Tief atmete ich durch. Ich war gerne hier draußen im Moor, allerdings war es wirklich einfacher, zu schweben, denn so konnte ich mich hier am Besten fortbewegen. Kurz nachdem ich mein trautes Heim verlassen hatte, hatte ich also meine Gestalt als Irrlicht angenommen. Immerhin musste ich prüfen, ob nicht noch jemand zu nah an mein Zuhause kam und ob ich ihn nicht eher weg locken sollte. Zwei Personen war es bisher gelungen, mein Heim zu finden: Osiris und Ari. Ich mochte die beiden mittlerweile sehr gerne, aber sicher war sicher. Nur weil die beiden nett waren, bedeutete es nicht, dass es auch alle anderen waren.
Jedenfalls schwebte ich sanft, blau leuchtend, über dem Boden, während ich auf meinem Streifzug war. Aktuell lag das Moor sanft und still da. Eigentlich kamen einige gerne auf der Suche nach der Fee aus der Legende des Feenwaldes vorbei, und wenn ich ehrlich war, fand ich das unglaublich nervig. Für einen Wunsch so viel auf sich zu nehmen. Sanft hielt ich über einem überschwemmten Teil inne. Mein blaues Leuchten war durch das wenige Licht, das durch die Baumkronen kam, sehr gut zu sehen. Bisher schien alles ruhig zu sein und keine Probleme zu geben.

(@Jitendra)

Knapp über die Baumkronen hinweg segelte ich in meiner Drachengestalt durch die Luft. Überall wirkten die Federn meines Körpers zerrupft und an ein paar Stellen war mein Fleisch aufgerissen und es sickerte etwas schwarzes Sekret heraus, dass stellenweise auf den Blättern der Bäume landete. Ich hatte nach dem Bummel in der Stadt eine nicht ganz so schöne Auseinandersetzung mit einem anderen Drachen. Zwar war dieser inzwischen Leine gezogen, doch war das Ganze nicht ganz spurlos an mir vorbei gezogen. Da es im Gebirge kaum etwas gab, wo ich meine Wunden behandeln könnte… und zugegebener Maßen ich zu keinem Arzt gehen wollte… verhalf ich mir meist, indem ich mir Kräuter aus dem Moor stibitzte. Ich landete am Rande des Moores, wobei ich auch da schon in Schlamm trat. Fauchend schüttelte ich die Beine durch, ehe ich gezwungenermaßen meine menschliche Form annahm, um nicht durch mein enormes Gewicht im Moor zu versinken. Kurz darauf zuckte ich leicht zusammen, verdammtes Viech hatte Giftsporen, die rückwirkend meine Regeneration störten. Leicht zog ich den Mantel enger, ehe ich zu Fuß weiter ging. Dabei hielt ich wachsam die Augen offen.

@Oheň Fahazavana

So ungestört wie eben sollte der Tag wohl nicht bleiben, schon bald zerriss ein Frauchen die Stille, die dieses Moor umgeben hatte. Wehe dem Besucher, wenn er das Moor beschädigt oder die Natur nicht respektvoll behandelt. Kurz darauf folgte schwebte ich in die Richtung, in der sich der Besucher befand, und wie ich mit Schrecken fest stellte, handelte es sich um einen riesigen Drachen. Dieser sah allerdings verletzt aus, ehe sich die Gestalt veränderte. Schon bald befand sich hier kein riesiger Drache mehr, sondern ein Mann mit dunklen Haaren und rötlichen Auswüchsen im Gesicht, in einem Mantel, setzte seinen Weg fort. Im ersten Moment war es mir fast nicht möglich gewesen, ihn als Mann zu identifizieren. Er hatte feminine Züge und die dunkelbraunen Punkte unter seinen Augen waren auch auffällig.
Als Hüterin des Moors war es meine Pflicht, herauszufinden, was genau er hier wollte und wieso er verletzt hierher gekommen war, statt einen Heiler aufzusuchen. Ich schwebte also auf den Weg, um vor ihm zu schweben. Erst einmal konnte ich direkt fragen. Und dann würde sich zeigen, ob er dem Moor schaden wollte, oder ob er wirklich etwas anderes suchte. "Sag, was führt dich her? Bist du auf der Suche nach Heilung? Auf der Suche nach Zuflucht?" Was auch immer ihn so verletzt haben mochte, es blieb die Frage, ob das immer noch da draußen war. Ich brauchte kein Drachenkenner sein, um vorhin bemerkt zu haben, dass er verletzt war.

