Aurelien begann zu erzählen und ich musste mich sehr zusammenreißen, dass mein Blick nicht mit jedem Wort düsterer wurde. Es gefiel mir gar nicht wohin diese Geschichte ging. Ich war kein extrem misstrauischer Zentaur, ich wollte gerne an das Gute in jedem Wesen glauben, aber leider gab es eben doch jene, denen man nicht vertrauen konnte, aber diese rechtzeitig zu erkennen war oft ein Ding der Unmöglichkeit, wie man auch an Aureliens Fall erkennen konnte. Er verstummte, aber da endete die Geschichte zweifelsohne noch nicht. Ich schwieg, ich wollte Aurelien nicht hetzen, wenn er mir das erzählte, dann, weil er es selbst wollte, selbst wenn ich wirklich wissen wollte was passiert war, was Aurelien so sehr verstört hatte, selbst wenn meine Befürchtungen schon ausschlugen.

A-Aber ich dachte es läge vielleicht daran, dass ich eigentlich sonst keinen Alkohol trinke, er meinte, er würde mir helfen und dass er mich seinen Freunden vorstellen wollte., versuchte ich tapfer weiter zu erzählen, aber man bemerkte deutlich, wie ich immer unsicherer und nervöser wurde, meine Hände spannten sich zu Fäusten an und ließen sich dann wieder locker, während ich nervös hin und her sah. Dann hat er mich irgendwo hingeführt, ich weiß es nicht mehr, ich konnte einfach nicht klar denken. Ich sprach wieder leiser, deutlich beschämt über mich selbst, über meine eigene Naivität in dieser Situation. A-Aber wir waren in so einem Raum voller Polster und Vorhängen, d-dort waren ganz viele verschiedene Leute, Frauen und Männer, ich weiß es nicht mehr. Es war einer, e-er meinte etwas von Bezahlung u-und... Ich krallte meine Hände in mein schönes Hemd unter meinem Umhang fest, als würde ich mich selber halten müssen, während nun endgültig die Tränen über meine Wangen wieder zu rollen begannen, auch wenn man deutlich merkte, das ich alles versuchte, um diese zurückzuhalten und nicht zu schluchzen, ich fühlte mich erbärmlich. Er hat mich angefasst., brachte ich gerade noch so in einem über die Lippen, Als ich versucht habe mich zu wehren... hat er mich... hat er mich geschlagen und dann... er hat versucht mich... sie alle wollten... sie...

Meine Ohren legten sich flach zurück, als Aurelien weiter sprach, es war nun tatsächlich die schlimmste Version, die ich mir hatte ausmalen können, ich fühlte mein Herz für den jungen Manm vor mir brechen, der nun endgültig zu weinen begonnen hatte und sich nur schwer durch seine Worte durchkämpfen konnte. Was diese Leute getan hatten war eine der schlimmsten Sachen zu denen die Wesen dieser Welt fähig waren, etwas wofür ich natürlich niemals Verständnis zeigen würde, denn wie konnte man so etwas einem anderen Wesen antun und danach nich ruhig schlafen? Ich hätte gerne nachgefragt wie Aurelien entkommen war, er schien nicht mehr fähig gewesen zu sein sich zu wehren und ob man ihn hatte gehen lassen, nachdem man... fertig mit ihm war, war auch fraglich, doch gerade war es wohl wichtiger den jungen Mann etwas zur Ruhe zu bringen. Aurelien. Darf ich dich berühren? Ich würde ihn deswegen ab sofort immer vorher fragen, nun, da ich wusste, dass es ihn unangenehm war.

Mein Körper hatte angefangen zu zittern, dabei war mir gar nicht zu kalt und ich war beinahe versucht an meinen Hals zu fahren, um mich zu vergewissern, dass dort keine Hände waren, denn ich konnte sie noch immer manchmal spüren, mehr noch als den Scham, der mich ebenfalls immer wieder überkam. Ich hatte seit Wega nicht mehr darüber gesprochen, meine Gefühle waren jetzt aber doch einfach wieder hochgekocht und ich konnte nicht mehr verbal antworten, aber ich nickte fest mit dem Kopf, als mich Osiris das fragte, ich hatte nichts gegen Berührungen, schon gar nicht von ihm.

