vorher: Madame Madma's Magische Menagiere

Zuerst hatte ich noch einen kleinen Abstecher in die Schmiede getan, nur um meine Waffen einmal kurz selbst zu schärfen, ich ließ nur etwas ungerne andere Schmiede an diese heran, das war wohl doch etwas, was mir meine anderen Zwergenverwandten mitgegeben hatten, nicht dass ich niemanden lassen würde, nur wusste ich oft einfach, wo im Kampf letztens die Klinge zu stumpf gewesen war, oder welche Seite leicht verbogen worden war. Ich war nicht eigensinnig, viel mehr einfach nur praktisch orientiert. Nun spazierte ich auf den schönen, naturbelassenen Straßen von Aerilon entlang, auf der Suche nach Aushängen für Söldner. Meine Rüstung hatte ich inzwischen auf meinen Rücken geschnallt, ich trug nur noch Hosen und Stiefel.

Ich spazierte etwas durch die ruhigeren Gassen der Stadt, ich mochte überfüllte Straßen nicht besonders und vor allem nach einer Schicht in der Menagerie, wo es doch immer sehr laut war, genoss ich die Ruhe hier draußen dann doch sehr. Jedenfalls solange sie anhielt, denn wie das Schicksal so spielte sollte ich keinen ruhigen Abend haben, denn ich wurde plötzlich an der Schulter gepackt und hart gegen eine Hauswand gestoßen, etwas, was mir durch meine Flügel immer besonders weh tat, selbst wenn es ihnen nicht schadete, das wusste ich nur zu gut. Was zum... Weiter kam ich nicht, denn ein sehr kräftiger, grüner Oberarm landete auf meiner Kehle und drückte sie zu, während ein mit Hauern versehenes Gesicht sich fast in meines schob. Sofort stieg Angst in mir hoch, ich hasste es über alles festgehalten zu werden, das regte Erinnerungen in mir an, die ich so gar nicht gerne aufgerührt haben wollte. Dadurch brauchte ich ein paar Sekunden zu lange um zu erkennen wer mich da gerade gepackt hielt, es war nämlich die Orkin aus der Menagerie, die ich hinausgeworfen hatte, nachdem sie meine Kollegin belästigt hatte. Sie war dieses mal aber nicht alleine, sie hatte sich offenbar ein paar Freunde zusammengesucht und als Unterstützung mitgenommen, trotz meiner Angst begann ich doch höhnisch zu grinsen. "Immer noch so großmäulig du kleine Ratte? Wir werden ja sehen wie sehr du noch grinst, wenn ich dich mit deinen Eingeweiden erwürge." Dafür... hast du nicht die... Eier. Oder vielleicht doch... bei dem... Gesicht. Es war nicht eben leicht überhaupt etwas zu sagen, da mir die Luft abgeschnitten wurde, aber ich musste es tun, ich hatte immer etwas zu sagen.

Zugegeben, manche Aufträge waren mir auch einfach zu langweilig, während ich pfeifend die Straßen hinunterwanderte, bevor ich plötzlich ein lautes Geräusch hörte. Ich runzelte die Stirn und sah um die nächste Ecke, allerdings konnte ich dort nur breite Orkrücken erkennen und einige der Worte, zwecks Erwürgen. Die Stimme, die man nur leise hörte, kam mir allerdings sehr bekannt vor, aber ich zögerte gar nicht lange, sondern marschierte schnurstracks auf die Bande zu. Oy!, rief ich den Orks zu, Legt euch doch mit jemanden eurer Größe an. Ich lachte und zog dann allerdings beide Waffen, Anu und Dana, um deutlich zu machen, dass ich nicht spaßte. Ich mochte zwar keine Rüstung anhaben, aber es würde schon reichen ein paar Orks zu verprügeln. Also zögerte ich auch gar nicht lange und ließ einen Kampfschrei hören, wären ich auf sie zustürmte.

