Kurz schaffte ich es doch meine Augen zu öffnen und sah zu Osiris hinauf, wo mich eines seiner einfach nur beruhigenden Lächeln empfing, und ich nickte schwach, bevor ich schon wieder erschöpft meine Augen schloss und einfach versuchte mich auf das Atem zu konzentrieren. Ich fühlte mich vollkommen erschöpft, nach den letzten Tagen, aber auch einfach von all diesen Erinnerungen, die mich immer wieder zu den ungünstigsten Zeitpunkten einholten, weil ich zu schwach war darüber hinwegzukommen, aber wenigstens war mein Körper gnädig und ich schief ein, wenn auch hinter meinen Augenlidern unruhig meine Augen zuckten.

Aurelien war unruhig, aber immerhin schlief er, viel mehr konnte man gerade kaum erwarten. Ich kühlte ihm immer wieder neu die Stirn und sah nach dem Sud. Erst als dieser fertig war und ein Teil davon in einer Schale auskühlte, machte ich mich daran den jungen Mann auf meiner Schlafstatt wieder zu wecken. Ich rüttelte sanft, aber doch kräftig an seinen Schultern, um ihn wach zu bekommen. Aurelien!

Mein Schlaf war sowieso sehr unruhig gewesen, aber kaum, dass Osiris meine Schultern schüttelte, riss ich panisch meine Augen auf und versuchte mich aufzurichten, was aber nicht wirklich klappte, ich war zu schwach, im ersten Moment sah ich mich völlig desorientiert, panisch um, ich wusste nicht wo ich war oder bei wem. Ich hatte das Gefühl, dass ich kaum Luft bekommen würde, aber ich spürte nicht mehr diesen Druck in meiner Brust wie zuvor, zumindest nicht so schlimm, aber irgendwie wusste ich nicht, ob ich atmete oder ob ich die Luft anhielt.

Aurelien erwachte, es war allerdings in einem Zustand von Panik, was weder meinem Vorhaben, noch seinem Zustand zuträglich war. Ich blieb aber weiterhin ruhig und ließ Aureliens Schulter wieder los, blieb allerdings über ihn gebeugt. Aurelien, sieh mich an. Du bist in meiner Höhle, du bist hier sicher. Niemand wird dir etwas tun. Du bist in Sicherheit. Alles ist in Ordnung. Mein Tonfall war ruhig und durchdringend, allerdings auch weich und sanft, immerhin war es Aurelien mit dem ich hier sprach, wie sollte ich auch irgendwie anders reagieren?

Etwas wirr blinzelte ich und atmete plötzlich schnapphaft ein, als ich wieder die Stimme hörte und sah Osiris dann mit verschwommenen Augen an, langsam erinnerte ich mich wieder wo ich war und ich sackte sofort kraftlos wieder zurück, und versuchte langsamer zu atmen. Osiris..., murmelte ich etwas erstickt, Entschuldige. Der Tonfall war unverkennbar gewesen, sogar durch meine Panik hindurch, ich hätte seine Stimme überall erkannt, er sprach mit so viel Gutem in der Stimme, so viel Gutes, bei dem ich mir manchmal gar nicht sicher war, ob ich es verdient hatte.

Aurelien erkannte mich und ich atmete doch sehr auf, als er es tat. Ich sah ihn nicht gerne so panisch, das tat mir selbst weh, ich wünschte ihm nichts als alles Gute auf dieser Welt. Du musst dich nicht entschuldigen. Sanft pflückte ich den Fetzen von Aureliens Stirn und legte ihn für den Moment zur Seite. Ich werde dich jetzt aufsetzen, du musst für mich etwas trinken, dann wird es dir bals besser gehen, ich verspreche es dir. Bist du bereit? Ich sah unverwandt zu Aurelien hinab, bereits bereit ihm aufzuhelfen und ihn gegen meinen Pferdekörper zu lehnen, wo er sicher und warm sein würde, bis er den Sud getrunken hatte.

Unsicher sah ich zu Osiris auf, ich fühlte mich einfach sicher bei ihm, am liebsten hätte ich mich einfach in seine Arme geworfen und wieder geweint, aber ich fühlte mich viel zu erschöpft um auch nur eines von beidem zu machen. Also nickte ich vorsichtig, bevor ich leise murmelte, In Ordnung. Ich sah hilfesuchend zu Osiris, ich wollte einfach nur, dass alles wieder besser wurde.

Ich nickte leicht auf die Zustimmung hin und schob meine Arme unter den im Moment unglaublich schmal wirkenden Körper meines Patienten, ehe ich diesen umsichtig aufrichtete und an meinen starken Pferdekörper lehnte, dass er einen sicheren Platz zwischen dem Ellenbogen meines Vorderbeins und meinem Brustkorb fand. Ich lehnte mich hinüber und hob den abgekühlten Sud an, ehe ich die Schüssel sanft an Aureliens Lippen hob. Es ist bitter, aber es wird dir helfen.

