Ich drehte den kopf wieder Aurelien zu, das Licht der untergehenden Sonne reflektierte sich nun nicht mehr nur in seiner Krone, sondern auch in seinen beinahe goldenen Haaren und auch in den grauen Augen, die mich recht an den Nebel am Morgen erinnerten, der über die Baumwipfeln stieg. Selbstverständlich darfst du mich etwas fragen.

Kann ich Euch irgendetwas geben, dafür, dass ihr mich gerettet habt? Ich möchte keinesfalls anmaßend sein, aber gibt es etwas, was Ihr wollt?, fragte ich schließlich, mit einer Mischung aus Neugierde und vollkommener Hilfsbereitschaft, ich war es eigentlich gewöhnt, dass man auch etwas von mir wollte, besonders, nachdem ich bereits erwähnt hatte, dass ich in seiner Schuld stand. Sicherlich, ich war nur der Kronprinz und nicht der König, aber trotzdem hatte ich doch einiges zu bieten, von mir selbst ganz abgesehen.

Ich hob sofort in einer abwehrenden Geste die Hand, als Aurelien seine Frage gestellt hatte. Du stehst nicht in meiner Schuld, ich möchte, dass das klar ist. Ich sah den jungen Mann nun wirklich ernst in die grauen Augen. Dieser Punkt war mir eben sehr wichtig. Ich habe dich gerettet, weil dein Leben es, so wie das jeder Kreatur in dieser Welt, es wert ist beschützt zu werden.

Das ist... wirklich großzügig von Euch., sagte ich vollkommen beeindruckt, während ich zu dem Zentauren nach oben sah, ein echter Ausdruck des Erstaunens in meinem Gesicht. Aber ich nickte, als ich seinen ernsten Ausdruck war sofort brav, denn ich hatte verstanden, ich würde darüber nicht diskutieren. Ich bin Euch trotzdem sehr dankbar. Verzeiht mir bitte, ich bin nur so erzogen worden., entschuldigte ich mich dann lieber direkt, denn nun, es war wohl gewisserweise die Wahrheit, ich war es zumindest so gewöhnt, die meisten Adeligen rührten eher keinen Finger, ohne etwas dafür zu bekommen, sei es guten Ruf, eine schöne Tochter, Land oder einfach nur Gold.

Kein Grund sich zu entschuldigen, wir leben leider in einer Welt in der Gier vorherrscht. Eine tatsache, die mich immer geschmerzt hatte, denn wir waren immerhin alle Kinder von Mutter Natur und sollten ihre gaben gleich aufteilen, statt darum zu kämpfen. Was immer du tun magst, es sollte nur etwas sein, das du selbst tun möchtest. Ich lächelte nachsichtig und legte den Kopf etwas schräg, ich wusste, dass die Menschen meist nicht so dachten und ihre Gesellschaft anders funktionierte. Jedenfalls, wenn du in meiner nähe bist.

Zustimmend nickte ich, ich musste zugeben, dass mich Osiris in seinen Prinzipien doch ziemlich beeindruckte, beinahe noch mehr als mit seiner Statur, die mich allerdings auch förmlich fesselte, sein Körper war gleichzeitig so stark und wirkte wie eine wahre Quelle der Sicherheit, ein Lagerfeuer in einem kalten Wald, aber zugleich auch so elegant und schön wie die leichten Wellen, die der wunderschöne See vor uns gerade schlug. Ich konnte gar nicht anders, als ihn voller Faszination und beinahe schon Bewunderung anzusehen, eindeutig von ihm beeindruckt. Das ist... so schön., sagte ich schließlich, mit einer Mischung aus Respekt und Bewunderung, Ich meine, ich denke, es ist eines der schönsten Dinge, die ich je in meinem Leben gehört habe. Vielen Dank. Ich werde mir Eure Worte zu Herzen nehmen. Würde ich wirklich, auch wenn es schwierig war, ich zögerte kurz, bevor ich dann fragte, auch wenn jede Faser in mir irgendwie widerstrebte, selbst wenn Osiris dasselbe tat, er war noch immer der Hüter des Waldes und ich wollte ihn trotzdem keinesfalls beleidigen, all das könnte nur negativ auf meinen Vater reflektieren und das wusste ich auch, das wusste meine Schwester wohl auch genauso gut, es war uns schließlich eingebläut gewesen, Dürfte ich Euch dann... Duzen?

