Ich ließ als allererstes ein unwilliges Knurren von mir hören, als Baz sich auch nur das kleinste Bisschen bewegte, nachdem er aufgewacht war, und was sich als genug herausstellte um mich aus meinem tiefen Schlaf zu ziehen. Begrüßt wurde ich von schweren Kopfschmerzen, viel zu hellem Licht und einem weichen, warmen Körper, auf dem ich lag. Alles soweit ganz normal, bis mir zwei Sachen einfielen: Ich hatte mich doch eigentlich von Baz fern gehalten, und, warum waren wir beide Nackt? Ich öffnete die Augen und presste sie dann sofort wieder zu, ehe ich instinktiv das Gesicht an Baz' Brust vergrub um das Licht auszuschließen. Was ist passiert?

Das musste ein Traum gewesen sein, zumindest kam ich zu dem Schluss, es wäre einfach zu schräg, das alles in einer Nacht zu erleben, allerdings vergaß ich auch schon wieder alles, was ich gerade wohl geträumt haben musste, als mich Seth ansprach, seine Stimme noch gedämpft davon, dass er sein Gesicht... in meiner nackten Brust vergrub. In meiner Brust, auf der sich mehrere Bisspuren und Kratzspuren befanden, als hätte ich mich mit einer Wildkatze angelegt und das nackt. Ich musste noch träumen, definitiv. Was auch immer Traum-Seth, lass mir diesen Moment, bevor ich aufwachen muss., murmelte ich also, nun fest davon überzeugt, dass es ein Traum war, und versuchte die Augen wieder zu schließen, um weiterzuschlafen, mein Kopf brummte ordentlich und mein Kopf fühlte sich an, wie in irgendetwas sehr weiches, aber dichtes gepackt.

Nenn mich nicht Traum-Seth. Ich wollte es zwar so gar nicht, aber ich hob doch schließlich langsam meinen schmerzenden Kopf, um mich doch umzusehen, trotz des viel zu hellen Lichts, das eigentlich gar nicht so grell sein konnte, denn so gut ausgeleuchtet war meine Kajüte nicht, wenn ich mich nicht extra bemühte. Schließlich sah ich wieder klar und bemerkte, dass ich tatsächlich auf einem nackten Baz lag, auch meine Kleidung fehlte, sein Körper war bedeckt von Liebesmalen und aus den Schmerzen die durch meinen zogen konnte ich erahnen, dass ich nicht viel besser aussah. Auf Baz' Wange prankte allerdings ein roter Abdruck, der da gestern noch nicht gewesen war. Eine Soulmark. Meine Soulmark. Ich starrte Baz völlig ungläubig an und sagte kein Wort mehr.

Traum-Seth agierte leider sehr wie Realitäts-Seth und er protestierte gegen seinen Namen, dabei wollte ich einfach noch die letzten Momente meiner Fantasie genießen. Was für eine absolut wilde Fantasie, sogar für meine Verhältnisse. Ssssh, du weckst mich noch auf. Gönn mir diesen Traum., murmelte ich stur und versuchte das Gesicht von Seth mit einer Hand wegzudrücken, zumindest bis ich bemerkte, wie er mich gerade anstarrte und dann verwirrt meine Hand zurück- und meine Augenbrauen zusammenzog. Habe ich etwas im Gesicht?

Das kann man wohl sagen. Ich war völlig fassungslos und versuchte mich zu erinnern was Gestern alles passiert war, wir hatten betrunken gestritten, das wusste ich jetzt wieder und dann... dann hatte ich Baz eine Ohrfeige gegeben. Ich hob die Hand um instinktiv nach der Soulmark an seiner Wange zu greifen und zuckte zurück, als ich etwas an meinem Finger bemerkte. Einen Ring. Einen Ehering.

So schlimm?, fragte ich und kniff meine Augen zusammen, es war einfach zu hell hier, zu hell und zu anstrengend... für einen Traum vor allen Dingen. Ich musste dringend aufhören mich in diese ewigen Trinkspiele unserer Crew verwickeln zu lassen. Obwohl, eigentlich nicht, ich war immerhin noch jung, wenn auch nicht so jung. Netter Ring., kommentierte ich und runzelte dann die Stirn, Warte... was? Meine Augen weiteten sich, als mir langsam auch klar wurde, das hier war kein extrem seltsamer Traum, das hier war Realität.

Ich rutschte erschrocken zurück, als mir ein Bild vor Augen schoss, Baz in einem ihm wunderbar stehendem Anzug mit viel weiß, der mich anlächelte und mir seine ewige Liebe schwor. Mit einem Rumpsen fiel ich vom Bett, was meinem Kopfweh und all den anderen Schmerzen nicht eben gut tat, weshalb ich doch ein leises, schmerzerfülltes Geräusch von mir gab.

Seth!, versuchte ich ihn noch zu warnen, aber da fiel er schon aus dem Bett und aus meinen Armen, woraufhin ich sofort besorgt aus dem Bett rutschte und mich neben ihn auf den Boden kniete, als ich sein Schmerzgeräusch gehört hatte. Ich musterte ihn besorgt. Ist alles in Ordnung? Mein Blick wanderte über sein Gesicht, seinen Hals, seine Schulter, zu seiner Brust... seiner Brust. Dort wo ein roter Handabdruck prangte, den ich nun doch etwas sehr ungläubig musterte, als ob er jede Sekunde gleich verschwinden könnte. Bei allen sieben Meeren..., murmelte ich, während ich ganz vorsichtig meine Hand ausstreckte, um diese auf den Handabdruck dort zu legen. Sie passte perfekt. Natürlich tat sie das. Ich hatte die Soulmark immerhin dort hinterlassen.

