Ich hatte eben Kräuter für meinen Vorrat gesammelt und sicher gestellt, dass dieser Bereich des Waldes, der doch so nahe an Aerilon lag, sicher und friedlich geblieben war. Die Einwohner des Königreichs Illaemor mochten zumeist friedlich sein, doch ich war nicht umsonst der Hüter des Waldes, ich sorgte immer für die Sicherheit der Bewohner der Wölder des Königreichs. So kam ich nun also mit einigen wohl ausgesuchten Kräutern im Gepäck an den See, an welchem Aerilon lag und in dessen Tiefen wesen lebten, von denen die Einwohner der Stadt nichts wussten, ich aber natürlich schon. Ich hielt inne, als meine feinen Ohren ein Geräusch auffingen, das ungewöhnlich war, ich war nicht sicher was es war, doch ich wollte es herausfinden, weshalb ich in vorsichtigem Schritt auf die QWuelle des Geräusches zuging, den Bogen von meiner Schulter nehmend.

Nun, ich bemerkte nichts und niemanden, stattdessen hatte ich viel zu viel Spaß im Wasser zu plantschen, mehr und mehr machte sich meine Abstammung bemerkbar, während ich regelrecht im Wasser zu spielen begann, als wäre es eine zweite Natur für mich. Vielleicht war auch hier und da einmal ein glockenhelles Kichern zu hören, das aus meiner Kehle drang, aber ich genoss es einfach hier zu sein, fern von den Augen des Schlosses, der Hauptstadt oder auch sonst jemandem. Ich bemerkte also auch gar nicht, wie sich zwei Waldgeister an meinem Busch zu schaffen machten und meine Kleidung entführten, während sie leise Kichern schnell davonflogen, an einem Zentauren (Osiris) vorbei, den ich sicherlich bemerkt hätte, hätte ich mich nur umgedreht. Genau das wurde mir allerdings nun auch auf eine vollkommen andere Art und Weise zum Verhängnis, denn das Blubbern war plötzlich immer größer und größer geworden, bevor sich hinter mir ein riesiges Seemonster auftat, mit einem sehr seltsamen Schatten, was mich dann doch innehalten ließ. Langsam sah ich über meine Schulter und sah in den schrecklichen, riesigen Schlund voller Zähne, der sich hinter mir aufgetan hatte. Ich schrie wie ein kleines Mädchen, oder kreischte eher, während ich so schnell wie möglich versuchte von dem Monster wegzuschwimmen, aber es befand sich nicht nur zwischen mir und dem Ufer, und, wie ich feststellen musste, es war auch schon viel zu nahe, eigentlich kurz davor mich zu verschlingen.

Ein Kichern ließ mich an ein menschliches Wesen denken und bald tat sich vor mir auch ein Bild auf, das mir eine gute Erklärung für die Geräusche gab, allerdings in genau dem Moment, als der blonde Mensch, jedenfalls sah er so aus, einen entsetzlichen Schrei los ließ, der mich zur Seite scheuen ließ. Allerdings hatte der junge Mann auch guten Grund dazu, vor ihm war ein Seemonster aufgetaucht, so nannten es wohl die Menschen und andere ähnliche Wesen, genauer gesagt war das hier nämlich eine Art der Seeschlange und ich kannte diese hier natürlich, so wie beinahe jedes andere Wesen in den Wäldern auch. Diese Seeschlange hier fraß allerdings tatsächlich auch gerne Mal Menschen und ähnliches, weshalb ich beschloss einzugreifen. Ich sprang vor, bis meine Hufe im seichten Wasser standen und erhob gebieterisch die Stimme. Markus! Aus!

Gerade hatte es mich an meinem rechten Knöchel gepackt und begonnen, mich in seine Richtung zu ziehen, während ich panisch versuchte vor ihm wegzukommen. Ich zog fest an meinem Knöchel, das Monster biss natürlich fester zu und im nächsten Moment wurde mir kurz weiß vor Augen vor lauter Schmerz. Ein wenig Blut färbte das Wasser um uns herum rot. Dann ertönte aber plötzlich eine gebieterische Stimme, die das Seemonster tatsächlich innehalten ließ. Es drehte seine vielen Augen zu Seite, wo es den Zentauren (Osiris) erkannte und winselte dann, wie ein trauriger Hund, dem das Spielzeug weggenommen wurde. Nun, in gewisserweise war es wohl kein Spielzeug, sondern eher das Mittagessen. Markus? Es sah noch kurz mit bettelndem Hundeblick zu dem Zentauren, bevor es ein lautes, enttäuschtes Blubbergeräusch von sich gab. In einer plötzlichen Bewegung, in der ich schon kurz dachte, dass es mich doch verschlingen würde, packte es mich noch einmal kurz beim Knöchel, allerdings vorsichtiger und schleuderte mich an das Ufer, genauer gesagt direkt vor die Vorderbeine des Zentauren, bevor es ganz traurig wieder unter der Oberfläche des Sees verschwand. Er lag da, als wäre nie etwas geschehen, friedlich und ruhig, kein Seemonster weit und breit.

