Das Skelett rührte sich natürlich keinen Millimeter, doch ich begann zu kichern, als Cecil leicht mit mir kollidierte und ich eine meiner langen Hände auf seine Schulter legte, ehe ich vor ihm deutete, dass er es auch sehen konnte. Sie mag dich.

Unwillkürlich zuckte ich zusammen, als ich zwei große Hände auf meinen Schultern spürte, aber zugleich erinnerte es mich an etwas, es mochte sein, dass Undertaker gruselig war, aber er war immerhin noch unter den Lebenden und kein Skelett. Sie mag dich. Ich hatte absolut keine Ahnung, woher Undertaker das wissen konnte, aber es schien, ich wusste so einiges nicht über ihn. Mit zitternden Knien sah ich zu ihm nach oben, auch wenn ich dafür meinen Kopf vollständig inn den Nacken legen musste, um ihn erstaunt und mit gerunzelter Stirn anzusehen. Dann hob ich langsam, sehr langsam meine Hände und deutete etwas höher als sonst, Sie mag mich? Ich legte fragend den Kopf schief, mein Herz schlug immer schneller und schneller, aber ich versuchte mich wirklich zur Ordnung zu rufen, ich konnte hier kaum einfach wegrennen und ich musste mich wirklich beruhigen.

Allerdings, ich habe ihr schon viel von dir erzählt. Ich sah zu Cecil hinab, nun da er so nahe vor mir stand konnte ich sein Gesicht gestochen scharf sehen, sein Geweih auch, das an meiner Brust anstriff, als der Satyr seinen Kopf so weit zurück legte, die sicherlich sehr weichen Ohren... Ich betrachtete Cecil beinahe fasziniert, ich wusste ja wie er aussah und wie hübsch er war, doch selten nur war ich dazu gekommen es zu bewundern. Aus Cecils Position heraus konnte es sogar sein, dass er unter meinen Stirnfransen meine Augen sehen konnte, etwas was nur selten jemandem vergönnt war, meine Augen waren eigentlich das einzige farbenfrohe an mir. Wie wäre es jetzt mit Tee?

Einen ganz kurzen Moment, so kurz, dass ich mich fragte, ob ich es mir eingebildet hatte, sah ich in zwei hellgrüne und nachleuchtende, beinahe gelbe Augen, die mich anhalten ließen. Ich wusste nicht, was genau es an ihnen war, aber mein Körper schien sich ein klein wenig tatsächlich zu entspannen, während ich mich endlich wieder etwas beruhigte, um überhaupt die Position zu erkennen, in der wir standen. Ich spürte auch, dass mein Geweih leicht bei ihm ankam, aber mehr durch den Widerstand, was mich verlegen meinen Kopf wieder etwas zurückziehen ließ, auch um seine Hände wieder zu beobachten. Ich nickte schließlich zögerlich, Tee wäre gut, aber ich war auch sehr nachdenklich, was konnte er denn von mir erzählt haben? Vielleicht fragte ich das allerdings lieber, wenn ich nicht so an ihm klebte, also versuchte ich lieber wieder Abstand zwischen uns zu bringen, auch wenn ich dazu näher zum Skelett musste. Ja bitte, dankeschön.

Und ein paar Kekse. Ich grinste wieder breit und schief und ließ, wenn auch nicht gerne Cecil wieder frei, um zum Ofen zu gehen, oder eher zu wanken, und einen Kessel mit Wasser aufzusetzen. Während das Wasser zu kochen begann, wandte ich mich wieder mit einer ausgreifenden Umdrehung zu Cecil um. Nimm Platz, hast du etwas gegen Kräutertee?

Nun, ich schüttelte den Kopf, denn ich hatte natürlich nichts gegen Kräutertee, ganz im Gegenteil, ich mochte ihn sehr gerne, aber bisher hatte ich mich keinen Millimeter bewegt, sondern einfach nur Undertaker beobachtet und wie auf der Stelle gefroren dagestanden. Die einzigen Stühle standen nahe des Kamins, verständlich, denn dort war es am wärmsten, aber dort befand sich auch das Skelett. Ich musste mich wirklich ermahnen, ich hatte keine Ahnung, was dieses für ihn bedeutete oder ob es vielleicht sogar eine Sache des Glaubens war und das nur Mutter Natur, nicht ich, ein Recht hatte zu verurteilen. Also tat ich es, langsam, ganz langsam setzte ich einen Schritt vor den nächsten, bevor ich mich auf einem der Stühle niederließ, der am weitesten von dem Skelett entfernt war. Ich nahm mir nun, wo ich so nahe bei der Wärme war, auch den Mantel ab und entblößte meinen sonst freien Oberkörper. Den Mantel legte ich über die Stuhllehne, es war angenehm war und ich mochte es am liebsten so, ohne Kleidung, es war einfach eine Gewohnheit von meinem Leben aus dem Wald noch. Erst jetzt ließ ich überhaupt meinen Blick durch den Raum gleiten, auch wenn es, wie ich festsstellen würde, nicht besonders viel zu sehen gab.