Nun, mehr möchte ich mir kaum von dir erbitten. Ich war über Aureliens Reaktion ein kleines bisschen überrascht, immerhin war das nur meine Lebenseinstellung, die ich mit ihm teilte. Dann aber wieder lebten Menschen wie Aurelien doch in beinahe einer völlig anderen Welt, etwas was ich auch ganz genau wusste, vermutlich erklärte das also seine Reaktion. Auch hier in meinem Reich, dem Wald, gab es Wesen, die nur von Gier angetrieben wurden, doch ich wollte einfach nicht so leben, als Kinder von Mutter Natur sah ich keinen Sinn dahinter sich gegenseitig zu bekriegen und zu bestehlen. Aber natürlich darfst du das. Verzeih mir, ich dachte gar nicht daran dir das anzubieten, du siehst, ich Duze jeden, der meinen weg kreuzt.

Ich verstehe. Es verlangt nur mein Status und meine Erziehung von mir dies nicht zu tun., entgegnete ich vollkommen ehrlich, denn es war nun einmal so, im Adel waren viele Dinge anders, nicht nur das, aber unter anderem konnte alleine Unhöflichkeit für einen Streit oder gar einen Krieg sorgen. Aber es freut mich... dass du das so siehst, Osiris. Ich lächelte ihn glücklich an, während ich die neue Ansprache erst einmal ausprobierte, es war doch recht selten, dass ich sie so verwendete, vor allem am Hof, es konnte also gut sein, dass ich mich nicht sofort daran gewöhnte.

Wir sind hier alle Kinder von Mutter Natur, mir gegenüber musst du keine Scheu zeigen, es sei denn du möchtest es. Ich lächelte Aurelien an, dann aber glitt mein Blick wieder zu seinem Fuß und mein Gesichtsausdruck wurde ernster. Wie geht es deinem Fuß? Denkst du, du schaffst den Weg zurück alleine?

Oh nun, ein wenig mehr Kleidung das nächste Mal wäre wahrscheinlich anständiger., räumte ich verlegen ein und spielte deutlich beschämt, um mich abzulenken, mit einer Haarsträhne, die über meine Stirn gefallen war, bevor ich sie wieder hinter mein Ohr steckte und sie damit zumindest für die nächste Zeit noch bändigte. Ich war die ganze Zeit eigentlich so gestanden, dass ich diesen Fuß weniger belastete, aber vor allem auch, weil ich niemandem noch mehr Umstände bereiten wollte. Alles wunderbar, ich bin sicher ich werde keine Probleme bei dem kurzen Weg zurück haben, ich habe Euch- dir schon so viel abverlangt., sagte ich also selbstbewusst, aber wagte es noch immer nicht wirklich sofort meinen Fuß zu belasten, der Weg war allerdings nicht so extrem weit, ich würde das schon schaffen. Bei meiner normalen Höflichkeitsform hatte ich mich schnell ausgebessert, ich war es nur einfach so gewohnt eigentlich jeden Fremden so anzusprechen.

Ich denke ich werde sich bein nächsten Mal auch kaum wieder beim Baden überraschen. Ich schmunzelte über Aureliens Verlegenheit, denn nun, der Grund der diese hier ausgelöst hatte war für mich einfach etwas abwegig, auch wenn ich ihn natürlich respektierte. In Ordnung, das weißt du sicherlich am Besten, sei nur auf deinem Wege vorsichtig, ich weiß, es ist nicht weit, aber ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt.

