Gerade eben hatten wir erst eine feindliche Piratencrew besiegt, deren Schätze wir auf einer Insel weit entfernt gestohlen hatten und die uns gefolgt waren, doch sie hatten keine Chance gegen uns gehabt, ihr Schiff sank hinter unserem. Die meisten von uns waren unverletzt, ich hatte einen Schnitt über die Brust kassiert, als einer von unseren Feinden durch meine Sternbilder gebrochen war, doch er war nicht tief und hatte bereits aufgehört zu bluten. Ich hatte mein geschnittenes Hemd geöffnet um mir den Schaden genauer anzusehen, nachdem ich bei meiner Crew überprüft hatte, dass sie alle wohlauf waren.

Schwer atmend stand ich direkt vorne am Bug, ich hatte gerade meinen Rapier weggesteckt und meine blutigen Handschuhe ausgezogen, aber meine Gedanken waren schon gar nicht mehr beim Kampf oder den neuen gefundenen Melodien, sondern bei Seth, ich hatte gesehen, dass er am anderen Ende des Schiffes doch etwas in Bedrängnis gekommen war und ich hatte aber nicht zu ihm kommen können, nicht ohne mein eigenes Leben zu riskieren bei diesem Chaos. Jetzt aber stürmte ich auf ihn zu, ohne auch nur darüber nachzudenken und schob sein Hemd sofort weiter zur Seite. Ist alles in Ordnung, Seth?, fragte ich ihn sehr direkt, während ich den Schnitt begutachtete, aber zum Glück und zum Aufatmen, ich musste wohl den Atem irgendwann angehalten haben, war es nicht besonders schlimm. Ich besah sie mir abet zur Sicherheit noch einmal ganz genau, dann noch einmal und noch einmal, damit ich mir sicher sein konnte. Mach mir nie wieder solche Sorgen., murmelte ich leise und legte meine nun nicht mehr von einem Handschuh bedeckte Hand vorsichtig auf seine Brust, direkt über dem Herzen, auch wieder ohne nachzudenken sondern einfach nur aus der Situation heraus und sah zu ihm hoch, während ich selbst noch schwer atmete, aber langsam wieder zur Ruhe kam. Ich dachte an Seth, an die Verletzung, daran ihn zu verlieren, unvorstellbar.

Und da war auch schon Baz, der zu mir gelaufen kam, Sorge im Blick, die mein vom Kampf noch aufgeregtes Herz doch etwas beruhigter schlagen ließ. Baz konnte diesen Effekt auf mich haben, so sehr er mich auch sonst manchmal nervte. Mir geht es gut. Ich ließ Baz an meinem Hemd herum ziehen und musterte ihn dabei einmal von Oben bis Unten, aber er wirkte wohlauf, was mich noch etwas weiter beruhigte. Ich verlor diese Ruhe aber schon bald wieder, denn Baz legte seine Hand auf meine Brust, direkt über meinem Herzen, Haut auf Haut. Sofort breitete sich von dieser Stelle ein Kribbeln aus, das sich in leichten Wellen bis in die letzte Ecke meines Körpers ausbreitete und doch am intensivsten unter Baz' Hand war. Ich wusste sofort was es war, auch ohne darüber nachzudenken und ohne es je auch nur beobachtet, geschweige denn natürlich gespürt zu haben. Meine Augen weiteten sich im Schock und ich wich instinktiv zurück, als hätte Baz mich verbrannt und als wäre dieses Gefühl nicht eben eins der verwirrendsten und doch schönsten gewesen die ich je gespürt hätte. Ich zog mit einem Ruck mein Hemd zu und verbarg damit meine Brust vor Baz, die dieser ja eigentlich schon viele, viele Male zuvor gesehen hatte. Haltet den Kurs auf Elsweyr. Dann drehte ich mich um und stiefelte schnell zu meiner Kabine, in der ich dann auch prompt verschwand, die Tür warf ich hinter mir zu.

Alleine diese Worte zu hören war bereits unglaublich beruhigend, ich wusste nicht wieso, vielleicht war es weil ich älter war, eigentlich wusste ich, dass Seth mehr als genug in der Lage dazu war sich zu verteidigen, er war der beste und schönste Kapitän, den ich je gehabt hatte, aber trotzdem sorgte ich mich um ihn, als wäre er mein eigener Schützling. Allerdings runzelte sich dann meine Stirn und meine Augenbrauen zogen sich zusammen, als Seth plötzlich auf dem Absatz umdrehte und verschwand. Seth! Seth, was-?, rief ich ihm hinterher, aber da knallte bereits die Tür zur Kapitänskajüte zu und ich verstummte, während ich mit verwirrtem und besorgten Blick ihm hinterhersah. Ich fragte mich, was ich wohl gemacht hatte und dachte gerade gar nicht an den für mich sehr flüchtig vergangenen Hautkontakt.

