Maik wusste es selber nicht, was mich allerdings wenig verwunderte, so wie er schon wieder aussah, wenigstens schlossen sich seine Augen wieder. Ich blieb also hier, ohne mich irgendwie anders zu beschäftigen, ich hatte jahrelang in einer Wunderlampe eingesperrt verbracht, was waren da ein paar Momente mehr der Nichtstuns schon? Ich wechselte hier und da wieder den Lappen, mehr konnte ich kaum tun, außer zu warten. Früher war man viel eher gestorben, zu meinen Zeiten sozusagen, Maik konnte froh sein, diese nicht erleben zu müssen.

Nergal hatte ich kurz zugenickt, bevor ich ihm einfach sein Essen gegönnt hatte, das er auch gleich verspeist hatte, bevor er sich einfach ebenfalls neben Maik gesellt hatte. Es dauerte eine Weile, bis Maik plötzlich wieder die Augen aufschlug und ins nichts starrte, bevor er irgendein Wort sagte, dass ich kaum verstand, so leise sprach er es aus, aber wenn ich richtig lag, hatte er so etwas wie "Meister" gesagt. Ich hatte keine Ahnung, aber ich vermutete einmal, dass es sich um einen Fiebertraum handelte oder er halluzinierte, beides nicht unbedingt die besten Zeichen, weshalb ich einfach stumm aufstand und erneut den nassen Lappen auf seiner Stirn wechselte. Jeder andere wäre dazu vermutlich besser geeignet gewesen als ich, es blieb wohl erstmal nur abzuwarten.

Großartig, jetzt schreit er. Es war nicht so, dass ich mich nicht fragte, was ich machen konnte, aber das erste, was mir eingefallen wäre, wäre ihn wachzurütteln. Allerdings war ich mir relativ sicher, dass ich das auch nicht machen würde, denn ich hatte mir immerhin geschworen ihn nur in absoluten Notfällen anzufassen. Galt das denn überhaupt als Notfall? Es war immerhin ein Traum, ein Fiebertraum vielleicht, aber ein Traum. Ich wünschte mich gleich wieder in meine Wunderlampe zurück, mich selbst zu verstehen war schon anstrengend genug, andere... davon wollte ich lieber gar nicht erst anfangen. Ich machte einfach einen Schritt zurück und stand eine Weile unentschlossen herum, bevor ich schließlich das nächste tat, was mir sonst noch einfiel, ich schnippte direkt vor Maik's Gesicht und das so laut ich konnte.

Immerhin sah Maik nun mich an, mit großen Augen wie ein Kaninchen vor einer Kobra, nicht gerade ein Blick mit dem ich selten angesehen wurde, aber selten von Maik. Wenigstens schrie er nicht mehr, dafür wirkte er noch immer wie ein krankes, in die Ecke gedrängtes Tier, nur dass ich mit Tieren deutlich besser umzugehen wusste als mit Menschen oder anderen menschenähnlichen Wesen. Tiere waren auch einfach deutlich leichter zu verstehen. Du träumst, Maik., erhob ich also einfach, doch deutlich lauter als sonst, meine Stimme, vielleicht konnte ich ihn so herausreißen, mehr fiel mir einfach auch gar nicht ein, Du bist im Vault of Shadows, beim Wächter der Ruinen.

Wenigstens sank Maik wieder zurück in den Schlaf, das oder ihn aufzuwecken wäre mir sowieso am liebsten gewesen, aber wenn er noch etwas schlafen konnte war das vermutlich auch besser für seinen Körper. Ich legte wieder einen kühlenden Lappen auf seine Stirn, der natürlich heruntergefallen war, einen ganz frischen und nahm mir vor, es jetzt noch öfters zu tauschen, er schien es nämlich eindeutig zu brauchen, damit sein Fieber nicht noch anstieg. Ein Bad wäre das einzige, was mir sonst noch einfallen würde, aber ich wollte ihn ungerne anfassen, noch weniger gerne ausziehen, auch wenn ich ihn schon nackt gesehen hatte, und mit Kleidung zu baden konnte nur seinen Tod bedeuten, wenn ihm dann zu kühl wurde. Ich ließ mich einfach direkt neben ihm nieder und ihn nicht mehr außer Augen.

Zeit in diesem Bereich war lange kein Faktor mehr für mich, ob ein paar Stunden mehr oder weniger, solange ich nicht als Wächter gebraucht wurde, es war nicht viel Zeit für mich, die da verging, und jede Stunde an der Freiheit schien sowieso rasend schnell zu vergehen im Gegensatz zu den Jahrzehnten in meiner Wunderlampe. Maik schlug seine Augen allerdings zum Glück wieder auf, dieses Mal auch weniger unfokussiert und verklärt, während er sich umsah, ich war gerade dabei gewesen den Lappen auf seiner Stirn auszutauschen. Du hattest einen Fiebertraum., stellte ich sehr sachlich fest, ich war mir unsicher inwiefern er sich noch daran erinnern würde, Aber ich denke dein Fieber ist wieder etwas gesunken.

Du hattest dich aufgesetzt und geschrien., antwortete ich ihm vollkommen ehrlich und sachlich, ich ließ es lieber weg, dass ich nicht wirklich gewusst hatte, wie ich ihn aufwecken sollte, denn das war einfach etwas, das ich für mich behalten wollte, davon musste er schließlich nichts wissen, wenn er sich schon nicht daran erinnerte. Ich hatte einfach irgendetwas gemacht und vielleicht hatte es geholfen, vielleicht nicht, aber zumindest hatte er dann nicht mehr geschrien. Ich nickte allerdings, als Maik davon sprach den Rest des Pfeiles zu entfernen. Was muss ich tun?

Ich schätze für dich war es unangenehmer., sprach ich schließlich, als sich Maik entschuldigte, wieder etwas, das mich vollkommen verwirrte, aber jetzt war gerade nicht die Zeit sich zurückzuziehen, denn ich würde ihm helfen, das hatte ich bereits längst beschlossen. Es würde nicht angenehm werden, aber ich hatte so etwas ähnliches bereits bei mir selbst zu meinen sterblichen Zeiten noch getan und es auch nie vergessen. Ich würde es also auch bei Maik schaffen. Ich habe schon in Kriegen gekämpft, ich habe schon damit gerechnet., versicherte ich ihm also und kniete mich nieder, bevor ich einen kleinen Dolch hervorzauberte und Maik hinhielt, Wenn ich diesen abbrenne, würde es damit gehen? Ich kam direkt zur Sache, er sollte mir sagen, ob er nicht etwas anderes schneidfähiges selbst dabei hatte. Ich würde den Dolch über dem Feuer selbstverständlich desinfizieren, aber Maik war der Heiler, ich würde auf ihn hören.