Die Zukunft ist ein Geheimnis. Jedenfalls für mich, aber auch für jeden anderen, bis auf die normal funktionierenden Sapphires und anderen mit ähnlichen Fähigkeiten, die es sicherlich auch auf der Welt gab. Ich plane zwar nicht in die Zukunft, aber ein Spaziergang wäre bestimmt schön.

Papdas Antwort ließ mich nicken, während ich mich leicht auf Murasame abstützte. "Verstehe....wieder der Basar? Oder mal raus aus der Hauptstadt?" Vielleicht war es leichtsinnig, so etwas vorzuschlagen bzw. danach zu fragen, wenn gerade erst ein Attentat überstanden wurde. Andererseits sollte sich Papda von so etwas nicht unterkriegen und auch für das gesamte Königshaus wäre es ein Zeichen der Schwäche, wenn sich ihre höchsten Mitglieder und Mitarbeiter nicht mehr aus den Palastmauern heraus wagen würden.

Hinaus aus der Stadt! Ich warf begeistert die kleinen Hände hoch und strahlte förmlich. Ich hatte daran zwar selbst gar nicht gedacht, aber gozuki hatte mich nun auf die Idee gebracht nach draußen zu gehen und die wollte ich auch unbedingt umsetzen.

Papdpa's so freudige Reaktion ließ mich schmunzeln. Sie war wirklich jemand, der immer gute Laune versprühte und sie sich auch nicht so schnell vermiesen ließ. Lag sicherlicher auch ein wenig an ihrer....Naivität? Mein Blick fiel wieder auf das Fenster, die Sonne war nun untergegangen und der Mond kam langsam hervor. "Nun, dann solltest du jetzt schlafen, damit du Morgen frisch bist und genug Energie hast, um einen ausgedehnten Ausflug zu machen." sagte ich lächelnd.

Ich klatschte fröhlich in die Hände, verschränkte sie dann wieder und ließ mich einfach zurück auf mein Bett fallen. Ich möchte schlafen, aber ich bin noch so aufgeregt. erzähl mir doch bitte etwas, eine Geschichte, ja?

Ich stutzte. Eine Geschichte? Da wäre es mir fast lieber gewesen, wenn jetzt ein Angreifer auftauchen würde....denn ich konnte vieles. Aber eine Geschichte erzählen? Ich seufzte und fuhr mir durchs Haar. "Mhm...also gut." Ich setzte mich etwas gerade hin, atmete nochmal durch und fing dann an zu erzählen: "Es war einmal ein Königreich. In diesem regierten zwei Schwestern das Land. Denn ihre Mutter war kurz nach ihrer Geburt an einer mysteriösen Krankheit verstorben und ihr Vater verunglückte, kurz nachdem sie vollljährig wurden. Trotz dieser Verluste regierten sie ihr Land gerecht und gut. Sie freuten sich, ihren Untertanen helfen zu können und sie zu beschützen. Ihnen zur Seite standen zwei tapfere junge Krieger. Johannes und Alim, waren ihre Namen. Diese waren seit ihrer Kindheit beste Freunde und schon früh in den Dienst ihres Landes eingetreten. Eines Tages jedoch, drängte der königliche Berater die beiden Königinnen dazu, Johannes und Alim das sogenannte "Drachenschwert", welches vor 100 Jahren gestohlen worden war, holen zu lassen. Jeder wusste aber, dass diese Aufgabe sehr gefährlich war.
Doch da der Berater schon ihren Eltern gedient hatte, ringten sich die Schwestern schließlich dazu durch, ihre beiden besten Krieger loszuschicken. Diese machten sich umgehend auf die lange und beschwerliche Reise. Sie kamen durch tiefe Sümpfe, dichte Wälder und hohe, schneebedeckte Berge. Bis sie schließlich in der Höllenfestung des Dunklen Lords Miraak ankamen. Dort fochten sie tapfer gegen ihn und seine Schergen und sahen schließlich sogar schon das Drachenschwert. Doch da wurde Alim schwer getroffen und drohte zu sterben. Johannes war nur noch ein kleines Stück vom Drachenschwert entfernt, aber Miraak, der seine Niederlage erkannte, versuchte damit zu entkommen. Johannes musste sich also entscheiden: Entweder bleiben und seinem Freund Alim helfen und dafür Miraak mit dem Schwert entkommen lassen. Oder seinen ältesten Freund sterben lassen und dafür die Mission erfüllen."
Ich schwieg kurz, ehe ich fortfuhr: "Johannes entschied sich, Alim zu helfen. Er kniete sich also neben seinen Freund, riss sich ein paar Stofffetzen von seinem Gewand und verband damit dessen Wunden. Alim dankte ihm zwar, doch fragte er ihn auch, warum er ihn über die Mission gestellt habe. Daraufhin antwortete Jonhannes, sie könnten jederzeit versuchen, das Drachenschwert zu bekommen, doch einen Freund wie ihn, gäbe es nur einmal. Im selben Moment, als Johannes dies sagte, regte sich das Drachenschwert und flog zu ihnen. Denn es war mit einem uralten Zauber versehen, welches es zu jenem brachte, dessen Herz am reinsten und aufrichtigsten war. Und Johannes Geste zeigte, dass er würdig war, dieses Schwert zu führen. Voller Freude kehrten die zwei Krieger zurück in ihr Land. Gerade rechtzeitig, denn der alte Berater hatte geplant, in ihrer Abwesenheit die Macht an sich zu reißen. Mit dem Drachenschwert gelange es ihnen jedoch, ihn zu vertreiben und wurden so zu den berühmtesten Helden des Landes. Bald darauf heirateten sie auch je eine der Schwestern und das Volk jubelte. Ende." Ich lächelte und atmete tief aus. "Puh, ganz schön anstrengend. Glaubst du, du kannst jetzt schlafen?"

