Auf Iris Abwinken nickte ich zwar, doch es fiel mir trotzdem ein wenig schwer, sie nicht als übergestellt anzusehen. Immerhin war die Aufgabe eines Wächters, egal wo, zumindest in meinen Augen, eine große Ehre und natürlich auch Verantwortung. Dass galt umso mehr für jene, die ihren Aufgaben schon lange nachgingen. Bei ihrer Erklärung, wohin sie wollte, nickte ich erneut und wollte dann ebenfalls losgehen, als Iris leicht schankte. Wenn ich diese Passiv Fähigkeit meiner Magie abstellen hätte können, hätte ich versucht, Iris zu stützen. Aber so....Auf ihre Worte, ich müsse mir keinen Grund zur Sorge machen, erwiderte ich: "Ich fürchte schon. Warte bitte einen Augenblick." Ich sammelte Dunkelheit um mich und verschwand dann. Dank meiner "Teleportation" war ich innerhalb weniger Sekunden bei einer der wenigen Oasen in dieser Gegend angelangt, wo praktischerweise auch ein kleiner Krug stand. Eigentlich waren diese an den Oasen nur dafür gedacht, dass sich Durchreisende lediglich an der Wasserquelle etwas mehr Wasser herausnehmen konnten. Aufgrund der besonderen Situation, erlaubte ich mir aber, den Krug mitzunehmen, wobei ich darauf achtete, ihn weg von meinem Körper zu halten, damit er nicht eingesaugt wurde und nachdem ich ihn gefüllt hatte, teleportierte ich mich zurück. "Bitte, ich hoffe, dass hilft ein bisschen." sagte ich und stellte den gefüllten Krug vor mir ab, ehe ich etwas zurücktrat, um auch ganz sicher zu gehen, dass er nicht eingesaugt werden würde.

Etwas überrascht beobachtete ich Gurafia dabei, wie er verschwand, und dann aber gleich wieder auftauchte, tatsächlich einen Krug voller Wasser in der Hand. Meine nun wieder vollkommen natürlich braunen Augen leuchteten auf und ich lächelte breit, definitiv dankbar. Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass er sich diese Mühe machte, wo ich doch sicherlich auf meiner Reise irgendwie an eine Oase gekommen wäre, aber so... Nun, ich konnte nicht abstreiten, dass ihn das definitiv sehr sympathisch machte. Ich danke dir, sehr., ehrte ich seine Mühen und nahm dann den Krug an mich, es fiel mir natürlich auf, wie er Abstand wahrte, ich setzte ihn an meine Lippen und durch meine Kontrolle über das Wasser ging kein einziger Tropfen daneben. Es war, als würde ich regelrecht wieder wachsen, Gurafia war trotzdem noch ein ganzes Stück größer als ich, aber meine Haare wirkten auch wieder voluminöser und frischer, alles an mir wirkte wie frisch und munter nach einem erholsamen Schlaf aufgewacht, meine Augen schienen regelrecht ein wenig zu glitzern. Hmmm, wie wunderbar. Ich streckte mich zufrieden und grinste dann leicht. Ich kann verstehen, warum sogar Faqir dich mochte. Mögen war vielleicht übertrieben für Faqir gesprochen, aber ich wollte ihn mit meiner Aussage vielleicht ein wenig verlegen machen, mal sehen.

Es war interessant zu beobachten, wie das Wasser Iris im wahrsten Sinne des Wortes "auffrischte" und sie regelrecht erstrahlen ließ. Ich nickte zufrieden leicht, als sie meinte, dass sei wunderbar gewesen. Auf solche Arten den durch die Wüsten Ziehenden zu helfen, war also immer noch, neben dem bekämpfen von bösen Kreaturen oder Personen, immer noch mein größter Beitrag, zum sicheren Durchkommen. Als Iris aber dann leicht grinsend meinte, sie könne verstehen, warum sogar Faqir mich mochte, veränderte sich die Farbe meiner Streifen, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, zu Lila, doch schon im nächsten Augenblick, nahmen sie wieder ihre weiße Farbe an. Auch wenn es nur ein kleines Lob war, für mich war dass schon wieder ein wenig zu viel gewesen. Deshalb nickte ich, nachdem mein Gemütszustand wieder normal war, nur knapp, mit den beigehängten Worten: "Ich fühle mich geehrt, wenn Ihr Wächter dass so seht."