Vorsichtig tappte ich weiter durch das Moor und schaute mich nach ein paar bestimmten Pflanzen um, zwischendurch wischte ich mir dabei immer wieder über die Nase, aus dieser die selbe, schwarze Flüssigkeit heraus trat. Nicht lange danach bemerkte ich aus dem Augenwinkel etwas Blaues, worauf ich misstrauisch die Augen zusammen kniff und den Kragen des Mantels weiter über mein Gesicht zog. Kritisch beobachtete ich das Irrlicht vor mir und wenn ich nicht schon gewusst hätte, dass das ein Gebiet eines weiteren Hüter war, hätte ich das Irrlicht vor mir wahrscheinlich instinktiv weg geschnippt. Diese Dinger konnte ich normalerweise gar nicht haben, sie waren für mich wie nervige Stubenfliegen, die um meinen Kopf herum sausten. „Ich brauche eigentlich nur ein paar Kräuter, wenn das kein Problem darstellt...“, murmelte ich dann antwortend.

@Oheň Fahazavana

Eine Weile schwebte ich stumm weiterhin vor ihm, ehe er bereits wenig später bereits eine Antwort murmelte. Offensichtlich schien er nicht hier zu sein, um dem Moor zu schaden. Dadurch, dass er allerdings die Mütze seines Mantels über seinen Kopf gezogen hatte, war sein Gesicht nicht mehr zu sehen. In mir tat sich ein Konflikt auf, bei dem ich überlegte, ob ich ihm einfach den Weg zu Kräutern zeigen sollte, oder ob ich ihm anbieten sollte, dass er sich auch in meinem Heim ausruhen sollte. Was das anging, war ich nicht sonderlich sicher, aber ich konnte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, ihn verletzt hier herum rennen zu lassen. Das Moor konnte sehr schnell sehr gefährlich werden, vor allem wenn der körperliche Zustand nicht wirklich in Ordnung war. Ich wollte vermeiden, dass ihm was passierte.
Schweigend schwebte ich wenige Meter zurück, um genügend Abstand zwischen uns zu bringen, ehe ich meine Magie nutzte. Schon wenig später wurde meine Gestalt größer, nahm eindeutig menschliche Züge an und kurz darauf zogen sich die Flammen langsam zurück. Ich hatte meine Gestalt in die menschliche Gestalt gewechselt. So standen wir uns nun gegenüber und ich sah ihn kurz aufmerksam an, ehe ich wieder einen Schritt auf ihn zutrat. "Ich wohne nicht weit von hier, dort habe ich alle Kräuter, die du brauchst, und du kannst dich ausruhen", bot ich ihm dann an, "im Gegenzug möchte ich dich aber bitten, niemandem mitzuteilen, wo genau es liegt. Ansonsten bist du willkommen und schuldest mir auch nichts, wenn du das Angebot annimmst."

Argwöhnisch musterte ich das schwebende Ding und beobachtete schließlich, wie es auf Abstand ging und eine eher menschliche Gestalt annahm. Sie war eine recht schöne, jung wirkende Frau, das musste ich insgeheim zugeben. Allerdings zeigte ich das nicht das äußerlich, stattdessen kniff ich die Augen zusammen, während ich ihr zuhörte. Als sie geendete hatte, neigte ich nur den Kopf. “Vielen Dank für das Angebot, aber… ich denke ich komme schon zurecht. Ich brauche nicht wirklich viel.“, gab ich dann zurück. Es war nicht zu leugnen, dass ich ihr gegenüber misstrauisch stand. Es war nicht das erste Mal, dass mir ein Irrlicht begegnet war und meistens hatten sie versucht mich zu veräppeln. In meiner sowieso schon misslichen Lage und den bereits angeschlagenen Körper konnte ich das wirklich nicht gebrauchen.