Ich begann leise vor mich hin zu summen und einige Kräuter zusammen zu mischen, wie ich sie gerne trank. Ich trank viel Tee, er wärmte einen gut auf, wenn man lange unten in der Kälte gestanden hatte, entsprechend geübt waren also auch meine Bewegungen als ich den Tee dann anrichtete und mit ihm und einer Dose zu Cecil zurück schlingerte. Ich stellte beides einfach auf einem weiteren Stuhl ab und grinste den Satyren, der nun seinen Mantel abgelegt hatte, an. Nimm dir nur schon einen Keks. Meine Kekse hatten die Form von Knochen, aber sie schmeckten tatsächlich genauso gut wie sie auch rochen, wie der ganze Raum hier eigentlich roch. Ich zog wieder los und kam statt mit Tassen mot zwei unterschiedlich großen Reagenzgläsern wieder, in die ich den Tee füllte, ich besaß nämlich keine Tassen, dafür aber eine Menge anderer, seltsame Behältnisse.

Wenigstens war es angenehm warm, aber ich saß stocksteif da, als würde ich jeden Moment aufstehen müssen, wenigstens konnte ich Undertaker beobachten, dann musste ich wenigstens nicht zu dem Skelett seiner Mutter sehen. Der Wohnbereich erinnerte mich allerdings ein wenig an mein eigenes Haus, nicht besonders viel eingerichtet, Kamin, Stühle, ein Bett und ein Schrank, wenn ich das richtig erahnen konnte. Ich hob die Hände, doch deutete dann nichts, während ich etwas misstrauisch zu den Keksen sah. Sie rochen wirklich fantastisch, vor lauter Schreck hatte ich es einfach nicht richtig bemerkt, aber diese Form... nun, es war dann doch zu verlockend, ich streckte die Hand aus und nahm einen Keks an mich, um ihn ganz vorsichtig zu probieren. Er ist perfekt., schoss es mir durch den Kopf, ich hatte früher im Wald nie Kekse gegessen, erst hier in Thalberg und ich konnte nicht anders, als diesen Genuss auch auf meinem Gesicht sehr deutlich werden zu lassen, während ich vorsichtig gleich noch einen Bissen nahm und noch einen und noch einen. Mit einem etwas verlegenen Lächeln sah ich zu Undertaker hinauf, der mit zwei... sonderbaren Gefäßen auf mich zukam. Die Kekse sind wirklich ausgezeichnet.

Ich beobachtete durch meine Strinfransen Cecils Form und lehnte mich etwas mehr vor, als er in den Keks biss, um sein Gesicht studieren zu können. Es schmeckte ihm. Es schmeckte ihm tatsächlich! Ich hätte vor Freude lachen können, stattdessen kicherte ich nur wieder, wodurch meine Schultern mit zuckten. Ich habe sie gestern erst gebacken. Ich stellte ein Glas vor Cecil auf den Stuhl, den ich als Ersatz für einen Tisch genommen hatte, außer dem Tisch unten in meinem Büro besaß ich nämlich keinen, und hielt mein eigenes mit beiden Händen fest, obwohl es sehr heiß war.

Ich war mir ziemlich sicher, eigentlich noch nie in meinem Leben so leckere Kekse gegessen zu haben, ich saß sowieso sehr weit vorne am Stuhl, bei meinem Rehunterleib ging es auch gar nicht anders, also hatte ich es auch nicht weit zu diesen oder zu meinem Tee zu greifen. Neugierig musterte ich das Gefäß, in dem sich mein Tee befand, es sah sehr... wissenschaftlich oder modern aus, wenn man das so sagen wollte, aber für mich waren eigentlich viele der Gefäße in der Stadt schon sehr modern. Backst du gerne?, fragte ich schließlich nach und nahm mir zögerlich, aber doch noch einen Keks. Ich fragte mich ebenfalls, ob er da mehrere eigene Rezepte hatte, vielleicht sogar Familienrezepte, aber ich beschloss sehr vorsichtig und langsam vorzugehen, nicht dass ich wieder auf Gefahr lief in Panik zu verfallen.

