ich habe das Glück mich nicht daran erinnern zu können. Vergessen konnte manchmal sowohl ein Segen, als auch ein Fluch sein. In diesem Falle war ich mir nicht sicher was genau davon zutraf. Ich nickte schließlich erleichtert und machte mich mit schwerfälligen Bewegungen daran die oberen Schichten meiner Kleidung auszuziehen, um meinen Oberkörper richtig freizulegen. Ich musste diese nachher ohnehin ordentlich waschen und flicken, immerhin war meine Kleidung so dunkel, dass man Flecken darauf kaum sah, denn Blut war nur schwer aus Stoff zu bekommen. Ich mochte es nicht gerne lange vor anderen ohne dichte Kleidung zu sein, aber zum einen hatte Faqir mich schon mit deutlich weniger gesehen und zum anderen ging es eben nicht anders. Als Heiler durfte man in diesen Belangen und diesen Situationen eben nicht zimperlich sein. Ich musterte den Dolche einen Moment und nickte dann zustimmend. Das wird es. Ich hatte zwar selbst Messer, feinere und sehr scharfe, aber in diesem Falle war eine etwas breitere Klinge die bessere Wahl, es würde schneller gehen und so rascher vorbei sein. ich richtete mir mein Buch her, indem ich es auf meinen schoss legte, und platzierte eine Hand darauf, nachdem ich dem Dschinn meinen Rücken zugewandt hatte. Auch hier waren Narben zu sehen, die meisten davon waren bereits verblasst, sie überzogen meine Haut wie ein Netz aus silbrigen und weißen Linien, manche breiter, manche schmäler, sie mehrten sich je weiter es hinunter ging, doch da schnitt ein Teil meiner Kleidung die Sicht ab, denn es brauchte ja nur meine Schulter wirklich frei. Wann immer du bereit bist.

Ich gab keinen Laut von mir, als Faqir den Schnitt setzte und biss nur einen Moment die Zähne zusammen. Ich war auf diesen Schmerz vorbereitet gewesen, das machte ihn leichter zu ertragen, ich hatte immerhin gelernt mit so etwas umzugehen. Nicht schreien, nichts sagen, keinen Ton von dir geben, dann ging es schneller vorbei. Manchmal. Ich atmete einmal ein und wieder aus. Gut, wenn du die Pfeilspitze siehst, zieh sie heraus. Ich wartete noch einen Moment, dann begann ich leise zu murmeln, einige Worte in der uralten Sprache der Magie, und meine Hand auf dem Buch begann zu leuchten. Blut lief mir über den Rücken, ich spürte seine Wärme auf meiner erhitzten Haut. Es lief alles so wie es sollte, bald würde es vorbei sein.

Es fiel mir schwer nichts von mir zu geben, außer einem scharfen, schmerzerfüllten Einatmen, als Faqir die Pfeilspitze aus meinem Fleisch zog, einem Fleisch, das durch die sich entwickelnde Entzündung bereits mehr als nur empfindlich geworden war. Ich biss hart die Zähne aufeinander, bis mein Kiefer schmerzte, aber ich blieb still. Blut lief nun in einem breiten Strom über meinen Rücken, aber ich hob bereits meine freie Hand und hielt sie so gut als möglich über die Stelle. Meine Magie begann zu fließen und ich schloss nach und nach das wütende Fleisch, welches durch den Pfeil geteilt worden war. Es dauerte und war anstrengend, aber schließlich versiegte der Blutstrom nach und nach und endlich schloss sich auch die Haut über der Stelle wieder. Zurück blieb nur eintrocknendes Blut und Narbengewebe, welches die Stelle bezeichnete, an der die Wunde gelegen hatte, es passte sich gut dem Rest meines Körpers an. Mein Atem ging schwer und ich war erschöpft, doch ein erleichtertes Seufzen entkam mir nun, als ich es endlich geschafft hatte. Ich sank nach vorne und stützte mich mit den Unterarmen auf meinem Zauberbuch ab, während ich versuchte gegen eine aufkommende Ohnmacht anzukämpfen.

