kommt von: Aerilon » Haupttor von Aerilon

Die Worte von Osiris waren mir noch länger im Kopf herumgegeistert, während ich mich gefragt hatte, wie mein Seelenverwandter wohl aussehen würde, wenn ich ihn nicht schon getroffen hatte, was natürlich noch viel spannender wäre, und dabei verträumt aus dem Fenster gestarrt hatte. Heute hatte ich mich ganz und gar meinen Träumen hingegeben, ich tänzelte beinahe über die Blumenwiesen und sammelte all die Blumen, die mir am schönsten vorkamen, heute gar nicht in Umhang und mehr gekleidet, den hatte ich in meine Tasche getan, sondern einfach nur in einem feinen, weißen Hemd und Reiterhosen, dazu hohe Stiefel, mehr nicht. Ich hatte begonnen mir eine schöne Blumenkrone zu flechten, als ich am Rande der Wiesen mich niedergelassen hatte, auf einem schönen, glatten Stein, meine Beine adrett neben mir überschlagen.

Es war wieder eine arbeitsreiche Zeit gewesen, die Arbeit eines Hüters endete nie. Ich trat gerade auf die große Rapswiese, weil ein Blumenkind mich um Hilfe gebeten hatte. Wie sich herausstellte, handelte es sich dabei nur um eine Blüte, die unter einem heruntergefallenen Ast eingeklemmt war. Das Problem war schnell behoben und das kleine Blumenkind dankte mir glücklich. Ich lächelte und erhob mich wieder auf alle vier Hufe, um zu helfen war ich auf die Karpalgelenke gesunken, und sah mich um. Dadurch erst bemerkte ich die Gestalt am Rande der Wiese, die ich als Aurelien identifizierte. Ich beschloss ihn zu begrüßen und ging umsichtig zwischen den schönen Blüten auf den jungen Mann zu.

Da ich vollkommen in meine Tätigkeit versunken war, bemerkte ich die Welt um mich herum gar nicht so recht, während ich meine Blumenkrone fertigstellte, die ich dann auf mein Haupt platzierte, anstatt der Prinzenkrone, die sich ebenfalls in meiner Tasche befand. Ich richtete sie ein bisschen, bevor sie perfekt saß, schöne große Blumen, rote Rosen und violetter Flieder, aber auch grün hatte ich kunstvoll eingearbeitet, während ich wieder aufsah und verträumt lächelte. Ich fühlte mich allerdings auch gleich wie ein einem Traum, da ich jemanden auf mich zukommen sah, den ich sofort als Osiris erkannte. Der eindrucksvolle Zentaur kam genau auf mich zu, zwischen all diesen gelben Blüten wirkte es beinahe wie auf einem Traum und mein Lächeln verbreiterte sich noch einmal merklich, während meine Augen vor Freude beinahe zu leuchten begannen. Ich hatte die letzten Tage viel an ihn gedacht, es war wundervoll ihn hier wiederzusehen.

Aurelien hatte eine wunderschöne Blumenkrone auf dem Kopf, da er alleine hier war nahm ich einmal an, dass er sie selbst gemacht hatte, sie war wirklich kunstvoll verarbeitet, die Rosen und der Flieder schmeichelten einander und wurden von saftigen grün verbunden. Ich grüße dich, Aurelien. Es freut mich sehr dich wieder zu sehen und ich muss gsogleich sagen, dass ich ganz beeindruckt von deiner Blumenkrone bin, sie... steht dir ausgezeichnet. Ich lächelte den jungen Mann an und vielleicht schlich sich eine winzige Spur Verlegenheit in meine Stimme, als ich den letzten Satz sagte.

Osiris, ich könnte mir keine schönere Wendung meines Tages vorstellen, als dich hier anzutreffen. Es ehrt und freut mich zugleich., begrüßte ich ihn mit einem tiefen Nicken ebenfalls, nachdem er mich selber gegrüßt hatte. Als hätte ich sie erst jetzt auf meinem Kopf bemerkt, rückte ich meine Blumenkrone ein kleines Stück zurecht, während ich mit einem grazilen Augenaufschlag zu Osiris nach oben sah, meine Wangen ganz dezent errötet und ein schüchternes, aber kokettes Lächeln im Gesicht. Vielen Dank, ich fertige solche sehr gerne an. Es freut mich, dass sie dir gefällt. Ich möchte schließlich gefallen., sagte ich mit seidiger Stimme, während ich begeistert lächelte, Was treibt dich hierher?

