Die anderen beiden waren mir gefolgt und so hopste ich fröhlich an den Rand des Hafenbeckens, da wo zum Glück eine Mauer war, sonst wäre ich glatt ins Wasser gehopst. Ich sprang allerdings leichtfüßig auf die Mauer, oder eher das Mäuerchen, und balancierte mit ausgebreiteten Armen darauf entlang, während ich breit lächelnd zu den anderen beiden zurück sah.

Am Hafen angekommen, fürchtete ich kurz, Padpa würde bei ihrem Versuch, auf die Mauer zu hüpfen, hinunterfallen...doch zum Glück hielt sie das Gleichgewicht, was mich leicht erleichtert ausatmen ließ. "Dass wäre sonst echt schwierig geworden....Wein oder Papda...." Naja, im Zweifelsfall würde ich wohl schon zuerst die kleine Beraterin retten....aber der Wein hatte halt auch eine gewisse Anziehungskraft.

<- Der Basar

Padparadscha so zu beobachten war beinahe beunruhigend, aber wenigstens wirkte sie zumindest noch nicht so, dass sie hinunterfallen würde, das wäre allerdings wohl etwas ungünstig. Ich verschränkte die Arme und ließ mich kurz wieder zu meiner physischen Form werden, um den leichten Wind etwas spüren zu können, die Meeresbrise. Sie war doch sehr angenehm und ich schloss kurz die Augen, um einfach einmal tief ein- und auszuatmen, bevor ich mit geöffneten Augen das Meer überblickte. Es war doch sehr schön, es freute mich immer, wenn ich hierher kommen konnte.

Die anderen schlossen auf und ich balancierte weiter, auf und ab, das Mäuerchen entlang, während ich ins Hafenbecken hinab sah und die kleinen Fische beobachtete, dir sich so weit vorwagten, da sie auch die größten Schiffe nicht störten.

Immer mit einem Auge Padpa im Blick habend...denn es konnte bei ihr jederzeit passieren, dass sie DOCH noch herunterfiel oder etwas in der Art, sah ich zu Faqir. Dieser schien diesen Ort von den bisherigen wohl am meisten zu genießen. Und wohl nicht nur, weil hier kaum Leute waren...."Und ich hatte schon befürchtet, dich würde gar kein Ort mehr reizen..." meinte ich lächelnd und stellte die Kiste mit der Weinflasche vor die kleine Mauer.

Genießerisch ließ ich meinen Blick über das Meer gleiten, das so offen vor uns lag, so unendlich groß. Als jemand, der sehr lange in Gefangenschaft verbracht hatte, wusste ich nur zu gut, was diese große Wasserfläche repräsentierte, was sie auch schon immer repräsentiert hatte. Die Freiheit ist wie das Meer... die einzelnen Wogen vermögen nicht viel, aber die Kraft der Brandung ist unwiderstehlich., antwortete ich also leise auf die Worte von Gozuki, ohne dabei den Blick vom Meer abzuwenden. Ich beschloss noch einen kurzen Moment zu bleiben, einen Moment auf den nächsten, auch wenn es bald die Zeit sein würde aufzubrechen. Ein schriller, lauter Ruf eines Graukopfseeadler ertönte plötzlich über unseren Köpfen, bevor der beeindruckende Vogel auch schon auf meinem Oberarm landete, dem ich ihm wie eingeübt hingehalten hatte. Er hatte eine kleine Schriftrolle, die ich von ihm entgegennahm, um sie in aller Ruhe zu lesen. »Wir fordern Faqir – den Wächter der Ruinen – auf zum Treffen der Hüter und Wächter beim kalten Giganten im Neumond!«, las ich also die Botschaft für mich und nickte dem beeindruckenden Greifvogel dann zu, der sich, sowie ich ihm meine Bestätigung gegeben hatte, auch schon wieder in die Lüfte erhob und weiter hinten zwischen den Wolken über dem Meer im Nebel verschwand.

Der Schrei des Raubvogels sorgte dafür, dass ich anhielt und staunend zu Faqir sah, ich hob die Hände um meine Stirnfransen wegzuschieben, um den Vogel besser sehen zu können, ehe er auch schon wegflog und ich ihm nachsah. Er hatte eine Nachricht zu Faqir gebracht, aber das bekam ich erst mit, als der Graukopfseeadler schon weg war. Faqir wird zum Treffen der Hüter und Wächter gerufen? Wie spannend!