Mit faszinierten Augen beobachtete ich, wie sich plötzlich die leuchtende Farbe um ihn herum etwas änderte, kurz wechselte sie von weiß zu lila und dann wieder zurück zu weiß, etwas das mich wirklich sehr neugierig machte. Ich wurde gleich neugierig, ich konnte einfach nicht anders. Oh, ich bin mir sicher, du wirst die anderen genauso problemlos überzeugen., antwortete ich ihm und meinte dann neugierig, Aber ich muss zugeben, das hatte ich nicht erwartet. Meine Haare und Augen können auch die Farbe ändern, das passt sehr gut zusammen. Ich lachte leise.

Ich nickte, in meinem Inneren durchaus erfreut, als Iris meinte, ich würde die anderen Wächter von meiner Position wohl auch überzeugen. Gleichwertig auf der Stufe mit den anderen Wächtern zu stehen....es war ein...Traum? Nein, eigentlich konnte ich so etwas nicht haben. Doch rasch lenkte ich meine Aufmerksamkeit auf die nächsten Worte der Wächterin des Meeres. Ich brauchte einen Moment, ehe ich verstand, was sie meinte. "Oh...meine Gemütszustände werden dadurch angezeigt." erklärte ich und fragte dann: "Wenn ich fragen darf: Hat die Veränderung deiner Augen bzw. Haarfarbe eine Bedeutung?"

Wirklich? Das ist gut, es ist nämlich gar nicht so einfach dich sonst zu lesen. Ich lachte leise, es war immerhin gar nicht so einfach bei ihm sonst seine Gefühle abzulesen, aber das mit den Farben würde ich mir merken, ich fragte mich, ob lila das bedeutete, was ich vermutete. Ich lächelte ihn dann gleich freundlich an und fügte zwinkernd hinzu, Lila steht dir jedenfalls sehr gut. Gurafia stellte mir auch gleich die Gegenfrage und ich wollte ihm die Antwort natürlich nicht verwehren. Aber natürlich, mein Lieber. Im Endeffekt spiegelt sie meine Magie wieder, je nachdem wie ich sie verwende. Manchmal ist meine Magie sehr emotional, dann denke ich handhabt es sich ähnlich wie bei dir, aber manchmal ist sie auch einfach nur das, Magie eben. Magie konnte meine Emotionen widerspiegeln, aber sie konnte auch nur ein einfaches Werkzeug sein, mehr nicht, so war es eben, aber mit vielen Dingen im Leben, nicht nur mit der Magie. Besitzt du selbst magischen Fähigkeiten?

Auf Iris positive Bemerkung, Lila würde mir sehr gut stehen, nickte ich lediglich. Langsam "gewöhnte" ich mich an die kleinen Komplimente, sodass sich meine Farbe nicht sofort wieder änderte. Die folgende Erklärung, bezüglich ihres Leuchtens, ergab Sinn und wie sie selbst sagte, ähnelte es durchaus meinem Fall. Bei der Frage, ob ich magische Fähigkeiten besitzte, nickte ich erneut. "Ja. Ich besitzte die Magie der "Verschlingenden Dunkelheit". Sie kann sowohl defensiv, als auch offensiv eingesetzt werden. Diese "schimmern", um meinen Körper herum, ist die defensive Kraft, die ständig aktiv ist. Offensiv eingesetzt, kann ich damit Angriffe und unter Umständen auch Personen/Kreaturen einsaugen." führte ich kurz die Fähigkeiten meiner Kraft aus. Demonstrieren würde ich sie aber, sofern es keine Notwendigkeit gab, nicht. Dafür war diese Magie, die immerhin vom ehemaligen Dämonenkönig selbst genutzt wurde, so gefährlich.

