Ich hab doch gar nichts gesagt., versuchte ich abzuwehren, aber es gelang mir nicht einmal wirklich, dafür klang mein Tonfall viel zu... weich, eine Tatsache, die mich selber ein wenig erschreckte, aber ich konnte es nicht verhindern, auch nicht, dass ich noch einmal zu Maik linste und mein Blick bei ihm hängenblieb, genauer gesagt am wunderschönen Ausdruck in seinen fuchsiafarbenen Augen.

Ich spürte etwas in meiner Brust aufsteigen, etwas, das ich weder verhindern konnte noch wollte, etwas, das ich wirklich schon sehr, sehr lange nicht mehr gefühlt hatte, zumindest nicht in diesem Ausmaß, wie ich es gerade tat. Es stieg immer höher und höher und schließlich hörte man ein leises, warmes Geräusch, das beinahe vom Rauschen des Meeres übertönt wurde. Ich lachte, zum ersten Mal seit sehr, sehr langer Zeit, lachte ich. Das Gefühl, das ich gerade spürte, langsam erkannte ich es auch, es war Glückseligkeit.

Ein wenig unbeholfen wusste ich gar nicht so recht, wie ich reagieren sollte, als ich es doch etwas abrupt abbrach und dann verlegen auf meine eigenen Hände in meinem Schoß starrte, mein Gesicht fühlte sich noch so warm an und mein Herz pochte schnell in meiner Brust. Ich räusperte mich und sah dann beinahe etwas unsicher zu Maik, aber als ich sein Gesicht sah verflog dieser Ausdruck und wurde eher mit einem des absoluten Staunens ersetzt. Ich schluckte, bevor ich kurz ganz leicht in mich hineinlächelte und meinen Blick dann wieder Richtung Meer wandte.

Ich wusste nicht, was ich auf seine Worte sagen sollte, aber ich hatte sie gehört, klar und vollkommen verständlich, etwas mehr, als mir lieb war vielleicht. Ich sah also einfach zum Meer hinaus, wünschte mir aber in meinem Inneren, dass dieser Moment hier nie wieder aufhörte. Ich zog schließlich meine Füße an und legte meine Arme darauf ab, mein Gesichtsausdruck nicht mehr angespannt wie sonst, sondern weich und warm, wie man einem besonders schönen Bad. Ich wusste nicht warum, aber ich fühlte mich gerade... glücklich. Doch wie jeder Moment musste auch dieser Moment enden, ein schwarzer Shaheen-Falke stieß über uns einen leisen Schrei aus und ich richtete mich sofort im Schneidersitz auf, um ihm meinen Arm hinzuhalten, damit er darauf landen konnte. Ich hatte eine kleine Schriftrolle um den Fuß gebunden. Von Kassandra, das war der Vögel, den ich immer zu ihr schickte.

Ich nahm die Schriftrolle zur Hand und öffnete sie, der riesige rote Kussmund war kaum zu übersehen ganz unten, zweifellos hatte Kassandra ihn dort mit ihrem Lippenstift hingeküsst, etwas, das mich beinahe ein wenig verlegen machte vor Maik, zu dem ich in dem Moment auch aufsah und seinen Blick bemerkte. Kassandra., meinte ich mit einem etwas trockenen Tonfall, aber man bemerkte doch, dass eine deutliche Wärme in meiner Stimme lag und ich es gar nicht so genervt meinte wie ich tat. Ich schrieb eine Nachricht zurück und sandte den Shaheen-Falke wieder schnell auf seinen Weg, nachdem ich ihm zart über das Federkleid gestreichelt hatte. Ich sah wieder zum Meer hinaus. Ich werde sie bald besuchen.

Kassandra fügte eigentlich fast allen ihren Briefen eine persönliche Note hinzu, wenn man so wollte, aber das konnte Maik wohl kaum wissen, außerdem machte es mich ja trotzdem verlegen, es war immerhin nicht so, als ob es irgendetwas zu bedeuten hätte. Das zwischen mir und Kassandra war vollkommen platonisch, das war definitiv klar, egal wie gerne sie flirtete oder Späße machte. Ich nickte leicht abwesend, wir saßen nun schon lange hier, langsam sollten wir wohl auch wieder zurück, Maik sollte noch schlafen, bevor er sicher weiterreisen würde, er wohnte immerhin nicht an einem festen Ort wie ich, aber gerade wollte ich noch die letzten Momente genießen und die Salzluft des Meeres einatmen.

Genau das hier war mein Ziel gewesen, Maik etwas Entspannung zu schenken, es war auch gut, dass es tatsächlich funktioniert hatte, aber unbemerkt hatte ich mir selber damit ebenfalls etwas Entspannung geschenkt. Nachdem Treffen der Hüter und Wächter war dies auch dringend notwendig gewesen, ich hatte mich regelrecht kraftlos gefühlt, als ich dieses verlassen hatte, es war einfach immer so anstrengend mit all diesen verschiedenen Wesen, die meisten davon auch noch idealistisch oder aufdringlich, jedenfalls meiner Ansicht nach. Mein Blick wanderte langsam wieder zu Maik, der auf mich wirklich vollkommen ruhig wirkte. Plan definitiv erfolgreich, einer der wenigen.