Ich atmete einige Male betont tief ein und aus und schaffte es so mich in der Realität zu halten. ich hatte wieder einiges an Blut verloren, aber natürlich lange nicht so viel wie bei der Verletzung selbst und langsam verschwanden auch die letzten Erinnerungen an die Schmerzen, zurück blieben nur verkrampfte Muskeln und eine knochentiefe Müdigkeit. Ich blinzelte ein paar mal, ehe ich wieder zu Faqir sah und bemerkte was er tat. Mit einem müden, aber dankbaren Lächeln wusch ich meine Hände in der angebotenen Schale und fuhr mir dann mit einer sauberen Hand über das Gesicht, das kühle Nass auf meiner immer noch aufgeheizten Haut tat gut. Danke. Für alles.

Ich trank durstig einige Schlucke und lehnte mich dann zurück, mein Körper war deutlich erschöpft, ihn selbst aufrecht zu erhalten war sehr anstrengend. Sobald ich wieder auf den beinen war musste ich mich dringend waschen, aber das hatte Zeit. Du hast für mich gesorgt, obwohl du nicht musstest, du hast also schon eine ganze Menge getan, dafür danke ich dir.

Ich zuckte leicht mit den Schultern und lächelte müde, ehe ich nun mit etwas klarerem Blick Faqirs vernarbten Rücken musterte. Ich sah nicht viel mehr als ich es im Fieber getan hatte, auch wenn meine Gedanken dazu nun etwas klarer waren. Die Streifen einer Peitsche waren klar zu erkennen, ich fragte mich was wohl passiert sein mochte und ob meine Theorie, dass diese Schläge nicht nur in sein Fleisch, sondern auch soweit in seinen Geist eingedrungen waren, dass er sie selbst wenn er jede Form annehmen konnte die er wollte, doch nicht loswerden konnte, wohl stimmte. Fragen würde ich aber nicht, nicht jetzt, ohne Zweifel war das zu privat. Ich hob also nur schweigend die Hand und tätschelte Nergals warme Nüstern, die sich mir entgegen streckten.

Ich sah etwas überrascht von Nergal weg zu Faqir, als dieser wieder sprach, doch lächelte dann erfreut, als er sein Angebot noch einmal widerholte. Das würde mir sehr gefallen, es gibt hier sicher viel zu sehen. Auch wenn mich bereits jetzt ein schlechtes Gewissen stach, ich wusste, ich musste mich ausruhen um wieder genug Kräfte zu sammeln um wirklich von Nutzen sein zu können, aber ich wusste nicht wie viel Zeit mittlerweile vergangen war und zwar gab es noch viele andere Heiler, aber gerade in Elsweyr waren sie spärlich gesäht und wer wusste schon wer nicht meine Hilfe brauchte während ich hier war? Eine meiner Hände glitt einen Moment zu meiner Brust, als ich an das Mädchen dachte, dass ich zuletzt verloren hatte, ihre Seele war sicher bei mir und doch stimmte mich ihr Tod natürlich traurig.

Einen Moment weiteten sich meine Augen in einem Anflug von Furcht, als Faqir seine Drohung aussprach, mir gefiel der Gedanke daran dazu gezwungen zu werden an einem Ort zu sein ganz und gar nicht, noch weniger die Vorstellung festgebunden zu werden, doch dann wischte ich diesen Ausdruck auch schon weg und ersetzte ihn durch ein gutmütiges Lächeln, das meine Augen nicht recht erreichen wollte, und abwehrend erhobene Hände. In Ordnung, aber ich möchte doch meinen, dass man mir zutrauen kann mich um meine Ruhezeiten selbst zu kümmern. Ich konnte es mir nicht verkneifen eine Hand wieder zu Nergal zurück zu strecken, die dieser sanft mit seinen Nüstern begrüßte, nur um sicher zu gehen, dass er noch da war, mein Ticket aus jeder noch so unguten Situation bisher.