Ich trank einen Schluck sehr heißen Tees und balancierte mein Glas dann gefährlich auf meinen Knien, um die Hände freizuhaben und zu deuten. So sehr, man könnte meinen ich kann gar nichts anderes zubereiten. Ich begann wieder zu kichernd und mein Tee schwappte etwas vor sich hin. Ich konnte es kaum fassen, ich saß hier wirklich mit Cecil zusammen in meiner Wohnstube und er war mir so nahe, dass ich ihn kaun verschwommen sehen konnte. Ich lehnte mich vor, nahm zwei der Kekse und legte eines auf die Skeletthände meiner Mutter, in das andere biss ich selbst hinein.

Ich nickte und lächelte dann leicht, auch wenn ich wirklich versuchte zu ignorieren, dass das Skelett nun auch noch einen Keks in der Hand hatte, was es leider entgegen meiner Hoffnungen nicht weniger gruselig machte, aber ich versuchte einfach zu Undertaker zu sehen. Sie sind wirklich gut. Ich wusste vor Thalberg gar nicht, was Kekse sind., deutete ich vollkommen ehrlich und überlegte dann kurz, ich erinnerte mich an seine Zeichen zuvor, dass er über mich mit seiner Mutter gesprochen hatte. Es hatte mich verwirrt, was könnte er schon über mich zu sprechen haben, es war schließlich nicht so als hätten wir zuvor viel miteinander interagiert? Du meintest, du hättest mir deiner Mutter über mich gesprochen... warum und über was?

Wie das? Ich war wirklich, ehrlich an Cecils Leben interessiert, das war eigentlich eine rechte Besonderheit, auch wenn das kaum einer wissen konnte. Cecil interessierte mich allerdings allgemein sehr alles was er tat oder nicht tat, jede Bewegung und das obwohl wir vor Gestern nicht viel mit einander zu tun gehabt hatten, eigentlich fast gar nichts. Wie sollte ich nicht mit ihr über jemanden wie dich sprechen? Über den Geistlichen, der versucht die Stadt von seinem Glauben zu überzeugen? Über den hübschen Satyren, der nicht spricht?

Ich habe früher im Wald gelebt, bei den anderen Satyrn, wir waren eine Herde., antwortete ich ihm wahrheitsgemäß, mein Lächeln wurde kurz eine Spur melancholisch, aber ich verstand, warum sie mich zurückgelassen hatten, das tat ich wirklich, und Mutter Natur hatte ihre Arme schließlich für mich ausgebreitet und mich beschützt, in Form eines wundervollen Heilers aus Thalberg, selbst wenn er vielleicht nicht gewusst hatte, dass er von ihr entsandt worden war, ich war mir sicher, sie hatte ihn nach seinem Tod in ihre heilenden und schützenden Arme aufgenommen. Nun sah ich allerdings mit teils verwirrtem, teils verlegenen Ausdruck zu Undertaker, ich nahm das Reagenzglas, in dem sich der Tee befand und nahm einen kleinen Schluck, meine Wangen leicht errötet, bevor ich es wieder abstellte um meine Hände frei zu haben. Ich wusste nicht, dass du meine religiösen Lehren verfolgt hast., deutete ich und zögerte dann lange, während mein Herz viel zu schnell in meiner Brust pochte, Du... findest mich hübsch?

Nur, weil du sie vorträgst, ob du es glaubst oder nicht, ich bin nicht sehr religiös. Natürlich organisierte ich Beerdigungen auch für die verschiedenen Glaubensrichtungen, aber mir selbst fiel es sehr schwer an eine große, gütige Macht zu glauben, was nach dem tot eines Wesens kam wusste auch ich nicht, als Shinigami schickte ich ihre Seelen nur weiter, sofern sie das Ende ihres Lebens wirklich schon erreicht hatten. Cecils letzte Frage brachte mich dazu, dass ich den Kopf mit einem Ruck schief legte und mein Grinsen immer breiter wurde. Würde ich dich anlügen?