Ich war ganz gefangen von der Röte auf Cecils Wangen, für die wohl ich verantwortlich war. Wie gerne hätte ich jetzt die Hände ausgestreckt und sie an sein Gesicht gelegt. Ob es nun wohl warm war? Warm und voller Leben. Cecil riss mich aber wieder aus meinem Starreny erneut mit einer überraschenden Aussage. Am wichtigsten war mir allerdings, dass er mir zulächelte. Ja? Was denn?

Die Röte blieb auch noch auf meinem Gesicht bestehen, auch wenn ich wirklich versuchte mich zur Ordnung zu rufen, ich war es nur einfach nicht gewohnt Komplimente zu bekommen. Ich wusste nie recht, was ich damit anfangen sollte, auch mich einfach zu bedanken fiel mir schon schwer. Ich setzte mir meine eigene Blumenkrone auf, die aus rosaroten und leicht orangenen Blüten bestand und hob dann meine Hände. Ich flechte manchmal gerne Blumenkronen aus den Blumen, die bei den Ritualen übrig bleiben, damit sie nicht verschwendet werden. Ich senkte meine Hände wieder und erhob mich auf meine Hufe, um dann zu meinem Lager hinüberzugehen, wo ich eine violette Blumenkrone hervorzog, die ich dann wieder zu Undertaker und mir brachte und vor ihm auf die Knie ging, um ihm diese auf beiden Händen offen zu präsentieren.

Ich beobachtete jede von Cecils Bewegungen, wie ich es zuvor schon so oft getan hatte, so verschwommen sie vielleicht auch waren und noch verschwommener wurden, je weiter der Satyr sich entfernte. Als wir nebeneinander an der Feuerstelle gesessen hatten, hatte ich ihn scharf genug gesehen um seine Züge genau betrachten zu können, nun war er nur ein verschwommener Fleck, bis er dann vor mir kniete und ich auch endlich erkennen konnte was er da geholt hatte. Es war eine Blumenkrone, ähnlich der, die er stehts auf dem Kopf trug, nur diese hier unter anderem auch mit violetten Teilen, Flieder, wie mir meine Nase sagte. Ein paar Momente war ich um Worte verlegen, was bei mir durchaus selten vorkam, ich hatte immer etwas zu sagen, aber ich bekam nie etwas geschenkt, vor allem nichts von dem sich jemand die Mühe gemacht hatte es selbst herzustellen. Ich griff also erst einmal nach dem zarten Kranz und nahm meinen Hut ab, den ich sonst immer auf dem Kopf behielt, ich bemerkte ihn da kaum noch, doch nun ersetzte ich ihn durch die Blumenkrone, die ich auch kaum spürte, allerdings hier, weil sie so leicht war. Danke. Ich kann nicht sagen, dass ich schon einmal sowas getragen habe, wie sehe ich aus?

Undertaker begann nicht zu deuten, ich konnte allerdings auch gerade nicht antworten, also war ich ihm doch eigentlich dankbar dafür, denn es war immer etwas unangenehm meine Hände nicht verwenden zu können, wenn auch nur temporär und freiwillig, anders wie in der Taverne. Alleine der Gedanke daran, wie der Mann meine Hände so grob festgehalten hatte, ließ einen Schauer über meinen Rücken laufen. Undertaker nahm allerdings nun den Blumenkranz entgegen und ich beobachtete ihn dabei, wie er den Hut auf seinem Kopf durch diesen ersetzte. Ich brauchte einen Moment, es war ungewohnt ihn ohne den Hut zu setzen, und in einem kurzen, neugierigen Moment fragte ich mich, ob seine Haare wohl so weich waren, wie sie wirkten. Ich hob nun meine Hände wieder, um zu antworten und lächelte dabei ehrlich, Das violett bildet einen schönen Kontrast zu deinen Haaren, wie die untergehende Sonne über den Baumwipfeln.

Du bist gut mit Worten. Ich beugte mich noch etwas vor, um Cecils eigenen Blumenkranz genauer zu betrachten, auch wenn ich das natürlich auch die letzten Male in denen ich dem Satyren so nahe gekommen war getan hatte. Und gut mit Blumen, sie halten lange bei dir, aber diese hier hast du neu gebunden, oder?

Meine Augen weiteten sich ganz leicht, während ich spürte, wie ich sehr sanft, beinahe ein wenig melancholisch zu lächeln begann. Mein Ausbildner hatte immer dasselbe gesagt, aber seit ihm schon wirklich lange niemand mehr. Das ehrt mich sehr. Ich wünschte, es könnten sie mehr verstehen. Ich legte meine Hand kurz auf meine Brust, unterbewusst, es war wirklich etwas, das mir sehr am Herzen lag, aber viele hatten auch keine Geduld für mich meine Worte aufzuschreiben, oder konnten nicht lesen, es gab viele Barrieren und die wenigstens konnten Gebärdensprache. Ich nickte dann allerdings wieder etwas schmaler, aber weniger melancholisch lächelnd und deutete dann, Sie sind neu gebunden, aber da ich ein Satyr bin sollten sie viel länger halten.

