Langsam dämmerte es mir doch, dass Maik nicht nur mitgekommen war, um zu sehen, dass ich nicht auf dem Weg wieder umkippte und seine gesamte Arbeit umsonst gewesen war, sondern dass er ebenfalls beabsichtigte zu baden. Wie hypnotisiert starrte ich auf seine eleganten Finger, wie sie begannen das Tuch um seine Hüften zu lösen. Ich komme zurecht., sagte ich lieber ganz schnell und drehte mich dann aus reiner Höflichkeit um, aber nicht nur aus dieser, denn ich wusste nicht warum, aber hätte ich mich nicht gezwungen meinen Blick zu lösen, hätte ich am Ende wohl noch vergessen, dass ich mich selbst ebenfalls ausziehen wollte. Ich musste noch immer den Fakt verarbeiten, dass Maik tatsächlich plante mitzukommen, während ich schon einmal begann die Tücher, den Mantel und den Rock zu lösen, noch immer vollkommen in Gedanken.

Bis ich hörte, dass Maik das Zelt verlassen hatte, hatte ich mich nicht umgedreht, auch wenn ich mich inzwischen ganz entkleidet hatte, nur ein weißes Tuch hing über meinen Schultern, das ich mit nach draußen nahm, dort wo sich Maik bereits ins Wasser hineingelassen hatte. Sollte ich zum anderen Badezuber gehen? Oder würde das die Situation noch seltsamer machen? In meiner Panik legte ich einfach das weiße Tuch über den Badezuber und stieg dann hinein, und zwar natürlich in den, in dem Maik auch saß, er lag immerhin in der Nähe und ich hatte keine Ahnung, was ich mit mir tun sollte. Das heiße Wasser tat gut, nur starrte ich stur auf die Seite, um bloß nicht zu Maik zu sehen, der so weit wie möglich von mir entfernt gegenüber saß, während ich ernsthaft zu rätseln begann, was das denn überhaupt war, das ich da fühlte. Wenigstens war der Marktplatz sonst soweit leer.

Ich war froh, dass mein Rücken nun an der Zuberwand lehnte, denn meine Rückseite unter dem Tattoo war vollkommen vernarbt, kleinere und größere Narben zierten meinen Rücken, besonders deutlich sehen konnte man dabei die langen Streifen, eindeutig von Peitschenhieben, wenn man solche Narben bereits einmal gesehen hatte, waren sie definitiv nicht zu verkennen. Eine Erinnerung an meinen Bruder, für immer in meine Haut eingebrannt. Ich sah Maik noch eine ganze Weile nicht an, während ich auf die Seite starrte, noch immer halb verwirrt und halb mit dem Bedürfnis gleich einfach zu verschwinden, bevor ich vorsichtig einen Blick zu Maik wagte, der mich aber gerade auch nicht ansah. Ich konnte nicht anders, sofort glitt mein Blick über seine Statur, die sonst von so ziervoller Kleidung bedeckt war, aber auch im entkleideten Zustand nicht weniger ziervoll war. Mein Blick blieb auch eine Weile bei seinen Hüften im Wasser hängen, man konnte sie kaum erkennen, aber ich hatte sie zuvor schon deutlich bemerkt, und ich konnte nicht anders, als zu denken, dass Maik vermutlich hübscher war als jedes Mädchen, das ich jemals gesehen hatte. Plötzlich bemerkte ich allerdings noch etwas anderes, mein Blick ging vor Horror geweitet nach vorne, als ich spürte, wie sich im Süden bei mir etwas doch deutlich regte, ein Gefühl das mir aber in diesem Moment so fremd vorkam, dass ich sofort reagierte und mich prompt durchlässig machte indem ich in meine nicht-körperliche Form wechselte, so schnell wie auch nur irgendwie möglich.