Der Druck auf meiner Kehle wurde immer größer und ich griff in reinem, aber auch völlig nutzlosem Instinkt nach dem Unterarm, der breiter schien als meine eigene Taille, und versuchte ihn wegzudrücken, was aber natürlich keinen wirklichen Effekt hatte. Was aber einen Effekt hatte war die Stimme, die plötzlich hinter der Gruppe erscholl und die mir irgendwie bekannt vorkam, auch wenn ich gerade wirklich nicht wusste wo ich sie hinstecken sollte und ich hatte ehrlicherweise auch keine Lust darauf das herauszufinden. Was für mich zähle war, dass sich zunächst ein paar der Orks aus der Gruppe umdrehte um den Störenfried zu beseitigen, wobei sie zunächst lachten, und das immer mehr wurden, das lachen aber verstummte, bis auch die Orkin, die mich festhielt endlich locker und schließlich los ließ, um sich dem Feind gegenüber zu stellen. Ich sank an der Wand hinab, meine Beine gaben unter mir nach, sowie ich losgelassen wurde, und saß dort dann hustend und nach Atem ringend, eine Hand umfasste meine schmerzende Kehle, die andere lag eher schwach am Boden.

Wenn sie lachten, lachte ich einfach zurück, wo sie brüllten, brüllte auch ich und wo sie nach mit ausholten, gab ich es ihnen dreimal so stark zurück. Sie mochten alle fast doppelt so groß sein wie ich, allerdings machte mir das gar nichts. Ich konnte springen, wenn es sein musste, aber Anu und Dana hatten mich nicht im Stich gelassen. Natürlich zog ich mir auch ein paar Wunden zu, einige blaue Flecken und Schnittwunden würden es sicherlich werden, aber ich hatte schon in tagelangen Schlachten gekämpft, dagegen war das hier nichts. Nimm deine Freundchen schön wieder mit und geh., sagte ich schließlich auffordern, als ich den vorletzten Ork zu Boden gerungen hatte und nur noch die Orkin übrig war, die mir wieder sehr bekannt vorkam. Sie war keines meiner Bettabenteuer gewesen, ansonsten hätte ich sie eher erkannt... konnte es sein, dass ich sie in der Menagerie gesehen hatte?

Während ich damit beschäftigt war wieder genügend Luft zu bekommen, etwas worin ich gar nicht so wenig Übung hatte, ich geriet also nicht in Panik, sondern atmete durch den Schmerz hindurch, ließ die Orkin, die letzte aus der Gruppe die noch stand, ein frustriertes Geräusch hören und knurrte dann aggressiv. "Ihr Zwerge mit eurer beschissenen Ehre, du beschützt sogar so eine mickrige Allmannshure." Eine Bezeichnung, die so gar nicht gerechtfertigt war, ich ließ nie jemanden an mich heran, aber leider hatte ich gerade anderes zu tun, als mich mit Worten zu verteidigen. "Merk dir meine Worte, Zwerg, das wirst du bezahlen, du und deine kleine Schlampe auch." Damit trat sie dann aber doch den Rückzug an und zog die letzten Hinterbliebenen aus ihrer Gruppe hinter sich her.

Beim Klabautermann, mach hier kein Theater, Ork!, erwiderte ich nur gut gelaunt und beinahe etwas höhnisch dadurch, aber mein Blick war ernst, ich würde ihre Worte, ihr Aussehen und auch ihre Freunde gut merken, nur falls ich ihnen wieder begegnen würde. Nun drehte ich mich aber "meiner Hure" zu, ich hatte bisher keinen Blick auf das Wesen, dem ich geholfen hatte, werfen können, aber ich trat nun heran und erblickte... Wega. Ich gefror in meinen Bewegungen kurz, während ich ihn beinahe etwas ungläubig musterte, bevor ich doch noch die letzten Schritte zu ihm wagte. Nun, ich weiß, du wolltest mich wahrscheinlich nicht mehr sehen, Schönheit, aber... Ist alles in Ordnung?

