Es war erstaunlich, ich war mir nicht sicher warum, aber die Luft um ihn herum schien beinahe zu flimmern, als ob davon eine sehr starke Magie oder etwas ähnliches ausgehen würde, wie eine Art Schutzschild um ihn herum. Noch erstaunlicher war jedoch, wie die Wüste selber auf ihn reagierte, denn meist war sie sehr ungestüm und ungehalten, aber im Moment schien es hier beinahe vollkommen windstill. Ich musterte die Gestalt vor mir also genau, bevor ich noch einmal nachfragte, Nach Bösem? Böses konnte immerhin viele Formen annehmen, es war nur wichtig, was man als "böse" definierte. Wie ist dein Name? Ein Name zu der unbekannten Gestalt würde schon helfen dabei sie einzuordnen.

Dass mich der Wächter der Ruinen mich nicht kannte bzw. von mir gehört hatte, irritierte mich nicht weiter. Stattdessen antwortete ich brav auf seine Fragen: "Alles, was Menschen, Tieren und magischen Geschöpfen schadet, ist Böse. Mein Name ist Gurafia." Auch wenn ich wenig Gefühle zeigte und selber auch empfand, so fühlte ich mich doch, irgendwie, ein ganz kleines bisschen "geehrt" mit einem Wächter sprechen zu dürfen. Immerhin waren sie in einer Position, in der sie praktisch andauernd gegen das Böse kämpften.

Schaden war auch wieder ein sehr dehnbarer Begriff, aber ich würde es ihm durchgehen lassen, ihm, der sich als Gurafia mir vorstellte. Ich musterte ihn, während ich nachdenklich über die Sandwüste blickte, die sich ohne Holly beinahe so anfühlte, als hätte sie ihre Seele verloren. Wenn ein Wächter verschwand, so verspürten das alle Parteien, nicht nur die nun ungeschützten Bewohner der Wüste selbst, sondern auch Besucher, Wanderer, auch schon Beobachter konnten erkennen, dass etwas nicht stimmte. Dann bist du zum richtigen Ort gekommen., sprach ich schließlich, während ich meinen Blick über die Dünen wandern ließ, Denn diese Wüste hat ihren Beschützer verloren. Ich konnte mich nicht zerreißen, über die Wüste und über die Ruinen zu wachen wäre eine Aufgabe, die zu groß war, auch für einen Dschinn wie mich, das ganze Königreich Elsweyr würde in Folge nur noch einem Wächter unterstehen, selbst wenn mir Iris helfen würde, was ich jedoch natürlich bezweifelte, ich könnte mich nicht darauf verlassen hier auch zu wachen.

Schweigend und während die Reste meines magischen Mantels hin und her flatterten, blickte ich zu Faqir. Als dieser dann meinte, ich sei zum "richtigen" Ort gekommen, verstand ich zunächst nicht, was er meinte. Doch ich konnte mir einen größeren Reim auf seine Worte machen, als er hinzufügte, dass die Wüste ihren Wächter verloren habe. "Verloren?" Also droht das Böse sich hier nun auszubreiten?" Ich konnte nunmal nur am besten auf einfach und klare Ansagen reagieren bzw. sie überhaupt verstehen.

Mein Blick wanderte wieder zu Gurafia zurück, ich hatte schon viele unterschiedliche Gestalten gesehen, also machte es mir kaum etwas aus, aber trotzdem fragte ich mich, was hinter dieser Rüstung steckte, ob überhaupt irgendetwas hinter dieser Rüstung steckte, ich war inzwischen genug Wesen begegnet, die nur eine äußere Hülle hatten und keine innere, genauso aber auch Wesen, bei denen das Gegenteil der Fall war. Nicht, wenn ich es verhindern kann., meinte ich mit einem Schnauben, bevor ich hinzufügte, Holly, der Wächter der Wüste, ist verschwunden. Die Bewohner der Wüste haben ihn lange nicht mehr gesehen, das Treffen der Hüter und Wächter fand ohne ihn statt, und auch sonst hat ihn niemand mehr gesehen. Ein wenig Frust war in meiner Stimme zu hören, denn ich verstand nicht, wohin Holly verschwunden war, wenn er nicht gestorben war, denn wie konnte er seine Wüste einfach all diesen Gefahren überlassen und mir die Arbeit? Im Endeffekt war er wohl doch wie alle anderen gewesen, selbstsüchtig und ungeeignet.