Ich wartete geduldig ob und wie Aurelien reagierte und als sie positiv ausfiel streckte ich die Arme aus und zog den jungen Mann sanft in eine Umarmung. Mir fiel nun umso deutlicher auf wie zart Aurelien doch war. Sicher, da warenauch Muskeln unter seiner hellen Haut, aber gerade wirkte er auf mich wie ein Zweiglein im Wind, das bei einem stärkeren Windstoß schon brechen würde. Es gibt nichts wofür du dich schämen musst, das war nicht deine Schuld.

Ein bisschen verzweifelt ließ ich mich einfach gegen Osiris fallen, bevor ich auch meine Arme fest um ihn schlang und die Augen schloss, aus denen noch immer Tränen flossen. Ich schluchzte nun einmal leise auf, einfach auch als Erleichterung wieder darüber gesprochen zu haben, ich vertraute Osiris vollkommen, dass er meinen Zustand niemals ausnützen würde. Ich weiß das auch eigentlich... nur, es ist trotzdem schwer d-das auch zu glauben., stammelte ich leise, während ich mein Gesicht versuchte in seiner Schulter zu vergraben, E-Es tut mir leid, ich wollte dich nicht vollheulen zum Abschied.

Ich verstehe, vielleicht kannst du es irgendwann selbst glauben, ich für meinen Teil tue es. Ich hob eine Hand und strich damit durch Aureliens Haare, während ich nur zu gerne zuließ, dass er sein Gesicht gegen meine nackte Schulter presste, die Tränen auf meiner Haut machten mir nichts aus, aber sie brachen mir das Herz ein ums andere mal. Mach dir deshalb keinen Kopf, danke, dass du es mir erzählt hast. Wirst du in Ordnung sein während ich weg bin oder kann ich etwas für dich tun?

Stumm nickte ich, während ich mich wenigstens ein bisschen entspannte als mir Osiris durch meine Haare zu streichen begann, ich war froh, dass er mich nicht als abstoßend empfand, wie ich mich selber an manchen Tagen, besonders wenn ich daran erinnert wurde, ansonsten ging es eigentlich, ich mochte mich selber, aber es war schwer, immer wenn mich die Erinnerungen einholten. In einer anderen Situation hätte ich es sicher als unanständig empfunden Osiris gerade so nahe zu sein, wenn auch sicherlich auch sehr aufregend, ich spürte seine starken Muskeln, aber gerade war er für mich mehr ein Fels in der Brandung. Ich... habe jemanden kennengelernt, einen guten Freund, er- er hat mich aus dieser Situation gerettet., erzählte ich schließlich leise weiter, Ich werde versuchen bei ihm zu sein, aber... wenn möglich, wenn du wieder da bist... würde ich dich gerne so bald wie möglich sehen.

Nun erfuhr ich also doch auch wie Aurelien frei gekommen war, durch Hilfe von außen. Diesem Wesen gebürte auch mein größter Dank, wer auch immer es war. Wenn du dich bei ihm wohl fühlst ist das sicherlich eine sehr gute Idee. Ich wollte Aurelien nicht gerne verlassen, das spürte ich eindeutig in meinem Herzen, doch die Versammlung rief und dagegen konnte ich mich leider nicht wehren, doch es war beruhigend zu wissen, das Aurelien mit seinem Kummer nicht alleine sein würde. Ich werde dir eine Nachricht zukommen lassen sowie ich wieder zurück komme, versprochen.