Ich hob den Blick sowie der Zwerg, der offenbar zu meiner Hilfe gekommen war, näher kam und das erste was von mir kam war ein frustriertes Zungenschnalzen und ein zurück geworfener Kopf von mir, der leicht gegen die Wand hinter mir schlug. Mutter Natur meint es heute nicht gut mit mir, erst diese stinkenden Orks und jetzt du, was kommt als nächstes? Ein Drache? Meine Stimme war allerdings rau und wesentlich leiser als sie sein sollte, doch das war vorauszusehen gewesen, nachdem mir die Kehle fast zerquetscht worden war. Es geht mir wunderbar, siehst du das nicht? Ich verschränkte die Arme vor der Brust um zu verbergen, dass meine Hände zitterten. Ich hasste das Gefühl von Hilflosigkeit und ich hasste es noch mehr festgehalten zu werden, ich hasste die Angst die das auslöste, ich hasste es, dass ich mich gegen so etwas nicht wirklich wehren konnte und ich hasste es, dass ich das nach den vergangenen Jahren immernoch nicht abgelegt hatte.

Dramatisch wäre es, aber ich muss enttäuschen, bisher sind nur zwei Drachen mit mir gereist und diese befinden sich in weit entfernten Landen., entgegnete ich, jedoch keinesfalls mit Schärfe, sondern mit einem gut gelaunten Lächeln, als wäre nichts passiert, während ich mich etwas abklopfte, nur sehr grob, ich war sowieso voller Dreck, aber genau das hatte Wega auch schon in der Menagerie beanstandet. Zurecht, er sah wunderschön aus, selbst jetzt wenn er am Boden der Tatsachen saß, aber das wusste er sicherlich. Du siehst jedenfalls wunderbar aus, Schönheit, aber das wundert mich weniger. Ich muss zugeben, es erfreut mich umso mehr, dich wiederzusehen, ich hatte schon damit gerechnet, du würdest gar nicht mehr mit mir sprechen wollen. Ich grinste leicht, denn die letzten Male, wo er am Tisch uns eine neue Runde gebracht hatte, hatte er kein Wort mehr an mich verloren, aber jetzt sprach er immerhin wieder mit mir. Natürlich erwartete ich keinen Dank, das hätte ich auch von niemand anderem erwartet, aber es freute mich doch ihn wiedersehen zu können.

Es gibt sicher noch viel mehr Drachen mit denen du sich anfreunden kannst, vielleicht frisst dich auch endlich einer. Es würde sicher etwas dauern bis sich meine Kehle wieder ganz erholt hatte, aber wenigstens waren Blutergüsse und ähnliches auf meiner dunklen Haut kaum bis gar nicht zu sehen, immerhin musste ich da also nichts abdecken. Viel Auswahl habe ich gerade kaum um zu überprüfen ob meine Stimme noch funktioniert, oder siehst du hier noch einen nervigen Zwerg mit dem ich reden könnte? Ich war Einar ja eigentlich dankbar, natürlich war ich das, immerhin hatte er verhindert, dass die Orks mir sonst etwas angetan hatten, aber ihm das sagen? Nie im Leben.

Bisher hatte noch keiner Erfolg., konterte ich nur und lachte gut gelaunt, als wäre nichts passiert, aber so war ich nun einmal, eigentlich immer voller guter Laune. Ich ließ Wega allerdings beabsichtigt seinen Platz, natürlich brauchte er seine Zeit um wieder herunterzukommen, jeder hätte das gebraucht, jeder mit seiner Statur auf jeden Fall, der Gedanke, dass er anders enden hätte können, wäre ich nicht aufgetaucht, gefiel mir ganz und gar nicht. Er war viel zu hübsch und zu scharfsinnig, um in so einer Gosse zu enden. Nun, deine Stimme funktioniert ganz ausgezeichnet, aber könntest du versuchen "Einar, du bist der schönste und stattlichste Zwerg, den ich je gesehen habe" zu sagen, nur um sicher zu gehen?, fragte ich frech und zwinkerte ihm zu, bevor ich nur wieder lachte und meine blutigen, dreckigen Hände schnell an meiner Hose abwischte. Ich hielt ihm dann meine Hand hin, wenn er wollte, würde ich ihn aufziehen, ich hatte mehr als genug Kraft, um das wahrscheinlich auch mit dem kleinen Finger zu tun, aber wir riskierten mal lieber nichts.