Das wird ein Nachspiel haben junger Mann! Markus verschwand enttäuscht im Wasser, aber er hatte sich eine Standpauke verdient, er wusste doch, dass er nicht einfach irgendwelche Schwimmer verletzen durfte, das kam nicht gut. Immerhin war er brav und warf den armen Menschen ans Ufer, direkt vor mich, aber er hatte ihn verletzt und es sah wirklich schmerzhaft aus. Ich machte einen Schritt zurück und senkte mich dann nach vorne auf meine Karpalgelenke, um näher an dem jungen Mann dran zu sein. Kannst du mich hören, Menschenkind?

Ein paar traurige Blubberblasen stiegen noch auf, wenn man diese überhaupt als "traurig" interpretieren konnte, doch dann lag der gesamte See wieder vollkommen ruhig da, als wäre nie etwas geschehen, eine tückische Falle, zumindest für diejenigen, die einfach nur unschuldig schwimmen gehen hatten wollen. Ich war doch noch ziemlich jung und hatte lange Zeit eigentlich nur im Schloss verbracht, auch wenn ich wirklich gerne im Wald unterwegs war, einem Seemonster war ich bisher noch nie begegnet. Langsam flaute die Panik etwas ab, während ich es dann doch wagte, mich auf meine Ellbogen zu stützen und nach oben zu sehen. Über mir stand ein wunderschöner, muskulöser Zentaur mit weißem Fell und mir klappte erst einmal sehr unköniglich der Mund auf. Einen Moment vergaß ich komplett, wie erbärmlich ich gerade aussehen musste, bevor ich mich wieder fasste und es zumindest schaffte den Mund zu schließen. J-Ja., antwortete ich, bevor mir etwas einfiel, was im ersten Moment eigentlich schon hätte ersichtlich sein sollen, aber in meiner Panik hatte ich es vollkommen vergessen. Ich war nackt, splitterfasernackt, und das vor einem prächtigen Zentauren. Im flachen Wasser, wie ich jetzt lag, war es vermutlich auch sehr einfach ersichtlich und ich vergaß durch diese Unsittlichkeit kurz sogar meine Verletzung, während sich mein Gesicht vollkommen rot färbte. Aber ich versuchte, meine Peinlichkeit ein bisschen zu überspielen, auch wenn es nicht gerade so gut gelang, während ich leise, aber redegewandt meinte, Ich- Danke, dass Ihr mich gerettet habt. Ich wusste nicht- ich hätte vorsichtiger sein sollen.

Zumindest war er ansprechbar und richtete sich auch etwas auf. Ich lächelte leicht und musterte ihn dann, ob er noch mehr Verletzungen hatte. Er mochte nackt sein, aber mich genierte das nicht, immerhin war ich auch nicht bekleidet, abgesehen von meinem Fell. Ich wusste, das Wesen wie dieser junge Mann sich stehts bedeckten, doch vor mir war das nicht wirklich nötig, ich sah vor mir nur einen Körper von einem von Mutter Naturs Kindern, ein sehr atrraktiver Körper zwar, aber eben doch nur ein Körper. Mach dir keine Vorwürfe, du warst etwas unvorsichtig, aber Markus hätte dich nicht angreifen dürfen. Kannst du aufstehen? Wenn du nichts dagegen hast sehe ich mir dein Bein am Trockenen einmal an. Auch von Ehrenbezeugungen in der Ansprache hielt ich nicht viel, wir waren doch am Ende alle gleich, wir alle waren Kinder von Mutter Natur.

Markus, da war er schon wieder, dieser Name, das Seemonster hatte offenbar also einen richtigen Namen. Wenn es einen Namen hatte... oh nein, ich hoffe, ich hatte es nicht beleidigt, aber zugegeben, mein erster Instinkt war es eben gewesen, wie am Spieß zu schreien, als ich in diesen Schlund geblickt hatte. Wie auch nicht? Aber zunächst gab es wohl wichtigeres als darüber nachzudenken, denn ich war etwas gefragt worden. Jemanden so höflich anzusprechen kam für mich so natürlich, weil ich so erzogen worden war, dass es mir gar nicht auffiel. Was mir allerdings auch nicht aufgefallen war, war die Tatsache, dass er es umgekehrt bei mir nicht tat, nicht dass ich das beanstandet hätte. Nur war ich noch dezent durcheinander, wahrscheinlich weil ich gerade dem Tod in die vielen, vielen Augen geblickt hatte. Dankeschön. Ich- ich werde es versuchen., sagte ich also mutig und vor allem sehr diplomatisch, bevor ich verlegen meinen Blick senkte und dann versuchte mich zu erheben, indem ich zuerst den Rücken durchstreckte und mich dann auf die Beine stellte, nun, ein Bein, aber immerhin. Das andere schwebte abgewinkelt über dem Boden, es schmerzte nun doch immer mehr, je weiter meine Todespanik wieder abflaute. Ich schwankte allerdings ziemlich, weil ich versuchte, nun, meine Lenden mit einer Hand zu bedecken, während ich gleich noch etwas röter wurde und verzweifelt versuchte das Gleichgewicht zu halten, indem ich mein Ungleichgewicht mit meiner freien Hand etwas ausglich.

