Als Schritte zu hören waren, machte ich mich bereit, mich irgendwie zu verteidigen, in der Nähe lag allerdings nicht mehr als ein Holzstock. Meine Ketten klurrten dabei und ich erhob den Stock, um sofort zuzuschlagen, falls nötig, doch es war zu meinem Glück nur mein Helfer. Erleichtert atmete ich auf. "Oh gut, du bist es... Ich dachte schon, jemand anderes wäre uns auf die Schliche gekommen", antwortete ich ehrlich.
Kurz darauf ließ ich den Stock fallen und setzte mich wieder wie zuvor hin. Darüber, die Ketten los zu werden, freute ich mich und sah lächelnd die Sachen an. "Haben die nicht ein Vermögen gekostet? Ich schulde dir langsam wirklich was", gab ich ehrlich zurück.

Wegen dem Stock zog ich eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts auch wenn ich fand das der ihr nicht viel gebracht hätte wenn wirklich jemand anders als ich hergekommen wäre. Ne. Der Händler schuldete mir noch was und hat sie mir geliehen. Ich muss sie nachher nur zurück bringen., meinte ich Schulter zuckend. Ich ging dann auch zu ihr rüber und griff nach einer ihrer Hände um mir die Kette genauer ansehen zu können. Das kann ein wenig dauern.... Obwohl wenn ich hier ansetze dann müsste ich den schwächsten Punkt haben., überlegte ich während ich die Hand mit der Kette etwas drehte. Da ich der Meinung war den richtigen Punkt gefunden zu haben setzte ich die Säge an und begann mit der Arbeit.

Erleichtert lächelte ich ihn schließlich an. Noch immer kam mir alles an ihm so vertraut vor. Sein Gang, seine Stimme, doch es wurde für mich nicht greifbar. "Ein Glück... Ich möchte nicht noch mehr Umstände bereiten, als ohnehin schon", antwortete ich dann ehrlich. Er setzte schließlich an und begann, die Ketten zu zersägen. "Sag mal, warum hilfst du mir eigentlich?", wollte ich dann unvermittelt wissen. Dass er der kleine Junge war, der mir so viel von Drachen erzählt hatte, ahnte ich nicht im Geringsten.

Ich bearbeitete die Handfessel weiter mit der Säge bis das Metall nach einigen Minuten nachgab und ich zur Brechstange wechselte um sie aufzuhebeln. Das war Nummer eins Ich sah zu ihr auf als sie mich ansprach und zeigte bei einem Lächeln leicht die Zähne. Denk Mal nach vielleicht kommst du ja von allein drauf meine Liebe., grinste ich. Das sie mich nicht erkannte war mir klar. Es waren ja einige Jahre vergangen nach unserem letzten Treffen aber wenn sie nachdachte dann sollte ihr zumindest einfallen das sie wenn kannte mit den selben Haaren und Augen wie ich.

Es war ein unglaublich befreiendes Gefühl, als es ihm gelang, die Kette durchzusägen und den ersten Teil meiner Handfesseln zu lösen, welche klirrend zu Boden fiel. Allerdings sah er zu mir auf und ich sah ihn dann unsicher an. Einerseits war ich davon überzeugt, dass er sicher mehr am Gold interessiert war, andererseits hoffte ich irgendwo immer noch, dass dem nicht so war. Aber es wäre unlogusch, dass er sich dann die Mühe macht, die fesseln zu lösen. Es wäre leichter, mich gefesselt zu kontrollieren.
"Es bestehen zwei Möglichkeiten...", räumte ich ein und gab damit meine Gedanken Preis, teilte erst die, die mir lieber war: "Ich... Hab die ganze Zeit das Gefühl, dass wir uns kennen. Deine Stimme, deine Bewegungen... Alles. Und weil wir uns kennen, hilfst du mir..."

Ich grinste leicht als sie die erste Möglichkeit aufzählte aber sagte noch nichts sondern machte mich auch an der zweiten Handfessel zu schaffen. Und was wäre die zweite Möglichkeit?, fragte ich neugierig. Ich war wirklich gespannt was diese Möglichkeit sein sollte. Musste es ja einen wichtigen Grund geben weshalb sie gefesselt war und ich könnte mir vorstellen das die zweite Möglichkeit mit dem Grund dafür zu tun hatte.

Leicht presste ich die Lippen aufeinander, denn ich wollte ihm wirklich nicht irgendwie auf die Füße treten, das war das Letzte, das ich wollte. Dennoch konnte ich mir noch nicht sicher sein, worauf er es eigentlich wirklich abgesehen hatte. Denn es gab nur sehr, sehr wenige, die aus reiner Nächstenliebe oder Freundschaft halfen. "Naja, also, Möglichkeit zwei wäre, dass du... auf das aus bist, was die anderen auch immer nur von mir wollten", gab ich leise, nachdem ich ein wenig herum gedruckst hatte, von mir.