Ich hielt mir den Kuss und sah Baz' Blick auf seine Soulmark auf meiner Brust erst viel zu spät. mein erster Instinkt war es etwas darüber zu ziehen, aber da war nichts in greifbarer nähe, zudem lag die Hand meines Seelenverwandten dann auch schon über dem Abdruck und ich atmete scharf ein, als sich ein wohliges Kribbeln durch meinen Körper zog. Dann fiel mir aber wieder etwas ein, denn auf Baz' Gesicht prangte ja auch ein roter Abdruck, meine Soulmark. Wir waren wirklich Seelenverwandte, ich hatte mir das nicht eingebildet. Ohne eine Antwort auf die vorher gestellte Frage zu geben, hob ich selbst eine Hand und legte sie über den tiefroten Abdruck an der Wange meines ersten Maats.

Vergessen war die Nacktheit und der Rest von Seth's, wenn auch sehr, sehr ansehnlichen Körpers, dessen Anblick ich so schnell nicht wieder vergessen konnte, dessen Mächtigkeit allerdings auch nicht, ich spürte deutlich, wie mitgenommen mein eigener war, doch im nächsten Moment legte sich auch schon seine Hand an meine Wange und ich kuschelte mich vertrauensvoll, wie ein kleines Tierchen, sofort in die angenehme Berührung, die vollkommene, liebende Wärme durch meinen gesamten Körper zu fließen lassen schien. Es war so angenehm, es fühlte sich so richtig an, dass ich beinahe etwas ungläubig die Augen aufriss.

Scheiße. Meine Hand passte perfekt auf den Abdruck und es fühlte sich auch verdammt richtig an sie dort zu haben. Das war der letzte Beweis, den ich noch gebraucht hatte, das hier war Wirklichkeit. Wir waren Seelenverwandte. Und wie es schien waren wir nun auch weit mehr als das. Sag mir bitte nicht du hast mir ernsthaft einen Antrag gemacht. Irgendeine Erinnerung war da nämlich, aber nichts genaueres, zudem hatte ich sicher nicht den ersten Schritt in so eine Richtung gemacht.

Egal wie viel ich trank, eine Sache vergaß ich niemals, meine eigenen Lieder. Sofort begann ich leise mein Lied zu summen, an das mich Seth gerade erinnert hatte, mit dem ich ihm den Antrag gemacht hatte, "Ach Käpt’n! Mein Käpt’n!". Mein Grinsen wurde immer breiter und breiter, während mir langsam bewusst wurde, dass ich mich wieder einmal selbst übertroffen hatte und das nicht nur bei der Musik. Sag mir nicht, du hast "ja" gesagt?, entgegnete ich also frech und lachte dann nur. Ich vergaß meine eigenen Lieder nie, zumindest nicht die, an die es sich zu erinnern lohnte, und das war definitiv eines von denen, an die man sich erinnern sollte, allerdings war ich mir recht sicher, auch erkannt zu haben, dass Seth sofort sich ebenfalls an das Lied erinnert hatte, alleine durch mein Summen, denn wie hätte er das auch vergessen können? Oh, bald würden sie es über alle sieben Meere singen.

Nun war die Erinnerung weitaus klarer, Baz, wie er vor mir kniete und ein neues Lied zu Ende brachte, in dem er um meine Hand anhielt. Und dann, wie ich auch auf die Knie geknallt war um ja zu sagen. Ich lief dunkelrot an und nahm meine Hand von Baz' Wange, um mein Gesicht in ihr zu verbergen. Scheiße... Verdammt... Wir sind verheiratet, oder?

Seth war das ganze sicherlich peinlich, aber ich spürte von solcher Verlegenheit keine Spur, ganz im Gegenteil, ich fühlte mich wieder sehr dazu angehalten alles auf den Arm zu nehmen. Ich sollte mich vielleicht angesichts der Tatsache, dass ich wohl tatsächlich geheiratet hatte letzte Nacht und das nicht nur im Traum, keine Scherze reißen, aber ich konnte einfach nicht anders. Puuh, wir sind Eheleute, mein allerliebster Kapitän. Ich bin vielleicht dein erster Maat, aber jetzt auch deine erste Frau., witzelte ich also fröhlich und lachte dann, bevor ich mit meiner freien Hand grinsend versuchte seine Hand aus dem Gesicht zu ziehen, um ihn auf die Wange küssen zu können. Du bist so süß mit roten Wangen, liebster Ehemann.

Halt die Klappe, warum bist du nur so ein Idiot? Ich versuchte Baz' Gesicht wegzuschieben, als es meinem für einen Wangenkuss näher kam, doch daran, dass ich nicht wirklich Kraft anwandte konnte man wohl leider bemerken, dass ich diesem Kontakt so gar nicht abgeneigt war. Und so wen hab ich geheiratet, fantastisch.