Vielleicht ist es an der Zeit sie mehr Leuten beizubringen. Ein breites, unheimliches Grinsen bildete sich auf meinem Gesicht, als würde ich planen dir Leute dazu zu zwingen Cecils Sprache zu verstehen, sein Lächeln faszinierte mich, es wirkte beinahe ein wenig traurig und doch war es so wunderschön. Eine sehr günstige Fähigkeit für einen Geistlichen in dieser Gegend.

Ich zuckte mit meinen Schultern, natürlich würde ich sie jedem beibringen, der mich fragte, aber bisher hatten das noch die wenigsten gewollt, umso beeindruckter war ich, dass Undertaker sie sich selber beigebracht hatte, ich hatte noch immer nicht ganz realisiert wie überhaupt. Trotzdem hatte ich irgendwie das Gefühl, Undertaker dachte da gerade an etwas anderes als ich, weshalb meine Ohren wieder nervös zuckten. Nicht alles, was man über Satyrn erzählt ist wahr, zumindest nicht für mich., deutete ich dann schließlich und lächelte beinahe etwas verlegen, Aber das mit den Blumen ist wahr, es ist wirklich praktisch, ansonsten wären sie viel zu schnell wieder vergangen.

Erzähl mir doch mal, was da nicht für dich wahr ist. Ich stützte das Kinn in die Hände, während ich Cecil aufmerksam ansah, darauf wartend, dass er mir die Umstände erklärte. Ich war ihm einfach unglaublich gerne so nahe, so konnte ich ihn riechen, er hatte einen sehr angenehmen Geruch, nach Blumen, nassem Fell und auch ein wenig nach verbranntem Holz, zudem konnte ich ihn so klar und deutlich sehen und das nicht nur als verschwommene Gestalt zu weit entfernt für meine Augen.

Etwas verlegen knetete ich meine Hände ein wenig, als würde ich um Worte ringen, denn gar so einfach war es nicht zu erklären, zumindest nicht für mich, aber ich beschloss dann mit etwas Humor einzusteigen, ich erinnerte mich nämlich noch, wie gut Undertaker mein Witz, den ich ihm erzählt hatte, gefallen hatte und ich wollte zu gerne ihm den Tag etwas aufheitern. Man sagt zum Beispiel Satyrn wären großartige Sänger. Ich zuckte scherzhaft mit meinen Schultern und lächelte dann, als wäre ich bei einem Streich erwischt worden. Wenn ich so nahe war, hatte ich irgendwie das Gefühl, das ich seine Gesichtszüge besser lesen konnte, die doch großteils hinter seinen Haaren versteckt waren. Ich wusste selber gar nicht so genau, warum ich mich nicht wieder zurücksetzte, ich hätte es eigentlich gekonnt, aber ich fühlte mich in seiner Anwesenheit inzwischen lange nicht mehr so unwohl, seitdem er mich in der Taverne gerettet hatte, wo ich ihm auch so nahe gekommen war, war es irgendwie alles anders. Bevor ich aber fortfuhr, wartete ich zuerst auf seine Reaktion, denn es gab noch ein paar Sachen, bei denen es mir nicht so leicht fiel darüber Scherze zu machen.

Cecil machte unerwartet einen Scherz, das tat er insgesamt selten, den ersten und bisher einzigen hatte er nur gebracht, weil ich ihn direkt dazu aufgefordert hatte. Ich schwieg kurz und begann dann zu lachen, ich hatte eigentlich einen sehr eigenen Humor, auch wenn ich gerne lachte, so fand ich nicht alles wirklich lustig, für die meisten, die etwas von mir wollten und dazu bereit waren wirklich einen Witz dafür zu erzählen, hatten es schwer den richtigen zu finden, der mich genügend zum Lachen brachte, aber Cecil fiel das leicht. Es war kein hysterisches, lautes Lachen, das ich brachte. Laut war es zwar natürlich schon, aber der Ton war deutlich weicher als sonst, selbst wenn Cecil es nicht hören konnte. Ich deutete an mir Lachtränen wegzuwischen und grinste Cecil dann an. Das hab ich nicht erwartet. Ob ich nun wohl den Witz oder den Fakt an sich meinte, würde wohl immer ein Rätsel bleiben.

