Mein Mund formte ein kleines "o", aber natürlich kam mein Laut heraus, als ich seine Zeichen mitlas und dann zögerlich nickte. Ich verurteilte niemanden für das, an was er glaubte oder nicht glaubte, ich wünschte nur, mehr Wesen könnten diese starke Verbindung zu Mutter Natur spüren, wie ich sie hatte. Danke, das ehrt mich., bedankte ich mich ehrlich, denn es war nun einmal eine Ehre, selbst wenn er sich nur wegen mir dafür interessierte, es freute mich, dass ich zumindest Interesse wirken konnte. Allerdings sah ich dann verlegen auf meine Hände und wusste nicht so wirklich, was ich erwidern sollte, denn natürlich unterstellte ich ihm nicht, dass er log, es war nur schwer vorstellbar. Mein Herz pochte wie das von einem Kaninchen, das vor einer hungrigen Schlange stand, während ich Undertaker etwas von unten durch ein paar meiner längeren Haarsträhnen, die mir nun ganz leicht über die Augen hangen, ansah, bevor ich die Hände hob, Nein, natürlich nicht. Ich weiß nur nicht, was ich dazu erwidern soll. Es ist nicht... gewöhnlich.

Fast ein bisschen verwirrt legte ich den Kopf nun auf die andere Seite, nicht ganz aicher was Cecil mit seinen Zeichen aussagen wollte, dich ich würde einfach nachfragen um das zu klären. Dass ich dich hübsch finde, oder, dass ich mit Mutter darüber spreche? Auch wenn man es vielleicht kaun glaubte, ich wusste schon, dass es seltsam war, dass ich mich mit einem Skelett unterhielt, oder es auch nur besaß.

Ausnahmsweise war nicht das Skelett gemeint, ich war mir nicht sicher, ob es eine Art Tradition in seiner Familie war, ob er tatsächlich mit seiner Mutter so sprechen konnte oder nicht, aber selbst wenn mir das Skelett unglaubliche Angst einjagte, es war nicht mein Platz über jemanden zu urteilen, das konnte nur die Mutter Natur. Ich unterhalte mich meistens nicht so viel. Aber bisher hat mir noch keiner bedeutet, ich wäre hübsch., erklärte ich mich also, es war wahr, die meisten Leute hatten auch gar keine Geduld sich länger mit mir zu unterhalten, es war verständlich, in der Stadt gab es immer viel zu tun und es war nicht einfach, man musste auf mich warten, um in einem Gespräch wirklich voranzukommen. Ich möchte nicht undankbar erscheinen... aber ich denke Mutter Natur hat uns alle perfekt so geformt, wie wir sein sollten. Auch... Ich deutete auf meine nutzlosen Ohren, natürlich, es machte vieles schwerer, aber zugleich wäre ich nie hier gelandet, wäre ich anders gewesen und ich war überzeugt, ich war hier aus einem guten Grund, auch wenn sich mir dieser noch nicht vollkommen offenbart hatte.

Ein großer Fehler. Cecil war das schönste was ich bisher in meinem gar nicht so kurzem Leben gesehen hatte und ich nahm vieles genau unter die Lupe, schon alleine wegen der Tatsache, dass ich vieles ohne eine nicht recht sah. Ich war extrem kurzsichtig, aber die geschliffenen Berylle, die ich bei der Arbeit manchmal benutzte waren zu klobig unf unhandlich für den täglichen Gebrauch, also ging ich einfach unpassend nahe an die Leute heran. Cecils Schönheit hatte ich allerdings auch so bemerkt, selbst wenn ich ihn nur verschwommen gesehen hatte. Manche von uns offenbar perfekter als andere. Taub zu sein musste große Nachteile mit sich bringen, aber Cecil war in meinem Augen dennoch perfekt.

Ich wusste gar nicht so recht, was ich darauf erwidern sollte, während sich meine Wangen leicht rot färbten, denn ich war mir nicht sicher, wann ich zuletzt überhaupt so ein Gespräch mit jemandem geführt hatte, der alle meine Zeichen verstand, und noch viel weniger, daran, dass mir jemand einmal solche Komplimente gemacht hatte. Zögerlich hob ich wieder meine Hände. Ich weiß, ich bin sehr schreckhaft, meine Rehseite ist sicherlich der Auslöser dafür und ich kann nicht garantieren, dass ich nicht wieder in Panik verfalle in deiner Gegenwart. Ich lächelte Undertaker schüchtern an, meine nutzlosen Ohren zuckten nervös. Aber wenn du möchtest, können wir uns gerne öfters sehen.

Mein Grinsen reichte nun fast von einem Ohr zum anderen, ich begsnn auf der Stelle leicht auf und ab zu wippen, so begeistert war ich von den Zeichen, die Cecil mir da zeigte. Ich begann auch zu kichern und klatschte die Hände zusammen, ehe ich wieder deutete. Ich qürde dich zu gerne öfter sehen, ich rede so selten mit einem Lebenden. Was macht dir eigentlich am meisten Angst an mir?

