Sie klingt nach einer bemerkenswerten Persönlichkeit. Ich schwieg kurz und überlegte, ehe ich mir ein Urteil erlaubte. Es scheint als wäre sie eurem Vater ähnlicher als du, abr vielleicht ist dein Unterschied zu ihm auch etwas sehr gutes. Du wirst Veränderungen bringen können, zu denen die beiden nicht fähig wären. Das bedeutete natürlich nicht, dass ich die Regierungsart des Königs missbilligte, doch Veränderungen konnten etwas sehr gutes sein. Ich lächelte Aurelien sanft an und dachte zum Abschluss noch einmal an Caerwyn und ihr Verhalten. Gewiss, aber vielleicht waren sie auch nur rein platonische Freundinnen, ich möchte nicht darüber urteilen ohne mehr zu wissen.

Sie würde dich gerne kennenlernen, vielleicht können wir das einrichten, wenn du wieder da bist., merkte ich schließlich an und musterte Osiris neugierig. Ich nickte nur zu dem, was er sagte, ich war mir nur überhaupt nicht sicher, ob ich diese Verantwortung überhaupt wollen würde. Ich wäre so viel lieber frei, wie ein Blatt im Wind, wie hier im Wald, in dem Schloss zu bleiben lag Aurelia mehr, aber es war natürlich das, was alle sagten, dass ich ein guter König sein könnte, aber konnte ich das wirklich, wenn ich es nicht wollte? Es war nicht die beste Zeit, jetzt darüber nachzudenken, schon gar nicht jetzt, wo ich in diesem Tief saß. Aber bitte erzähl mir, wie hat Einar der Unbezwingbare geschafft einen wehrlosen Baum anzuschießen?

Das würde mir gefallen. Ich lächelte nachdenklich und sah in den Wald, der sich zu allen Seiten um ins herum erstreckte. Unser Schicksal lag in Mutter Naturs Hand, wir konnten es nicht völlig kontrollieren. Pläne die wir hatten wurden verändert, Geschicke und Wege die man klar vor sich sah vorher bestimmt. Alles was man dann noch tun konnte war dem Pfad zu folgen, der sich vor einem auftat. Das ist ganz einfach, er hat sich von Caerwyn ablenken lassen, sie kam nämlich zu spät dazu. Er half ihr auch auf, als sie auf dem Weg zum Kurs stolperte.

Das freut mich, es würde ihr sicher auch viel bedeuten., fügte ich leise, aber sehr ehrlich hinzu, ich fühlte mich nur so kraftlos, als ob es sogar anstrengend wäre daran zu denken mit ihr zu sprechen, sie hierher zu führen, aber vielleicht würde es mir dann doch auch wieder Kraft geben. Ich sah Osiris allerdings etwas überrascht an und schmunzelte dann, als er meinte, dass die Waldelfe zu spät gekommen war, sicherlich etwas, was meinem Vater nicht gefallen hatte. Und sie durfte trotzdem schießen? Huh, das muss Vater gar nicht gefallen haben.

Sagen wir es so, sie hat auf kein Nein gewartet und ich schätze sie nach ihrem meisterhaften Schuss noch auszuschließen wäre nicht gut aufgenommen worden. Die Zuschauer hatten die schmale Waldelfe sehr gerne und gut aufgenommen, kaum ein Wunder bei ihrem Aussehen und ihrem Talent.

Ganz leise musste ich nun doch lachen, denn das war in der Tat wohl ziemlich überzeugend gewesen, kein Zweifel, besonders nach dieser turbulenten Ankunft. Auch kein Wunder, dass ihr sofort jemand zur Hilfe geeilt war, um ihr aufzuhelfen, oder das wegen ihr ein wehrloser Baum erlegt worden war. Leider war das nur nicht immer etwas positives, das man so empfunden wurde, mein Lächeln wurde kurz leicht nachdenklich und bitter.

Ich bin nur froh, dass Einar keins der umstehenden Wesen erwischt hat. Ich bemerkte, dass Aurelien eben abgelenkt wurde und bewegte meinen Arm. Ich achtete darauf, dass er sah was ich tat und auch auf seine Reaktion, denn sollte die negativ ausfallen würde ich den Arm sofort zurück ziehen, von meinem Plan ihn um Aureliens Schultern zu legen und ihn sanft an mich zu ziehen.

