Ich zuckte etwas zusammen, als Baz zu sprechen begann, speziell, als er mich einen Idioten nannte, musste dann aber doch den Kopf heben um meinen Seelenverwandten mit großen, ungläubigen Augen anzusehen, wie ein Kind, dem man gerade erklärt hatte, dass einem die Eltern und nicht eine magische Sagengestallt zum Julfest die Geschenke brachten. Meinst du das alles wirklich? Ich ließ andere nicht gerne meine unsichere Seite sehen, eigentlich war Baz der einzige dem das erlaubt war und auch da nicht wirklich freiwillig, doch ich war eigentlich ja eine sehr unsichere Person, ich verbarg es nur unter neutralen Gesichtsausdrücken und Wut, doch das konnte ich hier gerade nicht tun. Ich konnte immer noch nicht fassen, dass Baz mein seelenverwandter war und, dass er mich haben wollte, speziell auch noch nachdem er mein Geheimnis aufgedeckt bekommen hatte. Ich konnte nie im Leben genug für eine perfekte Person wie Baz sein. Sicher, er war laut und nervig doch in meinen Augen, selbst wenn ich ihm das nie sagen wollte, war er nichts anderes als perfekt.

Und wie ich das meine!, antwortete ich sofort mehr als nur leidenschaftlich, während ich eine Hand sanft an seine Wange legte und meine Finger über die doch von der vielen Schifffahrt teilweise raue Haut und auch den Bart am Kinn gleiten zu lassen. Ich war so unglaublich dankbar, dass mich Seth auch diese Seite von sich sehen ließ, auch wenn sie schmerzte zu sehen, denn ich hasste, wie sehr er an sich zweifelte. Ich hasse es, wie sehr du an dir zweifelst, Seth, aber nicht, weil ich dich hasse, au contraire, weil ich mir wünschte, du könntest dich sehen, wie ich dich sehe. Als den besten Freund, den besten Kapitän und den besten Seelenverwandten, den sich ein kleiner, ausgesetzter Baz jemals erträumen hätte können.

Ich hob die Hand und legte sie über die von Baz, um mein Gesicht förmlich an seine warmen Finger schmiegen zu können, die Augen wieder geschlossen, denn ich ertrug kaum den ehrlichen, warmen Blick, mit dem Baz mich bedachte. In Ordnung, ich will versuchen dir zu glauben. Auch wenn es mir wahnsinnig schwer viel. Ich glaubte nicht, dass mein Seelenverwandter mich anlügen würde, ich konnte nur einfach nicht verstehen wie er so empfinden konnte. Ich gestattete es mir noch kurz mich an Baz' Hand festzuhalten und seine Zuwendung zu genießen, ehe ich mich dazu zwang wieder die Augen zu öffnen, wobei ich meinen Mann allerdings nicht direkt ansah. Ich... schätze du hast Fragen?

Ich nickte, denn das war alles, was ich jemals wollte, einfach dass es Seth versuchte, für sich selber natürlich vor allem, aber auch für uns, für mich vielleicht auch ein bisschen, ach schweig still verräterisches Herz. Ich streichelte seine Wange noch ein wenig, bevor ich langsam meine Hand zurückzog und sie ihm stattdessen auf seine Schulter legte. Ich habe meine Fragen und du wirst mir hier auch nicht auskommen, ohne sie zu beantworten., sagte ich und sah Seth dabei fest an, Aber vorher hätte ich noch eine Bitte... Ich ließ eine kurze Pause, bevor ich mich leicht vorlehnte und dann leise flüsterte. ...bitte küss mich.

Ich nickte etwas steif, denn das hatte ich befürchtet. Am Liebsten wäre ich sofort geflohen statt darüber zu reden, aber ich konnte und wollte Baz nicht entkommen, alleine der Gedanke daran mich jetzt von ihm zu trennen tat mir fast körperlich weh, also musste ich wohl oder übel bleiben und mich dem Gespräch stellen. Baz' Bitte war allerdings nichts was Unwohlsein in mir auslöste, ganz im Gegenteil, ich fühlte mich viel eher, als wäre mir eine kleine Last von den Schultern genommen worden. Darum musst du nie bitten. Ich kam Baz entgegen und legte meine Hand fast schüchtern auf die Soulmark an seiner Wange, ehe ich ihn sanft küsste.

Wie ein anschmiegsames Tierchen kuschelte ich meine Wange vertraut in die Berührung von Seth hinein, die angenehm warm zu kribbeln begann, während sofort meine Augenlider zufielen und ich es genoss, wie er unsere Lippen miteinander verband. Oft waren meine Küsse voller Leidenschaft, voller Lust und Begierde, aber gerade war der Kuss einfach nur sanft und zart, voller Liebe, doch nicht weniger intensiv. Ich liebte Seth so sehr, mit meinem ganzen Herzen, jeder Faser meines Seins, egal ob als besten Freund, als Kapitän oder als Seelenverwandten. Mein Herz pochte verliebt in meine Brust.