@Oheň Fahazavana

Ein leises Seufzen kam über meine Lippen. Natürlich könnte es auch sein, dass er aus anderen Gründen ablehnte, aber dennoch konnte ich mir mehr vorstellen, dass es mal wieder wegen der Sache war, dass Irrlichter eben mehr dafür bekannt waren, andere in die Irre zu führen, anstand ihnen zu helfen und sie richtig zu leiten.
"Ansonsten kann ich dir zeigen, wo du diese Kräuter findest, damit sparst du Zeit", bot ich an, ehe ich leicht den Kopf schüttelte, "Ach nein, warte. Lass mich raten: Du denkst, als Irrlicht werde ich dich garantiert in die Irre führen, was?" Ich vergaß meine Manieren gerade durchaus ein wenig, denn wenn ich eines nicht leiden konnte, dann waren das Vorurteile. Natürlich war ich ein Irrlicht. Aber auch ich hatte Moral und Ehre.

“Ich brauche wirklich keine Hilfe, danke.“, gab ich weiterhin nicht überzeugt zurück, mir war das Risiko eigentlich zu hoch. Eigentlich wollte ich damit weiter gehen, als die Dame weitersprach. Daraufhin sah ich sie direkt scannend an. “Ich traf schon einige Ihrer Art. Die meisten haben bei mir bisher keinen guten Eindruck hinterlassen. Da kommt mir schon die Frage auf, ob ich Ihnen in meiner momentanen Lage vertrauen kann.. oder möchte., gab ich ausdruckslos zurück und zog den Mantel fester um meinen Körper. In der menschlichen Gestalt war das Ganze deutlich anstrengender und ich spürte bereits wie das schwarze Zeug die Kleidung unter dem Mantel nach und nach benetzte.

@Oheň Fahazavana

Nun deutlich gekränkt verschränkte ich die Arme vor der Brust. Wie ich diese eingebildeten Leute hasste, die meinten, mit der Begegnung anderer Irrlichter gleich alle gut zu kennen. "Oh, schin klar. Wenn die anderen so sind, muss ich das auch sein", antwortete ich aufgebracht, bei sowas konnte ich wirklich ziemlich bitchig werden, "Erstens. Ich mag ein Irrlicht sein, aber ich verfüge trotzdem über moralische Werte und Ehrgefühl. Zweitens hab ich noch nie jemanden eingeladen, es sei denn, es ist ernst. Drittens bist du verletzt, und da ist es wirklich nicht an der Zeit, dich auch noch in die Irre zu führen. Aber ich gehe mal lieber, bevor der große, böse Drache mich verletzt, weil alle Irrlichter so böse sind und alle Drachen Irrlichter mit einem Zeh zerquetschen." Natürlich war das absoluter Blödsinn, ich hatte keine Ahnung von Drachen. Aber so wie er uns alle über einen Kamm scherte... Ich war eine Hüterin, und kein einfaches, dummes Irrlicht, sondern anders als die anderen. " Dann viel Spaß. Und beschädige nichts in diesem Moor, sonst kenne ich kein Halten mehr."