Einiges in meinem Körper lief gerade drunter und drüber, denn wenn ich ehrlich war... ich hatte mir niemals in meinem Leben gedacht, dass ich so etwas auch freiwillig konnte. Was diese Themen anging, nun, ich war ganz und gar nicht unerfahren, aber das es auch freiwillig ging war mir vollkommen neu. Diverse Wesen hatten sich von mir schon die ein oder anderen körperlichen Dienstleistungen gewünscht, manche hatten sogar alle ihrer drei Wünsche dazu ausgegeben, aber ich hatte es immer akzeptieren müssen und war den Wünschen nachgekommen. Eigene Wünsche in diesem Bereich? So etwas hätte ich mir nie in meinen wildesten Träumen auch nur vorgestellt, aber gerade spürte ich doch, wie mein Körper reagiert hatte und das aus vollkommen freien Stücken. Doch alleine der Gedanken an meine anderen Begegnungen dieser Art ließen diesen Zustand wenigstens nicht allzu lange andauern, während ich mich dann endlich traute mich wieder in meine körperliche Form zurückzubegeben, aber meinen Blick in meinen Schoß senkte, um Maik nicht ansehen zu müssen. Ich wollte mich entschuldigen, aber ich wollte es auch nicht ansprechen, am liebsten hätte ich mich heute einfach gleich nochmal mit Schlangengift vergiftet. Ich hatte schon lange... keine Entspannung... mehr. Sehr intelligent, Faqir. Aber etwas besseres war mir auch nicht eingefallen.

Sogar ich hörte die Veränderung aus seiner Stimme heraus, aber ich konnte nichts davon wirklich einteilen, schon gar nicht wegen dem Tonfall in dem er sonst immer sprach, alles an Maik war für mich vollkommen verwirrend, bis hin zu den Gefühlen, die er offenbar in mir auslösen konnte, von denen ich sonst sicherlich nichts in dieser Form gewusst hätte. Ich schob diese Gedanken aber lieber ganz weit weg, denn sie kamen noch immer mit diesem üblen Beigeschmack meiner anderen Erfahrungen in diesem Bereich. Ich habe dazu keine Zeit., erwiderte ich also, während ich meine Arme verschränkte, Wenn ich mich zurückziehe, dann aus Notwendigkeit. Weil ich zu stark verletzt war, wie gerade eben, oder weil ich überfordert war, niemanden verstand, aus diesen Gründen, aber sicherlich nicht einfach nur um mich zu entspannen. Es dauerte eine Weile, bevor ich tatsächlich noch etwas hinzufügte, eine Seltenheit an sich, In meiner Wunderlampe, aus der du mich das letzte Mal geholt hast, befindet sich ein Gemeinschaftsbad. Mein Tonfall war zwar leicht spitz, als ich erwähnte, dass mich Maik aus meiner Lampe geholt hatte, aber trotzdem war es selten, dass ich überhaupt von mir erzählte, besonders von all den Dingen die mit meiner Existenz als Dschinn in Verbindung standen.

Beinahe überrascht nickte ich leicht, jetzt hatte ich tatsächlich die Zeit, aber eben wieder aus Notwendigkeit. Auf seine anderen Worte hin wurde mein Gesichtsausdruck jedoch wieder düster und verschlossen. Natürlich konnte er es nicht wissen, wie lange Zeit ich oft eingesperrt verbracht hatte, warum ich nun kaum stillsitzen konnte ohne das Gefühl zu haben wieder gebunden zu sein, wie schwer mich meine Vergangenheit beschäftigte. Ich hatte niemals vorgehabt mit ihm über so etwas zu diskutieren, aber natürlich wurde ich wieder missverstanden. Ich wollte nicht- Ich unterbrach mich selbst und sah dann zur Seite, wieder weg von Maik, irritiert selbst, dass ich mich überhaupt versucht hatte zu rechtfertigen, und sah dann schnell zur Seite. Normalerweise versuchte ich es gar nicht erst, ich hatte es eigentlich akzeptiert, dass man mich ständig missverstand, denn so war mein Leben eben, aber kurz hatte ich doch diesen alten Impuls nicht abwehren können mich zu erklären, auch wenn ich es dann doch nicht getan hatte.

Nein, ich-, begann ich wieder, vollkommen irritiert von mir selbst, doch ich gab dann dem Impuls nach um mich zu rechtfertigen, Ich konnte lange Zeit nichts tun. Ich hatte keine andere Wahl. Und manchmal kommt es mir so vor, wenn ich Zeit für mich selber nehmen würde, würde ich mich selber in einen Käfig sperren. Den letzten Teil sprach ich nicht laut aus, sondern dachte ihn nur, aber es war schon einmal ein großes Zugeständnis, dass ich überhaupt den Mund aufgemacht hatte. Es hatte mir dann doch widerstrebt, dass sich Maik bei mir entschuldigte, der mir gerade mein Leben gerettet hatte, auch wenn ich ihm immer noch nicht wirklich vertrauen konnte, ich war auch kein Un"mensch", egal was manchmal so behauptet wurde. Ich starrte, beinahe schon etwas schüchtern oder vielleicht auch einfach nur stur, in meinen Schoß hinab, um Maik noch immer nicht ansehen zu müssen.