Ich hatte die Augen geschlossen und gestattete es mir mich für einen kleinen Moment wieder wohl in meiner Haut zu fühlen. Baz und ich waren auf eine Weise verbunden, die niemand außerhalb unserer Rasse jemals verstehen konnte, wir waren Seelenverwandte, ideal für einander geeignet, egal auf welche Weise es am Ende sein mochte, in unserem Falle waren wir beste Freunde und Liebhaber, andere mochten nur das eine oder das andere sein, wir hatten einfach unglaubliches Glück gehabt, ich hatte unglaubliches Glück gehabt, einfach dadurch, dass Baz mich haben wollte und tatsächlich auch immer noch, trotz dem was er über mich erfahren hatte. Vorerst. Ich wollte nicht, dass der Kuss endete, aber es musste irgendwann sein. Ich löste unsere Lippen vorsichtig voneinander und wagte es zunächst gar nicht die Augen wieder zu öffnen und mich dem anstehenden Gespräch zu stellen.

Sanft schmunzelte ich darüber, dass Seth seine Augen noch geschlossen hielt, während ich meine bereits wieder aufgeschlagen hatte. Ich lehnte mich vor, um ihm einen sanften Kuss auf seine Stirn zu geben, bevor ich ihm liebevoll meine Hand auf seine Brust legte, genau über der Stelle, bei der ich wusste, dass die Soulmark lag, die er von meiner damalig vollkommen unabsichtlichen Haut-zu-Haut Berührung erhalten hatte. Also, Seth, mein Schatz..., begann ich vorwarnend, Ist das überhaupt dein Geburtsname oder hast du ihn irgendwann geändert? Ich wäre der letzte, der dir das verübeln wurde. Ich fing mit einer einfachen Frage ihm zuliebe an, denn viel hatten mir meine mysteriösen Eltern nicht mitgegeben, nur meinen Namen, allerdings einen, den ich selten in seiner ganzen Länge benutzte, Benedictus war eben nicht das, wie ich mich persönlich gerne bezeichnete, es klang zu offiziell, gar nicht nach mir.

Als ich Baz' Hand über seiner Soulmark an meiner Brust spürte öffnete ich langsam wieder die Augen, auch durch die Kleidung hindurch löste dieser Kontakt ein angenehmes, warmes Kribbeln in mir aus, das durchaus beruhigend war. ich konnte meinem Ehemann allerdings trotzdem nicht in die Augen sehen und betrachtete stattdessen seine Hand auf meiner Brust. Mein voller Name ist Sankt Festus Seth Gideon Capulet, aber ich wurde immer nur Seth gerufen. Als ich gegangen bin hab ich den Titel und die anderen Vornamen abgelegt.

Leise musste ich doch lachen, als ich den Namen hörte, aber mein Lachen war nicht wirklich böse, sondern eher beinahe schon erleichtert und warm. Und das hast du mir vorenthalten?, fragte ich grinsend, All die Male, wo ein neues Crewmitglied meinen echten Namen herausgefunden hat und ich wieder stundenlang damit geärgert wurde? Ich schüttelte lachend den Kopf, bevor ich wieder etwas ernster wurde, ich wusste, für Seth war das nicht einfach, aber solche Sachen erheiterten mich doch sehr. Ich nahm an, er wollte damit auch gar nicht in Verbindung gebracht werden, aber vielleicht wenn er mich einmal zu sehr ärgerte würde ich den Namen benutzen, auf Gefahr herauszufinden, was dann passierte. Und Juliette?

Ich grummelte nun tatsächlich wieder etwas, auch wenn ich immer noch höchst angespannt war. Benedictus ist aber auch ein besonders dämlicher Name... Eigentlich mochte ich ihn, es gab kaum etwas an Baz das ich wirklich nicht mochte, eigentlich praktisch gar nichts, denn auch wenn er mich ärgerte, so war es doch seine Art mir seine Zuneigung zu zeigen. Sankt Julietta Felicia Marina Capulet, aber sie erinnert sich kaum an ihren Titel und die anderen Namen, sie war damals noch zu jung. Gerade erst zehn, aber intelligent genug um zu verstehen, dass wir dort nicht hatten bleiben können, dass uch nur ihr Bestes wollte.

