Mein Blick wurde noch eine Spur weiter und ich ließ mich wieder einmal neben ihn nieder, um ihm einen Becher zu reichen, in den ich rasch noch Wasser schöpfte. Dagegen können wir etwas machen. Es ist gut zu hören, dass du dich besser fühlst. Ich war bereit Aurelien aufzuhelfen um zu trinken, wenn er es brauchte und wartete deshalb geduldig darauf, was er tun würde. Ich denke ich habe dich gerade eben noch rechtzeitig gefunden.

Selbst war der Mann, aber trotzdem brauchte ich Hilfe, weshalb ich mich an Osiris' starken Körper abstützte, bevor ich den Becher an meine Lippen brachte und vorsichtig begann zu trinken, es war anstrengend, aber ich fühlte mich gleich so viel besser, jetzt wo ich wieder Wasser in meiner Kehle hatte. Ich hatte gedacht, es wäre nur Kopfweh, aber plötzlich hat sich alles gedreht., versuchte ich meinen Zustand von zuvor zu erklären, bevor ich etwas doof lächelte, Ist es dumm, dass ich froh bin, dass du es warst, der mich gefunden hat? Ich hatte gehofft dich wiederzusehen.

Man sollte solche Warnungen des Körpers nie ignorieren. Meine Stimme war tadelnd, aber auch sanft und warm. Dann seufzte ich etwas und schüttelten den Kopf über Aureliens Worte, während ich ihm wieder in eine bequemere Position half. Besser ich als so mancher anderer, aber es wäre mir lieber gewesen dich auf eine andere Weise wieder zu sehen.

Das weiß ich auch... eigentlich., gab ich verlegen zu, während ich mit großen Augen zu Osiris hochsah, mein Blick trotzdem genauso warm, ich badete regelrecht unter seinem Blick, ich war so froh, ihn wiederzusehen, einfach weil ich ihn so schrecklich vermisst hatte. Er hatte aber natürlich recht, es waren nicht die besten Umstände gewesen, wie auch schon zu seiner Verabschiedung nicht, als ich ihn vollgeheult hatte. Tut mir leid., murmelte ich leise und ließ mir helfen, während ich leicht erschöpft meine Augen ein wenig schloss.

Das dachte ich mir, immerhin bist auch du ein Heiler. Ich sah mit einem warmen Lächeln zu Aurelien hinab und legte ihm einen Moment die Hand auf die Stirn um seine Temperatur zu überprüfen, ehe ich ihm doch wieder einen nassen, kalten Lappen auf die Stirn legte. Wenn es nur nicht wieder passiert ist es in Ordnung. Ich möchte nur nicht sehen wie du dich zu Grunde richtest, du verstehst? Ihn dort im Wald liegen zu sehen war ein großer Schreck gewesen und dieses Bild wollte ich keinesfalls wieder erblicken müssen.

Dankbar seufzte ich, voller Erleichterung, dass Osiris mir wieder den Lappen auf die Stirn gelegt hatte, der einfach nur mehr wohl tat, zumindest war meine Temperatur nicht mehr ganz so unerträglich wie zuvor, bevor ich aber dann doch etwas beschämt den Blick senkte und nickte. Es war doch einiges passiert, seitdem Osiris aufgebrochen war zum Treffen der Hüter und Wächter und ich hatte doch leider in der Zeit viel Ärger gemacht. Wie war das Treffen?, fragte ich ihn schließlich mit einem hoffnungsvollen Blick nach oben.

Ich beobachtete Aurelien neben mir und richtete mich mit meinem Pferdekörper wieder zu einer längeren Wacht ein, wobei ich dafür sorgte, dass ich bequem lag und meinen menschlichen Körper an der nächsten wand abstützen konnte. Es lief... ganz in Ordnung würde ich sagen, es gab nicht viel zu besprechen, außer selbstverständlich, dass Oheň als neue Hüterin Willkommen geheißen wurde, ebenso wie ein neuer Hüter des Gebirges. Ich erzählte Aurelien mit leisem, ruhigen Ton von den Vorgängen beim Treffen, so wie ich meistens erzählte, hier aber speziell, um ihn nicht zusätzlich aufzuregen. Zudem wird einer der Wächter vermisst, der, der Wüste, er kam nicht zum Treffen.

Das freut mich für sie., meinte ich mit einem schwachen Lächeln und betrachtete fasziniert, wie geschickt sich Osiris trotz seines doch sehr massiven Körpers sich bewegen konnte, bevor ich nickte, ich kannte mich bei den anderen Wächtern und Hütern nicht so gut aus, demnach wusste ich nicht, ob sein Verschwinden ein großer Verlust war für die Bewohner der Wüste, ich hoffte aber natürlich, dass sie bald einen neuen finden würden. Wie... war der Schal und die Decke?

Sie hat sich recht gut behauptet, auch gegen unseren größten Miesepeter, den Wächter der Ruinen. Faqir war eine alte Seele, aber er stritt sich wie ein junges Fohlen mit so vielen Personen, dass es beinahe amüsierend war, wenn es nur nicht gerade Oheň betroffen hätte. Sie waren wunderbar, ich weiß gar nicht wie ich ohne sie zurecht gekommen war. Ich zog mit einem Lächeln den Schal zurecht, den ich als Decke über Aurelien gebreitet hatte.

