Als Geistlicher hatte ich schreiben und lesen gelernt, aber nicht alle in meiner Herde hatten diese Fähigkeit erlernt oder überhaupt Interesse daran gehabt, es war im Wald auch nicht gerade das wichtigste. Jedoch hatte ich mich so nur kaum verständigen können, es war schwer, aber es war hier auch nicht viel anders, ein Grund mehr, warum ich es noch immer nicht recht fassen konnte, wie einfach ich mich mit Undertaker unterhalten konnte. Durch von Mutter Natur persönlich gesandte Hilfe. Die Trauer verschwand wieder größtenteils aus meinem Blick. Sie hatten mich schwer am Bein erwischt. Ich drehte mein rechtes Bein so, dass es Undertaker auch sehen konnte, was gar nicht so einfach war, so nahe wie wir beeinander saßen, man sah eine deutliche Stelle oberhalb des Kniegelenks, unter dem Fell, die vernarbt war. Wir hatten letztens auch über Leonard gesprochen, Undertaker hatte ihn beerdigt nachdem er an Altersschwäche verstorben war. Aber L-e-o-n-a-r-d hat mich gefunden und bei sich aufgenommen, in der Stadt hätten die Jäger niemals nach mir gesucht.

Ich streckte eine Hand aus und strich mit den Fingerspitzen unaufgefordert über das Fell, das über Cecils Narben nachgewachsen war, ich konnte nun nicht mehr widerstehen, ich bemerkte es im ersten Moment auch gar nicht, bis ich realisierte wie weich Cecils Fell doch wirklich war, noch weicher als ich es mir vorgestellt hatte. Rettung in letzter Sekunde. Die Jäger haben nicht gesehen was mit dir passiert ist?

Undertaker steckte seine langen Finger aus und ich zuckte ganz leicht zusammen, aber nicht, weil ich ihm nicht vertraute, sondern weil ich die Berührung an der Narbe nur zu deutlich spüren konnte. Es war nicht sonderlich entspannend dort angefasst zu werden, es erinnerte mich doch leider etwas an die Verletzung, an der ich gedacht hatte, dass ich sterben würde, aber zugleich war es eigentlich ganz angenehm, ich wurde selten berührt und bei meinem Fell überhaupt, früher war ich sehr nah, auch körperlich, mit meinem Lehrer und Meister, dem Geistlichen meiner Herde gewesen, auch mit meinen Eltern, ich hatte gerne so mit meinem Körper signalisiert, dass ich jemanden mochte, wenn ich schon nicht sprechen konnte. Ich hatte gerne andere in den Arm genommen, oder war ihnen durch die Haare gefahren, hatte sie gepflegt, sanft und liebevoll, aber diese Zeiten waren lange vorbei und Leonard war nicht unbedingt die Person für Körperkontakt gewesen. Also schlich sich durch die Berührung nun doch wieder ein kleines, stumm glückliches Lächeln auf mein Gesicht. Ich denke nicht. Ich zog die Augenbrauen zusammen. Zumindest hab ich sie nachher nie wieder gesehen.

Besser so für sie. Sollte ich diese Jäger jemals sehen, ich würde ihrem Leben ein Ende bereiten, aber kein besonders schönes. Ich tat es nur extrem selten, aber ich war ein ausgezeichneter Kämpfer mit meiner Sense, dank meiner schwachen Augen arbeitete ich hauptsächlich über mein gehör und das funktionierte äußerst gut, doch ich war ja nicht blind, ich konnte also durchaus auch Farben, Bewegungen und Schatten wahrnehmen, selbst lautlose Kämpfer waren nicht vor mir gefeit, jedenfalls nicht völlig. Cecils Lächeln überraschte mich, auch die Tatsache, dass er sein Bein nicht wegzog, nachdem er zuerst noch zusammengezuckt war, etwas was ich doch deutlich gespürt hatte. es war nicht so als würden sich die meisten wesen gerne von mir anfassen lassen, Ciel war bisher die einzige Ausnahme davon gewesen.

Ich habe ihnen schon lange vergeben, ihnen allen., deutete ich mit einem schmalen Lächeln, es war natürlich nicht so einfach, auch ich war negativen Gefühlen gegenüber nicht gefeit, aber ich tat dennoch mein bestes nur das Gute in anderen Wesen zu sehen. Auch in meiner ehemaligen Herde oder den Jägern, sie waren doch alle Geschöpfe der Mutter Natur und über diese zu urteilen gebührte nur ihr. Entschuldige bitte, dass ich so viel erzählt habe. Ich nahm einen Schluck von dem Tee, als Abwechslung, es war auch angenehm meine Hände zu wärmen dort.

Vor dir brauchen sie keine Rache zu befürchten. Ich grinste kurz, als ich diese ominösen Gesten deutete, ehe ich selbst auch an meinem Tee nippte und dann abwinkte. Was immer du erzählen möchtest, ich höre dir gerne zu, ich erfahre gerne mehr über dich.

Kurz sah ich Undertaker etwas verwirrt an, ich war mir nicht sicher, was er damit genau meinte, aber er hatte ja grundsätzlich recht, von mir hatten sie nichts zu befürchten, aber das hätten sie sowieso nicht gehabt, ich war viel zu schwach um an irgendjemandem Rache zu nehmen und die Person für Gift war ich auch sicherlich nicht. Ich lächelte dann allerdings erfreut, als ich Undertakers Hände beobachtete, denn es war wirklich freundlich von ihm. Ich nahm auch einen seiner Kekse, sie waren wirklich gut, und sie passten erstaunlich gut zu meinem Tee. Danke, ich habe sonst nicht so oft die Gelegenheit dazu., deutete ich ihm und fragte dann, Hast du schon immer in T-H-A-L-B-E-R-G gewohnt?

