Markus zog sich zurück und verschwand mit seiner Beute und einem fröhlichen Abschiedsjappsen wieder in dem Tiefen des Sees, um zweifelsohne sein Geschenk zu verspeisen. Zurück blieb nur die unruhige Seeoberfläche, die erst nach und nach wieder glatt wurde. Ich sah wieder zu Aurelien hinab, sein Lachen von zuvor klang mir noch angenehm in den Ohren nach. Du wirst mich dafür nicht mehr brauchen, Markus wird nun ohne Zweifel auch kommen, wenn du ihn rufst. Ich schmunzelte und trat etwas auf der Stelle um mein Gewicht anders zu verlagern, ein Hinterbein entlastete ich und stellte es leicht auf die Hufspitze, neben Aurelien war ich nun deutlich entspannt. Kein Grund zur Sorge, ich hatte gesagt ich würde dabei sein und ich breche mein Wort nicht. Zudem hat es mir Freude gemacht zu sehen wie Markus einen neuen Freund gewinnt.

Nun, die nächsten Worte, die aus meinem Mund kamen, kamen für mich so natürlich wie das atmen. Denn als ich hörte, wie Osiris meinte, dass ich ihn dafür nun nicht mehr brauchen würde, spürte ich doch einen kleinen Widerstand. Ich wollte ihn nämlich sehr gerne wiedersehen, gestern hatte ich den ganzen Tag kaum abwarten können, endlich wieder hier zu sein und das nicht nur, um mich mit der Seeschlange anzufreunden. Ich wusste, dass er mir theoretisch versprochen hatte, mir etwas über die Naturheilkunde beizubringen, aber wer weiß, wann er dazu schon Zeit haben würde? Als Hüter des Waldes musste er schließlich für alle Kreaturen da sein, so wie mein Vater für sein Königreich. Aber was wird dann nur meine neue Begründung, warum ich dich unbedingt sehen muss?, fragte ich also mit großen Augen und einem koketten Lächeln, während ich zu Osiris nach oben sah. Als ich dann hörte, was er sagte, wurde mein Lächeln noch etwas breiter, einfach nur erfreut, dass er so ein ehrlicher Mann war. Oh, hm- ja, ich kann verstehen, dass das für ihn schwierig ist., sagte ich und runzelte dann die Stirn, Ich hoffe er ist deswegen nicht einsam.

Ich sah Aurelien einige Momente lang überrascht an, dann entkam ein Lachen meiner Kehle, ein ehrliches, amüsiertes Lachen. Brauchst du denn dafür eine Ausrede? Wenn du möchtest kannst du mich auch ohne einen Grund aufsuchen. Ich lächelte immer noch amüsiert, aber nun auch eine winzige Spur ernster, da Aurelien wirklich besorgt wirkte. Keine Angst, im See leben viele Kreaturen mit denen er in Kontakt steht, nur mit den Wesen an Land tut er sich schwerer, wie du bemerkt hast.

Wirklich? Das ist-, freute ich mich und bremste meine Begeisterung dann doch einige Stufen, denn das war alles andere als angemessen, -wirklich zu großzügig von dir. Ich lächelte weiterhin geschickt und freundlich, ich war mir nicht sicher, was genau an meiner Aussage so lustig gewesen war, aber es freute mich natürlich, wenn er sich freute und darüber lachen konnte, zumindest solange er sich nicht über mich lustig machte. Es war mir nämlich durchaus ernst, ebenso wie mit Markus, zu dessen Thema ich nickte. Das ergibt natürlich Sinn, die meisten Wesen an Land haben... etwas andere Ansprüche an Freunde., erklärte ich sehr diplomatisch und lächelte dann nur, bevor mir etwas einfiel, Nun, wenn das Angebot schon so großzügig bemessen ist, würdest du mich ein Stück begleiten?

Ich war immer noch leicht amüsiert, zumal Aurelien zuerst wirklich sehr begeistert reagierte und es dann herunterschraubte. Ich nahm es als gutes Zeichen, dass er sich so über meine Worte freute und seine Freude freute mich wiederrum, denn ich wollte den jungen Mann selbst sehr gerne wieder sehen. Ich will dich gerne begleiten, in Richtung Stadt nehme ich an?