Ich musste etwas genauer hinhören, um Faqirs Worte zu verstehen und nickte dann leicht. Auch ich musste zugeben, dass dieser Blick und vor allem der Wind vom Meer sehr erfrischend aber zugleich auch beruhigend wirkte. Gerade als ich die Augen schloss, um dieses Gefühl noch besser aufzunehmen, hörte ich einen Vogel Ruf und sah auf. Ein Graukopfseeadler kam auf Faqir zugeflogen. Scheinbar hatte er eine Botschaft für ihn. Da Faqir nicht laut las, war diesmal Padpas verzögerte Reaktion hilfreich und sah gespannt zum Dschinn. "Ein Treffen der Hüter und Wächter? Klingt ja sehr spannend. Du wirst uns also jetzt verlassen oder?"

Doch etwas erstaunt sah ich zu Padparadscha, es war als hätte sie die Nachricht höchstpersönlich gelesen, bevor ich zum ersten Mal doch irgendwie die Sinnhaftigkeit hinter ihrer Fähigkeit erkannte. Ich war was so etwas anging sehr konservativ, ich hasste immerhin auch meine eigenen Fähigkeiten oder eher das, was sie repräsentierten, jedoch musste ich doch tatsächlich zustimmend nicken, sie hatte vollkommen recht. Es wird alle paar Jahre einberufen, je nachdem wie viel Neues sich in den Reichen tut., erklärte ich Gozuki knapp, bevor ich leise seufzte, ich hatte jetzt schon keine Muse die zwei neuen Hüter kennenzulernen, sie konnten ja nur anstrengend sein, wenn sie denn überhaupt auftauchten. Kassandra hatte ich allerdings auch schon lange nicht mehr gesehen, genauso wie den Rest. Ich nickte den beiden also zu und sah kurz von Gozuki zu Padparadscha. Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder, vielleicht auch nicht. Das hieß schon viel in meinen Worten, aber ich wandelte mich dafür auch sofort in meine nicht körperliche Gestalt zurück und verschwand so schnell ich konnte, bald war ich schon nicht mehr im Blickfeld, dann auf die Reise zu dem weit entfernten Ort, an dem zu jeder Jahreszeit Schnee lag, nur kurz sah ich bei meinen Ruinen vorbei, um mich zu vergewissern, dass dort alles in Ordnung war.

-> Das Gebirge » Der kalte Gigant

Faqir verabschiedete sich, wie ich später sah brach er zu dem Treffen auf. Ich hob die Hand und winkte ihm fröhlich nach, als er entschwand. Bis zum nächsten Mal! Dann setzte ich mich auf die Mauer und ließ die Beine baumeln, die den Boden nicht erreichen konnten. Er ist nett, oder?

"Aha, interessant." Ich verschränkte die Arme, als Faqir erzählte, wann so ein Treffen einberufen wurde. Dann verabschiedete er sich auch schon und ließ uns kaum Zeit, selbst noch ein paar Worte des Abschiedes zu sprechen. "Ok...dann viel Spaß." sagte ich noch rasch lächelnd und winkte ihm leicht hinterher, als er seine nicht-menschliche Form annahm und verschwand. Ich sah noch ein paar Sekunden ins Leere, dann setzte ich mich zu Padpa auf das kleine Mäuerchen und nickte. "Im Großen und Ganzen...ja. Ich bin froh, dass wir jemanden wie ihn jetzt eher als....Freund, anstatt als Fremnden oder gar Feind betrachten können. Nur wäre es dass nächste Mal schön, wenn er dich nicht einfach enführen würde." Grinsend streichelte ich Padpas Kopf.

Er hat mir doch geholfen und mich nicht entführt, die Königin wäre sonst mächtig böse geworden. Vertrauensvoll schmiegte ich mich in Gozukis Berührung und lehnte mich dann an ihn. Ich mag ihn, er ist stark und selbstbewusst.

"Mhm...da hast du vielleicht recht. Leider kann unsere gute Königin auch mal im Zorn Dinge tun, die sie eigentlich nicht tun will..." Ich lachte leise, verstummte aber sofort, als Padpa aufzählte, was sie alles an Faqir toll fand. "Soll dass mir indirekt sagen, ich sei nicht so gut? Dass würde mich aber schon kränken..." grummelte ich leise, ehe ich im nächsten Moment grinste. Dass Padpa mich ersetzen lassen wollte, war so unglaubwürdig, wie, dass die Sonne am nächsten Tag nicht aufgehen würde.

Wenn du das glaubst musst du wirklich an deinem Selbstbewusstsein arbeiten. Ich kicherte leise und schloss mein Auge einen Moment, ehe ich mich wieder interessiert in unserer Umgebung umsah. Oder darf ich keine anderen Leute mögen?