<- Das Gebirge » Der kalte Gigant

Tatsächlich hatte ich nur vorgehabt mich umzuhören, aber ich hatte Holly wirklich nirgendwo finden können, egal wie gut ich nach ihm gesucht hatte. Nun, wo ich am Rande vom Thalberg gestanden war, hatte ich aber bemerkt, dass es wohl schon soweit war, das man das Julfest feierte. Dieses Jahr offenbar mit einem großen Wettbewerb und ich musste sagen, ich hatte durchaus Interesse. Ich beschloss also, dass die anderen ruhig eine kleine Zeit ohne mich auskommen konnten, besonders nach meiner mir unverständlichen Auseinandersetzung mit Oheň zuvor und betrat den Versammlungsplatz, wo ich mich in eine ruhige Ecke stellte, bis das Ritterturnier begann. Sobald es jedoch begann, zog ich mir meine Kapuze über den Kopf und begann an die Arbeit zu gehen, es mochte erst das Aufwärmen sein, aber ich gab alles, mühelos parierte und drängte ich die meisten Gegner zurück, auch vollkommen ohne Magie oder Tricks, einfach nur mit meiner Kraft, meiner Ausdauer, und der sicheren und taktischen Führung meines Katanas.

“Gut.”Ich erwiderte Aureliens Umarmung und drückte ihn, trotz der Rüstung fest an mich. Die Umarmung dauerte nur kurz an aber ich fühlte mich leichter. Meine Sorge um Aurelien stillte sie nur minimal dennoch lächelte ich noch einmal warm. “Also dann… Ich muss zurück zu Mutter und Vater. Viel Glück Ari.” Ich klopfte ihm zum Abschied zwei mal auf die Schulter und machte mich dann auf zu Zuschauerränfen und der kleinen speziellen Sektion für den Adel wo ich einen Platz neben unseren Eltern einnahm und mich, wie immer kerzengerade hinsetzte und einen freundlichen wenn auch erhabenen Gesichtsausdruck aufsetzte. Auf dem Weg dorthin warf ich einen langen kalkulierten Blick auf die Ritter aus Elsweyr. Große muskulöse Männer die mit Sicherheit viel Kampferfahrung hatten. Aber mit etwas Glück würden sich mein Bruder und die restlichen Ritter gegen sie beweisen können.

Plötzlich hörte man auch schon die große Ankündigung, dass die große Schlacht gleich beginnen würde und ich grinste Diego noch kurz an, bald danach würde auch schon die Kampfaufteilung angesagt werden und ich konnte es kaum erwarten, wir würden schon sehen, was dort noch so alles passierte. Bleib mir bloß aus dem Weg., entgegnete ich Diego leicht provozierend und rempelte ihn freundschaftlich an, ich war einfach extrem gut gelaunt und aufgefeuert von der Schlacht, die langsam begann. Unsere Freunde, darunter Kitt, Anna, Fred und Kostas, Klarissa, Josef und auch Mariam stürzten sich sogleich in die Menge und ich tat es ihnen gleich. Ich schnappte mir meine Axt und schwang sie wild umher, mit einer enormen Kraft, wen oder was ich traf war mir dabei relativ egal, aber meine Schläge waren langsam, die Axt eine schwere Waffe, und sie donnerte immer schwer auf den Boden.

Es begann, das Aufwärmen, und damit auch der ganze Spaß, denn was war es auch anderes, wenn man die Chance hatte zu zeigen was man drauf hatte? Dann lauf mir nicht in meinen. Ich erwiderte Gorns Grinsen und stürzte mich dann auch in die Schlacht, ich schwang meinen Beidhänder gekonnt durch die Luft und teilte ordentlich aus, während ich allerdings natürlich auch auf meine Deckung achtete. Ich hatte vor hier schon möglichst viele potentielle Gegner auszuschalten und tat das auch recht effektiv, denn ob nun Aufwärmen oder nicht, ich war immer gewillt Blut fließen zu lassen.

Die Umarmung mochte nur kurz gewesen sein, alles andere hätte in der Öffentlichkeit wohl auch als etwas unziemlich gegolten, auch wenn mich das bei Aurelia wirklich weniger interessierte, sie war meine Schwester und das stand für mich definitiv über allem anderen. Ich erwiderte ihr warmes Lächeln, einen Moment tatsächlich einfach nur befreit und gar nicht mehr so mitgenommen, ihre Anwesenheit war einfach irrsinnig beruhigend für mich. Wenn doch noch ein schwarzer mysteriöser Ritter eintrifft, weiß ich bescheid., meinte ich mit einem Grinsen noch leise und winkte ihr dann nach, bevor ich meine Waffe zog, den Dragonslayer, und mich in die Menge manövrierte. Es waren auch einige Ritter aus Illaemor dabei, die mir mit großem Respekt begegneten, aber ich hoffte, sie würden sich nur wegen meinem Status nicht zurückhalten. Den Rittern aus Elsweyr und dem Kämpfer mit der Kapuze, der sich regelrecht mühelos durch die Menge zu schlagen schien, stellte ich erst einmal lieber aus.