Ich presste den Rücken gegen das alte Holz der Tür hinter mir, nachdem ich den Schlüssel im Schloss gedreht hatte. Ich atmete nun wieder schwer und Furcht griff nach meinem Herzen, als ich mein Hemd wieder öffnete und auf meine Brust sah. Tatsächlich, da prangte er, ein roter Handabdruck über meinem Herzen, genau da wo Baz' Hand vor wenigen Augenblicken noch gelegen hatte. Ich schloss die Augen und ließ den Kopf mit einem gequälten Gesichtsausdruck nach hinten gegen die Tür fallen. Baz war mein Soulmate, was durchaus passte so sehr wie ich ihm zugetan war, doch niemals, nie im Leben würde dad selbe auch für Baz gelten, nie im Leben wäre ich auch sein Soulmate. Der Abdruck musste nicht erwidert werden und ich wusste ganz genau, dass das hier der Fall sein würde. Meine Zuneigung und meine Gefühle würden nie erwidert werden. Ich wusste schon warum ich bei anderen Soulmates sonst immer sehr vorsichtig gewesen war, was die Berührungen anging. Warum sollte mich irgendjemand auch je so lieben? Egal auf welche Weise ich meinen Soulmate auch gefunden hätte, ich hatte immer geahnt, dass es nicht erwidert werden würde, warum es also riskieren?

Schließlich ging ich dann doch stolzen Schrittes auf die Tür der Kapitänskajüte zu, doch als ich versuchte die Tür zu öffnen war sie geschlossen. Ich rüttelte ein wenig an ihr und beschloss dann, dass sie wohl wirklich geschlossen war, also klopfte ich daran. Seth, komm schon, was habe ich gemacht?, fragte ich nach, vollkommen verwirrt, aber die Tür zur Kapitänskajüte blieb fest verschlossen. Ich überdachte unsere gesamte Interaktion, den Kampf, unser Gespräch zuvor, aber nichts genaues kam mir in den Sinn. Ein wenig fühlte es sich so an, als würde mein Herz in die mir ganz fabelhaft passende Hose sinken, während ich mich wieder umdrehte und meinen Unmut hinunterschluckte. Stolzen Schrittes ging ich also wieder davon, bemüht meinen verletzten Stolz mir nicht anmerken zu lassen, auch wenn meine Unterlippe doch ein wenig zitterte. Ich ließ mich also wieder am Bug nieder und während die Crew bereits zu räumen und zu arbeiten begann, begann ich wieder Musik zu spielen, aber irgendwie drangen nur eher traurige Töne aus meiner Kehle und meiner Drehleier.

Ich ignorierte Baz so gut ich es konnte, als dieser vor meiner verschlossenen Tür stand und nach Antworten verlangte, die ich ihm nicht geben konnte und wollte. Er durfte nie etwas davon erfahren, ich wollte gar nicht die schmerzhaften Dinge hören die er zu sagen haben würde, die mir das Herz brechen würden. Endlich gab er wieder auf und ich verließ die Tür, um mich in meinen Stuhl am Schreibtisch fallen zu lassen und das Gesicht in den Händen zu vergraben. Ich musste auf Abstand gehen und zwar für immer. Das würde schmerzhaft und unangenehm werden, aber es war der einzige Weg. Ich durfte Baz nie wieder berühren und riskieren, dass meine Soulmark nicht auf ihm auftauchen würde. Es war also beschlossen, Baz' und meine Beziehung, was immer sie war, würde für immer eingebremst werden. Ich verbrachte den Rest des Tages in meiner Kajüte und trat erst Abends wieder hervor um nach dem Rechten zu sehen, ich hatte immer noch Baz' traurige Lieder im Ohr, die über das Deck geschallt waren, seit ich ihn aus der Kajüte gesperrt hatte. Mein Rücken war gerade aufgerichtet, meine Schritte fest und sicher, doch mein Blick war unaufmerksam, meine Gedanken weit weg. Ich trug nicht meinen Kapitänshut, dafür aber meine Lederjacke, die ich fest über der Brust geschlossen hatte, trotz des warmen Windes, der über das dunkle Deck fegte.

Wie einen Hund, den er zu sich gepfiffen hatte, sprang ich sofort auf, als sich die Tür zur Kapitänskajüte wieder öffnete und schaffte es gerade noch meine Drehleier auf den Rücken zu drehen, bevor ich auf Seth mit schnellen aber wie immer tänzelnden Schritten auf ihn zuging. Meine Haltung war nicht so selbstsicher wie zuvor, eher ein wenig eingeknickt, ich war bereit mich für alles zu entschuldigen, was ich falsch gemacht hatte, auch wenn ich noch nicht wusste was, in der Nacht kehrte eigentlich immer der Frieden ein, da Seth es bevorzugte auf mir zu schlafen und sich zusammenzurollen wie ein kleines Kätzchen, einer niemals ausgesprochenen Bitte, der ich dennoch treu nachkam. Seth!, versuchte ich ihn auf mich aufmerksam zu machen, er hatte mir nicht einmal Befehle erteilt den gesamten Tag, anders als sonst meistens, und so sehr ich eigentlich behauptet hätte, das mich das sicherlich nicht stören würde, irgendwie störte es mich doch. Sehr sogar.

