässt?" warf ich ihr vor und fuhr mir durchs Haar. Jetzt hätte ich wirklich gerne einen guten Tropfen gebrauchen können.

Gozuki stand schon eine halbe Minute vor mir, als ich plötzlich auf quietschte und mich hinter dem Wagen des Händlers versteckte, der mich eben gerettet hatte und der auf den Dank meines Leibwächters hin nur lächelnd abgewinkt hatte. Gozuki kommt hier her! Erst nach einigen weiteren Sekunden sah ich wieder hervor und durch meine Stirnfransen zu dem großen Mann hoch und lächelte ihn unschuldig an. Oh, hallo Gozuki, Hallo. Ich trat wieder hinter dem Wagen hervor, die Hände erneut vor dem Oberkörper verschränkt. Ich wollte gerne spazieren gehen und du warst zu weit weg. Rückblickend hätte es mich Gozuki zu suchen, ihm bescheid zu geben und dann vielleicht mit ihm raus zu gehen mindestens eine halbe Stunde mehr gekostet als einfach vom Balkon zu segeln.

Padpas, wie üblich, verspätete Reaktion bzw. "Zukunftssicht" ließ mich aufseufzen. Ich wollte schon sie schon weiter belehren, doch als sie mich so unschuldig anlächelte, verging mir die Lust. Allerdings war ihre Erklärung, warum sie ohne mich den Palast verlassen hatte, dennoch mehr als Haaresträubend. "Wirklich eine super Erklärung Papda....wirklich." Ich musste mich einfach noch an ihre Art gewöhnen....ob mir dass allerdings je gelingen würde, wagte ich dann auch wieder zu bezweifeln. Ich sah mich kurz um, ehe ich, wieder ruhiger, fragte: "Willst du dich noch etwas länger umsehen oder sollen wir zurück zum Palast gehen?"

Ich lächelte nur süß und sagte nichts mehr zu der Ausrede, die in meinem Auge doch nur die Wahrheit gewesen war. Ich dachte nun einmal so, es war am schnellsten gewesen einfach hinaus zu gehen. Sehen wir uns noch etwas um! Ich strahlte und ging einfach mit kleinen, trippelnden Schrittchen los, wieder mitten durch die Menge hindurch ohne links oder rechts zu schauen.

Nickend und mit den Händen in den Hosentaschen folgte ich dann Padpa. Zwar war ich als ihr Leibwächter noch nicht überall bekannt, was manchmal sogar ganz hiflreich sein konnte, doch aufgrund meines an meiner Hüfte hängenden Katanas und meiner Ausstrahlung, wurde die meisten Leute auf uns aufmerksam, bevor sie Padpa anrempelten oder sie drohten zu überfahren. Dennoch wäre es mir deutlich lieber gewesen, wenn sich die Kleine wenigstens ab und an umschauen würde, um ein wenig auf sich selbst aufzupassen. Auch wenn ich Padpa im Auge behielt, glitt mein Blick auch ab und an zu den hier durchkommenden Personen: Manche konnte man wirklich ansehen, dass es ihnen hier nicht gefiel. "Naja, in einer Zeit, in der Magie eigentlich überall ist, ist es kein Wunder, dass sich gerade jene, die sich damit beschäftigen oder sich zumindest für interessieren, ein Land so schnell wie möglich wieder verlassen möchte, dass Magie genaustens kontrolliert." Eigentlich hielt ich mich aus der großen Politik raus, aber indem ich als Leibwächter der Beraterin der Königin arbeitete, wurde ich schon wieder dahin verwickelt.

Dank Gozuki kam ich problemlos durch die Menge an Leuten, kaum einer kam mir mehr in den Weg, egal ob er mich selbst bemerkt hätte oder nicht, mein stetiger Begleiter mit seinem Katana war nur schwer zu übersehen und räumte mir den weg frei. Plötzlich bleib ich stehen und strahlte bewundernd zu Gozuki hoch. Er mochte schon ein halbes Jahr sein Leibwächter sein, aber für mich war das immer noch etwas ganz besonderes. Ich hatte eine wundersame Vision, du wirst die Menge mit deiner Ausstrahlung teilen!

Als Padpa stehen blieb, runzelte ich kurz verwundert die Stirn, ehe ich seufzte. "Schön, dass ist ja praktisch." Mit der Beraterin zu "diskutieren" hatte keinen Sinn, konnte sie ja nichteinmal etwas dafür, dass sie eben eine verspätete Zukunftssicht hatte. Also hieß es für mich einfach: Zustimmen, vielleicht auch mal lächeln und dann wieder weitermachen. Ich wollte mich gerade wieder in Bewegung setzen, als ich sah, wie eine verhüllte Person auf Padpa zuging und einen Dolch hervorholte. Rasch riss ich meinen Arm hoch, doch da wurde er von einem Seil umwickelt, dass jemand hinter mir geworfen hatte. "Nieder mit der Königin!" rief der verhüllte Mann vor uns und stürzte sich mit dem Dolch auf Papda. Glücklicherweise waren meine Fingernägel nicht umwickelt, sodass ich jene sofort vorschnellen lassen konnte und den Kerl damit ins Gesicht traf. Er schrie heulend auf und taumelte, während ich mein linkes Bein anhob, verlängerte und damit dem Kerl, der mich mit dem Seil festhielt, in die Brust trat. Daraufhin lockerte er den Griff, sodass ich mich befreien konnte, zückte mein Katana, sprang vor und schnitt dem Kerl über die Brust. Gurgelnd ging dieser zu Boden und als ich mich nach dem anderen umsah, hatten ihn bereits einige Wachen festgenommen. Die umstehenden Menschen waren in diesen wenigen Sekunden, in denen der Angriff und mein Handeln geschehen war, auseinandergestoben und hatten teilweise auch panisch gerufen. Nun beruhigte sich die Lage wieder langsam. Ich ließ meinen stechenden Blick über die Leute wandern, um zu sehen, ob noch jemand da war. Aber mir fiel niemand verdächtiges mehr auf. So steckte ich mein Schwert wieder weg und kniete mich vor Padpa. "Alles in Ordnung? Vielleicht sollten wir jetzt doch wieder zurück ins Schloss."