Dieses Mal zuckte ich nicht zusammen, weil ich tatsächlich bemerkte, wie Osiris sich neben mir bewegte, aber erst richtig aus meinen Gedanken "aufgeweckt" wurde ich wieder, als er seinen Arm um meine Schultern legte und mich dann vorsichtig zu ihm zog. Ich sackte einfach etwas gegen ihn, während ich bedrückt nach vorne sah. Es tut mir leid., sagte ich leise, Das passiert in letzter Zeit immer öfters. Manchmal wurde ich einfach so abgelenkt, oder ich starrte einfach ins Nichts, manchmal aber konnte ich mich einfach nicht den schrecklichen Erinnerungen und Alpträumen, die vor meinem inneren Auge aufblitzten, entziehen.

Es ist in Ordnung. Möchtest du mir erklären was "das" ist? Geduldig lächelnd sah ich zu Aurelien hinab, ich hoffte, dass er es mir erklären würde, aber wenn er es nicht wollte würde ich ihn nicht zwingen. Über seine Probleme zu reden war gesund, aber nur, wenn man dafür bereit war.

Ich wollte wirklich nicht schon wieder damit anfangen, weshalb ich lange Zeit, wirklich lange Zeit, einfach schweigend nach unten ins Wasser starrte. Aber schlussendlich entschloss ich mich dann doch den Mund aufzumachen, denn ich musste es aussprechen. Manchmal versinke ich in letzter Zeit in Gedanken, darüber... wie ich mich präsentiere und über viele andere Dinge., gestand ich ganz leise, Oft auch, wie ich dazu beigetragen habe. Nicht nur, dass ich gerne mich sehr charmant und kokett präsentierte, oder wie ich mich kleidete, mich gebärdete, auch wie das ich ein Prinz war, ein Prinz eines Königs, der auch nicht immer die richtige Entscheidung traf und so sicherlich auch Unschuldigen etwas antat, was sie gar nicht verdient hatten.

Ich wartete geduldig ob Aurelien bereit war diese Sache auch noch mit mir zu teilen, was dann auch wirklich eintraf. Ich hörte ihm schweigend zu und beließ meinen Arm schützend um den jungen Mann, aber nicht zu fest, um ihn nicht festzuhalten und ihm ein einschränkendes Gefühl zu geben. Was meinst du mit "dazu beigetragen"?

Ich bin der Prinz... egal ob ich möchte oder nicht, ich stehe für das, was das Königshaus nach außen vertritt., antwortete ich schließlich durchdacht, Auch wenn ich da nicht immer mit übereinstimme. Ich beschloss es besser an einem Beispiel zu erklären, das ich selber erlebt hatte. Mein Vater hat mich auch einmal nach Thalberg geschickt, um diese zu überzeugen sich uns anzuschließen, obwohl ich es nicht wollte.

Das mag sein, jedenfalls für solche Wesen, die die Welt in Schwarz und Weiß sehen möchten. Natürlich repräsentierte Aurelien das Königshaus, doch wenn man die Welt richtig sah erkannte man, dass der Kronprinz, der selbst bei großen Entscheidungen wohl eher weniger mitzureden hatte, nicht zur vollen Verantwortung gezogen werden konnte, was seine Eltern mit dem Königreich taten. Aber es kann nicht einfach sein mit diesem Druck zu leben. Ich bezweifelte, dass Aurelien in Thalberg je Erfolg gehabt haben könnte, sie saßen sehr fest auf ihrer Neutralität.

Natürlich, aber ich denke, der Adel sieht selbst oft gern in schwarz und weiß..., meinte ich nachdenklich und schüttelte dann den Kopf, Ich sitze in einem wunderschönen, großen Palast, habe zu essen und kann in einem weichen Bett schlafen, jeder andere hat es schwerer als ich. Zumindest theoretisch, aber warum fühlte ich mich dann manchmal so schwer? So schwer, dass ich mich am liebsten in starke Arme fallen lassen würde, die mir alle Entscheidungen abnahmen, einfach nur um diese nicht treffen zu müssen.

Das ist jeder Schicht gegeben. Ich sah zu Aurelien hinab, mein Blick war traurig, aber ich lächelte trotzdem sanft, während ich ihm zuhörte. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, die Ärmsten können die Glücklichsten sein und die Reichsten die Traurigsten. Reichtum und Macht macht es einem vielleicht leichter zu überleben, aber nur die Grundbedürfnisse abdecken zu können ist macht das Glück nicht vollkommen.