Osiris konnte mit mir umgehen, wie mit einer leblosen Puppe, mein Körper hatte keinerlei Kraft sich zu bewegen oder sich zu wehren, selbst wenn mir etwas unangenehm gewesen wäre. Nun lehnte ich aber an seinem warmen, weichen Pferdekörper und ich kuschelte mich sofort ein Stück in das Fell hinein, es war einfach so angenehm ihn zu spüren, zu wissen, dass er hier war, als ob ich die Angst hätte, dass er plötzlich verschwinden könnte und dann wäre ich wieder alleine. Ich nickte und begann langsam den Sud zu trinken, kurz verzog ich tatsächlich das Gesicht, aber ich ließ mich immerhin zum Heiler ausbilden, ich wusste nicht alles was half schmeckte gut, also bemühte ich mich weiterzutrinken, egal wie anstrengend sogar diese kleine Sache war.

Ich lächelte leicht über Aureliens verständliche Reaktion und überwachte aufmerksam, dass er so viel wie möglich von dem Sud zu sich nahm, auch wenn es nicht einfach sein konnte gerade zu trinken. Ich heilte nicht mit Magie, das wäre sehr viel schneller gegangen, aber meine Methoden hatten sich über die Jahre bewehrt, Aurelien hatte gute Chancen rasch wieder auf die Beine zu kommen, er war noch jung und voller Energie, auch wenn ihm diese Krankheit übel mitspielte. Sehr gut, jetzt kannst du wieder schlafen. Ich werde dich wieder aufwecken, wenn du mehr davon trinken musst.

Schwach nickte ich, auf seine Aussage hin, bevor ich mich einfach sofort zusammenrollte und dann war ich eingeschlafen. Ich schlief nicht sehr ruhig und meine Atemzüge hörten sich schwer an, aber ich war sofort eingeschlafen und es war zumindest ein wenig ruhiger als zuvor, jetzt wo ich auch etwas klarer bei Verstand war. Ich wusste, bei Osiris war ich sicher, ich konnte ihm vertrauen. Es war eigentlich ein sehr angenehmes Gefühl, auch wenn ich mich noch immer schlecht fühlte, dass ich ihn gerade wieder belastete. Trotzdem, er war bei mir, zumindest für diesen Moment.

Ich überwachte Aureliens Schlaf, kühle seine Stirn, strich ihm die Paste neuerlich auf die Brust und weckte ihn hin und wieder auf, um ihm mehr von dem Sud einzuflößen. Ich blieb geduldig an seiner Seite, zum Glück passierte in meinen Wäldern nichts was meine Anwesenheit vor Ort verlangte, Aureliens Zustand war sehr schlecht gewesen und es ging nur langsam Aufwärts.

Mein Körper war nie sonderlich stark gewesen, zumindest nicht mein Immunsystem, seitdem Aurelia und ich damals so lange krank gewesen waren, brauchte es wirklich nicht viel, um mich sofort wieder sehr schnell sehr krank zu machen, was andere Personen sicher nicht so lange ans Bett fesselte, wie mich oft. Ich hasste es krank zu sein, so sehr, auch wenn ich dieses Mal meine Zeit wenigstens nicht im Palast fristen musste. Ich wusste allerdings, dass ich wohl froh sein konnte, dass mir im Palast oft die besten Heiler des ganzen Landes zur Seite gestanden waren, denn ansonsten hätte ich wohl kaum so lange überlegt. Langsam wurde es allerdings hier auch wieder besser, ich war gerade aufgewacht und blinzelte, das erste Mal seit langem fühlte ich mich nicht mehr viel zu heiß, aber mein Mund war trotzdem trocken. Osiris? Ich sah mich nach ihm um und richtete mich etwas auf.

Ich ging gerade in der Höhle auf und ab, ich musste meine Beine etwas bewegen, denn zwar hatte ich kein Problem lange am Lager eines Kranken zu wachen, das tat ich immer wieder, aber ich war es gewohnt viel zu laufen und so musste ich mir meine Schritte eben anders holen. Es kam also so, dass Aurelien gerade aufwachte, als ich ihm den Rücken zuwandte und erst durch seine Stimme darauf aufmerksam gemacht wurde. Auf den Hinterbeinen drehte ich mich um und sah zu Aurelien hinab, ein kurzer Blick in seine Augen bestätigte mir, dass er nun wieder klarer bei Verstand war, was mich erleichtert lächeln ließ. Aurelien, wie gut, dass du wach bist. Wie fühlst du dich?

Tatsächlich bemerkte ich Osiris auch bald, er drehte sich zu mir um und ich sah erschöpft, aber doch sehr froh zu ihm auf, ich war ihm einfach so dankbar, dass er für mich da war, dass er mich pflegte, obwohl er mich sicher auch einfach am Schloss hätte abladen können, sie hätten sich um mich gekümmert, aber das er es selber tat, hätte wirklich mein Herz höher schlagen gelassen, nur konnte ich mich darauf gerade einfach nicht so recht konzentrieren. Durstig., krächzte ich leise und versuchte mich dann zu konzentrieren, um es besser zu beschreiben, Aber besser... nicht mehr so heiß und kalt. Klarer.