Ich habe sie bisher noch nie persönlich gesehen., sagte ich frei heraus, ohne wirklich darüber nachzudenken, denn es entsprach nun einmal der Wahrheit, So lange regiert sie noch nicht. Zumindest für mich nicht, ich wusste ein Menschenleben war sehr vergänglich, oder auch die von vielen anderen Wesen, aber als Dschinn alterte ich nicht, ich war noch immer in meinem Körper von dem Abend, als mich der Fluch getroffen hatte und ich würde es auch immer bleiben, solange mich niemand vergiftete oder mich mit der richtigen Waffe erstach. Brauchst du noch etwas... wie Essen?, fragte ich schließlich, ich war mir da nicht so sicher, ich hatte schon sehr lange keinen wirklichen Hunger mehr verspürt oder Durst oder andere menschliche Bedürfnisse, aber ich wusste doch, dass es sie gab, immerhin war ich früher doch eben auch einer gewesen. Schönere Zeiten.
Für dich vielleicht nicht, aber ich denke du kannst froh darum sein, sie bisher noch nicht gesehen zu haben. Etwas was ich ihm gerne glauben wollte und was mich auch beruhigte. Wenn er die Königin nicht gesehen hatte, konnte er die Ähnlichkeit zwischen uns auch nicht erahnen und bis er es dann vielleicht doch irgendwann tat, sollte es je passieren, wäre ich bereits wieder über alle Berge, egal ob tot oder lebendig. Oh nein, nein, ich habe ja das Fleisch von Morbus, das wird locker reichen. Es macht doch nichts, wenn ich ein kleines Feuer entzünde?
Ist es... hm., ich fing eine Frage an, doch stoppte mich dann, während ich die Stirn runzelte, ich war nicht so gut in diesen Dingen, ich hatte fragen wollen, ob es für ihn schon eine lange Zeit war, aber es war einfach eine seltsame Frage, ich hatte keine Ahnung davon mehr, wie es war, wenn man seine ersten Jahre erlebte, nach den hunderten Jahren in meiner Wunderlampe fühlte sich die Zeit selbst auch anders an. Wie alt bist du?, fragte ich schließlich und schüttelte dann den Kopf, ich zeigte auf eine Art große metallene Schüssel, die sich in der Mitte der Liegen befand, Dort wird- wurde früher das Feuer gemacht, du kannst es einfach dort machen. Es ist sicher.
33 glaube ich, wieso? Wie alt bist du? Sicherlich war er mehrere hundert Jahre alt, wenn nicht sogar mehr, er war ein unsterbliches Wesen und wenn ich seine Reaktion und die Aussagen von zuvor richtig interpretierte, war er schon in diesen Ruinen gewesen, ehe sie welche gewesen waren. Ich sah zu der Feuerschale und mein Lächeln hellte meine Augen auf. Ah, perfekt, vielen Dank.
In diesem Alter war ich bereits ein Dschinn gewesen, verdammt zu einer ewigen Existenz in dieser Form, als dieses Wesen, als das ich nun vor ihm stand. Ich musste tatsächlich kurz überlegen, aber ich wusste es eigentlich immer noch, denn ich zählte, jedes Jahr, in dem ich Wünsche erfüllen musste, ob nun gegen meinen Willen oder nicht. Es war immer gegen meinen Willen, machten wir uns einfach nichts vor. Eintausend... siebenhundert...und... zwanzig., kam ich also schließlich auf die Endzahl und schnaubte dann kurz amüsiert, während ich mit den Schultern zuckte. Ein paar Jahre älter also, kaum spürbar, aber zumindest vom Aussehen her nicht, von der Persönlichkeit hingegen... nun, ich wagte es zu bezweifeln, dass irgendjemand in meinem Alter noch so fröhlich und glücklich sein könnte wie Maik, aber ich war eben auch ein hoffnungsloser Pessimist.
Unglaublich, dass ich einmal jemanden mit einem solchen Alter begegne, du musst schon so viel erlebt haben. Ich ließ mich von der hohen Zahl nicht abschrecken, im Gegensatz zu Faqir mochte ich sehr jung sein, aber das bedeutete nur, dass Faqir unglaublich viel Wissen bereithalten konnte, etwas, was mich wieder faszinierte. Also staunte und lächelte ich nur, die Hände vor der Brust verschränkt.