Weiterhin stumm, wie so oft, hörte ich dem Wächter der Ruinen zu. Seine Worte bereiteten dann sogar mir ein wenig Sorge; denn wenn ein Wächter nicht zu einem Treffen erschien, dann musste wirklich etwas schlimmes vorgefallen sein bzw. der Wächter hatte seine Pflichten nicht ernst genommen. Soviel konnte ich verstehen oder zumindest auf mich selbst projezieren. "Also hat er einfach seine Pflich vernachlässigt...die ihm anvertrauten im Stich gelassen...." Meine Linien begannen für einen kurzen Moment in einem leichten Rotton zu schimmern, ehe sie wieder ihre weiße Farbe annahmen. "Soll ich also über diese Wüste wachen, bis ein Nachfolger gefunden wird?" Denn ich ging nicht davon aus bzw. dachte nicht soweit, dass ich nun so ein hohes Amt, wie das eines Wächters überantwortet bekommen würde.

Die Veränderung des Flimmerns um ihn herum war mir aufgefallen, aber da es sich bald wieder normalisierte, merkte ich dazu nichts an. Ich nickte lediglich, denn meiner Meinung nach war genau das, was der Fall war, vielleicht mochte es Gründe geben, die Wüste im Stich zu lassen, aber ich konnte sie weder sehen noch akzeptieren. Was allerdings mich zum nachdenken brachte, war dieser Vorschlag. Ich hatte noch nie davon gehört, dass jemand nur zeitweise die Pflichten eines Wächters übernahm, aber auch ich hatte nicht alle Generationen von Wächtern gekannt. Wir sollten sehen, ob dich auch die Wüste selbst akzeptiert., beschloss ich schließlich und setzte mich dann in Bewegung, Folge mir.

Faqir antwortete zwar nicht direkt, doch seine Worte, er wollte schauen, ob die Wüste selbst mich akzeptieren würde, waren zumindest eine Teilantwort. Also nickte ich nur leicht und folgte dann dem Wächter der Ruinen. Ein ganz, ganz leichtes Gefühl von Freude? oder ein Ehrempfinden kamen bei der Aussicht, das Amt eines Wächters zu bekleiden, zwar schon in mir auf, aber es war noch zu schwach, als dass es sich äußerlich in der Änderung meiner Streifen zeigte.

Gurafia war eine Gestalt, die schwer einzuschätzen war, aber so waren eben viele Wesen, eines ungewöhnlicher als das nächste und viele hätten vermutlich dasselbe über einen Dschinn gedacht. Wir urteilten immerhin, damit wir nicht vertrauten, damit wir nicht verletzt werden konnten. Ich urteilte zwar nicht über ihn, aber ich vertraute ihm dennoch nicht. Trotz meiner Einstellung war ich enttäuscht, besonders von jemandem wie Holly, der nun über dreihundert Jahre lang seiner Pflicht nachgekommen war, nur um seine Bewohner jetzt, wo sie ihn vermutlich am meisten brauchten, im Stich zu lassen. Die Wüste hat ihren eigenen Willen, so erzählt man es sich zumindest., sprach ich, ich hatte schon immer Geschichten und Volksglauben sehr gemocht, aber ich blieb plötzlich stehen und zog mein Katana, als ich etwas bemerkte, Dort vorne. Mein Blick fixierte eine Düne weiter vor uns, eine Karawane war gerade offensichtlich auf der Flucht, Kamele und ihre Reiter ritten panisch auf uns zu. In der Ferne konnte man auch bereits erkennen warum. Ein Nachtwandler. Sein Körper sah aus, als wäre er aus Schattenstoff, mit einer vagen humanoiden Form. Es war ungefähr so groß wie ein Haus, aber nicht höher als sechs Meter, glatt und haarlos. Nachtwandler waren sehr gefährliche Wesen, unnatürlich und bösartig und erfreute sich an der Korruption und dem Leiden anderer. Es war eine Kreatur aus Tod und Schatten und hatte enorme Macht über die und vor allem in der Dunkelheit. Alleine waren sie sogar für einen Wächter wie mich eine Herausforderung, aber wohl eine, der ich mich nun stellen musste.