Oh, nun, ich hoffe es, ich möchte mich in meinem besten Licht präsentieren., sagte ich darauf schnell, denn ich wusste nun einmal ganz genau, was von mir erwartet wurde, als Kronprinz war es für mich vollkommen natürlich, dass ich immer gleichzeitig auch das Königshaus von Illaemor repräsentierte und das alles, was ich tat, auch gleichzeitig ein gewisses Licht auf König und Königin warf. Deshalb hielt ich auch mehrere Sachen geheim, meine Ausflüge unter anderem allerdings auch. Ich- dankeschön, es ist wirklich zu freundlich von Eu- dir., bedankte ich mich noch einmal, es war mir schon ziemlich viel wert, dass ihn das tatsächlich interessierte, Ich, nun, ich sollte dann auch langsam wieder zurück, ich hatte noch versprochen im Hospital auszuhelfen. Ich lächelte leicht, natürlich war das nicht von der Seite meiner Eltern aus erlaubt, es war nun einmal unter dem Prinzen so etwas zu tun, aber dort erkannte mich auch niemand als Prinz. Ich war nur ein freundlicher Helfer, mehr nicht, immer eine Kapuze über dem Kopf.

Das hast du bereits. Ich zog den Riemen meines Köchers über meiner Brust zurecht und lächelte den Kronprinzen freundlich an. das ist sehr löblich von dir, ich bin sicher du hilfst dort vielen armen, kranken Seelen. Nun dann, bis zum nächsten Mal, ich freue mich schon darauf dich wieder zu sehen.

Nun, ich bin mir nicht sicher wie, aber ich hoffe dann, es beibehalten zu können. Ihr- Du- bist sehr beeindruckend., gestand ich ehrlich, mit einem sehr charmanten Lächeln, ganz meiner Art entsprechend, bevor ich vorsichtig nickte. Ich nahm es als ein Kompliment, was er dort sagte, aber ich half dort nur aus, um mehr zu lernen, um noch mehr helfen zu können. Nur leider konnte ich das nicht zu lange, ansonsten würde mein Verschwinden dann doch für zu viel aufsehen sorgen, selbst wenn Wachen oder Diener mir halfen. Davon abgesehen war es nichts gegen die richtige Arbeit der Heiler, die dort sonst jeden Tag arbeiteten. Ich bin nur demütig vor der Arbeit, die die echten Heiler dort jeden Tag leisten, und ich wünschte mir noch mehr für mein Volk tun zu können. Aber das liegt leider nicht in meiner Entscheidung. Zumindest noch nicht und hoffentlich noch lange Zeit ebenfalls nicht. Ich wünschte mir natürlich noch lange nicht König zu werden, immerhin liebte ich meine Eltern sehr. Ich wählte noch einmal eine tiefe, elegante Verbeugung, um meinen größten Respekt dem Hüter des Waldes gegenüber auszudrücken, aber auch meine ehrliche Bewunderung. Er war eine sehr beeindruckende, faszinierende Gestalt für mich und ich konnte es kaum erwarten ihn wiederzusehen. Die Freude liegt ganz meinerseits.

Nun, vielen Dank für dieses Kompliment. Ein Zentaur war von Natur aus eine beeindruckende Gestalt, wir waren groß und wirkten mächtig, das war mir selbst mehr als klar, trotzdem versuchte ich stehts niemanden einzuschüchtern, denn auch wenn ich die meisten Wesen überragte, so waren wir doch alle gleich. Ich denke du tust so viel für dein Volk, wie es in deiner Macht steht. Eine einzige gute Tat kann das Leben einer anderen Person völlig verändern. Oft sind es die kleinen Dinge, die wir tun, es müssen nicht immer große Gesten sein. Ein Lächeln konnte bereits den Tag eines anderen aufhellen, man musste nicht sofort versuchen die ganze Welt zu retten. Ich machte eine leichte Verbeugung vor Aurelien, als er nun selbst Abschied nahm. Pass auf dich auf, möge Mutter Natur deine Schritte lenken.