Das waren nun wirklich keine guten Nachrichten. Ich glaubte ihr, dass ich Zeit brauen würde, denn bei allem anderen hatte sie auch recht gehabt. Davon abgesehen hatte sie keinen Grund, mich zu belügen, nachdem sie sich bereits die ganzen Umstände gemacht hatte, mich zu retten. Leicht schluckte ich bei dem Brief und seufzte leise. "Das wäre eine Option. Allerdings werden... meine ehemaligen Männer einen verdammt guten Grund liefern, warum ich weg bin. Und ich möchte nicht, dass mein Bruder dann in Gefahr gerät, nur weil er versucht, dem Bürgermeister die Wahrheit zu erzählen", gestand ich ihr dann ehrlich.
Dass ich mich allerdings morgen oder übermorgen wieder besser bewegen würde können, waren schon einmal sehr gute Aussichten, das hörte sich gut an, auch wenn ich noch nicht richtig laufen würde können. Als sie dann von dem Test sprach, nickte ich kurz darauf. "Alles klar, ich verstehe. Schieß los", antwortete ich dann, bereit für den Test, den sie nun durchführen wollte.

Es überraschte mivh, dass sie sogar so weit gehen wollte, mich zu begleiten, sollte man uns keinen Glauben im Brief schenken. Damit hatte ich nicht gerechnet, denn eigentlich hätte sie es weitaus einfacher, mich ziehen zu lassen und dann nicht mehr darüber nachzudenken, was mit mir geschah. Einen Moment sah ich auf ihre Hand und lächelte schmal, ehe sie diese wieder weg nahm.
Aufmerksam hörte ich ihr zu uns nickte dann langsam, ehe sie wenig später mit dem Test begann, den sie machen wollte. Es verwirrte mich ein wenig, doch ich musste ihr vertrauen. "Ich kann es spüren", antwortete ich ihr dann ehrlich erfreut darüber.

Ich konnte nur hoffen, dass es auf der anderen Seite, wie sie sagte, genauso war, denn ich konnte es gar nicht ab, mich nicht bewegen zu können. Es gab nichts schlimmeres, denn ein Krieger lebte von Bewegung, von Sport, von Training. Und das alles fiel so erst einmal komplett weg, es war beinahe wie eine Folter für mich. Dennoch, das musste ich ehrlich zugeben, war ich mehr als froh, überhaupt noch am Leben zu sein, und das hatte ich nur Kalina zu verdanken. "Das kann ich auch spüren", antwortete ich wahrheitsgemäß. Dennoch, bevor ich irgendwas tat, auch wenn es mich ein wenig störte, wartete ich auf weitere Anweisungen von ihr. Denn immerhin würde ich ohne sie nicht mehr leben und so war es meine Pflicht, auf sie zu hören.

Das war so wie es aussah, schon mal ein gutes Zeichen. Leicht lächelte ich und begann dann, meine Finger langsam, erst einen nach dem anderen, zu strecken. Meine Muskeln fühlten sich wirklich an, als seien sie viel, viel zu lange nicht mehr bewegt worden. "Es fühlt sich an, als hätte ich gar keine Muskeln mehr. Oder als hätte ich die Muskeln Jahre nicht bewegt", gestand ich ehrlich.
Die Bewegungen mit den Fingern klappte dabei immer besser und ich freute mich immer mehr darüber. Das war ein sehr gutes Zeiten. Wenigstens eine Bewegung, die schinmal gut funktionierte.

Ich bewegte meine Finger einfach weiter, um gleich diese ein wenig zu trainieren, während sie mir erklärte, dass ich lange bewusstlos gewesen war. Ein frustrierte Brummen kam über meine Lippen. "Verdammt! Verzeih mir den Fluch, aber es hat Jahre gebraucht, bis ich meinen Körper entsprechend in Form hatte", antwortete ich dann, es schien mir, als würde ich fast noch einmal von vorn anfangen müssen.
Sie schlug, nachdem sie mir erklärt hatte, wo sie weiter verfahren würde, die Decke zurück und begann schließlich bei meinem Oberschenkel. Ich konnte alles spüren, zu meinem Glück, und mein Fuß zuckte leicht bei der Berührung. Es kitzelte ein wenig. "Das konnte ich eben auch alles fühlen", informierte ich sie darüber. Zwar fragte ich mich, warum ich das nicht fühlen sollte, oder warum sie das testete. Aber sie war hier die Expertin, nicht ich.

Ich grummelte leise. "Bis ich auf meinem alten Stand bin, werde ich mindestens 50 sein. Dann bin ich für einen Krieger schon alt und mein Leben ist schon zur Hälfte vorbei", seufzte ich leise. Natürlich war ich froh, noch am Leben zu sein, doch es war trotzdem keine gute Nachricht. Sie setzte den Test nach einer kurzen Ansage fort, und dort bekam ich ebenfalls das gleiche Ergebnis. "Ich kann es auch fühlen", teilte ich ihr mit.

Sie klang so, als wüsste sie momentan viel mehr über mich, als ich selbst wusste. Allerdings bezweifelte ich, dass sie wusste, wie viel Zeit ich damals vor allem auch in meine körperliche Ausbildung gesteckt hatte. Es war so verdammt viel gewesen, mehr sagte sie jedoch nicht mehr dazu. Es war gut, dass ich wohl alles spüren konnte, wie auch meine Finger, die ich immer noch bewegte, begann ich, auch meine Zehen zu bewegen. Sie zu strecken, anzuziehen oder einfach nur mit ihnen herum zu wackeln.

Es war ein merkwürdiges und wirklich dummes Gefühl, dass ich bei allem Hilfe brauchte, es störte mich und es gefiel mir alles andere als gut. Doch ich hatte wohl keine andere Wahl. Brav nickte ich schließlich und ließ mir dabei helfen, mich aufzusetzen. Sie gab mir auch ein Kissen als Stütze im Rücken. Noch immer fühlte sich alles fast wie eingeschlafen an, mein ganzer Körper war noch ziemlich steif. Was für ein Mist. Diese elendigen, verfluchten Verräter sollen bluten. Qualvoll bluten.
Schnell vertrieb ich den Gedanken. Mein Magen war leer und knurrte verlangend bei der Rede von Suppe. "Etwas Essen wäre jetzt wirklich perfekt. Das passt so, vielen Dank", gab ich schließlich zurück und versuchte, zu lächeln. Sogar dabei wollten meine Muskeln nicht so richtig mitmachen.