Das war nun allerdings mehr als nur interessant. Bedeutet das, dass du auch mir schaden könntest, wenn ich dir zu nahe kommen würde?, fragte ich Gurafia sehr interessiert und musterte ihn neugierig. Es hörte sich erstaunlich an, wie ein großes schwarzes Loch, das Magie verschlang, aber wohl auch noch mehr als das, Was geschieht denn mit den Wesen oder der Magie, die eingesaugt wird?

Ich schüttelte den Kopf. "Solange ich nicht selber einen Strudel erschaffe, sollte dir nichts passieren. Nur kleineren Gegenständen, die über keine oder nur sehr wenig magische Kraft verfügen, würden bei zu nahem Kontakt eingesaugt werden." Iris nächste Frage ließ mich kurz schweigen, ehe ich antwortete: "Ich gebe zu: Ganz genau, weiß ich es selbst nicht. Aber wenn ich schätzen würde...dann würden die Wesen oder die Magie einfach verschwinden. Sie sind weg, was auch mit dem Tod im Falle von Wesen gleichgesetzt werden kann." Obwohl ich inzwischen schon jahrhundertelang diese Magie anwandte, wusste selbst ich nicht, was genau passierte. Vermutlich hatte nur der Dämonenkönig vollständig gewusst, was diese Magie alles betraf. Aber für mich zählte nur, dass ich damit jegliche Feinde des "Guten" für immer, so erschien es mir zumindest, beseitigen konnte.

Dann habe ich ja nichts zu befürchten., meinte ich grinsend und nickte, alles an mir war eigentlich höchst magisch, besonders natürlich ich selbst und mein Dreizack, der an dem an ihm befestigten Wasserkristall kurz aufleuchtete und sicher auf meinem Rücke befestigt war. Ich trat ohne zu zögern gleich einen Schritt auf Gurafia zu, der bisher einen recht großen Abstand gewahrt hatte, zumindest einen recht großen Abstand für meine sonstigen Gesprächsverhältnisse. Hm, das hört sich sehr mächtig an., grübelte ich und nickte dann lächelnd, Aber ich bin sicher, du setzt diese Fähigkeit sehr gewissenhaft ein. Bist du mit ihr aufgewachsen? Wesen waren immerhin ganz unterschiedlich, ich hatte meine Fähigkeiten damals quasi zur Geburt erhalten.

Als Iris näher an mich herantrat, war ich noch ein wenig unsicher, ob wirklich, trotz ihrer Worte, nichts geschehen würde....aber tatsächlich: Keiner ihrer Gegenstände wurde von der leichten Saugkraft erfasst. Ihre nächste Frage ließ mich noch ein wenig länger, als die vorherige schweigen, ehe ich antwortete: "Nein, ich habe sie erhalten. Der ehemalige Dämonenkönig hat sie mir vermacht. Damals...dass muss jetzt ungefähr 600 Jahre her sein. Damals war ich ein jemand grauenvolles, der auch um die Gunst des Dämonenkönigs buhlte. Aber dank dem "Orden des Lichts", wurde mir meine wahre Bestimmung klar: Dass ich diese Magie dazu nutzen konnte, um das "Böse" zu vernichten und das "Gute" zu schützen." Meine kurz zuvor noch aufgetauchten "Zweifel", ob und wie ich die Ursprünge meiner Magie erklären sollte, verflogen, je näher ich mich meiner "Bestimmung" beim Sprechen näherte. Der Orden hatte gute Arbeit geleistet: Wenn ich über meinen jetzigen Zustand sprach, war es, als ob ich etwas nacherzählen würde, dass man mir eingetrichtert hatte.

Vollkommen neugierig musterte ich ihn, dass er schwieg störte mich nicht, es erhöhte nur meine Neugier, denn es musste wohl bedeuten, dass es ein wichtiges Thema für Gurafia war, über das er nicht einfach nur so plauderte. Meine Machtübernahme gegen meinen Vater wäre für mich vermutlich ein solches Thema gewesen. Erstaunlich., stellte ich schließlich fest und fragte dann weiter, Du warst ein Mensch damals, nehme ich an? Die Art wie er sprach, wenn er den Orden erwähnte und sein Ziel, war etwas das ich mir merkte und weshalb ich direkt danach ebenfalls noch fragte, Ich habe noch nie etwas von diesem Orden gehört. Würdest du mir mehr davon erzählen?