Undertaker begann nach einer kurzen Weile zu lachen und ich lächelte leicht zu ihm hinauf, ich fragte mich wirklich, wie sich sein Lachen anhörte, wie sich Lachen generell anhörte, aber ich bemerkte es deutlich an seinem Schulterzucken und an seinen Gesten, dass er sich offenbar doch sehr über meinen Witz gefreut hatte. Kurz hatte ich fasziniert auf seine bebende Brust gesehen, ich wusste dass ich auch theoretisch lachen konnte, es war ein natürlicher Reflex, genauso wie Schmerzgeräusche es auch waren, aber es kam nur selten vor. Ich überlegte kurz, bevor mein Gesichtsausdruck etwas nachdenklich wurde. Ich war sehr ehrlich, es war nicht so, dass ich bewusst etwas verstecken würde, aber es war doch nicht gerade ein fröhliches Thema, was den Rest anging. Als ich geboren wurde, war ich immer schon anders als die anderen Satyrn., begann ich schließlich zu deuten und sah vertrauensvoll zu Undertaker hoch, Als Rehsatyr hätte ich eigentlich ein rötlich-braunes Fell haben sollen, aber es war immer schon weiß, genauso wie meine anderen Haare und ich war auch schon immer taub. Generell war ich immer der schwächste und auffälligste Satyr. Ich zögerte einen Moment, bevor ich schließlich mich doch dazu entschied, ganz ehrlich über meine Vergangenheit zu sein. Ich hatte Undertaker schon erzählt, dass ich damals von meiner Herde getrennt worden war, das war auch richtig, aber nicht wirklich den Grund. Deshalb haben sie mich auch zurückgelassen, als wir angegriffen wurden. Und ich wäre beinahe gestorben, hätte mich der Heiler nicht gefunden, bei meiner Beinverletzung hätten die Jäger ein leichtes Spiel mit mir gehabt.

Cecils Blick war etwas was ich nie wieder vergessen wollte, vertrauensvoll und offen, so sah mich nie jemand an und das freute mich so sehr, dass ich fast heulen wollte, allerdings tat ich das natürlich nicht aus den verschiedensten Gründen, der dringlichste war allerdings unter anderem, dass Cecil weiter deutete und neben durchaus nachvollziehbaren Dingen, die ich mir selbst hatte denken können, etwa, dass er anders aussah als die anderen und nie hatte hören können, auch eine wirklich grausame Wahrheit. Ich mochte schon viele schlimme Dinge gesehen haben, angefangen von den Umständen meines frühen Lebens, bis hin zu den vielen bunten Arten wie Wesen zu Tode kommen konnten, aber hier ging es immerhin um Cecil und deshalb traf es mich umso mehr. Natur und Überleben hin oder her, Cecil war etwas so besonderes und wunderbares, das wunderschönste und reinste Geschöpf das auf dieser Welt wandelte, das ließ man nicht einfach zurück. Was hat euch angegriffen? Was ist passiert?

Jäger, ich denke wahrscheinlich für einen Wesenssammler. Meine Ohren zuckten nun deutlich nervös hin und her, alleine der Gedanke war grausam, aber es gab viele Sammler, die fremde oder auch exotische Wesen sammelten, besonders Rassen, die deutlich von Menschen zu unterscheiden waren, manchmal wollten sie nur das Geweih oder stopften das Wesen ganz aus, manche allerdings hielten sie auch lebendig, als ihre Gefangene zur Unterhaltung. Meine Eltern waren zu diesem Zeitpunkt schon lange tot und mein Meister, der ehemalige Geistliche unserer Herde, der einzige, der ebenfalls Gebärdensprache beherrschte, war ebenfalls bereits verstorben gewesen., deutete ich weiter, auch wenn nun doch etwas Schmerz in meinen Blick einkehrte, Es ist nicht ihre Schuld, das ich so geboren war, das ich keine Chance hatte, aber sie konnten Mutter Natur sei Dank alle entkommen, während mich die Jäger den Berg hinaufgetrieben haben.

Natürlich, das ergab leider Sinn, gerade ein so ungewöhnlich gefärbter Satyr wie Cecil musste einer solchen Person, die andere Wesen zum Spaß sammelte, besonders interessieren. Ich fragte mich ob sie wohl gewusst hatten, dass er zu dieser Herde gehörte, oder ob sie einfach irgendeine Herde gejagt hatten, für ihr Fell, oder ihre Geweihe, vielleicht auch in der Hoffnung etwas besonderes darunter zu finden, was sie mit Cecil geschafft hatten. Cecil musste unglaublich einsam bei seiner Herde gewesen sein, offenbar völlig abgeschnitten von der Möglichkeit sich sinnvoll zu verständigen und Anschluss zu finden. Es schmerzte in meiner Brust ihm beim erzählen dieser Geschichte zuzusehen, besonders weil ich sah, dass sie ihn immer noch so mitnahm. Wie bist du ihnen entkommen?