Du bist ein guter Freund für mich., sagte ich leise, bevor ich still wurde und sich meine Augen leicht weiteten, als er sein Kinn auf meinem Kopf ablegte, ich konnte seinen Kinnbart leicht spüren, das leichte Gewicht auf meinem Kopf, nun realisierte ich auch langsam die nackten Haut unter meinen Fingern. Es wirkte irrsinnig beruhigend auf mich und mein Körper entspannte sich ein kleines Stück mehr, denn hier, genau hier, fühlte ich mich sicher, wie ich bemerkte. Ganz egal, ob wir mitten im Wald waren oder nicht, wie weit ich von den sicheren Schlossmauern entfernt war, hier bei Osiris fühlte ich mich vollkommen sicher. Ich begann auch wieder etwas langsamer zu arbeiten, während ich meine Augen wieder schloss und einfach die Wärme und Nähe genoss. Diese unschuldige Nähe, wie ich sie ansonsten fast nur mit meiner Schwester gehabt hatte, weil ich sonst kaum Gelegenheiten im nicht romantischen Setting dazu gehabt hatte.

Gleichfalls. Ich hielt Aurelien einfach weiterhin sanft an mich gedrückt, immer darauf achtend ob er sich lösen wollte oder sich begann unwohl zu fühlen, auch wenn es bisher nicht danach aussah. Ich atmete ruhig und regelmäßig, während ich versuchte nichts als Ruhe und Geborgenheit für den kleineren Mann auszustrahlen. Ich wusste gar nicht woher dieses starke Bedürfnis dazu kam ihn zu beschützen und ihm zu helfen, es war noch deutlicher zu spüren, als ich es bei den meisten anderen Wesen wahrnahm.

Ein kleiner Teil von mir hatte beinahe Angst gehabt, dass mich Osiris plötzlich in einem ganz anderen Sicht sehen würde, so unrealistisch diese Gedanken vielleicht waren, ich hatte sie doch gehabt, wahrscheinlich weil ich selber die Gedanken über mich gehabt hatte. Ich fühlte mich manchmal in meinem eigenen Körper beinahe etwas fremd, aber gerade war ich vollkommen im hier und jetzt, wirklich geborgen.

(Folgendes ist alles im Vorfeld abgesprochen worden.)
Ich ließ Aurelien erst los, als er begann sich zu lösen, doch da ich noch etwas Zeit hatte und den jungen Mann nicht früher verlassen wollte schlug ich vor auf die Brücke zu gehen und uns dort nieder zu lassen. So saßen wir dort nun und sahen ins spiegelnde Wasser hinab, meine Vorderbeine hingen von der geländerlosen Brücke runter gen Wasser. Ich war im übrigens kürzlich auf dem Erntedankfest in Knife's Edge.

Meine Beine baumelnd saß ich neben Osiris, sehr dicht neben ihm, sodass ich seine Wärme förmlich spüren konnte, ich fühlte mich dicht bei ihm noch immer einfach am sichersten, als bestünde die Gefahr, dass plötzlich jemand auftauchen und mich ergreifen könnte, auch wenn ich niemanden hörte oder sah. Ich sah entspannt zum Wasser hinab, Wasser hatte schon immer eine beruhigende Wirkung auf mich gehabt, vermutlich aufgrund meiner Abstammung. Ich wollte ebenfalls dorthin gehen, aber..., begann ich doch verstummte dann, bevor ich bittend zu Osiris sah, Bitte, erzähle mir, wie es war, ich habe noch nichts davon gehört, Vater und Mutter sind noch nicht zurückgekehrt.

Ich verstehe. Ich schwieg kurz und überlegte, ehe ich wieder zu sprechen begann. Es war in jedem Falle sehr viel los dort, es war sehr laut, sehr viele verschiedene Wesen, Fahrgeschäfte, Stände und so weiter, genug zu Essen gab es auch, auch wenn ich davon nichts erstanden habe. Ich sah kurz zu Aurelien und lächelte, ehe ich wieder zum Wasser hinab sah, wo unsere Spiegelbilder in friedlicher Eintracht nebeneinander saßen. Ich habe dort einen Zwerg kennengelernt, Einar der Unbezwingbare nannte er sich, eine sehr interessante Persönlichkeit, wir sind gemeinsam über das Gelände gewandert und haben uns umgesehen.

Das hört sich wirklich schön an., meinte ich leise, ich war ruhig geworden, als Osiris gesprochen hatte, aber man hatte deutlich bemerkt, dass ich nicht in Gedanken versunken war, sondern an jedem seiner Worte hing förmlich, abgelenkt und einmal aus meiner Realität gerissen, einfach nur auf seine Geschichte fokussiert. Ich wollte ihm zu gerne einfach nur zuhören, wenn er erzählte, Osiris hatte meiner Meinung nach auch eine sehr angenehme Stimme. Wie war Einar der Unbezwingbare so? Ich schmunzelte leicht bei dem Namen. Was habt ihr gemacht?

Ich achtete sehr auf Aurelien, auch wenn ich ihn nicht die ganze Zeit dafür anstarrte, doch wir saßen so nahe nebeneinander, dass ich seine Körpersprache deutlich wahrnahm. Dickköpfig, gut gelaunt und schnell mit Kpmplimenten bei der Hand, ich bin sicher ihr hättet euch verstanden. Er hat mir Geschichten über seine Fahrten erzählt, er ist einige Jahre älter als ich und ist viel auf See. Un ddann haben wir beide am Bogenschießwettbewerb teilgenommen. Sein Pfeil ging, da er abgelenkt war, in einen nahen Baum und ich habe um den Sieg mit einer sehr freundlichen Waldelfe gekämpft, die sehr talentiert war, selbst wenn ich am Ende gewonnen habe.