Ja, eine Menge., sprach ich mit einem Unterton, der eindeutig andeutete, dass so gar nicht alles davon besonders positiv gewesen war, oder auch eigentlich fast nichts davon, das Leben war eben... das Leben, unfair, hart und voller neuer Tiefen. Aber so jemanden wie dich habe ich noch nie gesehen. Weder einen Pestdoktor, noch so... Ich suchte nach dem richtigen Wort, während ich die Stirn kraus zog. ...jemand der so viel lächelt halt. Es wollte mir einfach nicht einfallen, also sagte ich es einfach frei heraus, wie es war. Maik lächelte einfach unnatürlich viel. Zumindest für jemanden, der in meiner Nähe war, es war verwirrend.
Es wunderte mich wenig, dass Faqir nicht eben motiviert von seinem Leben sprach, man erlebte in dieser Welt oft mehr schlechtes als gutes, aber sich davon unterkriegen zu lassen war, zumindest in meinen Augen, auch keine Lösung. Immerhin... was blieb einem schon am Tiefpunkt anderes übrig? Nur vor sich hin zu vegetieren und zumindest ich wollte das nicht tun. Es gibt nicht mehr viele von uns, ich glaube es gab auch früher schon nie viele, die meisten von uns lebten eher zurück gezogen und jetzt... Ich zuckte lächelnd mit den Schultern, auch wenn mich dad Schicksal meiner Rasse natürlich eigentlich sehr traf. Der einzige andere Pestdoktor, den ich je kennengelernt hatte war mein Mentor gewesem und der lebte höchst wahrscheinlich nicht mehr. Ich vermisste ihn immer noch. Entschuldige, ich kann nichts dagegen tun, ich freue mich einfach so jemand neues kennen zu lernen und du bist auch noch besonders interessant und gut aussehend.
Um ehrlich zu sein hatte ich mich selber nie als Angehöriger der Rasse der Dschinns angesehen, früher hatte ich mich als Mensch gefühlt, aber inzwischen erschien das alles so irrelevant, aber selbst wenn Maik lächelte, war ihm das Schicksal der anderen wohl doch nicht egal. Ich nickte kurz, bevor ich sagte, Ich bin noch nie einem anderen Dschinn begegnet. Man braucht nicht immer ähnliche Wesen, um denselben Geist zu haben. Es war vielleicht etwas kryptisch ausgedrückt, aber ich fühlte mich in der Gegenwart von Tieren auch deutlich wohler als der von menschenähnlichen Wesen. Wir verstanden uns, auch ohne sprechen zu müssen. Allerdings verstand ich Maik so ganz und gar nicht, weder warum er sich entschuldigte, noch warum er mich als interessant befand. Ich zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen, bevor ich meine Stimme wieder erhob, Worin siehst du etwas besonders interessantes in mir? Ich glaube, das höre ich zum ersten Mal in... nun, tausend Jahren. Tatsächlich schnaubte ich belustigt, etwas was für meine Verhältnisse schon fast mit einem Lachen gleichzusetzen war, allerdings lachte ich nicht über Maik, ich lachte ihn keinesfalls aus, sondern über diese absurde Situation in der wir uns befanden.
Da hast du allerdings recht. Mein Mentor hatte mir damals gesagt, dass die meisten unserer Rasse zurückgezogen lebten, sie waren Einzelgänger, die Leute mussten zu ihnen kommen um sie um Hilfe zu bitten, eine verständliche Sache in dem Land in dem ich aufgewachsen war, aber ich wollte nicht so sein, nicht nur, weil ich aktiv den Leuten helfen wollte, sondern auch, weil es eben zu gefährlich geworden war als als praktizierender Heiler an einem Ort zu bleiben, allgemein, nicht nur mit meinem Gesicht. Ich legte schließlich den Kopf schief und tippte mir mit dem Zeigefinger gegen das Kinn, allerdings musste ich eigentlich nicht lange nachdenken. Hmm, eigentlich in der ganzen Art wie du sprichst und dich bewegst, wie du ganz anders mit mir als Fremden umgehst als zum Beispiel mit Karima. Und, natürlich auch die Tatsache, dass du der erste Dschinn bist dem ich begegne und selbstverständlich auch dein wirklich gutes Aussehen, das muss man mir nachsehen. Morbus kam nun mit kaun zu hörenden Flügelschlägen durch eins der Fenster hereingeglitten, in seinen großen Klauen brachte er brennbares Holz mit sich, wie ich sah, als er es in der nähe der Feuerschale abwarf und sich dann auf eine der Liegen setzte. Ist das für unser Feuer? Danke, mein Freund.