Hätte ich keinen kompetenten Leibwächter bei mir gehabt, so wäre mein Leben nun vermutlich vorbei gewesen, als zwei Männer einen Angriff ausführten, in der Absicht mich auszulöschen, etwas worauf ich natürlich nicht rechtzeitig reagierte. Ich blieb stehen und bekam dank Gozukis Mühen nur einen kleinen Kratzer an der Wange ab, ehe der Mann mit dem Dolch von mir fort gestoßen wurde. Mein Leibwächter kniete bereits vor mir, als ich aufschrie und das Gesicht hinter den Händen verbargt. Ein Hinterhalt! Ich sah beinahe überrascht auf meine weißen Handschuhe hinab, als ein paar Blutstropfen an ihnen hängen blieben, dann warf ich mich plötzlich Gozuki an den Hals, völlig ohne Berührungsängste, und barg den Kopf unter seinem Kinn. Mein Retter in der Not, dir wird nichts geschehen. Mir geht es gut, gehen wir Nachhause.

Als ich sah, dass Papda tatsächlich, wenn auch fast vernachlässigbar, verletzt wurde, zischte ich kurz verärgert auf. "Obwohl es nur zwei waren, wurde sie verletzt...." Ich musste dringend an mir arbeiten, denn wenn der Dolch vergiftet gewesen wäre, hätte es dass um Papda gewesen sein können. Dass sich die Beraterin der Königin so unvermittelt an meinen Hals warf, überraschte mich kurz, ehe ich schmunzelte. "Gut, dann komm." Damit erhob ich mich wieder und ging mit Papda zurück zum Palast, wobei ich diesmal noch näher an ihrer Seite war. Die Wachen brachten derweil, was ich erkennen konnte, den anderen Attentäter ebenfalls ins Schloss. Hoffentlich würde man herausfinden können, ob es eine Einzeltat war oder eine größere Gruppe dahintersteckte.

------>Majestätischer Palast

Für den Moment blieb ich auch tatsächlich dicht bei Gozuki und folgte ihm brav in Richtung Palast. Das bedeutete allerdings nicht, dass ich nicht morgen vielleicht schon wieder alleine spazieren gehen würde, mich hielten solche Schrecken nie lange auf.
(Majestätischer Palast)

Wir kamen am Basar an, der nur so vor Leben pulsierte, und sah strahlend zu den anderen beiden zurück, während eine schwere Karre mich nur um wenige Zentimeter verpasste und gerade so nicht überrollte. Wollen wir uns ein paar Stände ansehen?

Kaum waren wir beim Basar angekommen, fasste ich mir schon wieder in die Haare und rannte zu Padpa, da ein schwerer Karren sie fast überrollt hätte. "Oh man...Padpa, dass war gerade schon wieder viel zu knapp. Bleib noch näher bei uns, ok?" sagte ich und atmete erleichtert aus. Dann sah ich mich um und zuckte mit den Schultern. "Von mir aus, Faqir, hast du irgendwelche Präferenzen?"

<- Majestätischer Palast » Palasteingang

Da ich jederzeit meine nicht physische Form annehmen konnte, war es weniger schlimm, aber ich hasste Mengen an Wesen trotzdem sehr und der Basar war ungefähr das belebteste, was diese Stadt zu bieten hatte, ich seufzte, was hatte ich mir da nur andrehen lassen? Mein Gesicht war vollkommen verschlossen, ich ließ meine Unsicherheiten sicherlich nicht zeigen und bekam bei meinen ganzen Gedanken das mit der Karre gar nicht mit, dafür allerdings Gozuki's Reaktion darauf, der meinte, Padparadscha solle näher bei uns bleiben. Ich sah ihn mit einem halb irritierten und halb verwirrten Blick an, als wollte ich sagen "Was soll sie denn näher bei mir?", aber runzelte dann die Stirn und schüttelte den Kopf. Dorthin, wo nicht so extrem viele Leute stehen., sagte ich dann einfach stur, das waren auch meine einzigen Präferenzen, wobei ich wenigstens versuchte nahe an den beiden zu bleiben, nicht unbedingt wegen seinen Worten zuvor, sondern eher weil sie das geringere Übel als alle anderen waren, aber immerhin etwas.