So schnell, was in meinem Fall nicht viel war, folgte ich dem Wächter weiterhin schweigend und nickte erneut nur leicht, als er erklärte, die Wüste habe einen eigenen Willen. Ich konnte dass weder bestätigen, noch verneinen. Zwar war ich hier nicht zum ersten Mal, aber auch mir konnte es natürlich passieren, dass ich Dinge übersehen bzw. nicht mitbekommen hatte. Auch wenn ich versuchte, daran zu arbeiten, um Menschen, Tiere und andere Wesen so gut es ging, zu beschützen. Plötzlich stoppte Faqir und ich blickte in die Richtung, in die er deutete. Eine Karawane kam uns mit hohem Tempo entgegen, es sah nach einer Flucht aus.
Und tatsächlich: Sie wurden von einem Nachtwandler verfolgt. Es war nicht dass erste Mal, dass ich so eine Kreatur sah. Vor allem während meiner ersten Konfrontationen, hatte ich meine Probleme mit ihnen gehabt, da sie, ähnlich meiner Magie, aus Schatten und Dunkelheit bestanden. Allerdings hatte ich schließlich erkannt, dass ich sie dann bezwingen konnte, wenn ich nur genügend Willenskraft aufbot. Denn meine Magie WAR stärker, als ihre. Andernfalls, hätte der Dämonenkönig sie wohl sonst seinerzeit auch gar nicht eingesetzt.
Wieder mit meinen Gedanken in der Gegenwart, trat ich also vor Faqir und hob meine Hände an. Langsam, aber stetig, bildete sich eine tiefschwarze Kugel, die immer größer wurde und dabei auch an Saugkraft gewann. "Bitte halte Abstand, damit du nicht eingesaugt wirst." sagte ich an Faqir gewandt, während der Nachtwandler seine Aufmerksamkeit von der Karawane auf uns richtete.
Für seine Größe überraschend schnell, stürmte die Kreatur auf mich zu, doch die Strudelkugel war bereits groß genug, um ihn ins Wanken zu bringen. Noch ein bisschen mehr und ich würde in der Lage sein, ihn in die Finsternis zu ziehen. Natürlich brauchte dieser Prozess bei einem Schatten/Nachtwesen etwas länger, als bei anderen. Aber sobald sie einmal gefangen war, gab es kein Entkommen.

Bevor ich noch eingreifen konnte, erhob Gurafia wieder seine Stimme und bat mich zurückzubleiben. Ich bezweifelte zwar, dass auch nur irgendetwas auf dieser Welt mich einfach "einsaugen" konnte, aber ich blieb dennoch stehen, meinen Blick misstrauisch auf ihn gerichtet. Der Nachtwandler wurde allerdings tatsächlich von etwas erfasst, als er auf uns zugestürmt kam, meine Hände von immer fest an meinem Katana, doch dann bemerkte man, wie sehr der Nachtwandler zu straucheln und zu wanken begann. Ich sah etwas erstaunt zu Gurafia, bevor sich mein Blick wieder verschloss und ich diesen sofort wieder auf den Nachtwandler gleiten ließ, doch dieser schien sich wirklich mit aller Macht gehen Gurafia's Magie oder Fähigkeit wehren zu müssen, wurde aber dennoch langsam eingezogen.