Über Aureliens Kommentar musste ich geschmunzelt und nahm mir nun fest vor eine Rüstung für mich in Auftrag zu geben sobald wir zuhause waren.
Aufmerksam beobachtete ich die Schlacht die sich entfaltete und versuchte dabei vor allem Aurelien im Auge zu behalten, aber auch gleichzeitig das Können der anderen Kämpfer zu beobachten. Eine anstrengende Sache denn es passierte so vieles gleichzeitig. Ein kurzer Blick zum Königspaar verriet mir das Mutter, neben der ich saß, mit einem ähnlichen Gesichtsausdruck das Geschehen beobachtete, wenn auch mit leicht besorgtem Blick und Vater,ernst und erhaben wie eh und jeh, behielt seinen Sohn genau im Blick.
Nun doch etwas nervös , sei es weil mir auffiel wie viele Personen eigentlich hier waren oder weil ich doch um Aurelien bangte, begann ich abwesend mit dem Fellsaum meines Ärmels zu spielen und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf die Kämpfe. Reduzierte mich allerdings darauf ein paar der Rittter aus Elsweyr, einen Mann mit Kaputze und Katana und eben meinen Bruder zu konzentrieren.

Gemeinsam mit Königin Masako und dem Rest der Abteilung von Elsweyr war auch ich in die freie Stadt Thalberg gekommen und saß nun auf einem guten Platz um mit schwingenden Beinen der großen Schlacht zuzusehen die begonnen hatte. Wohl gewärmt war ich durch einen weichen Mantel mit edlem Pelzbesatz und auf meinem Gesicht war ein einziges, wundersames Staunen zu sehen. Ritter aus Elsweyr, aus Illaemor, Thalberg und sonst woher kämpften gegeneinander, auch andere Arten von Kriegern und Kämpfern waren dabei, es war ein reges Treiben auf dem Platz, die einen gingen aggressiver vor, die anderen mit mehr Taktik, es gab für mich kein erkennen wie dieses Aufwärmen wohl ausgehen konnte, für einige Ritter war es allerdings jetzt schon zu Ende, Heiler holten sie vom Feld, besonders eine dunkle Gestalt fiel mir dabei auf, der Schnabel ihrer Maske kam mir bekannt vor, sie bewegte sich wie der huschende Schatten eines Vogels zu den Verletzten und zog sie zurück. Erst nach einer Weile hielt ich mir überrascht die Hand vor den Mund. Der Doktor wird sich trotz Gefahr als Heiler zur Verfügung stellen. Diese Erkenntnis wurde gleich von einer weiteren verfolgt, denn mein Blick war schließlich eine Weile Faqir gefolgt, den ich erst jetzt unter seiner Kapuze erkannte, weil mir meine "Zukunfts"sicht dabei half. Ooooh, Faqir wird auch hier sein, er wird sehr elegant kämpfen. Aufgeregt hopste ich auf meinem Platz auf und ab und beobachtete gebannt was geschah.

Erst unterwegs fiel mir auf, dass sogar die Königin selbst mit dabei war, was mir doch ein wenig Respekt vor dieser Reise einflöste. Endlich in Thalberg angekommen, nahm ich neben Padpa auf dem Versammlungsplatz Platz und schaute mir ebenfalls mir wachsendem Interesse, die vielen verschiedenen Kämpfenden an. Dabei musste ich zugeben, dass ich nicht ganz abgeneigt gewesen wäre, mich selbst ins Getümmel zu stürzen...doch als Leibwächter von Padpa hatte ich eine Verpflichtung, die über solche Reize weit hinausging und so begnügte ich mich damit, guten Kämpfen ein Auge zu widmen.
Als die kleine Beraterin dann Faqir erwähnte, war meine Aufmerksamkeit nochmal erhöht und im nächsten Moment meinte ich auch schon ihn gefunden zu haben. Seine Bewegungen rangen mir Respekt ab. "Und dass wohl ohne seine Magie...er ist gut. Wirklich gut." "Was meinst du, wird es bis ins Finale schaffen?" fragte ich Padpa dann.

Tatsächlich bemerkte ich niemanden aus der Menge weiters, ich war dabei viel zu konzentriert auf den Kampf, meine Augen starr auf meine nächsten Gegner fixiert, während ich mein Katana ohne großen Mühen schwang, dabei machte ich keinen Unterschied woher ein Kämpfer kam, welches Geschlecht er hatte, oder welche Waffe er mit sich führte, ich konnte mit allem und jedem umgehen. Viel zu schnell verging die große Schlacht, die mich an meinen letzten richtigen Moment der Freiheit erinnerte, als ich all diese Wesen hatte retten können, doch das Ritterturnier begann und somit auch das Lanzenstechen.

Im Gegensatz zu den meisten Kämpfern aus den wäldlicheren und bergigen Regionen hatte ich ein anderes, eher zu unserem Königreich Elsweyr traditionelles, Reittier gewählt, nämlich einen Vogelstrauß. Er war gigantisch und schnell, sehr wendig und ich manövrierte meine Lanze ziemlich perfekt. Es war nicht so, als hätte ich in dieser Art von Turnier besonders viel Übung, aber trotzdem war es mir möglich durch meine ruhige und starke Haltung meinen Gegner zu besiegen und somit ins Finale, dem Zweikampf, aufzusteigen.