Nun, er konnte aufstehen, das immerhin, auch wenn er nicht so wirkte als könnte er weit gehen, sein verletztes Bein belastete er gar nicht und er schwankte bedenklich, was auch daran liegen konnte, dass er sein Gleichgewicht nicht mit beiden Armen, sondern mur mit einem ausglich, den anderen benutzte er um sich etwas zu verdecken. Wenn du nichts dagegen hast helfe ich dir hinüber, deine Verletzung wirkt schmerzhaft.

Die Hitze breitete sich langsam nicht nur über meine Wangen, sondern bald mein gesamtes Gesicht, den Hals, bis hinunter zu meiner definierten Brust aus. Mich hinten zu verdecken war praktisch unmöglich, ich war es gewöhnt höchstens in Unterbekleidung von anderen gesehen zu werden, alles andere erschien wirklich vollkommen unsittlich, aber es war nicht so, als konnte ich das in meinem Zustand ändern, auch wenn es den Zentauren nicht zu stören schien, er hatte weder etwas gesagt, noch unzüchtige Blicke oder ähnliches verloren. Andererseits war er eben auch ein Zentaur, ein Geschöpf der Natur. Ich beschloss mich nicht näher zu wehren, also nickte ich knapp und sagte, Ich- ich bitte darum.

Der junge Mann, nun völlig rot im Gesicht, stimmte meiner Hilfe zu und ich lächelte zufrieden, denn ich wollte ihm immerhin wirklich helfen und je schneller das ging, desto besser. Ich richtete mich wieder auf alle vier Hufe auf und schüttelte kurz die Vorderbeine aus, ehe ich mich zu dem blonden Mann hinabbeugte und ihn kurzerhand unter den Armen fasste. Sacht hob ich den Menschen an und trug ihn vor mir her den kurzen Weg zum Ufer zurück. Dort setzte ich ihn am trockenen Gras ab und senkte meinen Pferdekörper auf den Boden neben ihn hinab. Setz dich bitte hin und streck dein Bein aus, Menschenkind.

Als wäre ich nicht mehr als ein Kind, hob mich der Zentaur unter den Armen hoch und trug mich den kurzen Weg zum Ufer zurück, auf die Wiese, während ich die Möglichkeit bekam mir sein Gesicht etwas genauer anzusehen. Er hatte einen bemerkenswerten, schwarzen Kinnbart, auf meinem eigenen Kinn wuchs kein einziges Haar, eine auffallende Nase und warme, bernsteinfarbene Augen. Dann setzte er mich allerdings bereits wieder ab und einen kurzen, dummen Moment dachte ich daran, dass es schade war, dass der Moment vorbei war, allerdings holte mich die Realität dann schon wieder ein und ich nahm schnell auf meinem Allerwertesten platz, um dann meine Hände in meinen Schoß zu legen, während ich sofort meinen Blick senkte. Aber selbstverständlich. Vielen Dank für Eure Hilfe. Ich lächelte ihn kurz verlegen an, tat dann allerdings wie geheißen und streckte mein Bein aus, er hatte meine Nacktheit noch mit keinem Wort erwähnt, also hoffte ich, dass ich das, sobald ich wieder selber richtig auf den Beinen war, schnell selbst erledigen konnte, immerhin befand sich meine Kleidung direkt in der Böschung neben uns.

Der jungd Mann tat wie geheißen und ich griff nach den Kräutern, die ich vorhin erst gesammelt hatte, ich dankte Mutter Natur für die Eingebung das genau heute zu tun. Ich besah mir eingehend die Wunde, das Seewasser hatte sie gut reingewaschen, ich zerbröselte einige Blätter zwischen meinen Fingern und mischte sie in meiner Handfläche mit weiteren, durch etwas Spucke wurde eine grobe Masse daraus, die ich in die offene Verletzung drückte. Es würde etwas wehtun, aber es würde helfen. Anschließend folgte etwas Moos, welches ich mit einer dünnen Schnur festband, ich drehte sie selbst aus Pflanzenfasern verstand sich. Das sollte genügen, dass du sicher in dein Heim zurückkehren kannst.