Meine ganze Konzentration auf den Nachtwandler gerichtet, wuchs die Kugel stetig weiter und mit ihr ihre Sogkraft. Während die Kreatur immer näher herangezogen wurde, schien sie gleichzeitig zu verstehen, dass sie in Gefahr war und versuchte nun zu entkommen, doch auch dass half nichts. Als die Kugel schließlich groß genug war, riss es den Nachtwandler vom Boden und eine gute Menge an Wüstensand gleich mit. Beides flog dann auf die Kugel zu, doch bevor die feindselige Kreatur darin verstand, stieß sie mit ihren Armen nach mir, wohl in der Hoffnung, mich zu erledigen, bevor sie vollständig aufgesogen wurde. Aber meine Rüstung hielt diesem, noch dazu schlecht ausgeführten Angriff leicht stand und die Kralle prallte förmlich an mir ab, ehe der Nachtwandler dann mit einem unheilvollen Kreischen in der inzwischen sehr großen Kugel verschwand. Langsam hob ich meine Arme senkrecht an, sodass der Strudel über mit schwebte, konzentrierte mich erneut und schloss dann die Handflächen. Im selben Moment verschand der Strudel mit einem scharfen Zischen. Anschließend wandte ich mich wieder an Faqir. "Die Böse Kreatur wurde vernichtet. Die Karawane sollte nun unbehelligt weiterziehen können." Wie, als hätten sie mich gehört, tauchten dann hinter eine Düne die noch leicht verschreckten Personen und ihre Kamele auf.

Es war beeindruckend, das musste sogar jemand wie ich zugeben, ich war praktisch unzerstörbar, aber für mich war es deutlich mühsamer Nachtwandler zu erledigen und ich musste nachher meistens eine Regenerationsperiode anstimmen, aber ich steckte mein Katana weg, als die feindselige Kreatur vollkommen eingesaugt worden war. Ich wusste nicht, wie oft er seine Fähigkeit verwenden konnte oder wie anstrengend sie für ihn war, aber ich hatte auch nicht eben vor zu fragen. Währenddessen näherte sich nun allerdings uns wieder die Karawane, die verschiedenen Wesen hatten Gurafia beobachtet und ein Argonier betrachtete ihn mit seinen Echsenaugen und neigte seinen Kopf zur Begrüßung. "Wir stehen tief in Eurer Schuld.", sprach er, "Bitte, nennt uns Euren Namen." Ein kleines Menschenmädchen sah zwischen seinen Beinen hervor. "Ist das der Wächter der Wüste?", fragte sie leise flüsternd, und ich sah nachdenklich zu Gurafia. Er hatte den Nachtwandler problemlos besiegen können, etwas das sicherlich noch öfters passieren würde, er hatte sich sogar freiwillig gemeldet über die Wüste zu wachen, bis ein neuer Wächter gefunden werden würde. Aber könnte man einfach so einen neuen Wächter finden? Es war immerhin eine sehr große Aufgabe und diese zu erfüllen eine noch größere Verantwortung.

Zitat von Tarako im Beitrag #42

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Ich nickte leicht und stellte mich dann so neben sie das ich sie stützen konnte wenn wir los gingen. Sie sollte sich wohl wirklich noch ordentlich ausruhen. Man wusste schließlich nicht was noch auf uns zu kommen würde, da würde sie alle Kraft brauchen die sie kriegen konnte.

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Auf die Frage des Argoniers antwortete ich: "Meine Name ist Gurafia. Und euch zu beschützen, ist meine oberste Pflicht." Ich wollte immer klarstellen, dass sich niemand bei mir für meine Taten bedanken musste. Ein Werkzeug des Guten, dass war ich. Nicht mehr und nicht weniger. Auf die Frage des kleinen Menschmädchens sah ich statt einer Antwort zu Faqir. Niemals würde ich mir anmaßen, so eine Position innezuhaben, ohne von den anderen Wächtern darin bestätigt worden zu sein.