In der großen Schlacht war ich eigentlich ständig von Rittern aus meinem eigenen Königreich umringt gewesen, die teilweise sogar Schläge für mich eingesteckt oder abgewehrt hatten, was mich doch irgendwie störte, denn ich wollte wie jeder andere Ritter behandelt werden und nicht wie ein Prinz. Demnach warf ich auch meiner Zwillingsschwester einen frustrierten Blick zu, als das Aufwärmen schließlich endete, und das richtige Turnier begann.

Begeistert hatte ich allen anderen zugesehen, wie sie ihre teilweise sehr ungewöhnlichen Reittiere manövrierten, wie gut die Ritter von Thalberg im Tjost waren und wie begeistert die Menge applaudierte oder buhte, manche waren offenbar keine besonders guten Verlierer. Ich sah zu meiner Familie und dem Königshaus von Illaemor, als ich schließlich auf meine Palominostute Zilan stieg, ihr magisches Siegel leuchtete blau auf, als ich meine Lanze in die Hand nahm, aber ich schaffte es ebenfalls meinen Gegner zu besiegen, eine starke Frau aus Thalberg, ich hatte sie zum Glück mit der Lanze direkt in der Brust erwischt, und sie war durch ihr schweres Gewicht am Boden gelandet. Ich hatte meine Stute angehalten, war elegant abgestiegen, hatte ihr aufgeholfen und gratuliert, bevor ich meine Stute wieder einem unserer Knappen übergeben hatte, um abzuwarten, wer sich noch aller für das Finale qualifizieren würde.

Einige verletzt gingen aus der großen Schlacht hervor, aber ich hatte nur über ihr Leid lachen können, sie waren auch selber schuld, dass sie mir in den Weg gekommen waren. Ich hatte auch inzwischen bemerkt, dass wohl der Kronprinz wohl teilnahm und ich betrachtete seine Lanzenstechen vor unserem, während ich mich zu Diego lehnte und spöttisch murmelte, Das Prinzchen sollte man wohl auch mal ohne Samthandschuhe anfassen. In der Runde zuvor hatte man genau gesehen, wie sich die Ritter von Illaemor um ihn gruppiert hatten, einen davon hatte ich auch gleich die Freude auf dem Rücken von Sunset vom Pferd zu stoßen, eigentlich hasste ich es zu reiten, aber verknüpft mit ein bisschen Gewalt ließ sich daraus doch glatt etwas machen. Der Ritter landete am Boden und mein Pferd trampelte über seinen Arm, doch ich lachte nur, sprang vom Pferd und verbeugte mich vor der einzig wahren Königin.

Der fängt doch sofort an zu heulen. An den Kronprinzen von Illaemor war ich einfach nicht herangekommen, obwohl ich ihm gerne mal sein hübsches Gesicht zerstört hätte, doch die Ritter seines Landes hatten ihn die ganze Zeit gedeckt und ich hatte auch noch andere Beschäftigungen gehabt, wie etwa einen Teil der Konkurrenz erfolgreich auszustechen, ehe der Tjorst begann. Eine Paarung nach der anderen stieg nun aufs Pferd, oder ihre anderen Reittiere, je nach Land und Bevorzugung. Das war das einzige worüber ich nicht urteilte, ich liebte es zu reiten und das nicht nur auf Pferden, ich nahm alles was mich tragen konnte, wenn sich die Chance ergab, doch Sunrise war ich doch am Ende immer treu geblieben. Gorn kam natürlich durch, auch wenn ich über seine Haltung am Pferd lachte, dann war auch ich dran. Trotz Rüstung kam ich geübt und elegant auf meinen schwarzen Hengst und ritt los. Mühelos lenkte ich Sunrise auf die Bahn und schleuderte meinen Gegner dann aus seinem Sattel, als meine Lanze hart mit seiner Brust kollidierte. Vielleicht war es auch eine Sie, ich achtete da nicht besonders drauf, die Person landete auf jeden Fall mit einem krachen auf dem Boden und ich achtete nicht einmal darauf was mit ihr passierte. Um noch etwas anzugeben fing ich lässig das scheuende Pferd meines Kontrahenten ein und ging dann zurück zu meinem Platz neben Gorn, Sunrise übergab ich wieder einem Knappen.

Ich weiß nicht, aber ich hoffe Faqir schafft es. Ich sah gespannt dem weiteren Treiben zu, das schließlich endete, als das Lanzenstoßen angekündigt wurde. Unsere Ritter schlugen sich sehr gut, doch auch der Kronprinz von Illaemor sollte erfolgreich sein. Faqirs Tjorst war schon längst wieder vorbei, als ich meinen begeisterten Ausruf tat. Oh ein Strauß! Ich wollte schon einfach aufspringen und losrennen um mir den Vogel genauer anzusehen, aber eine der Wachen unserer Königin bemerkte es rechtzeitig und hielt mich vorsichtig aber schnell genug am Arm fest, woraufhin ich mich wieder hinsetzte.