Tatsächlich fühlte ich mich sehr wohl bei Wega, er wirkte sehr ehrlich... sehr direkt, etwas das ich durchaus wertschätzen konnte, besonders in Situationen wie diesen, außerdem hatte er mir nun schon mehrmals bewiesen, dass er mich nicht nur retten, sondern auch für mich singen würde, es war wirklich zu großzügig von ihm gewesen, ich wünschte nur ich hätte ihn auf eine andere Art kennengelernt. Ich bin nicht so gerne alleine, wenn ich alleine bin... fühlt sich alles schlimmer an., gestand ich dann leise, Aber am liebsten möchte ich niemanden sehen... Es war schwer, aber ich wollte einfach nicht alles immer und immer wieder erzählen müssen, alles immer und immer neu erleben müssen, auch wenn es dieses Mal einfacher gewesen war, als das erste Mal bei Wega, trotzdem, es war schwer. Meine Tränen versiegten aber zum Glück langsam aber doch. Danke, Osiris, wirklich, dankeschön.

Bitte schotte dich nicht zu sehr von anderen ab. Ich sah zu Aurelien hinab, Mitgefühl und Wärme im Blick, aber doch auch große Sorge. Ich verstehe warum du das möchtest, aber sprich bitte wenigstens mit diesem neuen Freund, in Ordnung? Ich strich Aurelien weiterhin sanft durch die Haare, sobald er aber Anstalten machen sollte sich lösen zu wollen würde ich ihn natürlich sofort gehen lassen. Es gibt keinen Grund mir zu danken.

Ich nickte zögerlich, ich würde es zumindest versuchen, auch wenn mein Kopf manchmal förmlich darum bettelte. Ich werde es versuchen, versprochen., murmelte ich leise auf beide Aufforderungen hin und nickte noch einmal, bevor ich dann noch leiser hinzufügte, Ich fühle mich so... dreckig, ich habe mich noch nie so gefühlt. Es war ehrlich, denn so fühlte ich mich wirklich, dreckig, auch wenn ich mich jeden Tag im Badezuber von oben bis unten sauberschruppte. Es war ein bisschen ähnlich wie nachdem eine meiner sehr jungen Liebesbeziehungen zu Brüche gegangen war, weil sie dann doch wohl nur eine körperliche gewesen war, was ich nicht hatte sehen wollen, aber eigentlich war das hier viel, viel schlimmer.

Um mehr bitte ich dich nicht. Am Liebsten hätte ich Aurelien in eine warme Decke gepackt und vor all dem Übel dieser Welt versteckt, doch selbst wenn das möglich gewesen wäre, nun war es dafür viel zu spät. Und doch bist du es nicht, du bist immer noch rein wie der frische Morgentau.

Seine Worte brachten mich dann doch dazu leise aufzuschluchzen, auch wenn keine Tränen mehr nachkamen, ich hatte ihm bereits erzählt, dass ich zuvor bereits nicht mehr ehrenhaft gewesen war, über meinen Partner, der verschwunden war, aber trotzdem sprach er mit mir als wäre ich eine unberührte Jungfrau noch vor ihrer Hochzeitsnacht. Ich konnte ihm nicht dankbar genug sein, in dem Licht in dem er mich sah, wollte ich auch mich selber sehen. D-Dankeschön. Ich wusste gar nicht so recht, was ich sagen sollte, es war einfach zu schön, einfach zu wissen, dass jemand anderer es so sah. Ich bin so froh, dich kennengelernt zu haben, ich... weiß nicht, was ich ohne dich getan hätte. Es erinnerte mich jedoch auch daran, dass ich ihm einmal versprochen hatte über meinen verschwunden Partner zu sprechen, aber bisher hatten wir dazu einfach nicht die Gelegenheit gehabt und auch jetzt wollte ich nicht noch mehr meiner alten Wunden aufkratzen.

Was mit einem Körper geschah war nicht das was Reinheit ausmachte, wie ich fand, was zählte war das Innerste, und im Innersten war Aurelien reiner als die meisten Wesen die ich in meiner Zeit auf dieser Welt schon kennengelernt hatte. Ich bin auch froh. Und dankbar, dass du mir genug hierfür vertraust. Ich legte sanft mein Kinn auf Aureliens blonden Kopf ab, mir fiel zum ersten Mal auf, dass der junge Mann wirklich gut roch, nach Seife natürlich, aber darunter war auch der Geruch nach etwas süßlichem, wie eine frisch erblühte Blune.