Am liebsten wollte ich schlafen, doch ich wusste ich sollte am Besten zumindest die Schüssel leer essen, um meinem Körper mehr Energie zu schenken. Ein weiteres Problem, neben meiner Erschöpfung, war nun allerdings, dass meine Hände so stark zitterten, dass ich unmöglich die Schüssel selbst halten konnte, ohne, dass sie wieder rutschte. Ich brauchte also Hilfe dabei und die konnte mir nur Faqir selbst geben, denn er war das einzige lebende Wesen bei mir. Ich frage nicht gerne, aber... könntest du mir noch etwas mehr helfen? Ich glaube ich kann die Schüssel nicht mehr halten.

Faqir half mir noch mehr als erhofft, denn er nahm den Löffel auch noch zur Hand und fütterte mich. Das löste auch dieses Problem und ich nahm den Bissen gerne an. Auch ich sah Faqir nicht direkt an, nicht etwa, weil ich nicht wollte, sondern eher, weil es so wirkte als wäre es den Dschinn sehr unangenehm mir hier zu helfen. Ich war ihm umso dankbarer, dass er es trotzdem tat.

Was? Ich blinzelte verwirrt einige Male und versuchte zu verarbeiten was Faqir gesagt hatte. Schließlich wurde mir klar, dass meine Verwirrung nicht nur davon kam, dass ich im Moment etwas langsam war, sondern auch daher, dass seine Worte einfach nicht viel Sinn machten. Wieso sollte es deine Schuld sein? Von allen Beteiligten bist es doch du, den am wenigsten Schuld trifft. Ich war es immerhin gewesen der unaufmerksam gewesen war, die Frauen waren es die mich angegriffen hatten und... nun das Kopfgeld das auf mich ausgesetzt war war die Schuld von jemand ganz anderem. Faqir war erst später dazu gekommen und er hatte nichts getan als mir zu helfen.

Es war meine Entscheidung zu kommen und als ich Hilfe brauchte hast du sie mir geschenkt. Dafür bin ich dir zu tiefstem Dank verpflichtet. Mein Tonfall war nun wieder sanft und verständnisvoll, so wie er es meistens war, nur eine Spur müder und angestrengter als sonst, was meinem körperlichen Zustand zu verschulden war. Die Umstände sind nicht ideal, aber ich bin hier und wenn wir ehrlich sind hätte ich mir anders doch sowieso keine lange Ruhepause gegönnt. Letzteres sagte ich doch eine Spur verschmitzt, auch um das ganze vielleicht etwas aufzulockern.

Dann trifft dich auch keine Schuld. Ich sah nun regelrecht stur drein, ehe ich allerdings doch etwas verlegen den Blick abwenden musste, denn Faqir hatte schon recht mit seinen Worten. Ich ruhte so gut wie nie, jedenfalls nicht länger als ich es dringend benötigte, etwa um zu schlafen oder zu essen. Es war ein hektisches Leben das ich führte, aber immerhin war es selbst bestimmt. Ich gebe zu, vielleicht hat mich diese Verletzung in einem durchaus... passenden Moment ereilt. So passend wie eine lebensbedrohliche Wunde je sein konnte. Es war allerdings eher wahrscheinlich, dass meine Erschöpfung von dem Tod des jungen Mädchens mit dazu beigetragen hatte, dass ich die nahende Gefahr nicht rechtzeitig bemerkt hatte.

Ich bin ein Heiler, die Gesundheit anderer geht vor. Es war ein schwacher Versuch mich noch zu verteidigen, aber trotzdem entsprach es der Wahrheit, das war eben das Leben eines Heilers, oft konnten wir unseren eigenen, guten Ratschlägen eben einfach nicht folgen. Ich sah wieder zu Faqir, als dieser erneut sprach und sah, dass er mir wieder einen Löffel voller Essen anbot, den ich schließlich auch annahm, immer mit der Erinnerung an mich selbst, dass es nötig war, auch wenn ich keinen Hunger hatte.

Still aß ich die letzten beiden Bissen und kuschelte mich dann vorsichtig wieder zurück in mein Lager, mein Kopf fühlte sich viel zu schwer an um ihn noch weiter zu halten, mit meinen Augenlidern war es das selbe Problem. Dennoch fiel mein Blick auf Faqirs Rücken, als er ihn mir zuwandte. Ich sah ihn zum ersten Mal richtig und bemerkte natürlich sofort die vielen Narben, die sich darüber zogen. Mein Blick war zu verschwommen um genau zu analysieren woher sie wohl stammten, das Licht war auch nicht gut genug, aber wenn ich raten sollte würde ich auf Peitschenhiebe als Grund für die meisten setzen. Dass Faqir diese Narben selbst in seiner Form als Dschinn noch trug sprach wohl dafür wie tief die Wunden nicht nur in sein Fleisch geschnitten hatten, als sie ihm zugefügt worden waren. Tut mir leid. Ich wusste selbst nicht recht ob ich mein Beileid für die Narben aussprach, oder meine Worte noch auf die Konversation davor bezog, mein von Fieber aufgeheiztes Gehirn ließ keinen so klaren Gedanken mehr zu, ich befürchtete, dass es wieder gestiegen war.

Dass... Ich blinzelte ein paar Mal verwirrt, mit großen, glasigen Augen und sah dann betreten zur Seite. Ich weiß es nicht. Meine Augen schlossen sich erleichtert, als der kühle Lappen zurück auf meine Stirn kehrte und blieben dann auch geschlossen, denn ich bekam sie einfach nicht mehr auf. Mich übermannte wieder die Müdigkeit und riss mich zurück in einen fiebrigen Schlaf.