Nun, ich bin sicher dabei zu gefallen solltest du keine größeren Probleme haben. Ich konnte mir kaum vorstellen wie ein vernunftbegabtes Wesen Aurelien nicht mögen konnte, einmal von seinem Status abgesehen, der vielen sicherlich die Sicht vernebelte. Eines der Blumenkinder brauchte meine Hilfe, eine seiner Blumen war unter einem Ast eingeklemmt und es konnte ihn nicht anheben. Blumenkinder waren etwa daumengroße Wesen, die selbst ihren namensgebenden Blumen ähnelten und diese schützten, bewachten und weiter verbreiteten, sie versteckten sich häufig aber waren liebenswerte, kleine Geschöpfe.

Nur zu begeistert lächelte ich Osiris an, allerdings wurde auf meiner eher koketten Begeisterung dann auch sofort ein kindliches Strahlen, als er von einem Blumenkind erzählte, auch wenn die Umstände etwas tragisch waren, zum Glück hatte er dem oder der Kleinen helfen können. Oh nein, das arme Ding., entgegnete ich sofort und lächelte dann wieder begeistert, Ich habe bisher nur Geschichten von ihnen gehört, meine... meine Mutter hat sie uns früher immer vorgelesen, ich würde so gerne eines einmal sehen.

Nun... ich denke das ist ein Wunsch, der dir erfüllt werden kann. Ich wusste selbst nocht so recht warum ich Aurelien gar so gerne eine Freude machen wollte, vielleicht sogar noch mehr als anderen Wesen, denen ich schon begegnet war. Wie es auch sei, ich drehte mich einem beruhigenden Lächeln zu einigen bunten Blumen. Stiefmütterchen, komm dich heraus, es wird dir niemand etwas antun. Es dauerte etwas, dann raschelte es zwischen den Blumen und eine kleine Gestalt trat hervor, sie trug ein braunes Kleidchen und eine Art Schürze aus Blättern. Ihre blonden Haare gingen nahtlos in die gelbe Blüte über, dir sie auf ihrem Haupt trug. Schüchtern linste sie zu uns hoch und ich senkte mich vorsichtig auf meine Karpalgelenke hinab und hob das kleine Wesen auf meine Handfläche. Sieh Stiefmütterchen, das hier ist Aurelien. Ich hielt meine Hände zu einer Plattform geformt und sie drehte sich mit aufmerksamen Blick zu Aurelien herum und machte dann einen adretten Knicks.

Das machte mich nun wirklich sprachlos, denn ich hatte ehrlich nicht damit gerechnet, dass ich so bald ein Blumenkind sehen konnte, ich war mir auch gar nicht sicher, woher Osiris so schnell eines bekommen wollte, aber er sprach einfach und prompt raschelte es und eine kleine Gestalt erschien, zuerst nicht mehr als eine wunderschöne, gelbe Blüte und doch ein filigranes Mädchen, die Osiris auf seine Hände nahm. Oh!, machte ich leise, aber durchaus erstaunt und konnte kaum glauben, was ich hier sah, Sei gegrüßt, es ist mir eine Freude- ich meine, eine Ehre Euch kennenzulernen. Ich neigte ebenfalls sofort meinen Kopf, die Blumenkrone regte sich leicht aber fiel zum Glück nicht herunter, während ich vor lauter Begeisterung gar nicht wusste, was ich tun oder sagen sollte. Du hast eine ganz wunderschöne Blüte.

Ein fast lautloses Kichern, das klang wie winzige Glöckchen, kam von dem Blumenkind auf meinen Handflächen, während es verlegen das Gesicht in seinen winzigen Händchen barg. Ich lächelte sanft und sah zwischen Steifmütterchen und Aurelien hin und her. Ganz leise hörte man wie sie etwas sagte, es erinnerte an das leise flüstern des Windes in einer stillen Sommernacht. Ich lauschte aufmerksam und nickte dann leicht. Sie mag deine Blumenkrone und sie findet, das du im ganzen wunderschön bist.