Um genau zu sein, nein, ich muss in Richtung Süden, zum Moor. Ich besuche dort jemandem., erklärte ich mit einem breiten, vorfreudigen Lächeln, denn wenn ich ehrlich war, konnte ich es kaum erwarten auf meine beste Freundin zu treffen, ich hatte sie doch in den letzten Tagen sehr vermisst, als wir uns nicht gesehen hatten. Ich fragte mich ob Osiris Oheň eigentlich kennen konnte, sie waren immerhin beides Hüter, eventuell gab es dort auch kleinere Treffen oder Rituale, Entscheidungskreise, wie auch immer, ich sollte mich mehr damit befassen, oft verlor man in der Stadt den Überblick über die Natur, einen Fehler, den ich allerdings sicher nicht machen würde. Das Moor war nicht weit von diesem See entfernt, hinter einem kleineren Hügel.

Das ist mir auch recht. Vielleicht würde ich bei der Gelegenheit ja Oheň sehen können, ich hatte sie bereits eine Weile nicht gesehen, ich würde gerne wissen wie sie sich gerade als Hüterin des Moors machte. Ich setzte mich in Bewegung, direkt auf das Moor zu. Wen möchtest du besuchen?

Sobald sich Osiris in Bewegung setzte, folgte ich direkt neben ihm hinterher, ich versuchte mit seinen Schritten mitzuhalten, damit ich nehmen seinem menschlichen Oberkörper gehen konnte. Meinen leeren Beutel hatte ich in meinen Taschen verstaut, ich selbst war noch etwas nass von dem Seewasser, aber bei den warmen Temperaturen würde es bald trocknen, auch wenn ich es eigentlich sehr genoss. Die engste Freundin, die ich habe., erklärte ich mit einem eindeutig liebevollen Ausdruck im Gesicht, Oheň Fahazavana.

Ich bemühte mich darum langsamer zu gehen, aber ich hatte nun einmal lange Beine und auch noch vier davon, während Aurelien nur zwei besaß. Aureliens Worte überraschten mich, aber ein deutlich erfreuites Lächeln legte sich auf meine Lippen. Nun, das nenne ich eine Fügung des Schicksals, ich hoffe sie auf diesem Weg auch zu treffen, wir kennen uns recht gut. Es freut mich zu erfahren, dass sie jetzt auch andere Freunde gefunden hat.

Ein Ausdruck von großem, ehrlichen Erstaunen breitete sich auf meinem Gesicht aus, als Osiris bemerkte, dass er meine beste Freundin tatsächlich sehr gut kannte. Sie war eine meiner engsten Vertrauten, wie Komtess Raschel für meine Zwillingsschwester, nur konnte sie leider nicht gerade andauernd am Hofe sein. Also musste ich sie besuchen, was ich allerdings wirklich gerne tat. Wenn das nicht zu neugierig von mir ist..., begann ich und lächelte sofort charmant, während ich aber gleichzeitig neugierig Osiris musterte, Kennt ihr euch, weil ihr beide Hüter seid oder haben sich eure Wege anderweitig gekreuzt? Ich lachte etwas verlegen, als er ansprach, dass sie neue Freunde gefunden hatte, denn nun, es war schon eine witzige Geschichte. Eigentlich habe eher ich sie gefunden., merkte ich mit gutem Humor an und lachte noch einmal leise. Wir entfernten uns langsam vom See und spazierten nun über die Wiesen, die dann zu dem Hügel führen würden, der uns in das südliche Moor leiten würde. Es war nicht weit entfernt und darüber war ich froh, auch wenn ich wirklich gerne hier mit Osiris spazierte und mehr über ihn erfuhr.