Währen Gozuki mir tatsächlich eine Geschichte erzählte, ich hatte fast erwartet, dass er einfach Nein sagen würde, setzte ich mich wieder auf und sah meinen Leibwächter hinter meinen Stirnfransen hervor mit aufgerissenem Auge an, während ich mit vor der Brust verschränkten Händen und leicht geöffneten Lippen seiner Erzählung lauschte. Es war eine spannende Geschichte, es ging um zwei beste Freunde, die eine schwere Mission zu erfüllen hatten, diese aber dank ihrer Freundschaft schafften und sich am Ende alles zum Guten wandte. Nachdem Gozuki geendet hatte sah ich ihn einige Momente lang schweigend an und applaudierte dann strahlend. Du wirst glänzend erzählen und die Geschichte wird ein gutes Ende haben, wie wunderbar. dann lächelte ich Gozuki noch einmal strahlend an und legte mich erneut hin. Ich denke ja. Gute Nacht Gozuki. Ich kuschelte mich unter meine dicken decken, unter denen ich praktisch verschwand, und schloss mein Auge, ehe ich auch schon binnen weniger Momente eingeschlafen war.

Ich lächelte erleichtert. "So richtig beschützen kann ich sie noch nicht, aber dafür gute Geschichten erzählen....lachhaft." "Gute Nacht, Padpa." Nachdem sie unter ihren Decken verschwunden war, richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf das Fenster. Während der Nacht fiel ich zwar ab und an in einen Kurzschlaf, aber dass hatte ich so gelernt, damit ich für einen ganz kurzen Moment Energie tanken konnte, während gleichzeitig meine Sinne noch minimal aktiv waren. So verging die Nacht, bis die Sonne wieder aufging. Ich streckte mich ausgiebig, erhob mich und rüttelte dann leicht an Padpa, nachdem ich sie unter den Decken erfühlt hatte. "Guten Morgen, aufstehen." Ohne eine Reaktion abzuwarten, ging ich dann in mein eigenes Zimmer, um mich selbst kurz frisch zu machen.

----->Gozuki's Zimmer

Mein tiefer Schlummer wurde von einem Rütteln und einem Weckruf unterbrochen, der von Gozuki kam, doch als ich den Kopf unter den Decken hervorstreckte war er schon verschwunden. Etwas von Gozuki, der mich wecken würde murmelnd kletterte ich aus dem Bett und machte mich fertig für den Tag. Das wurde allerdings noch unterbrochen, als ich zu einer Besprechung mit der Königin gerufen wurde. Ich folgte dem Diener brav auf dem Fuße, als er mich bat gleich mitzukommen, vermutlich um zu verhindern, dass ich auf dem Weg verloren ging.

(Ratskammer)

Als ich mich den Gemächern näherte, spürte ich schon, dass Padpa nicht mehr da war und beschleunigte meine Schritte. Drinnen bestätigte sich mein Verdacht. Für einen kurzen Moment geriet ich in Panik, als eine Wache vorbeikam und mir sagte: "Ein Diener hat die Beraterin abgeholt, scheinbar möchte die Königin mit ihr sprechen." "Achso....gut, danke." Nickend ging die Wache weiter und ich fuhr mir durchs Haar. "Jetzt will die Königin also endlich mit Papda sprechen. Wird wohl um den Attentatsversuch gehen. Dann werd ich einfach hier warten." Und so erlaubte ich mir, mich auf das Bett der Beraterin zu setzen.