Erneut nickte ich. "Dass ist korrekt. Erst während meiner Zeit, beim "Orden des Lichts", verlor ich meine menschlichen Körper oder besser gesagt, den Großteil davon. Der Rest ist jetzt in dieser Rüstung." Auch zu Iris nächster Frage, dem Orden, erzählte ich bereitwillig mehr: "Ich habe, seit ich den Orden vor ungefähr 450 Jahren verließ, keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt. Außerdem muss ich gestehen, habe ich während meiner Zeit bei ihm, mich nicht wirklich über ihn als Organisation erkundigt oder bekam genauere Infos. Für mein "neues" Leben war nur wichtig, dass ich wissen sollte, dass der Orden seit seiner Gründung gegen Dämonen und andere "böse" Kreaturen, wenn diese sich auch so zeigten, kämpften. Sie waren mit die Treibende Kraft dahinter, dass gegen den Dämonenkönig eine große Allianz gebildet wurde. Ihre Mitglieder trugen damals meist weiße oder zumindest sehr helle Kleidung und spezialisierten sich auf heilige und versiegelnde Magie." Ich machte eine Pause, teils um nachzudenken, teils um zu überlegen, was noch wichtig sein könnte. "Einer meiner Brüder war auch ein Mitglied in diesem Orden und, so weit ich es mitbekommen habe, eine angesehene Person. Vor allem ihm habe ich es zu verdanken, dass man mich nicht vernichtete, sondern zum Licht führte und mir auch diese Rüstung hier gab."
Es war nur logisch, dass ich diese "Gehirnwäsche", nicht als negativ ansah und außerdem, tat ich ja tatsächlich etwas gutes.
"Damit enden meine Erinnerungen aber auch schon im wesentlichen, tut mir leid."

War es ein großer Verlust für dich?, fragte ich mit gerunzelter Stirn, ich hatte meine menschliche und meine Meerjungfrauenform, aber es käme mir nicht in den Sinn auch nur eine davon aufzugeben, geschweige denn beide, ich konnte es mir kaum vorstellen, wie man seine fleischliche Hülle größtenteils verlieren konnte. Aber dann eben, Menschen waren eben sehr anpassungsfähige Wesen. Ich hörte ihm genau zu, was er über den Orden des Lichts sagte, bevor ich ihn gleich verständnisvoll anlächelte. Du musst dich dafür bei mir doch nicht entschuldigen, ich fühle mich schon geehrt, dass du mir überhaupt davon erzählst., sagte ich und doch verließ mich nicht dieses leicht ungute Gefühl, während er über diesen Orden sprach, weshalb ich schließlich fragte, Würdest du sagen, der Orden steht für Gerechtigkeit oder für Absolutismus ein?

Ich schüttelte leicht den Kopf. "Schon als ich gefangen wurde, war mein ursprünglicher Körper stark geschädigt. Daher war der Übergang in diese Rüstung, kein wirkliches Problem. Oder zumindest erinnere ich mich nicht an negative Begleiterscheinungen." Sicherlich hatte inzwischen auch die Zeit dafür gesorgt, dass ich mich in meiner Rüstung so "zuhause" fühlte, wie es früher in meinem menschlichen Körper gewesen war. Iris nächste Frage ließ mich erneut schweigen. Früher hätte ich diese Frage wohl sofort mit Gerechtigkeit beantwortet....aber inzwischen, auch ich war nicht zu 100% vor Einflüssen von außen gefeit, fiel mir das antworten etwas schwieriger. "Der Orden des Lichts strebt nach Gerechtigkeit mit absoluten Mitteln. Dass die Anführer damals überhaupt bereit waren, mir eine zweite Chance zu geben, kann ich meinem Bruder nicht hoch genug anrechnen." meinte ich daher.