Ich habe sie eines Tages zufällig getroffen, als ich in ihrem Reich unterwegs war, sie versuchte mich in die Irre zu führen, aber das klappte nicht. Ich schmunzelte über diese Erinnerung. Wäre ich nicht seit Fohlenbeinen in diesem Land aufgewachsen, hätte Oheň mich ohne Zweifel in die Irre geführt, aber so hatte sie keine Chance gehabt. Interessiert lächelte ich Aurelien an, als er eine scheinbar durchaus interessante Geschichte anschnitt. Wie hast du das geschafft? Oheň und ihr Heim waren mehr als gut versteckt, sie zu finden war mehr als schwer.

Das kann ich mir gut vorstellen. Wie seid ihr dann Freunde geworden?, fragte ich noch immer neugierig, bevor ich nickte, denn Osiris hatte vollkommen recht, sie war nicht einfach zu finden, aber gut, es war auch nicht so, als hätte ich sie absichtlich gefunden. Nun, eventuell hatte ich mich im Moor verlaufen. Ich bin zu nahe an ihr Heim herangetreten, also hat sie mich in die Irre geführt., ich lachte unbeschwert, denn ich hatte mich wirklich absolut hoffnungslos verlaufen, Es ist ihr auch bestens gelungen, aber ich habe nicht aufgegeben und einfach mit ihr gesprochen... bis sie irgendwann geantwortet hatte. Sie nahm ihre menschliche Gestalt an und wir unterhielten uns lange, Stunden vielleicht, aber am Ende beschloss sie mir zu helfen und mich aus dem Moor wieder sicher hinauszuführen. Ich bin ihr noch immer sehr dankbar für dieses Vertrauen.

Ich habe sie schließlich bei ihrem Zuhause aufgespürt und ein Gespräch mit ihr angefangen, ich hatte zuvor noch kein Irrlicht getroffen und wollte gerne reden. Schlieslich ist sie aufgetaut und ich durfte ihr einige Dinge über das Leben in der Natur und den Umgang mit dem Bogen beibringen. Ich lächelte bei dieser Erinnerung, ich brachte anderen gerne Dinge bei und Oheň hatte die Hilfe sehr gebraucht. Aufmerksam lauschte ich Aureliens Erzählung und konnte mir die Situation mur zu lebhaft vorstellen. Ich verstand, dass es schwer war Aureliens Art dauerhaft zu wiederstehen, ich hatte es nicht versucht, aber ich hätte es sicherlich auch nicht auf Dauer geschafft. Du hast eine Art mit anderen Wesen umzugehen, die es vielen schwer macht dir zu wiederstehen, ich kann Oheň verstehen, dass sie beschlossen hat dir zu vertrauen.

Das ist schön., sagte ich ehrlich erfreut lächelnd, während ich Osiris musterte, Du scheinst tatsächlich sehr großzügig zu sein. Ich möchte dir danken, dafür, dass du einer so nahen Vertrauten von mir geholfen hast, aber ich vermute, du hast es nicht für den Dank getan und das zeigt erst die wahre Stärke. Ich tat meine geheime Arbeit im Hospital schließlich auch nicht für den Dank, auch wenn ich mich selber da nicht loben würde, ich war immerhin immer noch der Prinz, aber ich bewunderte Osiris sehr dafür. Auf sein Kompliment hin, zumindest nahm ich es als eines, schlug ich kurz die Augen nieder, wie man es vielleicht eher von einer Prinzessin als von einem Prinzen erwartet hätte und lächelte dann verhalten. Vielen Dank, ich weiß gar nicht... das freut mich sehr. Ich möchte gerne gefallen.

Sie brauchte meine Hilfe, es gab nichts was ich stattdessen hätte tun wollen. Ich zuckte mit einem Lächeln die Schultern. Ich wollte anderen immer gerne helfen, solange sie mich auch ließen, egal ob durch mein Wissen in der Heilkunst, oder durch meine Lebenserfahrung. Aurelien reagierte sehr positiv auf meine folgenden Worte und ich musterte sein Gesicht eingehend, er hatte wirklich schöne Züge, sehr weiblich und weich, vermutlich noch ein Grund warum er es anderen so leicht machte ihm zu vertrauen. Ich hoffe du nimmst mir meine Worte nicht übel, aber ich denke das schaffst du ohne größere Probleme.