Nun, es war nicht schwer zu übersehen, dass Morbus Maik auch tatsächlich mochte, so ungerne ich es auch zugab, ich hatte nämlich einfach immer eine wahnsinnig große Abneigung denjenigen gegenüber, die mich aus meiner Wunderlampe holten, egal auf welche Art und Weise, denn ich hatte einfach schon zu viele schlechte Erfahrungen gesammelt, aber Tiere hatten meistens die besseren Instinkte. Die streunenden Katzen hatten meinen Bruder auch nie gemocht, vielleicht hätte es mir ein Zeichen sein sollen. Es freut mich dich kennenzulernen, Morbus, ich habe schon lange keinen Raben, schon gar keinen so beeindruckenden, mehr gesehen., sagte ich schließlich und fragte dann doch, Reist ihr schon lange zusammen?

Morbus begrüßte mich und ich nickte ihm zu, ich hatte schon immer eine sehr intuitive Verbindung zu Tieren gehabt, sie schienen mich und ich sie nahezu nahtlos zu verstehen. Wenn dieses schöne Tier tatsächlich so lange bei ihm geblieben war, konnte das wohl nur bedeuteten, dass er ihn mochte, besonders auch, weil er ihm offenbar freiwillig Fleisch gebracht hatte, nicht nur weil er es ihm befohlen hatte. Auch wie er mit ihm sprach, gut, ich konnte es irgendwie zugeben. Ich verstehe. Ich grummelte leise, noch immer schlecht gelaunt, aber aus verständlichen Gründen, bevor ich mehr so vor mich hin murmelte, Tiere mögen nur gute Wesen.

Nun, das Bild, wie der große Rabe an seinen Haaren zog, war durchaus ganz... ansprechend, süß, wie auch immer, aber ich bereute jetzt schon jedes Wort, das zuvor aus meinem Mund gekommen war. Denn Maik begann regelrecht zu strahlen, er nahm meine Aussage natürlich sofort als Kompliment auf, hätte ich auch wirklich damit rechnen können. Nein, warte! Was? Du missverstehst-, gerade hatte ich begonnen mich zu verteidigen, als ich auch schon unterbrochen wurde, denn das ganze wurde gleich noch viel schlimmer, als er plötzlich auch einfach auf mich zutrat und mich umarmte. Er war vielleicht einen halben Kopf kleiner als ich und hatte nun seine Arme um mich geschlungen, etwas, das ich... seit Jahren nicht mehr erlebt hatte. Seit Jahrzehnten, nein, eigentlich seit Jahrhunderten. Einen kurzen, verräterischen Moment ließ ich die Berührung zu, auch wenn natürlich nur aus reiner Verwirrung, bevor ich auch schon einfach meine Form in die nicht-körperliche wandelte und seine Berührung durch mich hindurchging, wie durch die Luft.

Maik hatte sogar den Nerv mich weiterhin anzugrinsen, aber wenigstens ein wenig verlegen dieses Mal, während ich meine Augen verengte und meine Arme wieder abwehrend vor meiner Brust verschränkte, sie glitten immer wieder leicht in meinen Oberkörper hinein, man sah also deutlich, dass ich momentan keinen richtigen Körper hatte. Ich zögerte einen Moment, bevor ich etwas unwirsch sagte, Nein, es war nicht unangenehm. Mehr sagte ich allerdings nicht dazu, stattdessen schwebte ich ein paar Meter weiter hinüber, wo ich mich wieder in meine körperliche Form zurückkehren ließ und dann an das Flusswasser trat, dass einen guten Teil meiner Ruinen überschwemmte, um damit zu beginnen, das Blut von meinem Körper abzuwaschen, wenn ich schon einmal hier war. Ich begann damit meine Jacke auszuziehen, die ich neben mich ablegte, dann Wasser mit den Händen aufzusammeln und dann mehr oder weniger in mein Gesicht zu werfen, während es begann meinen Körper hinunterzulaufen. Was hat dich überhaupt hierher getrieben?

An manchen Stellen war das Blut bereits richtig eingetrocknet und daher etwas hartnäckiger zu entfernen, aber ich ließ mir einfach Zeit, wir hatten gerade sowieso nichts anderes zu tun. Ich warf Maik einmal kurz einen Seitenblick zu, ich bemerkte seinen Blick, allerdings beachtete ich ihn nicht groß weiter, denn was interessierte es mich schon? Außerdem wollte ich lieber gar nicht zu lange an sein Gesicht denken, sonst fiel mir am Ende gleich wieder das Lächeln von vorhin ein. Es war noch breiter und glücklicher gewesen, das war ja kaum auszuhalten. Nun, du hast dir den richtigen Ort ausgesucht. Dieser Ort wird streng bewacht und geschützt., sagte ich schließlich etwas trocken, immerhin war ich der, der ihn beschützte, aber das durfte wohl klar sein, nachdem ich ihm schon das Blut durch das Biest erklärt hatte. Als Wächter der Ruinen hatte ich eine Verantwortung, aber Maik war nun einmal ein Fremder, somit in gewisser Weise eine Gefahr, auch wenn... Was bist du für ein Heiler?

Man ist zumindest solange sicher, solange man nicht versucht, mein- mein Reich zu zerstören., sagte ich mit deutlichem Nachdruck, während ich mir noch etwas Wasser ins Gesicht spritzte, um auch die paar Haare, die in Mitleidenschaft gezogen worden waren, von dem Dreck und dem eingetrockneten Blut zu befreien. Ich schien ein paar Momente zu überlegen, aber tatsächlich tat ich nichts anderes, als Risiken und Hoffnungen gegeneinander abzuwägen, eigentlich überwog bei mir immer die negative Seite, aber ich beschloss, dass ich gerade wohl keine besonders große Wahl hatte. Ich sah also auf, während ich meine Jacke wieder aufnahm und überstreifte, bevor ich mich mit direktem Blick an Maik wandte. Angenommen... ein Tierwesen, das hier lebt, wäre verletzt...

Ich bemerkte den Ruck, der durch Maik's gesamten Körper zu gehen schien, während ich leicht die Augen verengte, denn, nun, ich war mir nicht ganz sicher, woran es gelegen haben könnte. Es sei denn... nein, oder? Ansonsten hätte er sich sicherlich bereits etwas in diese Richtung gewünscht, das taten sie alle, ganz egal, ob ich nun gewillt war oder nicht. Aber genau das war hier eben das Problem, ich seufzte, denn eigentlich könnte ich ihn sicherlich selber heilen, wenn er es sich wünschen könnte, aber diese Kapazitäten hatte das Lebewesen, von dem wir hier sprachen, nun einmal nicht. Ein Panther, der hier liebt, wurde von dem Biest, bevor ich es in die Flucht schlagen konnte, schwer verletzt. Ich denke- es sind Fleischwunden, Biss- und Kratzwunden, aber sie sind so tief, dass einfache Verbände nicht helfen., sagte ich nachdenklich, während ich misstrauisch die Augen verengte, Ich selber kann ihr nicht mehr helfen.