Zögerlich nickte ich, ich war mir nicht so sicher, ob ich nun einen Rat gegeben hatte oder nicht, wenn dann definitiv unabsichtlich, aber gut, dann hatte ich es wohl wieder geschafft wenigstens etwas sinnvolles beizutragen. Wie sehr ich Gespräche doch hasste, warum musste ich auch dafür so ungeeignet sein? Wenigstens das hatte mein Bruder gekonnt, ich hatte immer lieber meine Taten sprechen lassen. Ich... möchte gar nicht mit Fremden umgehen, wenn ich es verhindern kann. Fremde bedeuten meistens nichts als Gefahren für die Ruinen und... meistens haben sie viel zu viele Ideen für Wünsche., entgegnete ich etwas bitter, aber nicht direkt an Maik gerichtet, sondern eher an alle vergangenen Fremden, die ich bereits kennengelernt hatte, dass ich der erste Dschinn war, dem er begegnete, nahm ich einfach so hin, aber was mich wieder die Stirn runzeln ließ, war sein Kommentar zu meinem Aussehen. Mein Körper ist seit meiner Verfluchung immer gleich geblieben., sagte ich und schüttelte dann den Kopf, aber Morbus kehrte zu uns zurück, mit Feuerholz, offenbar war er seinem Meister oder Begleiter, wie auch immer, wirklich treu.
Das bemerkt man natürlich, aber gleichzeitig kann ich sehen wie viel dir die Bewohner dieser Ruinen bedeuten. Ich ging zu Morbus hinüber und strich ihm über die glänzenden federn, was dem großen Raben eindeutig zu gefallen schien. Dann hattest du das große Glück schon vorher über einen solchen Körper verfügt zu haben.
Ich machte ein sehr unglückliches Geräusch, zwischen Frustration und Aufgeschmissenheit, während ich seufzte und dann mit einem leidenden Ausdruck zu Maik sah. Die meisten Fremden bleiben zum Glück nicht lange genug da, um so etwas festzustellen., sagte ich ehrlich, auch wenn ich dadurch wohl indirekt zugab, mich um die Bewohner der Ruinen zu sorgen, als Wächter nun nicht besonders ungewöhnlich und es hatte nun auch keinen Zweck mehr es zu leugnen. Bei seinen zweiten Worten sah ich allerdings kurz nach rechts, aus dem Fenster, dorthin wo der Palast einst gestanden hatte, einen leicht melancholischen Blick im Gesicht. War es denn ein Glück?
Mach dir bitte keine Sorgen, ich werde nicht länger als diese Nacht bleiben. Wenn ich nich etwas zum Dank für deine Gastfreundschaft tun kann, sag es mir bitte. Ich nahm Morbus das Holz ab und schichtete es geduldig in der Feuerschale auf, ehe ich mein Feuereisen hervorzog und das Feuer entzündete.
Dir nichts wünschen., entgegnete ich beinahe sofort, ohne wirklich darüber nachdenken zu müssen, denn das war wirklich schon der größte Dank, den mir jemand bieten konnte, aber bisher hatte es kaum jemand getan, zumindest nicht absichtlich oder auf eine durchgängige Art und Weise. Ansonsten gibt es nichts, ich brauche nichts von dir, du hast Karima geholfen, das war mehr als viele andere getan hätten. Ich zuckte mit den Schultern und lehnte mich gegen die nächste Wand, während ich Maik dabei beobachtete, wie er das Feuer entzündete. Alleine lassen konnte ich ihn nicht, ansonsten könnte er den Ruinen am Ende schlagen, aber ich hatte auch keine Ahnung, was ich tun oder sagen konnte. ...reist du viel herum?
Colliding Worlds RPG
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11.07.2021 01:32
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