Das betraf mich dann allerdings doch ein wenig, ich wusste doch wie es war, wenn man nicht viel sprechen konnte, vor allem mit anderen, also nickte ich vorsichtig, auch wenn es mich zugleich etwas nervös machte, ich wollte gerne mehr mit ihm sprechen, immerhin war er einer der einzigen, der ebenfalls Gebärdensprache beherrschte. Auf seine Frage hin zögerte ich allerdings deutlich, während ich überlegte. Ich kann es nicht wirklich festlegen., deutete ich schließlich, Es ist reiner Instinkt. Ich denke nicht wirklich darüber nach, meistens wenn etwas plötzliches passiert... ich bekomme sehr leicht Angst, es ist eigentlich nichts spezielles an dir. Nichts spezielles, aber Undertaker fiel durch seine Art leider sehr oft in das eben beschriebene Schema, was mich dann sehr erschreckte.

Nicht der Geruch nach tot? Nicht die großen Handbewegungen? Nicht die zu langen Glieder. Ich wusste, dass vieles an meinem Verhalten nicht den heutigen Normen entsprach. Oder auch irgendwelchen Vergangenen. Aber ich konnte es nicht ändern. Während ich deutete begann ich wieder zu kichern, so sehr, dass meine Schultern begannen zu beben.

Tod ist ein natürlicher Teil des Lebens, auch Mutter Natur ehrt und verinnerlicht ihn., antwortete ich eigentlich fast sofort, denn zu dem Tod gehörten alle Aspekte davon, nicht nur die Beerdigung oder die letzte Segnung, sondern eben auch so etwas wie der Geruch, die eingefallenen Wangen einer Leiche oder die ungreifbare Kälte. Das Leben war für mich ein großer Zyklus und ich ehrte jeden Teil von ihm, auch den letzten. Ich sah nun etwas verlegen auf meine Hände, während ich weiter deutete, Deine Handbewegungen mögen groß sein, aber wenigstens sprechen sie dieselbe Sprache wie meine. Ich bin froh, hier frei erzählen und antworten zu können.

Kannst du dir vorstellen, dass es andere gibt, die nicht so denken? Grinsend tippte ich mir mit einem langen Fingernagel gegen die Unterlippe, immer noch kicherte ich leise. Es war vermutlich hier sehr gut, dass Cecil nicht fähig war die Geräusche zu hören, die von mir kamen. Meine Tür steht dir immer offen, wenn du reden willst.

Es ist meine Aufgabe ihnen das ein Stück näher zu bringen. Ich musterte Undertaker, wie seine Schultern bebten und ich fragte mich, wie seine Stimme sich wohl anhörte oder noch genauer, sein Lachen, aber ich würde es wohl nie erfahren, ich wusste immerhin nicht einmal, wie meine eigene Stimme klang, Ich wusste nie, dass das Angebot überhaupt besteht, aber ich bin wirklich dankbar. Aber... ich denke, ich möchte gerne jetzt sprechen. Ich überlegte einen Moment. Lebst du schon lange in Thalberg?

Cecil war sicherlich wesentlich besser dafür geeignet den Leuten zu zeigen, dass der Tod zum Leben gehörte und gar nicht so schlimm war, wie ihn die meisten machten. Cecil, mit seiner sanften Art und seinem unbedrohlichen Auftreten, vermochte es sicherlich besser darin diese Sachen zu übermitteln, als ich, ich wusste, dass ich mehr als unheimlich wirkte. Das nicht zu erkennen wäre allerdings auch eine Meisterleistung gewesen. Jetzt wo wir ins Gespräch gekommen sind besteht es. Ich würde alles tun, wenn das nur bedeutete, dass ich mehr Zeit mit Cecil verbringen durfte. Viele, viele Jahre, ich weiß gar nicht mehr wie viele. Du bist noch nicht ganz so lange hier. Wie kamst du her?

Mit einem sehr neugierigen Blick musterte ich Undertaker, denn ich fragte mich, wie alt er wohl wahr? Ich selbst war noch nicht so alt, eigentlich gehörte ich unter den Satyren zu den jüngeren, auch wenn ich so alt war wie ein bereits sehr im Leben stehender Mensch. Wir konnten schließlich bis zu fünfhundert Jahre und älter werden. Mein Blick wurde allerdings leicht melancholisch, auf seine Frage hin, auch wenn ich mich nicht dazu verleiten ließ traurig zu werden, es war nicht mein Platz jemand anderen mit meinen Gefühlen zu belasten. Ich wurde von einem Heiler gerettet, als ich von meiner Herde getrennt wurde, er brachte mich hierher. Er ist vor kurzem an Altersschwäche gestorben.

Ich wurde nun tatsächlich wirklich nachdenklich und ging in meinem Kopf die Beerdigungen der letzten Monate durch, ob die Beschreibung auf eine von den Leichen passte. Ich grinste noch ein Stück breiter, als mir eine passende einfiel. Aaaah. L-E-O-N-A-R-D? Wunderschöne Haare, haben zum flechten eingeladen.

Erstaunt blinzelte ich Undertaker an, ich hatte mir keine Gedanken darüber gemacht, dass er derjenige gewesen hätte sein können, der sich um meinen Wohltäter gekümmert hatte, aber im Nachhinein ergab es natürlich Sinn. Ich nickte also und lächelte dann. Das haben sie wirklich. Ihm haben auch Blumenkronen sehr gut gestanden, auch wenn er sie nicht so gerne getragen hat., deutete ich und überlegte mir, dass ich mir auch mal wieder eine Blumenkrone flechten sollte, Dann hast du dich um ihn gekümmert? Ich hatte selbstverständlich ein kleines Ritual für ihn gemacht, im Zeichen der Mutter Natur, aber seine Beerdigung hatte er sich alleine organisiert gehabt, er hatte meinen Glauben ja auch nicht geteilt.