Davon kannst du bis zu deinem Totenbett träumen, das kann ja nicht mehr lange auf sich warten lassen. Ich atmete noch einige Male vorsichtig und langsam durch, wenn ich mich nicht zu sehr anstrengte sollte ich keine Probleme mit dem weiteren atmen haben, doch ich hoffte sehr, dass ich nicht unter Atemnot leiden würde, sobald ich morgen wieder arbeitete. Einars nicht mehr ganz so dreckige, aber doch immer noch etwas schmutzige Hand streckte sich mir entgegen, er wollte mir aufhelfen. Ich verdrehte die Augen, legte meine schmale Hand dann aber in seine und ließ mich hochziehen. Auch wenn Einar so viel kleiner war als ich, umschloss seine Pranke meine zarten Finger doch voll und ganz.

Vielleicht in Valhalla wird mir dieser Wunsch erfüllt werden., entgegnete ich nur unbekümmert und lachte, denn natürlich wäre es zu schön gewesen, wenn er das gesagt hätte, diese Worte aus seinem hübschen Mund und... nun, ich war auch nur ein Mann, die Vorstellung alleine war schon zu schön, um wahr zu sein. Meine Pranke umschloss seine grazile Hand im Ganzen und ich betrachtete sie einen ganz kurzen Moment, meine helle auf seiner dunklen Haut, die dünnen, grazilen Fingern zwischen meinen Arbeiterhänden, wo seine sanft und weich waren, waren meine voller Schwielen. Ich zog ihn also hoch, wo ich ihn ordentlich stabilisierte, selbst wenn er größer war, war das für einen wahren Berg von einem Mann wie mich kein Problem, bevor ich seine Hand auch schon unwillig wieder loslassen musste. Nun Schönheit, lässt du mich dich nachhause begleiten?, fragte ich, bevor ich absichtlich großspurig hinzufügte, Ich muss schließlich sehen, wohin ich dann die Rosen schicken muss für jeden Tag bis du meinem Charme erliegst. Eventuell würde er sich darauf einlassen, natürlich machte ich mir in Wahrheit Sorgen, dass sie ihn noch einmal auffinden könnten, selbst wenn sie wohl einige Tage auf ihrem Arsch sitzen werden mussten, so wie ich sie abserviert hatte. Dennoch, meine Sorge war durchaus begründet, auch wenn ich sie nicht direkt zeigte.

Wenn du sie in deinen Rachen gerammt bekommen willst... Trotzdem sagte ich nichts dagegen, dass Einar mich begleitete, wenn ich ganz ehrlich war, und das war ich selten, dann wollte ich gerade nicht unbedingt alleine durch die Straßen gehen. Die nächsten Tage würde ich sehr auf der Hut sein müssen, noch mehr als sonst, ich war mir sicher, dass die Orkin plante ihre Drohung wahr zu machen und ich hatte wirklich keine Lust in naher Zukunft draufzugehen. Ich hatte ein Zimmer in der Taverne Tante Horst gemietet. Natürlich hätte ich auch einen Raum in der Menagerie haben können, aber ich wollte eben etwas Abstand haben und Tante Horst war ein guter Gastwirt, wenn auch viel zu laut für meinen Geschmack. Ich setzte mich also in Bewegung, die Arme vor der Brust verschränkt und schlug die richtige Richtung ein.