Belustigt lachte ich leise über Wega's Trinkspruch und verdrehte dann mit weichem Blick die Augen, bevor ich auch an meinem Getränk nippte, es war wirklich gut, dass es verdünnt war, ich konnte den Alkohol kaum schmecken. Meine Augen begannen allerdings zu leuchten, als Einar eine Geschichte anstimmte. Wer denn?, fragte ich sofort aufgeregt. Ich sah allerdings auch wieder zu Wega, aus purer Neugier.

Ich trank einen kleinen Schluck von meinem eigenen Met, ich wollte mein Getränk lieber genießen und deb Geschmack richtig auskosten, als ihn in einem Schwung über meinen Gaumen rasen zu lassen. Einar hatte schon wieder was zu erzählen und, dass es mich eigentlich interessierte überspielte ich mit einem Seufzen, Aurelien hatte sowieso schon nachgefragt.

Also, hör zu Bürschchen..., meinte ich und grinste Aurelien geheimnisvoll an, bevor ich weitererzählte, Wir haben gerade den Hafen von Khisfire angesteuert, als wir plötzlich ganz liebliche Töne vernommen hatten. Ein Soulmate, ein erster Maat, der um die Hand seines Seelenverwandten, dem Kapitän, anhielt. Wir mussten natürlich sofort stehen blieben, diese Gelegenheit konnte ich nicht verpassen. Ich hatte sie von ihren Kopfgeld-Steckbriefen erkannt, Kapitän Seth Capulet von der Call of Duty, Anführer der Black Ops-Piraten, und erster Maat Benedictus "Baz" Marauder, dem besten Schiffsmusiker in allen Meeren. Der Kapitän groß und stark, kurze blonde Haare, ein gut getrimmter Bart, blau-graue Augen, stürmisch wie das Meer, ein ernster Gesichtsausdruck, oh, außer er sah zu seinem Seelenverwandten. Der erste Maat, ebenfalls groß und stark, ein wenig kleiner, rote Haare mit ebenso roten Augen, stürmisch, wild und sprunghaft, ein temperamentvoller Rotschopf, das sage ich dir, aber sobald sein Blick seinen Seelenverwandten traf, nichts außer pure Loyalität.

Ich hing förmlich an jedem Wort, das Einar von sich gab, er wusste definitiv eine Geschichte zu erzählen, sogar hier und da schien jemand neben uns von einem anderen Tisch zuzuhören. Piraten wären mir bereits romantisch genug gewesen, die idealistische Version die ich in meinem Kopf hatte zumindest, aber Soulmates... Richtige Soulmates?, flüsterte ich ehrfürchtig, früher hatte ich viele, viele Geschichten mit von meiner Mutter erzählen lassen, vollkommen fasziniert von der Idee, dass jeder die eine perfekte Person hatte, die zu ihm passte, sogar wirklich, mit einem Abdruck, der das bewies. Man sah mir an, wie neugierig ich war, wie gefangen in dieser Geschichte. Was ist dann geschehen?

Einar begann zu erzählen und auch wenn ich so tat als wäre das nicht der Fall, so hörte ich ihm doch aufmerksam zu, als er seine Geschichte erzählte. Er war gut darin, er bauschte alles auf und beschrieb Einzelheiten, er fing die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer ein und ließ sie nicht mehr los. Soulmates... Eine Rasse mit der ich schon zu tun gehabt hatte, ihre hohen Tiere waren ziemlich miese Schweine, Sklaventreiber und eingebildet bis zum geht-nicht-mehr. Das Konzept ihrer Art war allerdings interessant, jeder Soulmate hatte irgendwo sein perfektes Gegenstück, es musste nicht romantisch sein soweit ich es wusste und nicht jeder fand seinen Partner, aber das Potential bestand für sie alle. Berührten sich die richtigen Paare, so hinterließen sie auf der Haut des anderen einen Abdruck, der da für immer blieb.

Ich habe sie getraut, voreinander und vor ihrer und meiner Crew, ich glaube kein Auge ist trocken geblieben bei ihren Eheschwüren. Noch romantischer als das Lied zur Verlobung sogar, die beiden wirkten auf mich in einem Moment mehr wie beste Freunde und im anderen wie Kinder der Liebe. Der Kapitän sprach aus seinem Herzen, direkt und doch voller verletzlicher Liebe, der erste Maat dichtete seine Worte nur so dahin, sprach von Begegnungen von Seelen, der Welt, wie eine besonders schöne Philosophie., schmückte ich die Erzählung noch etwas aus, denn ich bemerkte durchaus, wie aufmerksam mir zugehört wurde, ein aber durchaus sanftes Lächeln auf den Lippen, denn ich würde dieses Schiff und die Crew nie wieder vergessen. Ich lächelte Aurelien zu. Sie küssten sich zu ihrer Trauung, oh was ein Bild für die Liebesgötter selbst, der Kapitän die Hand an der Wange des ersten Maats, auf seinem Soulmark, der erste Maat die Hand auf der Brust des Kapitäns, auf der seinen. Ich nickte vollkommen überzeugt. Wenn jemand wirklich bis an den Tod und noch weiter zusammenbleibt, dann sollten es die beiden sein.