Ich beschleunigte meine Schritte, als ich Baz meinen Namem rufen hörte und spürte ein Phantomkribbeln auf der Stelle an der Baz' Soulmark prankte, wohl verborgen unter meiner Kleidung. Ich wollte meine Runde schnell hinter mich bringen, musste aber bei einem Crewmitglied anhalten um wegen dem Zustand der Segel nachzufragen, was Baz die Chance geben würde aufzuholen, auch wenn ich ihn mit keinem Blick beachtet hatte.

Meine Augenbrauen zogen sich erneut fest zusammen und ich verspürte ein Ziehen in meiner Brust, als Seth nicht auf mich reagierte, anders als sonst. Ich atmete beinahe etwas zu schnell ein, als ich ihm trotzdem folgte, ich war eine sehr loyale Person Seth gegenüber, seitdem wir uns getroffen hatten war ich ihm praktisch nie von der Seite gewichen, wahrscheinlich tat es gerade deswegen so weh. Aber wenigstens blieb er nun stehen und ich konnte zu ihm aufholen, wo ich ihm direkt die Hand auf die Schulter legte. Endlich., schnaubte ich, bemüht es zu überspielen, dass ich mich verletzt fühlte, Wie geht es deinem Schnitt? Aber selbst jemand, der mich nicht so gut kannte, hätte vermutlich sehen können, dass ich mehr als nur verletzt war, beinahe schon gekränkt.

Ich zuckte zusammen, als hätte Baz mich geschlagen und mir nicht nur seine Hand auf die Schulter gelegt. Ich trat von ihm weg und hielt den Blick von ihm abgewandt, ich wollte gar nicht erst sehen wie er mich ansah, seine Stimme war schlimm genug. Alles gut. Ohne noch ein Wort zu sagen ging ich schnell wieder weg und zurück zu meiner Kajüte, mein Herz zog schmerzhaft und ich biss die Zähne zusammen. Nie würde Baz meine Soulmark tragen, wenn er herausfand, dass ich seine hatte... Nein, das konnte ich nicht ertragen.

Erschrocken, als hätte ich mich verbrannt, zog ich meine Hand zurück, als Seth von mir wegzuckte, ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, aber ich sah einen Moment auf meine Hand hinab, als hätte ich dort die Quelle alles Bösen erblickt. Dann brach Seth aber schon auf, wieder von mir weg und wieder spürte ich dieses Ziehen in meiner Brust, als wollte es dort mein Herz zerreißen, so schlimm hatte ich es noch nie gespürt, als ich Seth sofort wieder hinterherlief. Seth! Seth! Bitte, warte doch einen Moment..., rief ich ihm hinterher, langsam wurde meine bittende Stimme mehr zu einem Betteln, Es tut mir leid, was immer ich gesagt oder gemacht habe, es tut mir leid. Ich wusste, dass ich irgendetwas falsch gemacht hatte und ich dachte dabei immer wieder an den Kampf zurück, an dem ich mich nicht zu Seth hatte durchkämpfen können, an dem wir getrennt worden waren. War er deswegen enttäuscht von mir? Hatte ich etwas vergessen? War ich einer Verpflichtung nicht nachgekommen? Ich fühlte mich schrecklich, ich schwor nicht oft meine Loyalität, aber bei Seth hatte ich es getan und ich wollte an seiner Seite stehen, komme was wolle, es war für mich die größte Strafe der Welt es nicht tun zu können, nicht gewollt auch zu werden.

Ich beschleunigte meine Schritte noch mehr und lief nun förmlich vor Baz und seinem Flehen davon, auch wenn mein Körper mich förmlich anflehte stehen zu bleiben und zu meinem Soulmate zu gehen, aber ich konnte nicht, ich durfte nicht. Ich schlug die Kajütentür hinter mir zu und Baz damit förmlich ins Gesicht. Mit zitternden Händen drehte ich den Schlüssel im Schloss um und sank dann auf die Knie.

Eine harte Tür knallte direkt vor meiner Nase zu und einen Moment musste ich wirklich echte Tränen nach unten schlucken, während ich eine Schwere plötzlich auf meiner Brust ruhen spürte, die zuvor definitiv noch nicht hier gewesen war. Es tut mir leid..., flüsterte ich noch leise, bevor ich die Hand, mit der ich gerade klopfen wollte, wieder sinken ließ. Normalerweise durfte ich immer in die Kapitänskajüte, ich schlief auch dort, denn Seth konnte so besser schlafen und ich mochte es sehr für ihn da zu sein, komme was wolle. Aber gerade... war offenbar etwas zu großes gekommen, was auch immer es war, das ich offenbar nicht mitbekommen hatte, es reicht um Seth so vollkommen von mir abzuwenden. Ich drehte mich also frustriert um und verschwand unter Deck, die Hände zu Fäusten geballt und einen schmerzhaften Stich in der Brust. Ich hatte ewig schon nicht mehr hier unten in meiner Hängematte geschlafen, in die ich mich wahllos hineinwarf und meine Arme fest um mich schlang, aber ich wünschte mich sobald ich zum liegen kam auch sofort weg von hier und meine Arme um Seth herum. Was hab ich nur getan?