Hey!, protestierte ich sofort beleidigt, doch lachte dann glücklich, denn wenn Seth schon grummeln konnte, war das zumindest ein kleines gutes Zeichen, das bedeutete nämlich, egal wie angespannt er auch war, zumindest funktionierte das schon wieder. Ich schwieg eine Weile, in der ich Seth zuerst scherzhaft beleidigt anfunkelte und ihn dann wieder leicht an mich drückte. Ich seufzte schließlich, ich wusste, das war alles andere als einfach für ihn, aber ich musste, meiner Meinung nach, diese Frage einfach stellen, Was... hat dich dazu gebracht zu gehen?

Ich war erleichtert über Baz' Reaktion, die sehr leichtherzig ausfiel, und lehnte dann meinen Kopf gegen seine Schulter, die meinen wieder hart und angespannt. Ich hatte diese Frage erwartet und mich vor ihr gefürchtet. Ich atmete einmal tief durch und nahm mir die Zeit meine Worte richtig zu überdenken, ehe ich schließlich sprach. Ich war... nie wie die anderen adeligen Kinder, statt mit ihnen zu spielen war ich immer nur bei unseren... Sklaven. Baz musste bewusst sein, dass wir welche gehabt hatten, doch es auszusprechen sorgte dafür, dass mit übel wurde. Sie waren die einzigen die mir so etwas wie Freunde waren. Und dann, als Juliette zehn wurde wollten unsere Eltern sie auf ihre erste Auktion mitnehmen, sie sollte dafür einen neuen Schal aus Fuchspelz bekommen. Ich verstummte und schluckte, die Erinnerung an Mino, wie er vor mir erschossen und gehäutet wurde hatte sich so fest in meine Erinnerung gebrannt, dass ich mich an jedes Detail noch erinnern konnte. Mino war ein Fuchs-Mink, du kannst dir den Rest denken. Ich nahm einen tiefen Atemzug und brachte die Geschichte schnell zu ihren Ende. Ich hätte meinen Vater umgebracht, wenn die anderen mich nicht festgehalten hätten. Stattdessen habe ich das Haus angezündet und bin mit Julietta und den anderen Sklaven abgehauen.

Du hattest schon immer das Herz am rechten Fleck, Seth., sagte ich schließlich, nachdem ich doch kurz etwas gebraucht hatte, um die richtigen Worte zu finden, es erklärte jedenfalls, warum Seth immer so intensiv auf die Sklavenhändlerschiffe reagierte und warum er darauf bestand, dass kein Sklave verletzt wurde, wenn wir diese einnahmen. Er sah es vermutlich als seine Pflicht an, das wiedergutzumachen, was seine Familie verbrochen hatte. Ihr wart Kinder, es muss schwer gewesen sein, das mitanzusehen. Aber selbst wenn ich dich damals kennengelernt hätte, hätte ich dich nicht hassen können. Ich krallte meine Hand in sein ledriges Oberteil in seine Brust, während ich eine Weile schwieg. Ich hatte meine nächste Frage, aber ich wollte sie zum einen nicht stellen, alleine wegen Seth zuliebe, ich wusste, es würde ihm wehtun sie zu beantworten, aber ich wollte es dann doch wissen, also ließ ich uns kurz Zeit, bevor ich schließlich für mein Verhältnisse leiser fragte, Was haben diese beiden Geschwister damit gemeint, was meine "besondere Strafe" wäre? Ich kannte diese Gepflogenheiten dort immerhin nicht, etwas von "persönlicher Sklave" hatte ich noch gehört, aber ich konnte es mir einfach nicht vorstellen, generell wie es war als Adel zu leben, aber ich musste es einfach fragen.

Das konnte Mino auch nicht retten. Ich hatte viele Leben auf dem Gewissen, manche verfolgten mich, andere hatte ich schon lange vergessen, doch keines lastete so schwer auf meiner Seele wie das Leben von Mino, dem sanftesten Wesen das je auf dieser Welt gewandelt war. Ich verstärkte meinen Griff um Baz etwas und war froh um seine beruhigenden Worte. Was aus meinem Leben würde, wenn ich Baz nicht hätte wollte ich gar nicht wissen. Dann allerdings stellte Baz eine weitere Frage, von der ich gehofft hatte sie würde nicht kommen, Baz hätte diesen Teil einfach nicht gehört, er hätte am besten gar nichts gehört davon was gesagt worden war. Ich biss mir selbst hart genug auf die Unterlippe, dass sie zu bluten begann. Sie... sie hatten vor dich zu meinem persönlichen Sklaven zu machen. Wenn ich gedacht hatte, dass die Dinge die ich bisher gesagt hatte schwer gewesen waren, dann hatte ich weit daneben gelegen, denn nichts konnte schwerer sein als Baz zu sagen, dass man ihn meinetwegen hatte versklaven und unter mich stellen wollen.