Fasziniert beobachtete ich, wie das Stiefmütterchen reagierte, die zarten, so winzigen Händchen, mit denen sie verlegen ihr Gesicht verdeckte, so schmal und klein, das man Angst hatte, ein Windhauch könnte sie davontragen. Ganz leise nur hörte ich ihre Stimme, beinahe mehr wie das Rauschen der Blätter von ganz weit weg, aber Osiris wiederholte ihre Worte, die mich nun tatsächlich sehr verlegen werden ließen, ich kicherte leise wie ein kleines Mädchen und meine Wangen begannen sich passend zu der Rosen auf meinem Kopf rot zu färben. Das ehrt mich sehr., erwiderte ich dann lächelnd, Meine Mutter hat mir früher immer viel von euch vorgelesen. Sie meinte früher, aber das ist wirklich lange her, wäre sie selbst oft hier gewesen.

Stiefmütterchen hier ist noch nicht sehr alt. Blumenkinder wurden allgemein leider nicht zu alt, vor allem im Gegensatz zu anderen Rassen. Das lag zum einen daran, dass sie eben keine so lange Lebensspanne hatten, aber zum anderen auch daran, dass sie teils äußerst leicht ihr Leben verlieren konnten, da reichte schon ein herabfallender Ast, oder ein hungriger Vogel. Wieder sagte Stiefmütterchen etwas, sie hatte nun ihr Gesicht wieder aus ihren Händen gelöst und sah nachdenklich drein. Sie sagt sie hätte Geschichten von einer wunderschönen Frau gehört, die eine Freundin der Blumenkinder war. Sie möchte wissen ob das deine Mutter gewesen sein könnte.

Sofort nickte ich, ich wusste natürlich nichts über das Alter dieser Wesen, aber das störte mich nicht, Stiefmütterchen wirkte nur sehr nachdenklich auf meine Worte, was Osiris ebenfalls mir übersetzte. Ich lächelte begeistert, denn es konnte gut möglich sein, dass sie von meiner Mutter gehört hatte. Ich denke, das könnte gut möglich sein. Meine Mutter stammt von einer Nymphe ab, sie wurde immer schon für ihre Jugendlichkeit und Schönheit gelobt., sagte ich ehrlich, ich schämte mich nicht für meine nicht-menschliche Abstammung, ganz im Gegenteil, Sie heißt Mae und hat kräftig rote Haare, wie Mohnblumen, ihre Kleider bevorzugt sie ebenfalls in dieser Farbe. Sie ist sehr ruhig, aber hat für jedes Wesen ein offenes Ohr.

Stiefmütterchen lauschte Aurelien nachdenklich und verzog beim überlegen die winzige Nase, ehe sie plötzlich schnippte und zu mir hoch sah und wieder etwas sagte. Oh, denkst du? Nun gut. Ich lächelte Aurelien wieder an. Sie erinnert sich nicht so genau an die Geschichten, aber sie kennt jemanden, der genaueres wissen könnte. Fuchsie, komm doch bitte auch hervor, wir tun dir nichts. Nund auerte es wesentlich länger, bis sich etwas tat und es in den Blumen endlich raschelte. Ein etwas größeres Blumenkind als Stiefmütterchen, mit einem schönen Kleid, das ihre Blumen repräsentierte, wagte das gerufene Blumenkind sich aus dem Schatten. Ich bot ihr lächelnd meine Hände an und sie setzte sich neben Steifmütterchen, die nun sehr strahlte und auf das größere Blumenkind einredete, bis dieses seufzte und nickte. Nun sprach Fuchsie, in der selben, leisen Weise wie es Steifmütterchen schon getan hatte und ich lauschte aufmerksam. Ja, sie beschreibt deine Mutter gleich, eine wunderschöne Frau, elegant und leichtfüßig mit mohnrotem Haar, sie soll früher oft hier gewesen sein und mit den Blumenkindern gespielt und gesungen haben. Da seine Mutter von einer Nymphe abstammte, tat es Aurelien gezwungenermaßen auch, vielleicht erklärte das seine nahezu engelsgleichen Züge und seine Eleganz in jeder Bewegung.