Glücklich, wenn auch noch immer etwas abwesend lächelte ich, es freute mich sehr, dass Osiris etwas von mir beim Treffen dabeigehabt hatte, denn ich mochte ihn doch sehr gerne und ich hatte mich wirklich bemüht dabei. Am liebsten hätte ich ihn natürlich begleitet, aber ich wusste, das war sicher nicht erlaubt, außerdem hatte ich meine eigenen Verpflichtungen gehabt, egal wie schwer es mir gefallen war. Könntest du mir mehr vom Wächter der Ruinen erzählen?, fragte ich schließlich neugierig und kuschelte mich müde etwas näher an Osiris heran.

Ich kann es versuchen, aber Faqir ist schwer zu beschreiben. Ich ließ Aurelien natürlich ohne Gegenwehr zu mir heran rutschen und sah mit einem leichten, nachdenklichen Lächeln zu ohm hinab, ehe ich wieder zu sprechen begann. Faqir ist ein Dschinn und schon sehr, sehr alt, neben der Hüterin der Sümpfe, Kassandra, ist er der Älteste unserer Gruppe, ein Umstand den er gerne zur Sprache bringt. Er hält nichts von neuen Gesichtern, aber auch wenig von uns, die wir schon länger dabei sind. Sein Tonfall kommt meist wenig wertschätzend rüber und er kann durchaus sehr ruppig sein. Ich fuhr Aurelien ohne darüber nachzudenken mit der Hand durch die verschwitzten, goldenen Haare, während ich erzählte. Doch das ist nur das äußere Bild, welches er, wie ich denke, als Schutzschild verwendet, denn er kümmert sich gut um die Wesen, die in seinen Ruinen leben und er ist Kassandra sehr nahe, man darf also nicht glauben er wäre nicht fähig dazu für jemanden gute Gefühle zu hegen.

Angetan hatte ich die Augen geschlossen von den angenehmen Berührungen, die mir Osiris zukommen ließ und ich ließ sie vollkommen vertraut über mich ergehen. Bei ihm musste ich keine Angst haben, niemals würde er mich so anfassen, wie ich es nicht wollte. Ich schmiegte mich den Berührungen wie ein Tierchen entgegen. Dann kann er mit Oheň eher nicht so gut zurechtgekommen sein., meinte ich müde schmunzelnd, aber es war nun einmal die Wahrheit, sie konnte sehr stur sein und sich auch aufregen, wenn etwas nicht nach ihrem Kopf lief und vor allem, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlte. Aber ich lauschte aufmerksam Osiris' Erklärungen und es erschien mir schlüssig das Bild, auch wenn ich mich fragte, wie er zu dem Mann geworden war, von dem mir Osiris nun erzählte. Hat er jemals darüber geredet... von der Zeit, aus der er kommt?, fragte ich neugierig nach, bevor ich murmelte, Wie ist Kassandra?

Das ist allerdings wahr, die beiden haben sich gestritten, wir anderen mussten dazwischen gehen. Sogar sein Katana hatte er auf sie gerichtet, so weit war er gegangen. Ich schüttelte etwas de Kopf über seine Aggression, auch wen Oheň ihn durchaus herausgefordert hatte mit ihren Worten. Nicht viel, manchmal lässt er Teile fallen, die über eine grausame Gesellschaft sprechen, in der er aufgewachsen ist, aber näheres weiß ich leider nicht. Was mehr Deails anging war Faqir wie ein Buch mit sieben Siegeln, jedenfalls Wesen wie mir gegenüber, denen er nicht vertraute. Nun, Kassandra kann so freundlich sein wie man es sich nur wünschen kann, zuvorkommend, liebenswert, ein richtiger Sonnenschein an dunklen tagen, allerdings sollte man ihr nicht zu krumm kommen, sie kann sich mehr als nur gut selbst verteidigen, sich selbst und auch jene, die sie beschützen möchte. Sie ist vielleicht eine alte Seele, aber sie hat einen sehr guten Sinn für Humor.

Ich hoffe, er ist nicht einsam., murmelte ich leise, aber ich konnte nicht anders, sogar wenn ich krank war dachte ich an andere. Leise kicherte ich über die Worte von Osiris Kassandra gegenüber, es wirkte beinahe schon übertrieben jemanden so hoch zu loben. Ich habe gehört sie soll auch sehr hübsch sein, aber das hätte wohl nicht besonders viel Einfluss auf mich. Immerhin war sie doch eine Frau und Frauen interessierten mich nun einmal gar nicht. Ich schmunzelte leicht belustigt. Aber wenn sie Faqir mag, dann wird das schon seinen Grund haben. Müde schloss ich meine Augen, sie fühlten sich einfach so schwer an und ich fühlte mich nur mehr erschöpft.

Das hoffe ich auch. Doch ich wusste nicht genug über Faqirs privates Leben um mit Sicherheit sagen zu können, ob er es war oder nicht. Und wie sie das ist, sie ist immerhin auch eine Succubus, es wäre beinahe enttäuschend, wenn sie es nicht wäre, nicht wahr? Auf mich hatte sie auch nicht viel Einfluss, doch das lag nicht daran, dass ich Wesen mit weiblichen Zügen nicht schön oder anziehend finden konnte, sondern einfach daran, dass ich jemanden dafür erst richtig kennenlernen wollte, es fiel mir schwer nachzuvollziehen warum jemand einem anderen rein wegen seines Aussehens verfiel. Bestimmt, die beiden sind sich sehr nahe. Ich musterte Aurelien neben mir, der nun seine Augen geschlossen hielt, und lächelte warm. Du solltest noch ein wenig schlafen.