Schweigend hörte ich ihr einen Moment zu, ehe ich mir seufzend an die Stirn fasste. Ob jetzt gute oder böse Absichten, ich hatte das Gefühl mit ihr ist nicht gerade gut Kirschen essen. “Ich habe gesagt, ich stelle mir die Frage, ich habe nicht direkt gesagt, Sie sind so…. Auch wenn meine vorherigen Begegnungen mich vielleicht schon misstrauisch machen, das gebe ich offen zu…. Aber ob Irrlicht oder Fee oder sonst irgendwas, von mir aus können Sie die böse Stiefmutter sein, ich hätte allen die selbe Antwort gegeben. Wenn ich wirklich dringend Hilfe bräuchte, wäre ich auch gleich zu einer Heilerin gegangen ….“ Gut, das stimmte nicht ganz, da ich Mediziner meist bis zum Äußersten meist mied, das brauchte sie aber nicht zu wissen… zudem sah ich bisher auch nicht die Dringlichkeit dazu. “Oh Ach übrigens…. “ Nun kniff ich meine Augen wieder zusammen. “ Großer, böser Drache ist genauso ein Vorurteil. Was sagt mir das? Sie sind auch nicht gerade frei von diesen.“ Ich wusste zwar, was sie damit wahrscheinlich sagen wollte, aber irgendwie grenzte das in meinen Augen an Doppelmoral. Ich wandte mich schließlich von ihr ab und und winkte etwas mit der Hand herum. “Ihnen auch einen schönen Tag.“ Damit ging ich etwas weiter, wobei ich zwischendurch kurz schwer schlucken musste, um das was sich gerade in meinem Mund sammelte, nicht gerade auf das heilige Moor ausließ. Das wäre jetzt, vor allem nachdem, was sie als letztes gesagt hatte, sehr unvorteilhaft.

@Oheň Fahazavana

Ich war noch immer ziemlich gekränkt, dass er alle über einen kamm geschert hatte. Der Wunsch, anders zu sein, war groß in mir. Eigentlich wollte ich doch auch ein ganz normales Leben. Mit Freunde wie Ari oder Osiris. Mit netten Leuten um mich herum, die mich verstanden. Aber es war nun einmal nicht normal, wenn man zu den Irrlichtern gehörte.
Nun, als er seine Gründe näher erläuterte, verstand ich es schon eher und es hörte sichganz anders an, als dass ihn Irrlichtern schin veralbert hätten und er ablehnte, weil alle so sein würden. "Nun, so verstehe ich das bei Weitem besser", räumte ich dann ein, ehe ich leicht die Augenbrauen hoch zog, "Ich weiß, dass das nur Vorurteile sind. Allerdings habe ich das mit Absicht so hin gestellt. Es sieht nicht so aus, als hätten dir diese gefallen."
Zwar hatte er meine Hilfe abgelehnt, doch ich nahm mir vor, ihn weiter im Auge zu behalten. Nicht, weil ich dachte, er wäre respektlos der Natur gegenüber oder etwas in der Richtung, sondern eher, weil ich mir nicht sicher war, wie lange der Kerl auskommen würde. Und wenn ihm wirklich was geschah oder er hier sein Leben ließ, würde ich es mir nicht verzeihen. "Passen Sie auf sich auf", erwiderte ich, nun deutlich höflicher und freundlicher als zuvor, und trat zur Seite, um nicht im Weg zu stehen.

Während ich an ihr vorbei trottete, blickte ich nochmal kurz über die Schulter. “Ich weiß schon, wie das gemeint war. Keine Sorge.“, meinte ich noch, ehe ich meinen Blick wieder nach vorne richtete und langsam um das Moor herum lief, doch war auch auf dem Land der Boden sehr matschig, weshalb ich versuchte keine Zwischenstopps einzulegen, um nicht doch noch stecken zu bleiben. Allerdings war das doch anstrengender als gedacht, obwohl ich in der Form eigentlich viel leichter war. Keuchend lehnte ich mich schließlich an einem Baum und wischte mir das schwarze Zeug von der Nase, wobei ein Tropfen versehentlich im Gras landete und ein paar Halme eingehen lassen ließ. Schöne Scheiße! Ich band mir ein Tuch um die Nase, ging dann zügig weiter. Nur ein paar Kräuter, dann bin ich wieder fort.

@Oheñ Fahazavana

@Oheň Fahazavana warum auch immer es nichtbeim ersten Mal verlinkt hat?