Du kannst mir so viel erzählen wie du willst. Ich genoss es wirklich sehr hier neben Cecil zu sitzen, so dicht an ihm, dass ich ihn genau sehen konnte, einfach mit ihm Tee zu trinken und Kekse zu essen, als hätten wir keine Sorgen auf der Welt. Nicht immer, ich bin viel herumgereist, ehe ich hier den Laden eröffnet habe. Auch durch I-L-LA-E-M-O-R-E und E-L-S-W-E-Y-R.

Was hat dich dazu gebracht, den Laden ausgerechnet hier zu eröffnen? Wie ist das Wüsten-Königreich so? In Elsweyr war ich schließlich noch nie gewesen. Ich nippte am Tee. Entschuldige, ich bin einfach sehr neugierig. Wahrscheinlich war es allerdings auch, weil Undertaker hier so ziemlich die einzige Person war, der ich einfach direkt Fragen stellen konnte, es war so, als konnte ich gerade einfach wieder frei reden, besonders jetzt, ich schämte mich ein wenig dafür, ihm so wenig vertraut zu haben, aber seitdem er mich in der Taverne gerettet hatte, sah ich ihn noch in einem anderen Licht. Es stand mir zwar eigentlich nicht zu über andere zu urteilen, aber vor allem durch meine Schreckhaftigkeit tat ich es leider manchmal doch.

Kein Problem. Hier zu bleiben war einfach eine logische Entscheidung, es ist kalt, das ist gut für die Gäste, und es ist neutrales Gebiet, wodurch Kundschaft aus beiden Ländern möglich wird. Ich freute mich, dass Cecil Interesse an dem hatte was ich zu sagen hatte. Nicht, dass mich anderes bei anderen davon abgehalten hätte zu erzählen was ich erzählen wollte, aber Cecil war ja eben doch etwas besonderes. Im Wüsten-Königreich ist es sehr trocken, sehr warm, die Wüsten sind trotzdem voller Leben, obwohl es hart ist. Aber für jedes Wesen das magisch ist oder kein Mensch ist es schwer dort, du weißt sicher wie die werte Frau Königin ihr Land regiert.

Etwas erstaunt nickte ich, denn wenn ich so darüber nachdachte, dann war es für einen Bestatter wohl tatsächlich die richtige Entscheidung, es schien auch, als hätte Undertaker viel "Kundschaft", für jemanden der jetzt keinen direkten Vergleich hatte, aber ich hatte auch schon gehört, dass er der beste Bestatter in allen Landen sein sollte, sein Ruf war also jedenfalls gut. Ich verzog leicht das Gesicht, aber nickte dann, als er auf das ferne Königreich zu sprechen kam. Ich habe Geschichten gehört, aber ich habe versucht trotzdem nicht über sie zu urteilen. Ich kehrte dann aber interessiert auf den Punkt zuvor zurück. Die Wüsten sind voller Leben, wie kann ich mir das vorstellen?

Urteile nur frei über sie, sie zerreißt ihr eigenes Land, ohne einen Gedanken an andere zu verschwenden. Ich verachtete die Königin, allerdings hatte ich auch über das Königshaus in Illaemor nicht viel gutes zu sagen. Angepasstes Leben wie Schlangen, Insekten, Pflanzen die wenig Wasser brauchen, man muss nur genau hinsehen, wenn man die Wüsten durchquert. Ich hatte da natürlich leicht reden, mich konnten die harschen Bedingungen in der Wüste nicht umbringen, ich hatte genug zeit gehabt alles zu beobachten.

Ich lächelte nur gutmütig, ich würde mein bestes tun, um niemals über irgendjemanden zu urteilen, auch wenn es vielleicht stimmen mochte, was man sagte, so war jedes Wesen doch jederzeit bei Mutter Natur willkommen, selbst wenn sie nicht alles verzeihen konnte, es war doch oft viel den Umständen eines Lebenden verschuldet, mehr noch als seiner selbst. Das muss sehr interessant gewesen sein. Früher konnte ich es mir nie vorstellen zu reisen, es gab immer nur meine Herde, auch wenn mich viele nicht verstanden haben, aber inzwischen... Ich zuckte mit den Schultern, denn ich wusste es selber nicht, ich war gerne hier in Thalberg, es fühlte sich teilweise auch nach "zuhause" an, aber trotzdem fiel es mir manchmal schwer bei diesem kalten Wetter.

Würdest du jetzt reisen wollen? Interessiert legte ich den Kopf etwas schief, ich konnte nicht anders als mir vorzustellen mit Cecil zusammen zu reisen, auch wenn das niemals passieren würde. Mit Cecil die Welt anzusehen, die ich schon mehr als genug betrachtet hatte war ein aufregender Gedanke.

Vielleicht. Ich zuckte etwas unsicher mit meinen Schultern, bevor ich in meine Teetasse hinsah, ich war mir da doch ziemlich unsicher, so gerne ich auch wissen wollte, ob es an anderen Orten Wesen gab, die der Mutter Natur so ergeben waren wie ich, oder auch andere Ansichten über unsere liebende Erschafferin. Aber nicht alleine, ich glaube, ich hätte zu viel Angst und würde nicht zurechtkommen. Ich musste Undertaker kaum erklären, wie schreckhaft ich sein konnte und Freunde hatte ich auch nicht wirklich. Nur... ich glaube ich habe niemanden, der mit mir mitreisen wollen würde.