Weil Padpa's Bett doch ziemlich gemütlich war, konnte ich nicht widerstehen, mich darauf zu legen. Nur kurz. Doch ehe ich mich versah, war ich leicht eingenickt und wurde erst durch einen Tumult geweckt. Ich hörte, wie einige Diener und Wachen hektisch durch die Korridore rannten und im selben Moment meinte ich auch, Padpa in Gefahr zu spüren. Daher sprang ich auf und rannte in Richtung Ratskammer.


---->Ratskammer

Padpas Verhalten brachte mich ebenfalls dazu, leicht zu kichern, ehe wir ihre Gemächer betraten. "So, da wären wir, eure hochwohlgeborene Beraterin." meinte ich lachend und setzte Padpa übervorsichtig auf dem Bett ab. Ich selbst setzte mich auf einen kleinen Stuhl und überschlug die Beine. "Meinst du, du kannst alleine einschlafen? Oder soll ich noch ein bisschen bei dir bleiben?" Zwar war es onehin meine Aufgabe, sie zu beschützen, aber wenn wir im Palast waren, dann reichten die "normalen" Wachen meist aus.

Gozuki setzte mich zwar ab, aber gerne ließ ich ihn nicht los, allerdings gab ich dann nach und zog erst einmal den Mantel aus, den ich seit unserer Reise getragen hatte und schlüpfte dann aus meinem Kleid in ein rosarotes Nachthemd, ehe ich begann unter die Decken zu kriechen. Bleibst du noch ein bisschen da und erzählst mir was?

Ich fand es wirklich amüsant, wie groß doch das Bett im Vergleich zu Padpas Größe war und dass man meinen könnte, sie sei verschwunden, als sie unter die Decke kroch. Fast schon hatte ich ihre Frage "erwartet" und seufzte kurz. "Etwas erzählen, hmh." Mir fiel keine so große Geschichte, wie ich sie das letzte Mal erzählt hatte ein und überlegte daher, was ich ihr sonst erzählen konnte, als mein Blick auf Murasame fiel. "Hab ich dir schon erzählt, wie ich an Murasame gekommen bin? Vermutlich nicht, als hör zu: Vor 6 Jahren, als ich gerade meinen 2wöchigen Urlaub genoss, traf ich in der Wüste auf einen fahrenden Händler. Ein kleiner Mann, der aber, wie ich sofort erkannte, ziemlich gerissen und gewieft war. Denn er wollte mir allen möglichen Kram andrehen, der aber, wie ich zum Glück erkannte, nicht die Preise wert war, die er verlangte. Ich wollte also schon weiterziehen, als mein Blick auf ein verstaubtes Schwert fiel. Ich fragte den Händler, ob er dass auch verkaufe und da war er plötzlich für einen Moment still." Ich setzte mich bequemer hin, befor ich fortfuhr. "Dann meinte er flüsternd und mit todernstem Gesicht: Dass Schwert ist verflucht, es bringt nur Unglück. Alle Männer und Frauen, die es bisher besaßen, starben innerhalb von fünf Jahren" Aber das schreckte mich nicht, im Gegenteil: Ich war nun umso mehr daran interessiert und wollte es unbedingt kaufen. Zunächst wollte der Händler es nicht weggeben, ganz so ein schlechter Kerl war er wohl doch nicht, ehe er erklärte: "Wenn du bereit bist einen Test einzugehen, bei dem du die gezogene Klinge hochwirfst und deinen Arm ausstreckst und sie ihn dir nicht abschneidet, dann verkauf ich es dir." Gesagt, getan: Ich war das verfluchte Schwert in die Luft und streckte meinen Schwertarm aus. Und...tada: Die Klinge rotierte dran vorbei und blieb im Sand stecken. Da hat der Händler aber dreingeguckt: Dem war der Kiefer bis hierhin runtergeklappt." Ich streckte meinen Kiefer aus und lachte.
"Und dann hat er es mir auch noch zu einem vergleichsweise günstigen Preis überlassen. Tja, so bin ich an dieses verfluchte Schwert gekommen. Aber bisher sind nur meine Gegner von seinem Fluch getroffen worden." Nicht ohne Stolz tätschelte ich die Schwertscheide.

Ich lauschte mit leicht offenstehendem Mund Gozukis Erzählung und schreckte zusammen, als er erklärte wie er das Schwert geworfen und sich den Arm hätte abtrennen können, was dann aber, wie ich mit einem Aufatmen hörte, nicht geschehen war. Als die Geschichte zu einem Ende kam kuschelte ich mich in meine Decke und sah mit einem müden Lächeln zu Gozuki. Ich bin mir nicht sicher ob das mutig oder dumm von dir war.