Mit großen Augen hörte ich ihm zu, ich versuchte mir wirklich Einar vorzustellen und dann auch die Waldelfe, die Vorstellung von diesem Bogenschießwettbewerb ließ mich dann doch lächeln, denn abgelenkt anstatt der Zielscheibe einen Baum zu treffen, war wirklich ein großes Stück. Er hört sich wirklich nach einer einmaligen Persönlichkeit an., sagte ich mit einem deutlich neugierigen Unterton und sah Osiris dann bewundernd an, Du musst ein großartiger Bogenschütze sein. Ich hätte deinen Sieg zu gerne mit dir gefeiert.

Das ist er, ich hoffe sehr ihm noch ein weiteres mal zu begegnen. Einar hatte bei mir Eindruck hinterlassen, er war definitiv niemand den man schnell vergaß und das hatte ich auch wirklich nicht vor. Aureliens Lob machte mich ein klein wenig verlegen und mein Schweif peitschte kurz hin und her, auch um den Ausdruck zu verleihen. Ich bin durchaus mit Talent gesegnet, dazu kommt noch genug Übung. Es gab dann allerdings nicht viel Feierlichkeiten von meiner Seite aus, wenn ich ehrlich bin waren mir die jubelnden Zuschauer bereits zu viel und zu laut.

Ich verstehe, du bist so etwas sicher nicht gewöhnt, oder?, fragte ich gefühlvoll nach, immerhin war Osiris wohl meistens im Wald unterwegs, ich hatte auch bemerkt, dass er auf unserem Weg durch Aerilon nervös geworden war, aber trotzdem war er mitgekommen, aber es hätte auch einfach an der Stadt generell liegen können, nicht zwingend an den vielen Wesen auf einem Fleck. Dann bin ich froh, dir hier gratulieren zu dürfen, es hätte niemand besseren gegeben, in dessen Namen die Erntekrone gewidmet werden hätte können., fügte ich dann noch hinzu und leichte Neugier blitzte in meinen sonst etwas stumpfen Augen auf, Wer war die freundliche Waldelfe, gegen die du um den Sieg kämpfen musstest? Sie musste auch sehr gut mit dem Bogen gewesen sein. Woran ist sie gescheitert?

Leider nein, ich muss zugeben, dass mich große Wesensansammlungen immer etwas nervös machen, ich bin sie einfach nicht gewohnt, wie du dir sicherlich vorstellen kannst. In meinen Wäldern war selten so viel auf einer Stelle los, höchstens, wenn ich nach Hiddenleaf ging um den dort lebenden Feen zu helfen, aber sie taten mir meistens den gefallen ihre kleinere Form anzunehmen und dadurch war es einfacher für mich. Ihr Name war Caerwyn, sie war sehr hübsch, rote Haare, helle Haut. Ich denke sie hat den Wind nicht recht einberechnet, vielleicht war sie auch etwas abgelenkt, ich glaube sie hat eine Freundin unter den Zuschauern gehabt, sie hat dieser jedenfalls immer wieder Blicke zugeworfen. Vielleicht war diese Dämonin auch mehr als nur eine Freundin, aber das zu beurteilen stand mir nicht zu, dafür wusste ich nicht genug über die Umstände.

Ich denke, ich kann das verstehen, die großen Ansammlungen vor allem mit Adeligen haben mir auch noch nie gelegen, aber meine Schwester macht es immer sehr nervös, deshalb versuche ich stark für sie zu sein., erzählte ich leise und hörte dann sehr begeistert zu, als er mir von der Waldelfe berichtete, Frauen konnten natürlich auch sehr hübsch sein, ich war nicht blind, ich fand sie nur nicht selber für mich interessant. Sie klang allerdings nach einer guten Persönlichkeit, so freundlich, wie sie Osiris zuvor beschrieben hatte. Vielleicht gewinnt sie eines Jahres ja., meinte ich mit einem leichten Lächeln und nickte dann, Eine Freundin?

Ich verstehe. Deine Schwester und du, seid ihr euch sehr ähnlich? Dass sie Zwillinge waren wusste jeder Bürger hier im Land, aber ich meinte für mich selbst natürlich nicht ihr Aussehen. Gewiss, sie braucht nur etwas mehr Übung noch. Auf Aureliens Frage hin nickte ich und sah wieder hinunter auf das spiegelnde Wasser. Eine Dämonin. Jedenfalls denke ich, dass die beiden sich bekannt waren, sie hätte sich dafür immerhin auch jede andere aussuchen können, sollte sie nur jemanden schöne Augen machen wollen.

Ich würde sagen ja, aber wir sind doch verschieden. Sie macht eine Ausbildung zum Drachenreiter, wie mein Vater, sie... ist generell seine sehr starke Person, auch mit dem Schwert ist sie doch ein Stück besser als ich. Manchmal denke ich, sie wäre der bessere Kronprinz, oder eben... Kronprinzessin., erzählte ich leise, man merkte gleich, dass ich wirklich sehr, sehr gerne über meine Schwester sprach, aber es auch ein wenig schmerzte, denn ich hatte ihr von dem, was mir passiert war, noch nichts erzählt, ich hatte mich einfach zu sehr geschämt. Das war mir jemandem, der nicht direkt meine Familie war, wie Osiris oder Wega, irgendwie einfacher. Ich wünsche ihnen nur das beste., fügte ich dann leise an und lächelte leicht, Ich bin sicher, sie wären ein schönes Paar.