Mir entging nicht wie sie die Lippen aufeinander presste und auch etwas nervöser wurde. Was auch immer der Grund war musste also schwer auf ihr lasten und größerer Bedeutung sein. Ich wollte aber Mal nicht so sein und erlöste sie von ihrer Nervosität. Dann kann ich dich beruhigen das ist nicht der Grund. Mit deiner ersten Vermutung lagst du schon richtig.

Erleichterung zeichnete sich in meinem Gesicht ab, als er das sagte, das war wirklich gut zu hören, und ich atmete auf. Gleichzeitig aber störte es mich, dass ich die Erinnerung nicht greifbar hatte, woher wir uns überhaupt kannten. "Dann kennen wir uns doch! Sag, woher? Wie?", platzte es aus mir heraus, "Du kommst mir bekannt vor, aber die Erinnerungen daran sind für mich irgendwie nicht... Greifbar. Tut mir leid."

Die zweite Handfessel gab auch bald darauf nach und so blieb nur nur die an ihrem Hals. Damit wartete ich aber noch kurz und sah mir ihre jetzt freien Hände an. Da wird sie ein wenig Pflege drauf verwenden müssen. Die sind ziemlich wund. Sie riss mich aber aus meinen Gedanken und ich grisnte leicht. Was glaubst du denn woher wir uns kennen könnten?, fragte ich grinsend.

Einen Moment sah ich fast schon verwirrt auf meine Handgelenke, welche er mittlerweile von den Fesseln befreit hatte. Auf einmal fühlten sie sich so viel leichter und besser an. Man könnte meinen, ich hätte bereits vergessen, wie es sich anfühlte, ohne diese Dinger zu leben. Frei zu sein. Meine Handgelenke waren ganz schön wund, dennoch freute ich mich sehr darüber. Seine Frage ließ mich die Augenbrauen zusammen ziehen. "Entweder bei meinem ersten Fluchtversuch", setzte ich an und überlegte, wann ich Kontakt zu anderen gehabt haben könnte, als mir noch etwas einfiel, "als ich noch jünger war, bin ich sehr oft ausgerissen. Da war dieser Junge, der immer über Drachen geredet hat..." Allerdings konnte ich mir nicht vorstellen, dass er dieser Junge war. Warum sollte er mir denn helfen? Eigentlich konnte es sogar ihm egal sein, was mit mir geschah.

Ich wartete ab während sie ihre Hände ansah, wobei sie fast so aussah als würde sie sich nicht mehr erinnern können wie es war ohne die Fesseln an ihnen. Während sie dann sprach grinste ich sie nach und nach breiter an und mein geschuppter Schwanz fegte über den Holzboden. Ach? Du kanntest also man einen Jungen der viel über Drachen geredet hat? Wie interessant ist das denn., grinste ich sie breit an und schnalzte einmal mit der Zunge. Wenn sie schlau war wurde sie auch von allein drauf kommen danach.

Sein Grinsen wurde breiter und sein schuppiger Schweif fegte über den Holzboden. Seine Reaktion überraschte und verwirrte mich, auch wie er dann sprach und schnalzte, so als schien noch mehr dahinter zu stecken. Als schien er genau zu wissen, von was ich sprach. Von wem ich sprach. Eigentlich müsste ich nur eins und eins zusammen zahlen, und... "Du... Du bist dieser Junge", brachte ich dann heraus, Erkenntnis leuchtete in meinen Augen, "Ich hab nicht erwartet, dich ausgerechnet hier wieder zu sehen. Mein Verschwinden tut mir leid..." Leicht senkte ich den Blick, so gerne wäre ich damals noch weiter zu ihm gekommen, doch meine Eltern hatten mich durchschaut und erneut eingesperrt gehabt.

Ah ich sehe es hat Klick gemacht., grinste ich und hob ihr Gesicht wieder an damit sie den Blick hob. Entschuldige dich nicht für etwas das man nicht mehr ändern kann weil es Jahre zurückliegt. Wir haben uns ja jetzt wieder getroffen. Und jetzt..... schön den Kopf oben lassen und nicht bewegen ich will dich nicht ausversehen verletzen. Mit den Worten drückte ich ihren Kopf etwas weiter hoch damit ich gut an den Hals kam und setzte dort die Säge an. Hier musste ich besonders vorsichtig sein sonst könnte es ihr Ende sein und das musste ja nicht sein.

"Ja, okay, aber das ändert nichts daran, dass ich gern wieder gekommen wäre...", gab ich ehrlich zu. Ich war froh, dass wir uns wieder getroffen hatten. Nach all den Jahren... und so langsam konnte ich auch verstehen, warum er früher so viel von Drachen geredet hatte, wenn ich ihn jetzt so sah. "Okay, alles klar", antwortete ich auf seine Aufforderung hin und richtete den Kopf so gut es ging nach oben, nachdem er diesen hoch gedrückt hatte, und behielt ihn so bei, während er sich an dem Halsring zu schaffen machte.