Mir klappte fast der Mund auf, während meine Augen förmlich zu glitzern begannen, ich lebte für die Romantik, die Einar da so wunderschön beschrieb und ich konnte mich kaum von seiner Erzählung lösen, nicht einmal für ein paar kurze Momente. Ich seufzte laut und verträumt, als er schließlich seine Erzählung beendete und blinzelte dann erstaunt, als auch Zuhörer von anderen Tischen leise schnieften oder applaudierten, allen schien jedenfalls die Geschichte gefallen zu haben.

Ich glaubte nicht wirklich an die Liebe, noch weniger an "die eine und wahre Liebe", aber für einen Moment, während ich Einar hier zuhörte, fragte ich mich, ob es sie nicht doch geben konnte, vielleicht nicht für jeden, aber zumindest für diese beiden Soulmates, die sich von einem fremden Kapitän mitten auf dem Meer hatten trauen lassen und scheinbar nur zusammen sein wollten. Einar beendete allerdings seine Geschichte nun und während auch hier einige Augen nicht trocken blieben, so zerstob für mich doch der Zauber der Erzählung in der Sekunde in der Einar verstummte und ich trank mit einem abschätzenden Geräusch wieder von meinem Met.

Komm schon, Wega., tadelte ich ihn scherzhaft, als er ein deutlich abschätziges Geräusch von sich gab und ich stieß ihm ganz leicht in die Seite. Ich hatte genau bemerkt, dass er der Geschichte auch aufmerksam gefolgt war und vielleicht war er nicht so fasziniert von der wahren Liebe wie ich, oder überhaupt von der Romantik dahinter, aber es war trotzdem eine gute Geschichte gewesen. Außerdem passten in meinen Augen Wega und Einar einfach zu gut zusammen, als dass Wega das nicht bemerken hätte können. Wohin geht es als nächstes auf deinen Reisen, Einar?

Mit freundlicher Mine sah ich mich um und klopfte einem Tauren, der in der Nähe saß, einmal verständnisvoll auf den Rücken, als ihm ein paar Tränen über die Wangen kullerten, bevor ich auch sanft bemüht wieder zu Wega und Aurelien lächelte, ich sagte nichts zu Wega's Geräusch, denn er hatte sonst nichts gesagt und ich hatte es nicht gehört, sondern beantwortete stattdessen Aurelien's Frage, Ich werde gleich wieder nach Northhaven aufbrechen, einen alten Freund von mir besuchen, Bruder Cadfael. Ich habe ihm eine schöne Flasche mitgebracht, die er sich nicht entgehen lassen wollen wird.

Was? Ich sah Aurelien genervt an und seufzte dann tief, als würde er mir unmögliches abverlangen, obwohl er noch nicht einmal etwas konkretes gesagt hatte. Einar allerdings kündigte an gleich weiter zu wollen, zu einem Freund in Northhaven, offenbar ein Ordensbruder. Ich sagte nichts, doch mein Blick verdüsterte sich, während ich wieder von meinem Met trank. Das lag aber garantiert nicht daran, dass es mich enttäuschte, dass Einar schon wieder weg wollte, ganz bestimmt nicht.

Verschwörerisch grinste ich Wega beinahe schon liebevoll an, bevor meine Sicht kurz verschwamm, sicher aber sofort wieder aufklärte. Seltsam, es musste wohl irgendwie die Erschöpfung sein, nach meiner langen Reise hatte ich mich kaum ausruhen können, besonders nicht mit diesem unerwarteten Kampf dazwischen. Ich hatte einfach schon lange nicht mehr mit Magie und Körper gekämpft, das musste es sein. Und du lässt Wega schon wieder alleine? Du musst ihn unbedingt nachher wieder besuchen. Ich sah Einar mit dem lieblichsten, bittenden Blick an, den ich konnte.

Etwas perplex leerte ich mein Bier, während ich zu Wega sah, der beinahe düster wirkte, aber dann wurde ich auch bereits von unserem Kronprinzen angesprochen, der einen Blick aufgesetzt hatte, der einem neugeborenem Wolfswelpen alle Ehre gemacht hätte. Beim Klabautermann, wie soll man diesem Blick etwas abschlagen?, beklagte ich mich scherzhaft und lachte dann, bevor ich breit grinste und zu Wega sah, Ich könnte diese Schönheit doch nie zu lange verlassen. Ich gebe dir mein Wort, ich werde wiederkommen.

Aurelien schaffte es erfolgreich genau das anzusprechen was ich niemals getan hätte. Und es auch nicht wollte. Ich wollte sicher nicht, dass Einar bald wieder kam. So ein Blödsinn. Ich linste über den Rand meines Bechers hinweg zu dem Zwerg, nachdem ich Aureliens wissenden Blick ignoriert hatte, der meine Antwort auf meine Frage gewesen war. Beim Klabautermann... Ich äffte Einars Worte nach und verdrehte dann die Augen. ...dich los zu werden ist ein Ding der Unmöglichkeit, nicht wahr? Wir werden ja sehen ob dein Wort irgendetwas bedeutet.

Ooh., seufzte ich leise verträumt, während ich zwischen den beiden hin- und hersah, ich wusste einfach, dass Wega sich sicher bereits freute, wenn Einar wiederkommen würde und Einar sprach schon wieder so schöne Komplimente ihm gegenüber aus. Es war einfach die große Liebe, ich konnte es spüren, ganz sicher, was sollte es auch sonst sein? Ich hoffte, dass es bei mir auch irgendwann so einen Moment geben würde. Passenderweise fragte ich mich in diesem Moment, ob Osiris wohl schon vom Treffen der Hüter und Wächter zurückgekehrt war.